Dienstag, 10. Dezember 2013

Die Einreise nach El Salvador, mit Umwegen und Hindernissen



10.12.2013

Um 4:00 startet der erste Truck, bis dahin war es sehr ruhig. Um 5:30 lassen die nächsten  ihre Motoren laufen und wir beschließen, aufzustehen. So früh waren wir noch nie. Auf der Straße zur Grenze stehen bereits jetzt Hunderte von LKW und warten. Wir wollen uns da nicht anstellen und fahren wieder zurück und über die Berge, 1200m hoch zum kleinen Grenzübergang Valle Nuevo. Dort sagt man uns, wir dürfen nicht passieren, weil in El Salvador eine Brücke eingestürzt ist und die Notbrücke ist nur 3m hoch und trägt auch nur 3 Tonnen. Also wieder ein Stück zurück und dann nach Norden. Zweimal werden wir von der Polizei angehalten und nach dem Permit für das Moped gefragt. Es war reine Neugier, verabschiedet werden wir mit Handschlag! Am Grenzübergang San Cristobal hält sich der Verkehr in Grenzen, was aber nicht heißt, dass wir schnell  durchkommen, denn es ist alles sehr umständlich und dauert.

Erst einmal müssen wir bei den guatemaltekischen Beamten uns abmelden, die Genehmigungen für Auto und Motorrad werden eingezogen. Dann fahren wir die paar Meter nach El Salvador und stellen das Auto nach peniblen Anweisungen ab.  Zu Fuß geht es zur Immigration, wo schnell die Pässe kontrolliert und erfasst werden. Dann zum Zoll, dort bekommen wir das Formular „Autorizacion para el regimen de importacion de vehiculo  usados“ für Auto und Moped ausgehändigt und müssen es ausfüllen mit so wichtigen Angaben wie Anzahl Zylinder, Hubraum, Anzahl Türen, aber natürlich auch Fahrgestellnummer und Kennzeichen. Das wird zusammen mit Kopien des Passes, des Führerscheines und der Zulassung abgegeben. Dann begibt man sich zum Auto bzw Motorrad und besichtigt, sucht die Fahrgestellnummer, was ja beim Moped sehr schwierig ist, weil das Moped hoch oben hängt und die Nummer hinter dem Scheinwerfer ist. Ein junger Kollege der Dame, die für uns zuständig ist, muss hoch klettern und ablesen. Ich halte mich tunlichst zurück. Dann werden wir von der Dame jeweils vor einen Schalter gestellt, weil ja Irmi das Auto einführt und ich das Moped. Da stehen wir erst einmal. Dann geht Irmi wieder mit der Dame zum Auto und es wird von innen inspiziert. Nachdem sie mit ihren Stöckelschuhen kaum die Treppe hochgekommen ist und es sauheiß im Auto ist (ich habe vorher kräftig geheizt, weil ich mir dachte, dann bleibt keiner lange im Auto und fängt an zu suchen, und so war es auch), war das Ganze schnell vorüber. Nun steht auch Irmi vor einem Schalter und wartet. Dann taucht ein Mensch vom guatemaltekischem Zoll auf und will die Permits sehen, die wir ja schon abgeben haben. Und natürlich wieder Kopien von allen Dokumenten. Warum und wozu, wir wissen es nicht. Wie geben ihm die Kopien der Permits, die wir noch haben. In der Zwischenzeit beginnt der für Irmi zuständige Mensch am Schalter, das Formular in den PC zu übertragen und das macht er wahrscheinlich zum ersten Mal, es dauert mehr als eine halbe Stunde, meiner war etwas schneller. Nach etwa drei Stunden haben wir endlich die beiden Einfuhrgenehmigungen in der Hand und können fahren. Die Pässe, Führerscheine und Zulassungen sind in vielen Kopien beim Zoll geblieben, x-fach gelesen und verglichen worden. Wozu? Wir wissen es nicht. Fahren heißt aber nicht freie Fahrt! Nein, nach 100m müssen wir wieder Pässe und Genehmigung vorzeigen und es werden die Nummern in handschriftliche Listen eingetragen. Und das passiert insgesamt noch zweimal. An den dann folgenden Kontrollen durch das Militär kommen wir ungeschoren durch.
Für die Länder Mittelamerikas ist die Erfindung des Kopierers ein Fluch – es werden Berge von Kopien eingefordert und die Bürokratie grassiert. In Belize, wo alles handschriftlich erfolgt, geht zwar die Abfertigung nicht schneller, aber man kommt mit einer Kladde aus.  
Trotz des ganzen Stresses ist jedoch wichtig zu erwähnen:

