Weiter geht die Fahrt auf Ruta del Fin del Mundo, also der
Straße zum Ende der Welt, so heißt die Straße in Chile nach Punta Arenas.
Zwanzig Kilometer davor biegen wir ab zu einer Pinguinkolonie. Am ersten Tor
müssen wir 3000 Pesos bezahlen, wofür, ist unklar. Dann noch einmal etliche
Kilometer weiter zur nächsten Kasse, dort werden 13000 Pesos fällig. Die Dame
an der Kasse informiert uns, es sind keine Pinguine da, sie sind alle draußen
beim Fischen. Erst gegen 17:00 kommen sie zurück. Also bleiben wir stehen, Irmi
kocht und wir vertreiben uns die Wartezeit. Ich wollte eigentlich auf dem Dach
die Schutzbleche für die Dachhauben montieren, aber der Wind ist zu stark, kann
ich mich ohne Blech in der Hand kaum auf dem Dach halten. Um 17:00 marschieren
wir gegen den Wind zur Beobachtungsstelle, mit uns eine Busladung, auch
Deutsche sind dabei. Tatsächlich sind die ersten Pinguine da und nahezu
minütlich kommen weitere an, lassen sich von den Wellen an Land spülen, stehen
auf und machen als erstes Gefiederpflege. Dann wird zu den anderen gewatschelt.
Nach einer Viertelstunde sehen wir kaum noch etwas durch unsere Brillen, alles
voll Salz. In Punta Arenas finden wir nach einiger Suche den Anleger, das Büro
öffnet morgen früh um 8:30, also bleiben wir direkt am Hafen stehen, um
hoffentlich am Samstag einen Platz auf dem Schiff zu ergattern.
Unsere große Reise, beginnend in Halifax und endend in Montevideo, Uruguay
Freitag, 20. Februar 2015
18.02.2015 An die Magellanstrasse, Chile
Was hatten wir gestern ein Glück mit dem Wetter, denn heute ist es bedeckt und grau. Am Parkausgang treffen wir drei Motorradfahrer, besser eine Fahrerin samt Begleiter aus Altötting sowie einen Salzburger. In Calafate gibt es kein Benzin, aber Diesel und Internet. Ich tanke 220ltr nach, die letzten 1100km hat sich das Auto also 20 Liter/100km genehmigt, akzeptabel angesichts des vielen Gegenwindes. Unser Tagesziel ist Puerto Natales, das wir problemlos erreichen. Auch die Grenzen waren schnell und problemlos passiert; wir sind bei dem kleinen Grenzübergang Cerro Castillos über die Grenze. Die Fahrt selber, Pampa halt, teils Sand, teils bester Asphalt. An der Grenze treffen wir ein junges Paar aus Schweden, maximal 20 Jahre alt, sie wollen mit den Fahrrädern drei Jahre durch Amerika, haben vor einem Monat in Ushuaia angefangen. Wir sind der Ansicht, „denn sie wissen nicht, was sie tun“. Ob das gut geht? Wir jedenfalls wünschen es ihnen.
Während unser Fleisch auftaut, gehen wir spazieren in Puerto
Natales, da sind wir zwischenzeitlich angekommen und sehen an der ersten Kreuzung
ein Lokal, bei Angelica. Weiße Tischdecke aus Stoff, Stoffservietten und
Blumen, Untersatzteller, große Weingläser. Irmi geht zum Auto und packt das
Fleisch wieder in den Tiefkühler, wir gehen mal wieder gepflegt essen! Irmi
nimmt Filetsteak á la Dijon, also mit Senfsauce, ich Guanacoragout. Dazu einen
Carmenère. Das Filet ist sehr gut, das Guanacofleisch ist sehr trocken, vom
Geschmack her deutlich Wild. Mit mehr
Sauce wäre es sehr gut gewesen. Der Kellner, ein junger Franzose aus Nantes,
bedient uns hervorragend, die Wirtin, in weißer Schürze kommt und fragt nach,
ob alles recht sei.
Nur drei Japanerinnen am Nebentisch stören mit ihren
Tischunsitten die gepflegte Atmosphäre, Details erspare ich mir und dem
geneigten Leser, auf jeden Fall sieht der Tisch aus wie ein Schlachtfeld.
Asiaten erwarten, dass, wenn man als Europäer in Asien ist, man sich den Sitten
und Gebräuchen anpasst. Warum tun die das eigentlich nicht bei uns?
Wir spazieren zum Hafen, an der alten Mole soll es laut
Führer die schönsten Sonnenuntergänge der Welt geben, leider fehlt dazu die Sonne.
