19.06.12
Wir
folgen dem Jefferson-River zu der Höhle, in der Lewis und Clark den ersten
Winter verbrachten. Auf dem River paddeln Leute und machen uns ein wenig
neidisch. Die Landschaft ähnelt stark Flusstälern im Balkan. Wir nehmen an der
Führung teil, Lewis und Clark stehen dabei gar nicht im Vordergrund, sondern es
ist eine riesige Tropfsteinhöhle, die ca. 150 Höhenmeter auf zum Teil sehr abenteuerlichen,
engen und steilen Pfaden nach unten durchstiegen wird. Wir hatten zwar mehr Geschichte
erwartet, haben den Ausflug aber nicht bereut. Höhlen mit solch engen Wegen und steilen Treppen würden in Deutschland nie
für den Publikumsverkehr freigegeben.
In
Three Forks beginnt der Missouri, gebildet aus dem Gallatin, dem Madison und
dem Jefferson River, wir fahren weiter in Richtung Yellowstone Nordeingang. Der
erste Campground der Parkverwaltung (es gibt auch private im Park) hat einen
Platz frei und man klärt uns auf, dass man die Campgrounds der Parkverwaltung
nicht reservieren kann, es herrscht „first come, first serve“. Wir spazieren nach
dem Abendessen noch zu den darüber liegenden Hotels die Straße entlang, der
Trail durch den Busch ist wegen Bärengefahr gesperrt.
20.06.12
Die
Nacht war kurz, denn schon beim Morgengrauen kommen die ersten in den Park und
der Platz liegt direkt in einer Spitzkehre. Wir machen uns auf zum
Norris-Campground, um uns dort einen Platz zu ergattern, was auch gelingt. Die
besten Plätze sind natürlich belegt, aber was soll es, wir haben einen und
belegen ihn für zwei Tage. Wir stellen einen Stuhl auf den Platz als Hinweis,
der Platz belegt ist und fahren nun in Richtung Süden zu den diversen
Geysir-Feldern, endend beim Old Faithfull. Ich erspare mir die Beschreibung der
einzelnen Felder, die Bilder sprechen für sich. Irmi muss einmal abbrechen, der
Schwefeldampf macht ihr zu schaffen. Keiner der berühmten Geysire tut uns den gefallen,
auszubrechen. Auch Old Steamboat nicht, der seit Jahrzehnten ruht. An manchen
Stellen tritt überhaupt kein Wasser oder Dampf mehr aus, geologische
Verschiebungen durch Erdbeben sind die Ursache dafür.
Eines
ist jedoch erwähnenswert, das Norris-Feld liet über einem Supervulkan, wenn der
ausbricht und irgendwann wird er ausbrechen, dann werden die Karten der
Evolution neu gemischt und verteilt. Es steht zu befürchten, dass der Spezies
Mensch keine Karte bekommt.
Leider
sind die Badestellen am Firepot-River gesperrt, dort mischt sich das kühle
Flusswasser mit heißen Quellen und das hätten wir gerne ausprobiert. Kurz
danach machen wir am River Kaffeepause und kommen mit einem angelnden Ehepaar
ins Gespräch. Meine Frage, ob man denn den Schwefel in den Forellen schmecke,
hören wir erstaunt die Antwort, das wisse man nicht. Die geangelten Forellen
dürfen nicht mitgenommen werden, alle müssen wieder in den Fluss geworfen
werden. Ich finde, ein doofer Sport, angeln des Angelns Willen, ohne Beute! Sie
fahren einen VW Touareg und haben dahinter einen kleinen, amerikanischen
Edel-Wohnwagen vom Hersteller Airstream. Erstaunt stellen wir fest, das Design
der Innenausstattung gefällt auch uns und wir sind uns einig, die typischen
amerikanischen Wohnmobile, Trailer etc. mit dem Gelsenkirchener Barock innen
sind untragbar. Sympathische Menschen.
Dann
Old Faithfull! Riesige Parkplätze, trotzdem fast voll, und das mitten in der
Woche und es ist noch nicht Saison. Ein Alptraum für den amerikanischen
Wohnmobilfahrer, der leicht auf 20m Länge kommt, wenn er auch noch seinen Jeep
hinterher schleppt.
Wir
besichtigen die wirklich sehenswerte Lobby der Lodge, essen ein riesiges, gutes
und sehr preiswertes Eis und begeben uns dann zusammen mit Heerscharen von
Touristen zum Schauplatz des Geschehens. Und er ist fast pünktlich, faithfull
halt. Wirklich imponierend, wie das heiße Wasser fauchend und dampfend bis zu 55 Meter hoch in den Himmel schießt.
Während
wir warten, lernen wir ein brasilianisches Ehepaar kennen, das aus Brasilien
über die Westküste Südamerikas bis hier her gekommen ist, dann weiter nach Alaska
will, um schließlich über die Ostküste Kanadas, der USA und Südamerikas wieder nach
Brasilien zu fahren. Wir nutzen die kurze Zeit, um Tipps auszutauschen und
natürlich die Email-Adressen.
Neben
Irmi sitzt ein netter US-Amerikaner unseres Alters, er kennt aus seiner
Army-Zeit Deutschland gut und schwärmt von der guten Bratwurst und natürlich
dem Bier und dem Wein. Er ist mit seinen Enkeln unterwegs, denn amerikanische
Kinder haben Sommerferien von Mitte Juni bis Mitte September, erzählt er uns!
