Unsere große Reise, beginnend in Halifax und endend in Montevideo, Uruguay
Freitag, 13. Juli 2012
Ernest Hemingway und der Redfish Lake
12.07.12
Wir fahren wieder in die Rocky Mountains, nach Ketchum. Dort hat Ernest Hemingway sein berühmtestes Buch „Whom the Bell tolls, wem die Stunde schlägt“ geschrieben. Nach seinem Selbstmord 1961 liegt er dort begraben, neben ihm seine Frau. Wir finden das Grab nicht sofort und fragen Einheimische, die mit dem Auto über den Friedhof fahren. Sie wissen auch nicht, wo das Grab ist. Mir kommt ein Verdacht und ich frage, ob sie wissen, wer Hemingway war. Nein, das wissen sie nicht, ist die Antwort. Was soll man dazu sagen! Das Grab liegt im Schatten zweier Bäume und ist bedeckt mit Centmünzen (warum, wissen wir nicht) und mit Liebesgaben und Botschaften seiner Fans, Rotwein, Bier, Rum, Cocktails. Damit der alte Knabe, wo er auch immer sein möge, immer etwas zu trinken hat, wie zu Lebzeiten halt auch.
Von seinem Memorial aus, es liegt an einem Bach an der Straße nach Sun valley, hat man einen wunderschönen Rundblick, unten liegt ein Golfplatz und gegenüber stehen Häuser, wie wir sie in den USA bisher nur selten gesehen haben.
Wir verstehen, warum Hemingway sich für Ketchum für entschieden hat, ein auch für unsere Maßstäbe schöner Ort in noch schönerer Umgebung. Es ist ein Wintersportort, aber auch die andern Jahreszeiten sind hier schön. Es scheint das St. Moritz der USA zu sein. Die Kleidung der Menschen, die Geschäfte, die Autos, die Häuser, die vielen Golfplätze und die Immobilienpreise deuten darauf hin. Und der nahe Flughafen mit den vielen kleinen Jets.
Weiter geht es über den Galenapass nach Norden in das Tal des Salmon Rivers. Auf der Passhöhe genießen wir den leider etwas trüben Blick in das Tal, ein Ranger erklärt, der Dunst käme von den Präriebränden. Er empfiehlt uns dringend, am Redfish Lake zu übernachten, was wir auch tun. Wir ergattern am Little Redfish Lake einen der knappen Plätze. Der Lake ist nicht sehr tief, deswegen ist das Wasser relativ warm, obwohl der See auf 2000m liegt. Und er ist glasklar und ohne irgendwelche motorisierten Gefährte. Wir gehen als erstes Schwimmen.
Der Tempomat
Seit Tagen geht mein geliebter Tempomat nicht mehr, der Bowdenzug, der anstatt meines Fußes das Gaspedal bedient, ist gerissen, eine Katastrophe! Ständig mit dem rechten Fuß Gas geben zu müssen, ständig auf den Tacho schauen zu müssen, sich im Sitz nur eingeschränkt bewegen können, das strengt richtig an. Ich habe mich schon damit abgefunden, erst aus Deutschland das Ersatzteil mitbringen zu können, als mein Freund Michael per Mail die Idee äußert: „Kauf Dir doch einen Zug in einem Fahrradgeschäft und schaue, ob er passt.“ In Ketchum habe ich das getan. Nach dem Schwimmen kippe ich das Fahrerhaus, baue den Servomotor samt Zug aus und siehe da, es passt. Fast! Der Nippel lässt sich nicht durch die Lasche ziehen, er ist ein wenig zu groß. Mit Feile und Wasserpumpenzange als Schraubstockersatz feile ich in mühsamer Fummelei den Nippel passend. Das erfordert Geduld, nicht meine ganz große Stärke.
Einbauen das Ganze, die Hütte zurück gekippt, den Test laufen lassen, es geht! Ich habe wieder einen Tempomaten. Danke, Michael, Du bist halt ein super Tüftler. Die gekippte Hütte erregt natürlich Aufsehen, die Leute bleiben stehen und schauen, so etwas kennen sie von den US-LKW nicht. Und unser Campground Host fragt, ob wir ein ernstes Problem haben.
Nach der Bauaktion gehen wir noch einmal schwimmen, ein Euramobil Camper hält neben uns, das können nur Deutsche sein. Zwei deutsche Damen in unserem Alter sind ebenso unterwegs wie wir.
Der Abend endet am Campfire, es ist dringend notwendig der Mücken wegen.
Der Weg zu Hemingway und zum Redfish Lake
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