Es ist Samstag und Massen von Campern kommen auf den Platz,
als erstes wird der Grill entfacht und dann erst die Zelte aufgebaut. Die Idee,
hier noch einen Tag zu bleiben und zu paddeln, verwerfen wir ganz schnell
angesichts der Massen an Campern und den dazugehörigen, schreienden Kindern.
Ein junges Pärchen stellt sich neben uns, ist aber noch
unentschlossen, ob das der richtige Platz ist. So holt man erst einmal Tisch,
Stühle und den Wasserkocher heraus, bereitet den Matetee und nuckelt gemeinsam
aus einem Gefäß das bittere Gesöff. Mate wird mittels Trinkrohr aus einem Gefäß
gesaugt, in dem der Matesud schwimmt und immer wieder aufgegossen wird. Mate
trinken hat hier schon fast Suchtcharakter, viele haben ständig das Trinkgefäß
in der Hand und die Thermoskanne mit heißem Wasser zum Nachgießen unter dem
Arm.
Über die Fahrt selbst gibt es wenig zu berichten, es geht
durch eine immer tropischer werdende Landschaft Richtung Norden. In Paso de los
Libres bleiben wir stehen in einem Park direkt am Fluss und schauen den Anglern
zu, wie sie mit einfachster (Schnur über Dose gerollt) bis hochtechnischer
Ausrüstung versuchen, einen Fisch zu fangen, überwiegend vergeblich. Außer
kleinster Fische ist nichts an den Haken. Aber egal, ob alt oder jung oder auch
noch kaum den Windeln entwachsen, ob männlich oder weiblich, man versucht es
bis in die tiefe Dunkelheit mit Begeisterung, für uns völlig unverständlich.
Ein Junge, ca. 12 Jahre hängt mir sozusagen am Rockschoß,
sitzt wie ein Hund vor mir auf der Wiese, als ich mein Feierabendbier trinke,
bringt meine leere Bierdose weg, alles ganz toll. Das Ganze dauert ca. eine
Stunde, dann fragt er mich, ob er das Klo benutzen darf. Ich war von Anfang an ein bisschen misstrauisch, nun läuten alle
Alarmglocken bei mir. Nein, das ist kein öffentliches Klo, sage ich und mache
zusätzlich demonstrativ die Türe des Koffers zu, er saß schon auf der untersten
Treppenstufe. Kurz darauf war er verschwunden. Der wollte wohl uns auf die freundliche
Art beklauen, sozusagen der Enkeltrick auf argentinisch.
Trotzdem genießen wir den Abend, der Mond geht wieder
blutrot über dem Rio Uruguay auf, der hier Grenzfluss zwischen Argentinien und
Brasilien ist. Drüben in Brasilien kracht ein Feuerwerk, wir hören das aber nur,
sehen tun wir leider nichts.