28.03.2013
Gleich hinter
der Ausfahrt aus dem Platz eine Polizeikontrolle der Bundespolizei. Natürlich
will man in das Auto und man lässt sich auch von Kollegen fotografieren dabei!
Ansonsten sind sie sehr freundlich und korrekt, verabschieden uns mit
Handschlag und schenken uns noch etliche Memory-Spiele für die Enkel.
An der Einfahrt
zum Hafen dann ist Zollkontrolle, wir sind völlig überrascht, warum gibt es
einen Zoll innerhalb Mexikos? Eine kleine, freundliche, aber überkorrekte
Zöllnerin kontrolliert die Papiere, will die Fahrgestellnummer des LKWs sehen
und entdeckt dann das Moped. Ohne Papiere? Geht nicht! Das sah der Zöllner in
Tecate noch ganz anders. Also ab zum Zoll (bajercito), die notwendigen Einfuhrpapiere
ausstellen lassen und 3800 Pesos (230 €) Kaution hinterlegen. Die ganze
Prozedur dauert fast eine Stunde, alles wird umständlich kopiert, in den
Computer eingegeben, dann wird wieder was mit der Hand ausgefüllt, ein völlig
aufgeblähtes und intransparentes Verfahren. Zum Schluss kann das freundliche
Mädchen (gutes Englisch!) die Fahrgestellnummer des Mopeds nicht in den
Computer eingeben, er akzeptiert nur US-Format. Nach längeren Telefonaten darf
sie handschriftlich die Nummer eintragen und wir bekommen die Papiere. Während
das Auto 10 Jahre in Mexiko bleiben darf, muss das Motorrad bis zum 09.09.13
Mexiko verlassen. An der Grenze sollen wir auch die hinterlegten Gelder
zurückbekommen.
Zurück zur
Kontrolle will natürlich die kleine (wirklich, maximal 1,5m groß, aber mit
dicker Pistole) Zöllnerin auch noch die Fahrgestellnummer des Mopeds sehen. Da
ich selber keine Ahnung habe, wo die ist, lasse ich sie suchen. Letztendlich
klettert sie auf den Heckträger, ich habe ihr freundlicherweise die Leiter
angelegt und verkündet stolz, sie habe sie gefunden. Das genügt, richtig
vergleichen muss man dann nicht mehr! Endlich sind wir durch und reihen uns ein
in die Warteschlange der LKWs. Bevor ich auf die Fähre fahre, muss Irmi
aussteigen, durch eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen gehen und zu Fuß
an Bord laufen. Ich fahre ohne jegliche Kontrolle (rückwärts, wie alle, auch
die langen Sattelzüge!) auf die Fähre, bekomme meinen Platz zugewiesen und gehe,
völlig verschwitzt, weil ich den LKW in eine enge Lücke hineinzwängen musste, nach
oben.
Die haben einen
Knall, die LKWs samt Fahrer kommen völlig unkontrolliert an Bord, bei
Passagieren macht man ein Buhei, wozu das Ganze?
Die Überfahrt
ist so langweilig wie alle Fährpassagen. Wir vertreiben uns die Zeit mit der
Beobachtung des ausschließlich mexikanischen Publikums sowohl an Deck als auch
im Restaurant, wo man in langen Schlangen ansteht, das im Fährpreis
inbegriffene Essen zu fassen. Wir tun das irgendwann auch, keine kulinarisches
Erlebnis, aber es gibt keine Alternativen außer nichts Essen. Wir überbrücken
die Wartezeit mit einem Bier an der Bar
und beobachten die verschiedenen Arten, wie Mexikaner Bier trinken.
Einer nimmt eine geviertelte Limette, die hier überall herum stehen, streut
kräftig Salz darauf und träufelt das Ganze auf die Trinköffnung der Bierdose.
Und runter damit. Ein anderer ersetzt das Salz durch scharfen Saft ähnlich
Tabasco. Ein Dritter beißt vor jedem Schluck Bier in eine Limette. Aber es gibt
auch solche, die das Bier ganz normal trinken so wie wir, jeder so wie er mag.
Nach dem Essen
beginnt in der Bar ein buntes Treiben, mexikanische Musik aus der Konserve,
eine die Barfrau singt dazu, der Text läuft auf Bildschirmen und das Publikum
tanzt und singt mit. Man darf halt keine Gelegenheit zum Feiern auslassen.
Alkohol wird reichlich konsumiert, auf manche Tische passt keine Dose mehr.
Gegen 21:00
erreichen wir Topolobampo und ich begebe mich in die Schlange der wartenden
Fahrer. Man darf da nicht einfach zum Auto, nein, es wird mal wieder die
Fahrkarte kontrolliert, zum gefühlten fünfundzwanzigsten Male. Irmi darf
natürlich wieder nicht mit, sie muss zu Fuß von Bord und steht fast eine Stunde
in der Schlange, da immer nur geordnet ca. 40 Personen vom Schiff gehen dürfen.
