Freitag, 30. Januar 2015

30.01.2015 Die NR40, die längste Straße der Welt




Irmi kommt mit der Kreditkarte von der Bank, der Automat hatte die Karte eingezogen. Zwar musste Irmi bei der Bank erst ein wenig drängeln; denn es waren zahlreiche Kunden mit unendlich langen Beratungen vor ihr (man musste Nummern ziehen). Die beginnen immer mit einer ausgiebigen Begrüßung und dann mit einem Plausch über Familie, Gesundheit, Dorftratsch, das dauert. Und für Kleinkredite sind 15! Formulare mindestens auszufüllen und zu unterschreiben. Aber nach einer guten Stunde erbarmte sich jemand und baute die Kassette aus dem Geldautomaten aus und siehe da! Die Kreditkarte war drin. Nach knapp zwei Stunden war sie dann zurück.



An der Tankstelle dann zwei Tankwarte und vier Wartereihen, auch hier lässt man sich Zeit. Nach einer guten halben Stunde ist der Tank voll zum deutschen Dieselpreis, eher etwas teurer.



Dann geht es auf die NR40, sie ist 4885km lang und geht vom südlichsten Punkt Argentiniens bis an die bolivianische Grenze. Sie ist damit die längste Straße der Welt. Links immer die Anden, rechts das flache Hochland, vor und hinter uns Einsamkeit. Manchmal kommt eine halbe Stunde kein Auto, oft geht es schnurgerade bis zum Horizont. Trotzdem haben Straße und Landschaft ihren Reiz. Einmal fahren wir gerade aus, als die NR40 nach links über einen Fluss wechselt. Als wir es bemerken, schalten wir das Navi ein und das sagt geradeaus und dann links. Dort stehen wir vor dem Fluss, natürlich ohne Brücke und auch ohne betonierte Furt, nur Fluss, knietief und Sand. Ich wate in den Fluss hinein, der Untergrund ist fest und auch die Böschungen bestehen nicht aus Tiefsand. Also wagen wir es, die drei Flussarme zu durchfahren. Allrad und Differentialsperre einschalten, zweiter Gang und dann nur noch Vollgas, auch wenn es noch so schaukelt. Ohne zu murren zieht das Auto durch das Wasser und die Böschungen hoch, es sind insgesamt ca. 300m. Als wir dann wieder auf der gut ausgebauten NR40 rollen, sind wir doch erleichtert.   



In San Blas/Rioja machen wir Schluss, wir stehen an der Plaza. Alle, die vorbei fahren, winken uns freundlich zu. Und es hat  internetparatodos, also ein öffentliches Internet!

29.01.2015 Der Weg nach Cafayate


Es regnet, als wir losfahren. Die meisten Zelter sitzen missmutig in ihren Zelten und trinken ihren Matetee, ob das hilft gegen den Matsch und die Feuchte? Im Kaffee vor dem Campingplatz gibt es Internet, ich telefoniere mit Herrn Nowag, der versichert mir, es sei alles auf den Weg gebracht mit der Versicherung. Es beruhigt mich ein wenig. Die 68 steht wie gestern bis zur Hälfte unter Wasser, als Rad- oder Motorradfahrer muss man da hart im Nehmen sein, es erinnert uns an unser Abenteuer in Ottawa.

Der Weg in den Weinort Cafayate führt durch ein wunderschönes Flusstal, nun scheint die Sonne, der Himmel ist bayrisch, also weiße Wolken und tiefblauer Himmel, die Felswände und die Erde sind rot und die Bäume und Wiesen sattgrün. Auch das Wasser in dem Fluss ist rot, es muss also auch hier kräftig geregnet haben. Die Landschaft erinnert uns an New Mexico oder Utah, nur dort waren die Farben nicht so kräftig.

In Cafayate gehen wir in einer Bodega zum Mittagessen, es gibt eine Art  Saltim Bocca, aber mit Ziegenrippchen, sehr gut. Auch der Rotwein, sehr gut. Auf dem Campingplatz am Ortsausgang finden
Wir einen Platz.