Mittwoch, 18. Februar 2015
17.02.2017 Am Gletscher Perito Mureno.
Es hat die ganze Nacht gestürmt und stürmt immer noch. Das
Pferd steht immer noch mit dem Hintern im Wind im Windschatten des Buschs, wie
ein Standbild. Von den Bergen ist nichts zu sehen, alles in Wolken, aus denen
wenige Regentropfen fallen. Nichts wird aus der Wanderung zum Gletschersee. Wir
frühstücken beim Bäcker, nun regnet es richtig. Es sind gerade mal 6°C, aber es
gibt immer noch Leute, die in Flip Flops herum laufen.
Das Internet
funktioniert, aber sehr langsam, zumindest Email funktioniert. Auf dem Weg
hinaus in die Pampa möchte ich noch ein paar Bilder machen und lasse das Auto
ausrollen. Er rollt und rollt, sogar einen kleinen Berg hoch, und rollt, bleibt
nicht stehen. Der Rückenwind macht es möglich. Auf ebener Strecke rollt das
Auto mit 15km/h! Ich bremse bis zum Stillstand und lasse die Bremse wieder
los, das Auto setzt sich ganz langsam in
Bewegung und rollt dann „schnellen Schrittes“ weiter. Der Wind von Patagonien
macht es möglich. Ein Kondor kreist über uns und mir gelingt, wie sich später
herausstellt ein ordentliches Foto von ihm.
Das Wetter bessert sich und wir fahren direkt zum Gletscher
Perito Moreno im Nationalpark Los Glaciares, Eintritt 430 Peso, das sind ca. €30
für uns beide. Erst stellen wir uns in einer langen Schlange am Shuttlebus an,
dann stellen wir fest, es gibt einen wunderbaren Fußweg. Der Gletscher, der
sich im Sonnenschein eindrucksvoll präsentiert, tut uns den Gefallen und lässt
ein großes Eisstück aus der ca. 30m hohen Wand donnernd abbrechen und in den
See stürzen, ein beeindruckendes Schauspiel. Immer wieder kracht, knackt und donnert
es aus dem Gletscher, er bewegt sich mit ca. einem Zentimeter pro Stunde talwärts,
das erzeugt diese Geräusche.
Zum Campingplatz, ebenfalls im Nationalpark Los Glaciares am
Lago Roca, sind es über 50km, die Hälfte staubige Piste. Die Fahrt lohnt wegen
der schönen Aussicht und wegen des guten
Platzes. Viel Platz, Strom, Wasser, Abfallkorb, Feuerstelle, Bank mit Tisch, alles
da. Auch gutes Brennholz zu einem akzeptablen Preis gibt es, also machen wir
mal wieder Campfire, wenn auch die Temperaturen dicke Fleecekleidung erfordern.
Zweimal bekommen wir Besuch von englisch sprechenden Argentiniern, die unser
Auto bewundern. Einer arbeitet bei Oracle und war auch schon zwei Jahre in
München, der andere bei einem Boschdienst.
Um 21:30 ist das Feuer aus und der Rotwein leer, Zeit für
das Bett, für Argentinier viel zu früh. Man steht hier spät auf und ist dafür
lange auf, das sieht man an den Zeiten de Campingplatzes. Ruhezeit ist von 0:00
bis 8:00, bei uns meist von 22:00 bis 6:00.
Dienstag, 17. Februar 2015
16.02.2015 Weiter nach El Chaltén, dem Nationalpark Los Glacieres
Morgens gegen 1:00 wache ich auf, ein Sturm tobt, das Auto wackelt, als würde
der Rübezahl von Patagonien daran rütteln. Auch Irmi ist wach und fragt, ob
alle Fenster geschlossen sind, sie sind. Wir versuchen zu schlafen, schwierig.
Gegen Morgen dann lässt der Sturm nach. Als wir los fahren, fällt uns auf, das
Password des Hotels lautet Cerro Ventana, geschlossenes Fenster, frei
übersetzt. Und alle Fenster des Hotels sind nicht zu öffnen, die wissen, warum.
Beim Hinausfahren aus dem Ort auf die 40 entdecken wir ein Dickschiff wie wir
es haben. Es ist ein französisches Paar, sie wohnen in La Réunion und haben
sich bei Action Mobil ein Auto bauen lassen, nun sind sie auf dem Weg nach
Norden. Er spricht recht gutes Deutsch. Aber auch solche sündhaft teueren
Luxusmobiles haben Probleme, die elektrisch ausfahrbare Wlan-Antenne lässt sich
nicht mehr einfahren, nun hat er eine Durchfahrtshöhe von 4,20m, ein wenig
viel!
