Unsere große Reise, beginnend in Halifax und endend in Montevideo, Uruguay
Samstag, 14. Juli 2012
Wieder an den Snake River
13.07.12
Der Morgen ist kühl und bedeckt, es sind gerade mal 14 Grad, da verzichten wir auf das Schwimmen im See. Wir fahren los in Richtung Boise, die Amerikaner sprechen es mit langem I am Ende aus, also Boisie, in unserem Kopf ist die französische Sprechweise. Die Mehr als 200 km bis dahin gehen fast ausschließlich durch National Forrest Gebiet, d.h. bis auf eine Siedlung und wenigen Lodges keine Häuser, dafür unendliche viele Campgrounds, einer schöner als der andere, die meisten leer. Ein traumhaftes Gebiet, die Sawtooth Mountains und der dazugehörige National Forrest. In Boise dann McDoof wegen Internet. Die Steckdosen dürfen wir nicht verwenden aus Sicherheitsgründen! Der Kaffeeautomat ist defekt, also kein Eiskaffee, wir lassen es und suchen uns einen anderen an der Strecke. Auf eine Besichtigung von Boise verzichten wir. Wir fahren bis Weise und übernachten auf einem gesichtslosen, privaten Platz am Highway. Wir sind in der Zwischenzeit auf nur noch 800m Höhe angekommen, es sind 35 Grad und die Luft ist feucht.
14.07.12
Wir erreichen den gestauten Snake River im Hells Canyon. Trotz des schönen Wetters sind nur wenige Leute an den Badeplätzen und auch die Anzahl der Boote und Jetskis halten sich in Grenzen. Wir fahren die Stichstraße bis zum Hells Dam, ab dort ist der Snake wieder befreit. Die Dämme dienen nur der Stromerzeugung, es wird kein Wasser entnommen, insofern ist der Wasserfluss des Snake „normal“, nur die zu erzeugende Strommenge lässt den Fluss ein wenig schwanken. Wir warten auf einen Höhepunkt der Reise, die Fahrt mit dem Jetboat auf dem wilden Snake, die um 14:00 startet.
Zuvor aber muss jeder ein Informationsblatt durchlesen und unterschreiben. Während der Prozedur kommen drei private Jetboats den Fluss hoch, ein sehr exklusives und teures Vergnügen.
Auf dem Boot dann wird noch einmal mündlich alles erläutert, eine Freiwillige protokolliert das Ganze samt Unterschrift und es geht zu den Akten. Und sage noch einer, wir Deutschen seinen bürokratisch!
Erst geht es ein wenig stromaufwärts zum Damm, aber da ist schon eine Rapid (Stromschnelle) der zweiten von sechs Kategorien zu durchfahren, Kategorie 6 ist unfahrbar. Es ist unglaublich, wie das Boot den Berg, jawohl den Wasserberg, hinauf schießt. Mehr als tausend PS aus drei Motoren und ein Jetantrieb machen es möglich. Ich kann es technisch nachvollziehen, aber es ist trotzdem so beeindruckend wie eine startende A380; man weiß, dass es physiklisch funktioniert, aber es fasziniert trotzdem. Dann geht es den Fluss hinunter. An einer alten Ranch machen wir Halt, dort hat in einer winzigen Hütte (3x4 Meter), 1928 erbaut bis 1954 eine Familie mit drei Kindern im Winter gehaust, gewohnt kann man nicht sagen. Im Sommer sind sie mit Ihren Kühen auf höher gelegene Weiden gezogen. Der Bootsführer erzählt, vor wenigen Jahren war eines der Kinder im hohen Alter mit auf der Bootstour und konnte ganz genau erzählen, wie hart das Leben damals war und welche Anekdoten es trotzdem gab. Gold haben sie auch gefunden im dem kleinen Creek, der neben dem Haus in den Snake fließt, aber zum Abbau waren sie nicht in der Lage, sie waren halt Rancher, keine Digger. Ein Deutscher namens Kleinschmidt hat Ihnen dann die Ranch abgekauft, um das Gold abzubauen. Alles scheiterte an der Unzugänglichkeit der Gegend, weder mit Boot noch mit Wagen war das notwendige Equipment dorthin zu schaffen. Da in der Zwischenzeit der Snake geschütztes Gebiet ist, liegt das Gold immer noch da.
Dann geht es durch die Stromschnelle „Wild Sheep“ der Kategorie 4, geschätzte Fallhöhe des Wassers 3m auf nur wenigen Metern Länge. Es kommt uns ein Jetboat entgegen und wir staunen, mit welchem Dampf es durch die Schnellen hindurch kurvt um die riesigen Steine herum. Es dreht bei, damit die Leute zuschauen können, wie wir die Talfahrt meistern. Der Bootsführer gibt Vollgas, Fahrt ist das halbe Leben. Es kracht, als schlügen wir auf Steine auf, es ist aber nur das harte Aufschlagen auf das Wasser. Wasser überall, wären die vorderen Türen offen, das Boot würde voll laufen. Zur Seite heraus schauen, unmöglich. Und dann ist alles vorbei, das Boot dreht fast auf der Stelle, damit wir die Sache von unten in Ruhe betrachten und Fotografieren können. Dann geht es wieder hinauf, was wesentlich weniger spektakulär, weil langsamer ist als der Abstieg. Trotzdem ist die Kraft des Bootes und das Können des Bootsführers beeindruckend, er schlängelt das Boot regelrecht die Schnellen hoch, immer das tiefste Wasser suchend, nicht das ruhigste. Ich schaue ihm mehrfach zu, er wirkt sehr konzentriert, souverän und glücklich!
Nach gut zwei Stunden sind wir wieder an der Anlegestelle, auf ca. 6km haben wir 50m Höhenmeter überwunden und das auf dem Wasser!
Es ist unerträglich schwül, 35 Grad und am Himmel hängen Gewitterwolken, als wir die 30km zurück fahren auf der Straße entlang des gestauten Snake, die keine 100m geradeaus geht und dabei auch noch ständig hinauf und hinunter. Wir bleiben am Oxbow-Damm stehen auf dem Campground der Elektrizitätsgesellschaft. Es grummelt am Himmel, ich schaffe es gerade noch aus dem leider recht warmen Wasser des Snake, als ein schweres Gewitter losbricht. Es bringt die erhoffte Abkühlung.
Der Weg zum Snake River
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