Zu Fuß geht es in den Ort, die Bodega Domingo Hermanos liegt am Weg, für einen Euro pro Person dürfen wir drei Weine  verkosten, auf den süßen verzichten wir. Insbesondere der weiße, ein Torrentos Reserva begeistert uns, sehr fruchtig und trotzdem trocken, schöne Säure. Im Abgang könnte er ein wenig länger sein. Im Ort finden wir dann einen Geldautomaten, der jedoch funktioniert nicht. Der zweite endlich spuckt Geld aus, wenn auch nur umgerechnet knapp €100 pro Transaktion.
Auf dem Rückweg nehmen wir Wein bei Hermanos mit, der Torrontes kostet nur €3,50.

Zuhause angekommen vermisst Irmi ihre Kreditkarte, mit der sie Geld aus dem Automaten geholt hat.
Sie muss sie stecken gelassen haben im Automaten. Ein Argentinier, er hat zuvor auf dem Platz unser Auto bewundert, versucht sie zu beruhigen, der Automat zöge die Karte ein, wenn sie lange genug steckt, sie solle morgen zur Bank gehen und fragen.  Auch bringt er sie zur Polizei, dort ist keine Karte abgegeben worden.

Donnerstag, 29. Januar 2015

28.01.2015 Salta



Wir fahren über die NR9 nach Salta, eine wunderschöne Straße, meist aber nur 4 Meter breit und mit unendlich vielen Kurven. Die Landschaft ist subtropisch und grün, grüner geht nicht. In Salta auf dem Campingplatz der Stadt, belieben wir stehen, es ist auch gleichzeitig das Freibad mit einem riesigen Becken. Es ist schwül heiß, über 30°C, also ab ins Wasser.

Danach machen wir uns zu Fuß auf in das eine halbe Wegstunde entfernte Stadtzentrum mit seinem kolonialen Kern. Der ist tatsächlich sehenswert, den Rest der Stadt muss man nicht sehen. Im Touristenbüro bekommen wir Tipps, wo Versicherungen zu finden sind, eine davon innerhalb der Altstadt. Da es erst 16:00 Uhr ist, haben alle Geschäfte und auch die Wechselstube zu, man öffnet frühestens um 16:00, viele auch erst um 17:00. Der Kurs in der Wechselstube ist uns nicht gut genug, wir gehen in Richtung Versicherung und hoffen, eine weitere Wechselstube zu finden.

Der Himmel wird schon seit Stunden immer dunkler und nun bricht ein Regen los, wie wir es nicht erwartet haben. Wir flüchten in einen Hausflur und schauen zu, wie aus der Straße vor uns allmählich ein Fluss wird.  Die Bewohnerin des Hauses versucht, uns ein Taxi zu rufen, vergeblich. Es fängt an zu hageln und wir ergeben uns unserem Schicksal und warten. Nach ca. gut einer Stunde ist der Regen auf einem Niveau, dass wir beschließen, zu laufen. Die Straßen stehen bis zu 30cm unter Wasser, da müssen wir durch. Das passiert hier offensichtlich öfters, denn viele Geschäfte haben entsprechende Schutzvorrichtungen vor den Türen, denn die fahrenden Autos erzeugen regelrechte Flutwellen. Manche bleiben auch liegen, was das Chaos vergrößert. Wir ergattern dann doch ein Taxi, das uns zum Campingplatz bringt. Zeitweise hören wir, wie das Wasser unter dem Bodenblech des Taxis gluckert und hoffen, es fliest nicht durch die Türen herein.

Die Dachluke im Führerhaus ist offen, also ist der Mittelsitz gut durchfeuchtet. Auch die kleine Luke über der Küche haben wir vergessen, der Wasserschaden hält sich in Grenzen.

Nun haben wir durchnässte Schuhe, wieder keine Versicherung und auch kein Geld getauscht.

