Dienstag, 3. Juli 2012

Weiter nach Cheyenne, der Hauptstadt Wyomings


01.07.12

Der Morgen ist klar, die meisten Camper brechen früh auf.  Ich drehe um 6:30 eine Runde über den Platz und genieße die Ruhe und die Kühle. Unsere Nachbarn, Eltern, Schwiegereltern mit drei kleinen Kindern frühstücken, wie schon beschrieben im Stehen. Nur die Kinder sitzen. Dann kommt ein Deutscher mit einem Mietmobil, ihm hat es zwei Dachluken zertrümmert, er musste sie mit Plastikbeuteln notdürftig abdichten. Ich bin auf sein Dach geklettert und habe sie  ihm mit Panzerband geflickt. Dazu musste er jedoch neben mein Auto fahren, damit ich von meinem Dach auf seines klettern konnte.
Dann fahren wir erst in Richtung Westen auf langen, schnurgeraden Sandstraßen von teilweise erbärmlicher Qualität und biegen dann nach Süden ab, Richtung Bridgeport, Nebraska. Ab Nebraska wir die Landschaft langweilig und die Bevölkerung ärmlicher. Wir passieren viele aufgegebene, dem Verfall preisgegeben Farmen oder Ranches. Unendliche Weite macht sich breit, Farm- oder Ranchland, soweit das Auge reicht. Auch bei McDoof in Chadron ist der niedere Lebens- und Bildungsstandard zu sehen an den verdreckten Tischen, die die Menschen nach dem Essen verlassen, an der Kleidung und an den vielen Schrottautos, die immer noch in Betrieb sind.
Ca. 30km vor Bridgeport verdunkelt sich der Himmel und wir überlegen, riskieren wir es, ohne Hagelschutz oder halten wir an und ich klettere auf das Dach und montiere bei glühender Hitze und Sturm den Schutz über den Dachhauben. Ich habe mich für letzteres entschieden und 10min nachdem wir wieder fuhren, brach der Gewittersturm los, Hagel aber war nur wenig dabei. Aber sicher ist sicher, solange wir uns in der Prärie befinden, bleibt jetzt  der Schutz drauf! Hinter Bridgeport, am Chimney Rock, einem National Monument am alten Oregon Trail, bleiben wir an einer Trading Post stehen, man verlangt $13 für den Platz, da kann man nicht meckern. Und irgendwo her weht auch noch ein Internet zu uns, was will man mehr, die Sonne scheint auch wieder. Nur mehrere lange Kohlezüge mit 120 Waggon ziehen jede Nacht vorbei, erzählt uns der Nachbar, der, typisch amerikanisch, in seinem Riesenbus (Jeep dahinter) lebt und das ganze Jahr durch den Kontinent zieht.

02.07.12

Wir fahren weiter in Richtung Westen und staunen, in welch dichter Folge die Kohlezüge unterwegs sind, bzw. die  Leerzüge zum Abbauort. In Cheyenne machen wir an einem Outlet halt und geben Geld aus für Klamotten, einzeln alles sehr preiswert, die Jeans für $25 plus Tax, aber es läppert sich. Die Verkäuferin, die uns das Geld abnimmt, ist in Ansbach geboren und aufgewachsen, so reden wir Deutsch und bei ihr kommt sehr schnell der fränkische Dialekt durch, so ein R können nur gebürtige Franken sprechen! Sie genießt es, wieder Deutsch sprechen zu können und uns stört es nicht, dass alles ein wenig länger dauert. Sie kommt so ins Deutsch zurück, dass sie ihre Helferin auf Deutsch anredet, ohne es zu merken. Dann suchen wir geraume Zeit nach „Big Boy“, der größten Dampflokomotive der Welt, die hier ausgestellt ist. Der Reiseführer ist hier sehr ungenau, aber wir finden die riesige Lok, die zusammen mit 24 weiteren Maschinen nur wenige Jahre gefahren ist, die Dampfzeit war eben zu Ende. Nachdem wir das Capitol angeschaut haben, beschließen wir, den täglichen Shoot Out um 18:00 zu ignorieren und fahren in Richtung Laramie. Auf der Hälfte der Strecke liegt der Curt Growdy State Park, in dem wir übernachten werden. Die Dame am Eingang weist uns darauf hin, dass Baden verboten sei, der See sei ein Trinkwasserspeicher. Zu unserem Erstaunen: Motorboote dürfen fahren! Offensichtlich gelten bei Amerikanern Benzin und Motorenöl nicht als gesundheitsgefährdend, menschlicher Schweiß und Kinderpippi (Erwachsene pinkeln in keinen See!) jedoch schon. Dann verjagt uns ein Parkranger vom ausgesuchten Stellplatz, für den bräuchte man eine Reservierung! Ob man den jetzt noch reservieren könnte, frage ich. Nein, das geht nur bis zehn Uhr morgens. Wir müssen uns einen anderen Platz suchen, obwohl der Park zu 85% leer ist, was ich in Gegenwart des Rangers lautstark und deutlich kommentiere. Er schüttelt den Kopf, ich auch. Im Übrigen trägt er einen wahrscheinlich geladenen Colt am Gürtel, es muss ein gefährlicher Job sein, Parkranger an diesem Badestrand.
Wir gehen trotzdem baden!
Ein Gewitter zieht auf und es sind nur noch 20 Grad, also warme Fleeceklamotten sind angesagt, schließlich war es tagsüber bis 35 Grad. Und wir sind wieder 2200m hoch.
Wir sitzen im Auto, es regnet und denken an liebe Menschen in Deutschland, die sehr schwere Tage durchleben.

Unsere Route nach Cheyenne