Freitag, 15. August 2014

15.08.2014 Der Weg nach La Paz


Der Kartenverkäufer übergibt Irmi die Eintrittskarten mit den Worten „Dos boletos para la copa del mundo“, zwei Karten für den Weltmeister. Um Eintrittskarten zu kaufen, muss man seinen Namen in ein Buch schreiben samt Nationalität. Die Nationalität wird in der Anlage noch dreimal an verschiedenen Eingängen notiert.
Wir besichtigen das Museum und die Anlage, über deren Sinn und Entstehung viel Spekulation vorhanden ist, aber kein gesichertes Wissen. Tatsache ist aber, dass die Leistungen der Erbauer beeindruckend sind und es völlig unklar ist, wie sie die zum Teil riesigen Steine transportiert und bearbeitet haben. Und das mit einer geradezu unglaublichen Präzision. Viele handwerkliche Künste waren zu vergleichbarer Zeit in Europa, im Orient und in Asien sicher weiter entwickelt, nicht aber die Kunst der Steinbearbeitung.
Dann geht es weiter in Richtung La Paz. Die Sechstausender der Ostkordillere tauchen im Dunst auf mit den weißen Gipfeln. Und die Dächer von El Alto, der Ort, im dem der Flughafen von La Paz liegt, schimmern im Sonnenschein in sicher 50km Entfernung.
In El Alto selber ist Chaos, unzählige Menschen samt Kapellen marschieren durch die Stadt, es sind die Nachwehen ist Maria Himmelfahrt. Mich stresst es relativ wenig, aber Irmi bringt es an den Rand des Nervenzusammenbruchs, was mich wiederum stresst.
Letztendlich finden wir den Weg zum Hotel Oberland,man hat auch noch einen Platz frei, alles ein wenig eng und mit viel Rangieren verbunden, aber dann stehen wir zusammen mit einem Unimog aus Italien, einem aus Deutschland, einem Mercedes Vario Allrad aus Deutschland, einem VW-Bus aus den USA und einem Toyota Landcruiser aus Frankreich auf dem kleinen Platz. Die Anlage wird von einem Schweizer betrieben, folglich gibt es auch Käsefondue, worauf Irmi besteht.
Den unbedingt notwendigen Schnaps danach genehmigen wir uns dann im Auto.

14.08.2014 Der Weg nach Bolivien und das Auto hat mehr Puste als Fahrer und Beifahrerin


Wir verlassen Puno und die Menschen vom Titicacasee. Ihre Gelassenheit und ihre Freundlichkeit, trotz ihrer widrigen Lebensumstände, imponieren uns und wir haben sie richtig ins Herz geschlossen, ich besonders die Kinder.
Kurz hinter Puno: eine Polizeikontrolle! Diesmal werden wir nicht durchgewinkt, der junge, selbstbewusste Polizist möchte die „Documentas“ sehen. Ich gebe ihm den Führerschein, natürlich das Duplikat, er fragt nach der Versicherung und den Fahrzeugdokumenten. Auch die bekommt er, von der Zulassung natürlich nur die Kopie. Wir sind froh, seit Cusco eine Versicherung zu haben. Dann fragt er nach dem internationalen Führerschein! Wir stellen uns dumm, da hält er mir sein Smartphone unter die Nase. Darauf steht: Haben Sie einen internationalen Führerschein? Google Translate macht es möglich. Ich bin baff, natürlich habe ich den und er ist sogar noch gültig. Aber dazu mussten wir in den Koffer, aber er bekommt ihn. Mein nach oben getreckter Daumen macht ihn stolz und wir verabschieden uns mit Handschlag.
Die Fahrt Richtung Bolivien ist stinklangweilig, meist geht es gerade aus auf der gesichtslosen Hochebene, dem Altiplano. Eine gute Gelegenheit, einmal die Leistungsfähigkeit des Autos in der Höhe zu testen. Es erreicht mit 95km/h fast seine normale Höchstgeschwindigkeit, ist also weniger aus der Puste als Fahrer und Beifahrerin. Trotzdem sind wir mit unserer Höhenanpassung sehr zufrieden, wir haben keinerlei Anzeichen der Höhenkrankheit.
Die geplante Route mit einer kurzen Schiffspassage von San Pedro de Tiquina nach San Paulo de Tiquina müssen wir streichen, die Fähren sind einfach zu klein für uns. Also gehen wir in Desaguadero über die Grenze. Dort herrscht mehr als das normale Chaos, denn es gibt keinen Strom (Handwerker arbeiten an der großen Stromleitung). Trotzdem sind wir in kurzer Zeit in  Bolivien, auch dort gibt es keinen Strom, weswegen eine vereinfachte Einreiseprozedur ohne Fingerabdrücke und Bild gemacht wurde und beim Zoll dankbar auf die vorhandenen Kopien zurückgegriffen und auf die weiteren, normalerweise geforderten, verzichtet wurde. Also, geht doch auch so, kann man sagen. So schnell waren wir an noch keiner Grenze durch.
Vierzig Kilometer hinter der Grenze, in Tiwanaku bleiben wir auf dem Parkplatz einer Präinka Ausgrabung stehen. Es ist ein Ort, an dem man jeden Moment darauf wartet, dass Django um die Ecke kommt und das Lied vom Tod erklingt. Alles ist gelb und verdorrt, das aufziehende Gewitter erzeugt ein fahles Licht, der Wind bläst den Staub durch die Straßen und auf dem krummen und schiefen Bahngleis laufen dunkle Gestalten, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Manchmal verschluckt sie eine Staubhose. Und dann kommt noch ein Mann mit Colt an der Seite und einem riesigen Hut auf dem Kopf, ähnlich dem der Mounties zwischen den windschiefen Bretterbuden hervor.
Dass er aber lachend grüßt, es ist der Dorfpolizist und die fröhlichen Kinder, die trotz der Widrigkeiten Fußball spielen, Mädchen und Buben zusammen, passen nicht in das Bild.
Die langgezogene Mundharmonikamelodie aus dem Film verschwindet langsam aus meinem Kopf und ich denke an Bier und andere Dinge.