Am Abend dann erleben wir Kolumbien pur, es wird gegrillt, der ganze Platz ist überzogen vom Geruch gegrillten Fleisches, getrommelt und auch Saxophon gespielt. Der dabei entstehende Müll bleibt liegen, trotz der vorhandenen Abfallkörbe. Punkt 23:00 ist dann Schluss.

Mittwoch, 28. Januar 2015

27.01.2015 Über den Paso de Jama nach Argentinien



Der Pass nach Argentinien ist kein Pass, wie man ihn kennt, sondern eher eine Rampe. Mit nur ganz wenigen Kurven geht es hinauf auf 4820m und dann wieder hinab auf eine ca. 4000m hohe, sehr weite Hochebene. Auf dieser weiden an großen Salzseen Vecunias. Bei Kilometer 107 deponieren wir 10Ltr Wasser, die wir für Gerald mitgenommen haben, er fährt heute Nachmittag, dann hat er Rückenwind den Pass hinauf, was mit dem Fahrrad Richtung Argentinien entscheidend ist .  Viel Glück dabei, lieber Gerald und melde Dich mal.



Die gemeinsame Grenzstation von Chile und Argentinien liegt dann auf 4000m Höhe. Dort geht es, angesichts des Andrangs, ein voller Reisebus ist vor uns, relativ schnell.  Die argentinische Beamtin füllt uns sogar handschriftlich die Einreiseformulare aus.  Sie schreibt links, hat das Formular um 90° gedreht und schreibt also von unten nach oben mit um 90° gedrehten Buchstaben. Für Linkshänder sicher eine interessante, aber schwierig zu lernende Methode. Der argentinische Zöllner flirtet massiv mi Irmi und will ihr klar machen, dass sie besser ohne mich reist, vielleicht hat er recht!



Dann wird von vier Mann das Auto kontrolliert, zwei kontrollieren wirklich, zwei schauen zu. Man lässt einige Fächer öffnen, schaut in die Staukästen, in den Kühlschrank, das war es dann, wir können fahren. Argentinische Autos werden richtig gefilzt, wie wir es von ganz früher her kennen. Nach der Versicherung hat Gott sei Dank keiner gefragt.



Kurz hinter der Grenze geht der Motor aus, springt auch nicht mehr an. Ich muss das Führerhaus kippen, pumpen, dann  startet er wieder. Was ist passiert? Ich bin seit Peru mit Diesel aus dem 400ltr-Tank gefahren und der ist ganz schön leer geworden. Dann ging es auch noch bergab, der Diesel ist nach vorne gelaufen, da hat offensichtlich das Saugrohr nicht mehr im Diesel gesaugt, sondern in der Luft. Als dann alles Diesel im System verbraucht war, ist der  Motor stehen geblieben.



Die Landschaft wird allmählich grüner, was dem Auge sehr gut tut. Durch einen blendend weißen Salar hindurch erreichen wir dann den Pass, der uns hinunter bringt auf 2200m Höhe, und das in wirklich mehr als hundert Serpentinen, also richtige Spitzkehren, da ist das Stilfser Joch  nichts dagegen. Außerdem wird das nicht von 22m langen LKW befahren wie hier,  Autotransporter, die japanische Autos von Chile nach Argentinien bringen. Offensichtlich landen die Frachtschiffe aus Asien in den chilenischen Häfen.



Im grünen Tals des Rio Grande de Jujuy geht es dann weiter hinunter auf 1300m, interessanterweise wird es nicht wärmer, aber feuchter, was uns, die wir nun seit Wochen die trockene Wüstenluft gewöhnt sind, einigermaßen schafft.



Ca. 15km vor San Sebastian de Jujuy existiert der Campingplatz in Yala noch, auf dem schon Klaus Schier gestanden ist. Er hat Wifi von erstaunlich guter Qualität. Autos größer als unsereres müssen allerdings vor der Türe parken.
  
Unser Standort -24.1179600, -65.4035263, 1346m hoch

Unser Weg durch Chile