23.02.2014
Wir spazieren
erst einmal durch das Dorf, mindestens fünfzig Buenas Dias erwidern wir, sehr
freundliche Menschen hier. Das Dorf ist eine Mischung aus Spreewald, Neusiedler
See und Bodensee. Die Häuser sind klein, erinnern aber an den alpenländischen
Baustil, das Schilf am Ufer erinnert uns an den Neusiedler See und die vielen
Kanäle an den Spreewald. Auf jeden Fall war es eine gute Entscheidung, den
Abstecher hierher zu machen.
Leichter,
aber stärker werdender Nieselregen bringt die Entscheidung, wir fahren. Gestern
hatten wir mit dem Gedanken gespielt, den Aerius mal wieder zu Wasser zu lassen
und hatten auch schon eine Einsetzstelle gefunden, doch bei dem Wetter macht
das keinen Sinn, auch eine Bootsfahrt mit den Fischern nicht. Beim Überqueren
des Passes regnet es dann richtig. Viele Amateurradfahrer im Renntempo kommen
uns entgegnen, teilweise mit Begleitfahrzeugen, es scheint ein Amateurradrennen
zu sein. Arme Kerle, im strömenden Regen bei 14° sich den Berg hochquälen zu
müssen. Aber sie tun es freiwillig.
In Pasto soll
es eine Werkstatt eines deutschen Mechanikers geben, Karl Koch heißt er. Am
Telefon ist er nicht zu erreichen und an der angegebenen Adresse steht ein Hochhaus
im Rohbau. Wir beschließen, das Dieselproblem in Ecuador zu lösen und fahren
los, nun regnet es in Strömen. Die Straße ist rutschig, der sorglose Umgang mit
Öl und Diesel hier fordert seinen Preis in Form von zwei Unfällen. Auf allen
Pfützen und Rinnsalen schimmert Diesel bzw. Öl. Auch unser 1017 driftet in
einer Linkskurve über die Vorderräder, also weniger Speed, insbesondere, wenn
es eben ist, da bleibt die Sauce länger stehen.
Da hat
Kolumbien noch ein massives Umweltproblem, aus den Bächen kann man hier
nirgends Wasser entnehmen, auch auf dem Zufluss zur Lagune waren deutliche
Ölspuren zu sehen.
Bergauf geht
Vollgas, d.h. den Tempomaten auf 2500 Umdrehungen einstellen und dann im 2. oder
3. Gang fahren, je nach Steigung, macht einen Schnitt von unter 30km/h.
In Las Lajas
nahe dem Grenzort Ipiales besuchen wir die Wallfahrtskirche, einen monumentalen
Bau im gotischen Stil. Millionen von Menschen, überwiegend Indios, besuchen den
Ort jährlich und viele körperlich Behinderte quälen sich die 150 Höhenmeter
hinunter und wieder hinauf in der Hoffnung auf Heilung. Wir kommen uns vor wie
in Lourdes oder Altötting, überall Devotionalienhändler, die den Menschen ihren
Kitsch andrehen.
Eine Seilbahn
ist im Bau, damit es die Alten und Kranken dann leichter haben.
In Ipiales
stellen wir das Auto vor dem Zentrum b und gehen zu Fuß auf die Suche nach
einem Internetcafé. Uns fallen einige Schnapsleichen auf, die einfach dort
liegen, wo sie zusammengebrochen sind und ihren Rausch ausschlafen, niemand
stört sich oder kümmert sich. Nach dem „Interneten“ trinken wir einen Kaffee in
einer Bäckerei, es ist eine undefinierbare, graue Brühe mit scheußlichem Geschmack, eine Schande für
das Kaffeeland Kolumbien.
Unser Tag
endet, wie sollte es anders sein, im Regen auf dem Parkplatz eines Hotels 500m
vor der Grenze. Immerhin, es hat Internet.
Unser
Standort 0.81656, -77.65846, 2800m hoch, 14°C und das kurz vor dem Äquator