Montag, 1. September 2014

31.08.2014 Wieder in Richtung Cusco

Die Grenze nach Peru liegt nur 8km hinter Copacabana, den Grenzübertritt erledigen wir in Rekordzeit. So ein Carnet ist zwar teuer, reduziert aber die Formalitäten auf ein Minimum. Was wir im Auto haben, interessiert niemanden. Auch die Fahrgestellnumern werden nicht kontrolliert, ein Blick aus dem Bürofenster, sonst nichts. Außerdem geht der Computer des Zollmenschen nicht. Irmi bemerkt, dass nun mal Computer am Sonntag nicht arbeiten. Das bringt den bis dahin ernsten Menschen zum Lachen und er verabschiedet uns freundlich. Daran könnten sich US-amerikanische Border Controller ein Beispiel nehmen! Ähnliche Bemerkungen an deren Grenzen führten dort zur verschärften Behandlung, nicht zu freundlicherer. 

In Puno machen wir Halt und gehen Internet mit Essen, Irmi muss unbedingt wissen, wie Hannover gespielt hat. Ich schreibe den Campingplatz in Cusco an, dass wir kommen. 

Hinter Puno, ca. 30km liegt Sillustani, sozusagen das Gizeh der Inkas. Hier stehen viele Chullpas, Bergräbnistürme, in denen die Inkas ihre Adeligen begraben haben, samt Frauen, Kinder und Dienern, man war da nicht zimperlich. 


Als wir ankommen, fegt ein rauer Wind Schneeregen fast waagerecht über das Gelände. Dann reist es auf und wir bestaunen die Überreste, nur einer steht noch vollständig. Im Museum sehen wir dann noch drei Mumien, der Museumswächter hat extra für uns aufgesperrt. Für das eigentlich verbotene Fotografieren verlangt er ein Trinkgeld und bekommt es auch.

Wir entscheiden, hier stehen zu bleiben für diese Nacht. 


Ein Gewitter zieht über uns hinweg und es regnet stark. Es klopft, es ist der Museumswächter. Er reicht einen kleinen, blauen Stier durch das Fenster als Geschenk. Natürlich möchte er ein Gegengeschenk haben, was schwierig für uns ist, denn auf solche Situationen haben wir uns nicht vorbereitet. Und das dringt durch seinen Coca-Rausch nicht hindurch in sein Gehirn. Mit Batterien und einem Kugelschreiber, beides aus Deutschland, betonen wir, gelingt es uns letztendlich, ihn los zu werden. Sicherheitshalber ziehe ich jetzt die Treppe ein.


30.08.2014 Copacapana



In der Nacht hat es kräftig geregnet, gut für unser verstaubtes Auto und Moped, aber sauber sind beide nicht geworden. Es ist kalt im Auto, nur 15°C, ich mache die Warmluftheizung an. Aber die bringt kaum warme Luft, ihr ist wohl auch die Luft zu dünn. Also schalte ich sie wieder aus, damit ich die nicht auch noch reparieren muss. 


Ich tausche die Fäkalientanks, den einen habe ich vor Tagen mit Reinigungsflüssigkeit gefüllt, durch das Geschauckel ist er sauber in allen Ecken, hoffe ich. Nun ist der andere dran. In der Zwischenzeit haben sich die Wolken verzogen und die Sonne brennt vom Himmel. Im Schatten ist es kühl, ca. 15°C, aber sobald man in die Sonne kommt, spürt man die ungeheure Kraft, die sie in dieser Höhe entfaltet, fast wie Feuer auf der Haut.


Wir wandern den Kalvarienberg hinauf, ca. 200m über der Stadt. Ganz stolz stellen wir fest, dass wir den steilen Berg schneller erklimmen als die Einheimischen, nur die Kinder springen an uns vorbei und rennen dann wieder den Berg hinunter, als sei das alles nichts. Wir jedenfalls sind so schnell wie in den heimischen Bergen, also passen sowohl Kondition als auch Höhenanpassung, immerhin ist der Berg 4100m hoch.

An jeder Kreuzwegstation werfen oder legen die Einheimischen ein Steinchen auf den Sockel und beten. Auf halben Wege und oben warten Schamane, die noch schnell alte, heidnische Zeremonien zelebrieren, doppelt genäht hält halt besser. Der Blick von oben auf Stadt, See und Berge ist super und wir genießen ihn geraume Zeit, die vielen, fremden Dinge, die um uns herum geschehen, bringen zusätzliche Kurzweil.

So wird eine Marienstatue verehrt, indem man zu ihr hinauf klettert, sie mit Konfetti bewirft und ihr Luftschlangen umhängt. Darum herum sind Stände, an denen der übliche Kitsch verkauft wird, aber auch Spielzeugautos und Spielzeughäuser. 


Wir bummeln durch das Dorf, treffen unsere Nachbarn und trinken gemeinsam Kaffee, wir jeder eine Schokolade. Auf dem Rückweg läuft uns das Paar über den Weg, das mit dem eigenen Motorrad unterwegs ist, wir haben uns in La Paz im Oberland beim Essen kennen gelernt.


Zum Essen gehen wir in das Hotel La Cupula, der Eigentümer ist ein Deutscher, der hier seit zwanzig Jahren lebt. Er hat Kunst studiert und baut hier sein Lebensgesamtkunstwerk. Jedes Detail ist von ihm entworfen, alles ist sein Werk. Ein Haus hat die Form einer Schnecke, ein anderes ist eine Kuppel, daher der Name. Fast alle Plätze sind reserviert, das Restaurant genießt einen sehr guten Ruf, zu Recht, wie wir dann feststellen. Als wir mit dem Essen fertig sind, ein Rest Wein ist noch in der Flasche, kommt ein junges Pärchen herein und sucht einen freien Tisch. Setzt Euch zu uns, wir gehen gleich, sagen wir zu ihnen. Beim Plaudern stellt sich heraus, die beiden kommen aus Hannover, Stadtteil Linden. Gute Weiterreise, Euch beiden. 


Im Auto trinken wir dann den Verdauungsschnaps und beobachten das heraufziehende Gewitter.