1.    Es werden nicht nur keine Gebühren erhoben, sondern per Aushang darauf hingewiesen, dass der Service kostenlos ist und keine Korruption herrscht
2.    Wir sind sofort dran gekommen, mindestens zehn Personen warteten vor uns
3.    Alle waren freundlich, man verabschiedete uns mit Handschlag
4.    Die Einreise ist problemlos (die Dame konnte sogar englisch), aber der Zoll ist mit der Einfuhr von Fahrzeugen total überfordert.

Nach ca. 30km Fahrt, es begann schon zu dämmern, fragen wir an einer Tankstelle mit großem Parkplatz, ob wir stehen bleiben dürfen. Wir dürfen für $2 (in El Salvador gibt es keine eigenständige Währung; es gilt der amerikanische Dollar) und der Security stellt uns so hin, dass wir im Überwachungsbereich der Kameras sind. Internet hat es auch. Nun hoffen wir nur noch, dass die Musik, die in Open Air Lautstärke über den Platz schallt, bald abgeschaltet wird.


Unsere Position 13.98790, -89.66769 700m hoch
 

An die Grenze von El Salvador



09.12.2013

Wir starten gegen 9:00 und schrauben uns von 1560m Seehöhe hinauf zum Rand der Caldera in 2200m Höhe, also über 600 Höhenmeter.  Die Straßen führt dann am Rande der Caldera entlang in Richtung Süden und bietet traumhafte Ausblicke auf den See.

Der Abstieg auf dann knapp über Meereshöhe ist nicht weniger mühselig als der Aufstieg, es gilt halt die alte Autofahreregel „in dem Gang, in dem man hochfährt, fährt man auch hinunter“. Moderne Hochleistungsscheibenbremsen und Retarder relativieren das zwar, aber beides haben wir nicht.  Unterwegs tanke ich, fast 25 L/100km sind auf den letzten 350km durch die Einspritzpumpe gelaufen, das ist in Anbetracht der vielen Höhenmeter und der Steilheit okay. So sind wir nachmittags gegen 17:00 an der Grenze zu El Salvador angekommen, bei ungewohnten 32°C. Zwei Männer auf einem Motorrad lotsen uns an eine Tankstelle und behaupten, die Übernachtung kostet €32. Irmi handelt auf €25 herunter und bezahlt in der Überzeugung, abgezockt worden zu sein. Dann endlich redet sie mit den hier anwesenden LKW-Fahrern, die haben $2 bezahlt. Irmi erzählt, was wir bezahlt haben, ein junger Fahrer aus Nicaragua geht los und holt einen Verantwortlichen. Wir reden mit ihm und nach einiger Diskussion und unsere Aufforderung, die Polizei zu holen, rückt der Wachmann, der bei dem „Geschäft“ dabei war, plötzlich die 250 Quetzals heraus, er hat offensichtlich mit den Motorradfahrern zusammen versucht, das Geschäft zu machen und nicht mit den ehrlichen LKW-Fahren gerechnet. Wir bedanken uns mit kühlem Bier! Die Jungs sind bewundernswert, sie parken ihre für europäische Verhältnisse riesigen Sattelschlepper ohne fremde Hilfe rückwärts ein, einen halben Meter neben dem Nachbarn, da wird nicht hin und her rangiert, das passt auf Anhieb. Natürlich wienern die Trucker die Motorhauben, machen die Scheiben sauber. Man kann mit einem dreckigen LKW einfach nicht fahren, die Jeans, die darf ruhig Flecken haben, die Motorhaube nicht, basta.

Schlafen tun sie meist nicht in ihren wahrscheinlich stickigen Kabinen, sondern in Hängematten, die sie zwischen die LKW  spannen oder unter den Trailern. Richtige Trucker halt, manche auch in Cowboystiefeln. Die werden aber ausgezogen, bevor man in das Auto steigt!

Mal sehen, wie die Nacht wird.  Die Security weiß ja nun, dass mit uns nicht zu spaßen ist!

Unsere Position 13.8815,-90.09900 Höhe 47m