13.08.2014 Zu den Schilfmenschen und auf die Insel Taquile



Wir stehen um sechs auf, es ist strahlender Sonnenschein, aber es muss kalt sein. Viele Menschen joggen an unserem Auto vorbei, meist tief eingemummt. Um 7:30 sind wir am Boot, das dann tatsächlich um 8:00 vollbesetzt, teils indigene, teils Touristen, startet. Nach einer halben Stunde sind die Schilfinseln erreicht, wir sind überrascht, wie groß das Dorf ist, 87 Inseln. Wie landen an einer dieser, immer eine Familie bewohnt eine Insel und werden von dem Hausherren in die Kunst des Inselbaues eingeführt. Einige lassen sich in den typischen Schilfbooten ein wenig rudern, wir nicht. Wir laufen noch ein wenig auf der Insel, bestaunen Solarzellen und Satellitenschüsseln und das Chaos in den Häusern.
Dann geht die Fahrt, vorbei an unserm Stellplatz vorletzte Nacht weiter nach Taquile, das gegen 12.00 erreicht wird.
Viele Einheimische vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen, was sie spielen, habe ich nicht heraus bekommen, aber es wird viel gelacht.
250 Höhenmeter über dem Anlegeplatz liegen die Plaza und das Restaurant, das uns der Bootsführer ans Herz gelegt hat, es wird kollektiv betrieben.
Es gibt auf der Insel keinerlei Lastentiere oder Fahrzeuge, alles wird auf dem Rücken nach oben geschleppt, jede Flasche Bier und auch jeder Sack Zement. An Herzinfarkt sterben hier nur Touristen, von denen etliche am Limit waren, wir nicht.
Das Essen, scharfe Getreidesuppe (Quinoa) und Trucha (Forelle) war gut und preiswert, sechs Euro pro Person und die Aussicht bis hinüber nach Bolivien traumhaft. Wir genießen das alles gemeinsam mit einem Mexikaner und einem Paar, er aus Ecuador, sie aus Klagenfurt und von Montezumas Rache geplagt, die Arme.
Über 536 teils steile Stufen steigen wir hinab zum wartenden Boot, das um die Insel herum gekommen ist.   
Mit uns fahren viele Insulaner, die Männer stricken, die Frauen spinnen mit Handspindeln die Wolle.  Unser Bootsführer, ein ungemein sympathischer Mensch aus Taquile, fährt sehr besonnen und spritsparend, aber als in einem Schilfkanal ein anders Boot von hinten drängelt,  lässt er es zum Überholen ansetzen und gibt dann solange Gas, bis der andere aufgibt, wie bei Kindern! Insbesondere den einheimischen Passagieren gefällt es.
Gegen 17:30 sind wir wieder in Puno, eine lange Bootsfahrt hat sich gelohnt.