Auf der 40 geht es weiter in Richtung Anden, heute ist die
Landschaft wesentlich abwechslungsreicher als gestern. Sie ist teilweise neu
geteert, teilweise Sand, aber immer gut zu befahren. An den Baustellen ruht die
Arbeit, es ist Rosenmontag. Südlich von Tres Lagos, einem verlassenem Kaff und
das bei dem Namen, verlassen wir die 40 und biegen ab in Richtung El Chaltén. Bald
taucht auch das berühmte Fitz Roy Massiv am Horizont auf. Am Lago Viedma entlang
mit seinem grünen Wasser erreichen wir El Chaltén und damit den Nationalpark Los
Glacieres. Wir stellen das Auto auf dem Campingplatz ab und wandern hinauf zu
zwei Aussichtspunkten, einer heißt Los Condores und tatsächlich, über uns
schweben Kondore, weit weg zwar, aber deutlich am weißen Kragen zu erkennen.
Der andere bietet nicht den erhofften Blick auf eine Gletscherzunge, war also
ein Flop. Der Wind weht so stark, dass
Irmi die Sonnenbrille, die sie über ihrer Brille trägt, sicherheitshalber
abnimmt. Um 20:00 sitzen wir nach dreistündiger Wanderung im Auto, die Sonne
scheint, aber das Auto wackelt im Sturm. Die Sonne versinkt hinter dem Fitz Roy
Massiv, wir werden unser warmes Auto heute nicht mehr verlassen, sondern morgen
zum Frühstücken samt Interneten gehen. Draußen steht ein Pferd in fatalistischer
Körpersprache hinter einem Busch, den Hintern dem Sturm zugewandt und bewegt
sich kein Stück.
Montag, 16. Februar 2015
15.02.2015 Wieder in Argentinien
So schnell sind wir noch nie über eine Grenze auf dieser
Reise, noch keine 5 Minuten für die Ausreise und ebenso für die Einreise nach
Argentinien. Keiner will ins Auto, um nach Lebensmitteln zu suchen, wir werden,
nachdem die Dokumente ausgefüllt sind, einfach freundlich durch gewunken, wir
können es gar nicht glauben.
Der kleine Grenzort Los Antiguos ist hübsch, aber kein
öffentliches Internet (internet para todos), also fahren wir weiter nach Perito
Moreno. Dort tanken wir und kaufen in einem sehr gut sortierten und auch hellen
und sauberen Supermarkt ein, insbesondere Obst, da wir ja nichts mehr haben
wegen des Grenzübertritts. Wieder staunen wir über das Preisniveau, zum Teil
sind die Dinge teurer als in Deutschland, manche Milchprodukte zum Beispiel.
Wie machen dass die Argentinos, denn von Kaufzurückhaltung ist nichts zu spüren
im Markt, die Körbe sind voll, auch mit Wein und dem hier ebenfalls teuren Bier.
Dann beginnt die große Einsamkeit. Santa Cruz, der
Bundesstaat, ist der größte Argentiniens, so groß wie die alte Bundesrepublik,
hat aber nur 280.000 Einwohner, von denen die meisten noch in Siedlungen
wohnen. Also sind riesige Gebiete menschenleer. Manchmal verschwindet die
Straße am Horizont und ringsherum ist es eben bis zum Horizont, manchmal fahren
wir durch Täler, die am Grund auch noch
ein wenig grün sind oder sogar einen kleinen Bach haben, der Wasser führt. Manchmal tauchen am rechten Horizont imposant
die schneebedeckten Anden auf, manchmal ist einfach nichts.
Am Anfang sehen wir noch Kühe, Pferde oder Schafe weiden,
einmal sogar einen Gaucho hoch zu Ross samt seiner Hundemeute, dann sind nur
noch Guanacos und Nandus zu sehen.
Die Guancos überspringen die Zäune, die links und rechts der
Straße verlaufen, manche verschätzen sich aber dabei und verenden im Zaun, ihre
Reste hängen dann traurig im Zaun. Wie die flugunfähigen Nandus die Zäune
überwinden ist uns unklar.
In Gobernador Gregores bleiben wir
vor dem Hotel Lago Cadiel stehen, bekommen sogar den Zugangscode zum Internet,
aber es ist sehr, sehr langsam.
Auf den 350km hierher habe ich nur
einmal gebremst, als ich auf einen Streifenwagen der Polizei aufgelaufen bin,
der in leichten Schlangenlinien mit eingeschaltetem Blaulicht über die 40
schlich, man hat sich wohl sehr intensiv unterhalten. Er hat dann beschleunigt, er hat mich wohl im
Rückspiegel gesehen, die Schlangenlinien hörten aber nicht auf. Ansonsten bremsen
nur zum Fotografieren.
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