Was tun Eltern, die selbst meist nur zwei Wochen Urlaub haben, mit ihren
Kindern den ganzen Sommer? Komisches
Schulsystem.
Auf
dem Rückweg zum Camp gibt es zweimal richtige Staus, denn es sind Bison „on
duty“, wie wir in der Zwischenzeit sagen, „diensthabend“ für die Touristen am
Wegesrand. Wir, die wir Bisons in Massen im Norden gesehen haben, bleiben
natürlich nicht stehen.
Am
Campground bereitet es uns einige Mühe, das Auto gerade zu stellen auf dem
schiefen Platz. Aber es gelingt, auch, wenn er vorne nun so hoch steht, dass
ich kaum noch aus oder in das Fahrerhaus komme.
21.06.12
Es
liegt Reif auf den Zelten, als ich um sieben Uhr aus dem Fenster schaue, aber
es scheint die Sonne. Immerhin liegt der Campingplatz 2200m hoch, das macht
sich bemerkbar bei den Temperaturen. Bei der Vegetation interessanterweise
nicht, die Baumgrenze liegt hier deutlich höher als in den Alpen, warum, ist
mir unbekannt. Wir stehen mitten im Wald
unter hohen Kiefern. Auf dieser Höhe wachsen in den Alpen noch nicht
einmal mehr Latschen.
Wir
wollen heute wieder in den Süden des Parks, aber auf der östlichen Route, um
dann ggf. Old Faithfull noch einmal zu besuchen. Den ursprünglichen Plan, die
Tour mit dem Moped zu machen geben wir auf, ohne richtige Motorradkleidung ist
es einfach zu kalt.
Erst
besichtigen wir den grandiosen Canyon des Yellowstone River und dann fahren wir
doch nach Norden und wandern auf den 3122m hohen Washburn, allerdings starten
wir bei 2700m. Wir sind dann doch nicht bis ganz hoch, kurz vor dem Gipfel gibt
es einen schönen Aussichtspunkt, dort haben wir es gut sein lassen. Die Bäume
wachsen im Übrigen bis kurz vor dem Gipfel.
Die
östliche Seite ist die hat die grandioseren Landschaften, die dazu noch ständig
wechseln, wir sind begeistert. Und Bisons in Massen. Old Faithfull bläst gerade, als wir auf den Parkplatz
fahren, weitere 75min wollen wir nicht warten und fahren weiter in Richtung
Camp. Eine Büffelherde auf der Straße bringt den Verkehr zum Erliegen, zum
ersten Male sehen wir ganz junge Kälber, sie sind eher Ocker als Braun.
Am
Campground angekommen fülle ich am Sanitärgebäude das Wasser nach und übersehe
dabei einen Büffel, der nur 20 Meter von uns entfernt liegt und genüsslich
wiederkäut. Dann suhlt es sich noch ein wenig im Sand und begibt sich dann
gemächlich fressend langsam von dannen. Er sei öfter hier, meint eine Rangerin.
Mit
zwei Hilfsrangern habe ich noch einen Disput, wir hatten in unserer Abwesenheit
den Grill auf dem Platz stehen lassen, wohlgemerkt nur das Gehäuse, in dem die
Holzkohle glühte, und die war vollständig verbrannt. Der zöge Bären an!
Man
hat mich angemotzt und mit Zettel verwarnt, das sei verboten laut Regel. Mein
Einwand, der eigentliche Grillrost sei ja im Auto gewesen, wird nicht
akzeptiert. Die Frage, was mit den fettigen Rosten über den Campfiren sei,
wurde ignoriert.
Der
Abend ist mild, obwohl wir auf 2200m stehen, also kaufe ich Firewood. Zurück am
Platz brechen unsere Nachbarn überraschend ihr Zelt ab und überlassen uns einen
großen Stapel Firewood, jetzt sind wir gut versorgt.
Bis
ca. 23 Uhr sitzen wir am Campfire, nur die Mücken stören ein wenig
Noch
ein paar Anmerkungen zum Park. Wer gewaltige Landschaften ohne Ende sucht, ist
in Yellowstone fehl am Platz. Wer Ruhe sucht, ebenso. Yellowstone lebt von
seinen Geysiren und die wollen viele sehen. Es wälzen sich also von dust bis
dawn (Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) Unmengen von Motorrädern, Autos,
Wohnmobilen und Bussen durch die wenigen, zum Teil engen Straßen. Und leise sind die meist von alten Männern
gefahren Motorräder, Trucks und Jeeps nicht, sie kompensieren wahrscheinlich
wie in Kanada auch ihre fortschreitende Impotenz und Inkontinenz mit immer dickeren
und lauteren Auspuffs an ihren Harleys und Goldwings, RAMs und Jeeps.
Volle Campingplätze, Hotels, die ein Jahr im Voraus nahezu ausgebucht sind und knapper Parkraum, das ist auch Yellowstone.
Volle Campingplätze, Hotels, die ein Jahr im Voraus nahezu ausgebucht sind und knapper Parkraum, das ist auch Yellowstone.
Trotzdem
fasziniert der Park mit seiner Vielfalt an Landschaften, die von lieblich (z.B.
am Oberlauf des Yellowstone River über grandios (der Canyon des Yellowstone)
bis bizarr (das große Norris Geysir-Feld und wir empfehlen jeden, mindestens
zwei Tage einzuplanen, Mittwoch und Donnerstag sind die ruhigsten Tage.