Im Laderaum
stehen die Autos bzw. Sattelanhänger ohne Zugmaschine (sie werden von
Spezialschleppern bewegt) dicht an dicht, um an mein Auto zu kommen, muss ich
unter den Anhängern durchkriechen, daran vorbeigehen geht nicht. Und es stinkt,
die Dieselaggregate der Kühlfahrzeuge sind natürlich während der ganzen
Überfahrt gelaufen und haben die Abgase in den Laderaum geblasen, der nur
hinten offen ist, sonst unbelüftet.
Wir fahren in
Richtung Los Mochis, dort soll es einen Campingplatz geben, es ist nun schon
nach 23:00. Nach wenigen Kilometern flotter Fahrt Polizei am Straßenrand, ich
sehe einige Taschenlampen, denke mir aber nichts dabei und fahre vorbei.
Dann wieder das
Gleiche, kurz danach habe ich Blau und Rot samt Sirene und Stiergebrüll (wirklich!!)
hinter mir, die Polizei. Zwei schwer bewaffnete Polizisten (mit
Maschinenpistole) beschuldigen mich, ich sei zu schnell gefahren. Ich soll am
Montag auf die Wache kommen und eine Strafe bezahlen. Nach intensiven
Verhandlungen, Irmi übertrifft sich selbst einerseits, versteht dann an den
entscheidenden Stellen angeblich wieder nichts, was die Sache allmählich
entspannt. Die Strafe handelt sie von 900 auf 500 Pesos herunter, also €35, und
wir einigen uns, sie sofort und ohne Quittung zu bezahlen. Das Ostergeschenk an
deren Familien ist gesichert! Ansonsten waren sie freundlich, einer zeigt mir
seine Maschinenpistole, eine Beretta und meinte, sie käme aus Deutschland. Ich
habe ihn aufgeklärt, Beretta sei eine italienische Firma (steht auch auf dem
Teufelswerkzeug) und bin von ihm ehrfürchtig angeschaut worden.
Wir finden den
Campingplatz nicht, aber wahrscheinlich wäre der ohnehin geschlossen gewesen,
also übernachten wir auf einem LKW-Parkplatz an einer Tankstelle am Highway.
Selbst die die ganze Nacht laufenden Motoren der Trucks stören unseren Schlaf
nicht.
29.03.2013
Wir haben
erstaunlich gut geschlafen und stehen erst um 8:00 auf, starten in Richtung El
Fuerte. Viele fahren ab hier per Eisenbahn über die Sierra in den Copper Canon.
Wir entscheiden uns dagegen, denn zweimal 8 Stunden Zug fahren samt
Übernachtung im Hotel Creel lockt uns nicht. Dafür müssen wir auf den Blick in
den Copper Canyon verzichten, der größer als der Grand Canyon ist.
In San Blas
fahren wir an den Bahnhof, völlig überdimensioniert, und beschauen die
Eisenbahntechnik. Ein Sicherheitsmitarbeiter der Bahn, Victor, (Aufdruck auf
der Sicherheitsweste) spricht uns an, ob wir Hilfe brauchten. Wir lehnen dankend
ab, dennoch begleitet er uns. Wir schauen uns ein wenig um, um dann weiter nach
El Fuerte zu fahren.
In El Fuerte
stellen wir das Auto mitten in der Stadt ab und laufen durch die Altstadt im
Kolonialstil, der Kern stammt aus dem 16. Jh. Es ist Markt und wir staunen über
das zum Teil einfältige Angebot, viele Händler bieten billigen Plastiktand an,
den eigentlich keiner braucht. Und doch scheinen sie damit Geschäft zu machen.
In der Kirche sind, ganz in der Tradition von Karfreitag, alle Figuren und Bilder
mit lila Tüchern verhängt. Allerdings ist der Brauch, am Karfreitag kein
Fleisch zu essen, hier nicht verbreitet, vielmehr sind überall Grillstände
aufgebaut, man grillt vor allen ganze Hühner. Überall spielt Musik und die
Menschen feiern.
Hoch zum Museum
ist es mir zu mühselig zu Fuß, das Thermometer hat in der Zwischenzeit die 35
Grad überschritten, also fahren wir.
Man hat von
dort einen wunderbaren Blick über die Stadt und das grüne Tal, denn hier fließt
der Rio Fuerte, sozusagen der Colorado von Mexiko, er hat den Copper Canyon
erschaffen.
Gegenüber dem
Museum ist ein interessanter Innenhof, den wir erkunden. Es stellt sich heraus,
er gehört zu einem wunderbaren Hotel, das in der alten Zitadelle entstanden
ist. Wir beschließen, an der Bar eine Pina Colada zu nehmen. Wir genießen die Zeit und schauen der
mexikanischen Mittelschicht zu, die hier ihre Ostertage verbringt. Der
Besitzer, ein ungemein gut aussehender Mexikaner von 55 Jahren, wie er erzählt,
plauscht mit uns.
Das Motel mit
Campingmöglichkeit ist leicht zu finden, schon von Weiten ist ein riesiger RV
zu sehen. Jim Morgan, der Besitzer des RV, ist Amerikaner, sehr gebildet und mit
eigenen Überzeugungen. Er will nächstes Jahr Europa mit dem Zug bereisen. Insbesondere
die dortigen Museen sind ein angenehmes und umfangreiches Thema, aber auch die
politische Lage wird am Abend mit ihm diskutiert.