Montag, 22. Oktober 2012

Schnee in der Sierra Nevada



22.10.12

In der Nacht hat es zu regnen begonnen, armer Roland. Wir verabschieden uns von Linda, Roland ist auf den Weinfeldern und bedanken uns für die Gastfreundschaft. Auch auf diesem Wege noch einmal, es war schön bei euch.

Linda erzählt uns, alle Pässe über die Sierra seien zu. Stimmt nicht ganz, der, den wir fahren wollen, ist mit Ketten bzw. für 4x4-Fahrzeuge mit Winterreifen freigegeben. Also, nichts wie hoch, der Pass ist 2650m hoch, kein Pappenstil. In Lodi regnet es noch in Strömen, ab 1600m kommt Schnee auf die Scheibe und ab 2000m ist Schnee auf der Fahrbahn. Ich schalte sicherheitshalber den Allrad ein, aber der Schnee ist nicht das Problem, sondern die teilweise völlig überforderten Fahrer. Vor mir bremst plötzlich einer und bleibt mitten auf der Straße stehen, der dahinter fahrende fährt fast auf. Ich habe genügend Abstand, bremse vorsichtig, setze den Blinker, schaue in den Spiegel und wechsele die Spur. Plötzlich schießt links ein Subaru vorbei, schleudert wie wild über die gesamte Straße, kann sich aber fangen. Ich vermute, er hat einfach mein Bremsen oder den Blinker übersehen, aber das war sehr knapp!

Hinter mir reihen sich brav einige Autos ein, keiner will überholen, alle nutzen die schneefreie Spur, die unsere breiten Reifen hinterlassen.

Der Schneepflug fährt zwar, aber innerhalb kurzer Zeit ist die Fahrbahn wieder weiß, bis wir kommen!

Die LKWs fahren Ketten auf allen Antriebsachsen und auf einer Achse des Anhängers, d.h. auf sechs Rädern Ketten montieren, was für ein Scheißjob!

Auf der Passhöhe machen wir Pause und ein paar Bilder und schauen Leuten zu, die in kurzen Hosen und Flip Flops durch den Schnee zur Toilette hüpfen. Auf der Ostseite, die wir nun hinunter fahren, liegt weit weniger Schnee, so ist die Abfahrt problemlos.

Der Pass endet auf einer Hochebene in 1550m Höhe, dort ist es auch nur 3°C „warm“, aber die Sonne scheint. Der Blick zurück zeigt dunkle Schneewolken über der Sierra, ein wenig beängstigend.

Am Lake Topaz  bleiben wir stehen und feiern meinen Geburtstag, der Sturm hat uns eingeholt und bringt das Auto zum Wackeln. Topas ist der Lake nicht, sondern grau und abweisend.


Ein schöner Tag in Sacramento und ein sehr schöner Abend in Lodi



21.10.12

Über das Internet habe ich eine Tankstelle gefunden, die nur $4,09 für die Gallone Diesel verlangt, das ist sehr billig für Kalifornien und sie liegt auf dem Weg in die Stadt, also noch einmal Tanken für die letzte Etappe nach Las Vegas.

Zuerst besichtigen wir das Capitol, wieder eine Kopie dessen in Washington, und die Kalifornier sind von dem amerikanischem Sicherheitswahn befallen, man kommt nur durch eine Schleuse wie am Flughafen in das Gebäude und überall Security und Polizei. Das hatten wir so noch nie. Auch sonst sind wir enttäuscht, es ist, verglichen mit Santa Fe ein üblicher Prachtbau mit viel Pathos und wenig Phantasie. Kunst gibt es nur in Form der Gemälde der ehemaligen Gouverneure, Arnie finden wir nicht, wir haben ihn auch nicht wirklich gesucht. Das interessanteste sind die alten Büros aus der Zeit um 1900, die man im Originalzustand gelassen hat. Wir verlassen recht schnell wieder diesen unattraktiven Ort und gehen zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin fällt uns ein Plakat des Crocker Art Museums auf, es gibt dort eine Sonderausstellung von Mel Ramos, also nichts wie hin. Die Ausstellung ist super, die vielen nackten Busen in Amerika, erstaunlich. Jedoch weist ein Schild am Eingang darauf hin, dass Eltern erst einmal ohne ihre Kinder die Ausstellung besuchen sollen.  Auch die „normale“ Sammlung ist beeindruckend. Begeistert sind wir von der alten Villa, in der das Museum seinen Anfang hatte, ebenso vom Neubau, der Kontrast und Harmonie zur alten Villa gleichzeitig ist. Das Restaurant zieht uns an, die Tische sind gedeckt mit weißen Tischdecken und darauf stehen Porzellanteller samt Stoffservietten. Das Essen samt dem Service enttäuscht uns nicht, alles frisch gekocht und sehr schmackhaft, ebenso der Wein, guter Service, was will man mehr.

Dieses Museum ist, auch ohne Mel Ramos, dessen Heimatstadt Sacramento ist, ein absolutes Muss.

Vom Museum ist es nur ein Katzensprung zum alten Sacramento, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Alte Häuser aus der Zeit um 1900, Holzbohlenfußwege, stilvolle Geschäfte und Kneipen und alles original, nicht neu aufgebaut. In den Häusern leben Menschen, haben Anwälte ihre Büros. Es ist die lebendige Amüsiermeile von Sacramento, in der nicht nur der Tourist, sondern auch der Einheimische gerne bummelt. Und viele in Kostümen, Halloween steht bevor, selbst die Lok des Zuges ist geschmückt und heißt Spookiemotive. Wir haben den Fasching, Fastnacht; Karneval, die Amis Helloween. Hoffentlich bleibt das so!

Wir starten in Richtung Süden und beschließen kurz vor Lodi, bei der Familie Hatterle vorbei zu schauen. Der Bruder hat uns in Portland die Adresse gegeben. Gesagt, getan, nach ein paar Verwirrungen wegen eines J vor der Straßennummer finden wir die besagte Adresse und stehen auf dem Hof des Weinbauern. Roland Hatterle ist nicht überrascht, sein Bruder hat uns angekündigt, als sei alles ganz sicher. Entgegen unseren Erwartungen bauen die Hatterle Wein an, verkaufen dann aber die Trauben an andere Weinmacher. Also keinen Wein probieren, dachten wir. Aber Roland wies mir sofort einen Stellplatz zu, zeigte mir, wo ich Strom bekomme und meinte, ihr bleibt zum Dinner und morgen früh entscheidet ihr, ob ihr noch bleiben möchtet. Es wurde ein wunderschöner Abend mit gutem Wein (aus seinen Trauben) und viel Austausch. Die beiden sind seit über fünfzig Jahren verheiratet, kaum zu glauben, die beiden sehen aus wie gerade sechzig geworden.

Wir verabschieden uns relativ früh, denn die beiden müssen morgen früh raus, der letzte Weinlesetag steht an.