So etwas habe ich noch nicht erlebt, wir wollen einen
Ölwechsel machen lassen und keiner hat Lust! An der ersten Tankstelle taucht
nach 15min Warten der Mechaniker auf und erklärt, er habe keine Zeit. Das kann
nicht stimmen, denn anschließend steht er herum und tratscht, eine Stunde später war es noch genau
so, er hatte einfach keine Lust. Der zweite Betrieb hat geschlossen, der dritte
will auch nicht, ihm sei das Auto zu groß. An der vierten Tankstelle dann
bekommen wir einen Ölwechsel, ab keinen Schmierdienst. Da werde ich wohl demnächst
selber unter dem Auto herumrutschen müssen mit der Fettpresse in der Hand, eine
von mir ungeliebte Tätigkeit, fettig und dreckig. Das Arbeiten scheinen viele
Chilenen nicht erfunden zu haben, das merkt man auch an den Supermarktkassen,
wo es langsam und gemächlich zugeht. Dort waren wir nämlich während der
Wartezeit auf den Ölwechsel. In Mittelamerika, Peru oder Bolivien wäre das
nicht passiert, da lässt sich keiner ein Geschäft entgehen. Das sieht man auch daran,
dass es auf der ganzen Austral keine kleinen Kioske gibt, wo man etwas essen oder
ein Getränk kaufen kann. Das ist den Chilenen wohl zu viel Arbeit für das
wenige Geld, dass da zu verdienen ist. Auch an den Baustellen oder Mautstellen warten
keine Frauen, die Getränke und Essen verkaufen.
Wir besichtigen Handabdrücke, die vor ein paar tausend
Jahren an einer Felswand hinterlassen wurden und sind begeistert von dem
Panorama, ein wunderbarer Blick auf imponierende Berge samt Gletscher, einer
heißt Castillo, Burg.
Danach beginnt wieder die Schotterpiste, laut Führer
brauchbar, wir sind da anderer Ansicht. Aber die Landschaft und das Wetter
entschädigen für alles, es ist einfach traumhaft, fast wie in Alaska. Aber nur fast,
denn an links und rechts der Straße verlaufenden Zäunen ist zu erkennen, hier
wird Viehzucht betrieben. Auch die Strommasten neben der Straße, die immer
wieder das Fotomotiv stören, gibt es in Alaska nicht. Patagonien ist auch ein
Land der Zäune, Gatter und Schilder, propiedad privada. Das wiederum ist wie in
Alaska.
Auch ein paar Baustellen gibt es wieder, aber keine mit
stundenlanger Sperre. Relativ spät, denn erst nachdem Irmi um 13:30 Uhr mit der
Wäsche zurückkam, sind wir los gekommen und so machen wir erst um 20:00 Schluss in Puerto Tranquilo auf
einem schönen Campingplatz am Seeufer. Das Schweizer Paar auf einer schönen
BMW, die wir schon ein paar Mal getroffen haben, gab uns den Tipp. Im Ort darf
man am Strand nicht campen.
Der Lago General Carrera, zweitgrößter See Südamerikas nach
dem Titicaca und größter See Chiles, ist ein wunderbarer See mit grünem Wasser
und weißen Bergen als Umrandung, touristisch völlig unerschlossen, nicht ein
einziges Freizeitboot ist zu sehen.