Sonntag, 8. Februar 2015

08.02.2015 Carretera Austral, die erste und die letzte?



Wir fahren im Nieselregen nach Puerto Montt. Im Nieselregen gehen wir in die Mall, im Nieselregen packen wir die Sachen in das Auto. In der Mall haben wir uns mit Geld versorgt und nun fahren wir in Richtung Fähre in La Arena. Tanken vorher ja oder nein, da setzt sich Irmi durch, auf der Strecke dahin gibt es sicher noch Tankstellen, ihre Überzeugung, meine nicht.  Wir erreichen den Fähranleger, aber keine Tankstelle weit und breit. Also zurück nach Puerto Montt, sind ja nur 40 km, also hin und zurück 80km auf kurvenreicher Straße bergauf und bergab. In der Zwischenzeit regnet es in Strömen, dann scheint wieder kurzzeitig die Sonne.  An der Fähre  bekommen wir tatsächlich fast sofort ein Schiff und sind 45min später auf der anderen Seite. Dort beginnt die Carretera Austral richtig, neu gebaute Teerstücke wechseln sich ab mit Schotterpiste übelster Art und das bei zum Teil sintflutartigen Regen


Wir fahren bis Hornopirén, dort geht die nächste Fähre und die fährt nur  zweimal am Tag und fährt sechs Stunden, wir hoffen, morgen früh das erste Schiff zu bekommen.



Am Anleger ist niemand vom Fährpersonal, aber der Barkeeper hat übelste Informationen: Da im Norden die Straße von Osorno nach Argentinien gesperrt ist, läuft viel Verkehr über die Austral. Deswegen seien die Schiffe für etliche Tage im Voraus ausgebucht. Wir beschließen, vor dem Anleger stehen zu bleiben und morgen früh um 6:30 vor dem Büro zu sein, es öffnet um 8:00. Starke Schauer fallen auf uns herab, aber man sieht auch manchmal die Sterne.



07.02.2015 Mercedes Kaufmann in Temico, ein Albtraum


Über eine Stunde sitzen wir bei Mercedes Kaufmann in Temuco herum, bis wir an die Reihe kommen, ich will einen Ölfilter kaufen. Man muss Nummern ziehen. Immerhin gibt es ein brauchbares Internet für die Kunden. Als erstes fragt der Verkäufer nach der RUT, die wir als Deutsche natürlich nicht haben, aber ohne RUT existiert der Mensch in Chile anscheinend nicht. Er schleppt mich in die Buchhaltung, wo ein überfordertes Mädel versucht, in SAP einen Kundenstammsatz anzulegen mit der Personalausweisnummer als RUT. Das geht natürlich schief und sie greift zum Telefon, ich zu meinem Personalausweis und wir gehen. Der nächste Ölwechsel erfolgt dann halt ohne Filterwechsel. Irmis Hinweis, in Iquique hätte alles auch ohne RUT funktioniert, wird geflissentlich überhört, man ist rettungslos überfordert. Gott sei Dank hatten wir dort einen kompetenten Menschen und nicht solche, na, das lasse ich lieber weg!


Noch mehr Wald ist neben der Straße und wir sehen in den Bergen die ersten kahlgeschlagenen Flächen, ähnlich Kanada, aber auch Aufforstungen. Nur noch Wald und große Weideflächen prägen eine Landschaft, wie sie irgendwo in Europa auch vorkommt, nur die Vulkane mit ihren weißen Gipfeln, die haben wir nicht.



In Osorno verlassen wir wieder die Panamericana und fahren in Richtung Lago Llanquiuhe bzw. zum Vulkan Osorno. Die Landschaft gleicht einem Park, kleine Gruppen alter Bäume stehen auf gepflegten Weiden mit friedlich grasenden Kühen. Das Gras ist braun wie bei uns nach einem heißen Sommer, aber es ist hier jetzt auch Spätsommer, entsprechend unserem August.
Nur die Häuser der Bauern, die meist die besten Tage lange hinter sich haben, passen nicht so recht in das Bild.



Am Südufer des Sees bleiben wir auf einem Campingplatz stehen und genießen das Bier in der Abendsonne mit Blick auf den See. Darin wird fleißig gebadet trotz des Hinweises, nicht zu baden wegen des Bades, also der Toilettenabwässer, die in einem Rohr in den See geführt werden.

06.02.2015 Ziemlich ereignislos weiter nach Süden


Weiter geht es auf der Panamericana in Richtung Süden. Vierspurig, gut ausgebaut, aber keine Autobahn in unserem Sinne, denn auch Mähdrescher, Traktoren und Radfahrer bewegen sich auf ihr, ganz zu schweigen von den vielen Fußgängern, die sie auch in nahezu selbstmörderischer Absicht überqueren, auch mit Fahrrad. So sehen wir das jedenfalls, für die Menschen scheint es Alltag zu sein.

Die Autobahngebühren für LKW werden plötzlich nicht mehr pro Achse berechnet, sondern pauschal und damit richtig teuer für uns. Also probiere ich einmal wieder mit meinem Spruch „ no camión comerciale, coche caravan, casa rodante“. Die Kleine im Kassenhäuschen schaut ein wenig ungläubig und ich wiederhole das Ganze. Dann drückt sie den Tarif für PKW,  7€ gespart für die nächsten 50km. Und der Zettel hilft dann an den anderen Zahlstellen.

