Ein Auto steht mitten in der Ausfahrt des Campingplatzes und
die Frau am Eingang zuckt hilflos die Schultern, als ich erst mit der normalen,
dann mit dem Presslufthorn hupe, niemand erscheint. So sind sie oft, die Argentinier,
freundlich, aber absolut autistisch, was gehen mich andere an? Der
Autoschlüssel steckt und ich fahre diese röhrende Karre an die Seite, der
Besitzer taucht immer noch nicht auf.
Die Besichtigung des Staudammes und des Kraftwerkes ist
ziemlich unspektakulär. Die acht riesigen Kaplanturbinen samt Generatoren stammen
von Voith in Heidenheim und wir fragen uns, ob Voith wohl auch geschmiert hat,
um diesen riesigen Auftrag zu bekommen und wie viel. Besser nicht darüber
nachdenken. Dieser Staudamm ist laut unserem Reiseführer überflüssig, da der
Strom in der Gegend nicht gebraucht wird und der zu viel produzierte mit
riesigen Verlusten bis nach Buenos Aires
geht. Der Damm wurde als „Denkmal“ für die Militärregierungen aus Argentinien
und aus Paraguay gebaut und um an Weltbankgelder und an Schmiergelder zu
kommen. Er wurde x-fach teurer als geplant (statt 1,5 Mrd sind es bis jetzt
mehr als 10 Mrd.) durch die Korruption. Der Stausee ist dreimal so groß wie der
Bodensee und ein ökologischer Eingriff, dessen endgültige Auswirkungen noch
nicht abgeschätzt werden können. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung hat nie
stattgefunden, trotz Weltbankgelder.
Wir fahren aus dem Sumpfgebiet heraus Richtung Osten, immer
den Paraná entlang, der jedoch meist nicht sichtbar ist. Die Landschaft wird
immer hügeliger, der Wald zum Dschungel und die Erde rot. Überall Sägewerke, man
holzt den Dschungel gnadenlos ab, clear cut wie in Kanada oder Oregon. Loggingtrucks
sind unterwegs wie in Kanada oder Oregon. Ein kräftiger Regenschauer lässt den
roten Staub auf der Straße zur roten Schmiere werden, die hier alle Autos
bedeckt, nun auch unseres.
In San Ignacio Miní besichtigen wir die freigelegten Reste
der riesigen Jesuitenmission, die hier 1632 errichtet wurde. Sie wurde
verlassen, als 1767 die Jesuiten aus dem Land gejagt wurden und ist dann vom
Urwald überwuchert worden.
In Montecarlo fahren wir hinunter zum Fluss zum Club de
Pesca, den wir auf der Karte entdeckt haben. Wir dürfen dort stehen bleiben und
etwas zu essen bekommen wir auch, obwohl das Lokal Ruhetag hat. Bis zum Essen
erzählt uns der Wirt Frederico, der ein wenig Deutsch mit Begeisterung spricht,
dass der Fluss hier 50m tief sei, an manchen Stellen sogar 100m. Schiffe fahren
selten, aber sie fahren bis zu den Wasserfällen. Hochwasser gibt es manchmal so
stark, dass das Haus zuletzt 2011 bis zum 1. Stock überschwemmt war, der liegt
ca. 15m über dem Fluss. 1983 war es sogar bis zum Giebel überschwemmt, das
Wasser blieb jeweils zwei Wochen. Der Fisch, Irmi hat Dorade und ich einen,
dessen exotischen Namen ich mir nicht gemerkt habe, ist super und die Portionen
riesig, das Ambiente rustikal, unser Tisch steht als einziger mitten auf der
riesigen Terrasse.