Die Landschaft ändert sich weiter, der Wein wird weniger und die Obstplantagen mehr, der Wald wird dichter und die ersten Holztransporter tauchen auf.  Riesige Getreidefelder, unterbrochen von kleinen Wäldern, bestimmen dann das Landschaftbild.

Kurz vor Temuco verlassen wir die Autobahn und fahren wenige Kilometer in Richtung Anden auf der Suche nach einem Campingplatz, den Irmi im Führer entdeckt hat.

Wir finden ihn auch, es ist mehr ein Freizeitpark, wir sind die einzigen, die hier campen. Ein Ehepaar in unserem Alter betreibt den Park und das Restaurant und ist sehr bemüht, sich mit uns in gutem englisch zu verständigen. Wir essen dort eine einheimische Spezialität, einen überbackenen Maisbrei mit Hühnchen, Hackfleisch, Eiern, Oliven etc., also eine Art chilenischer Labskaus. Dazu Tomaten und danach Melonen. Der Weißwein, ein Sauvignon Blanc, ist hervorragend ebenso wie das einheimische Bier namens Kuntzmann, gebraut in Valdivia.


Unser Standort -38.6902962, -72.3966141, 191m hoch

Freitag, 6. Februar 2015

05.02.2015 Ein neuer Radbremszylinder und weiter nach Süden


Kurz nach Zehn steht das Auto in der Halle, die eigentlich für LKWs zu klein ist und die Arbeit geht los, Rad runter, Bremstrommel ab. Der Ausbau des Radbremszylinders macht Probleme, man sieht deutlich, sie machen es zum ersten Mal. Hätte ich das gewusst, na ja. Um das Ganze abzukürzen, statt der geschätzten eineinhalb Stunden werden  fast drei mit zwei Mann.  Die Kosten halten sich trotzdem in Grenzen und um 14:00 sind wir wieder „on the road“. Die Verabschiedung wie üblich hier mit vielen Umarmungen und angedeuteten Wangenküssen.

Santiago lassen wir buchstäblich links liegen und rollen auf einer vierspurigen, mautpflichtigen Autobahn Richtung Süden. Auf der herrscht Verkehr wie auf einer deutschen Autobahn, nur wird nicht so schnell gefahren.

Ab  San Felipe sind wieder Weinfelder links und rechts der Straße, seit Santiago kommen auch noch riesige Obstplantagen hinzu. Hin und wieder stehen riesige Hallen, in denen das Obst gesammelt und verpackt wird und Weinfabriken mit einer Tankkapazität eines mittelern Chemiebetriebes, Qualitätswein kann hier nicht nur erzeugt werden.

Die Landschaft wird immer grüner, auf dem wenigen nicht bewirtschafteten Flächen wachsen Gras und Bäume und die Flüsse, die wir queren, führen Wasser.

Am Rio Claro, er führt seinen Namen zu recht, ist ein Campingplatz, dort bleiben wir stehen. Wir stehen unter Kiefern im Schatten, es weht kein Wind, es fliegt kein Staub durch die Luft, welch ein Genuss. Wir haben die Wüste hinter uns. Ein Bad im Fluss wäscht den Schweiß des Tages ab und erfrischt, das Wasser ist angenehm kühl.



04.02.2015 Aconcagua, Kondore und wieder in Chile



Die Fahrt in die Anden hinauf ist eine Fahrt in besseres Wetter, unsere Chancen, den Aconcagua, mit 6962m den höchsten Berg des amerikanischen Kontinents zu sehen, steigen mit jedem Kilometer. Die Straße ist wieder mal keine Passstraße, sondern man fährt einfach auf über 3000m hoch, ohne es richtig zu merken.



Und dann sehen wir ihn, mächtig, er hat einen weißglänzenden Gletscher unter dem Gipfel und das alles bei tiefblauen, wolkenfreien Himmel. Auf dem Fußmarsch zum Aussichtspunkt sehen wir sie, zwei Kondore. Sie sitzen am Hang gegenüber und erheben sich dann in die Luft, leider fliegen sie von uns weg. Aber wir sind zufrieden, wir haben fliegende Kondore gesehen. Die Grenze ist in einem Tunnel, die gemeinsame Grenzstation auf chilenischem Gebiet, ca. 5km in Chile.   

Dort hat Irmi großen Stress, weil die chilenischen Zöllner mit dem Carnet de Passage völlig überfordert sind und es über eine Stunde dauert, bis das Formular korrekt abgestempelt ist. Dann geht es hinab nach Chile über 30 Kehren, ich habe sie nicht gezählt, sie sind nummeriert. Ein weiteres Stilfser Joch in den Anden und wieder mit den großen LKWs.



In San Felipe finden wir die Werkstatt von Eduardo, Pairoa hat mich schon auf der Straße entdeckt. Erst hat Eduardo morgen keine Zeit, frühestens Freitag, dann aber, nachdem wir uns für die angebotene Hilfe bedankt haben, aber deutlich gemacht haben, dass wir so viele Tage nicht  verlieren können, das Schiff in Montevideo sei fix, geht es plötzlich doch. Morgen um 10:00 ist Eduardos Ansage, da war Pairo nicht unbeteiligt. Pairoa und seine Frau Carmen bestehen darauf, dass wir vor ihrem Haus übernachten und gemeinsam zu Abend essen, es war ein sehr schöner, sehr aufschlussreicher Abend.


Unser Standort -32.7429314, -70.7159576, 653m hoch

Unser bisheriger Weg durch Argentinien