Montag, 18. August 2014

16.08.2014 La Paz



Das Taxi bringt uns in das Stadtzentrum. Der Fahrer gehört zu den schnellen, da bin selbst ich am Rande des Kotzens. Es geht steil den Berg hinunter, da muss man doch noch Gas geben, bevor man an der nächsten Spitzkehre das Auto zusammenbremst.
An der Plaza de Esdutiante steigen wir aus und marschieren los, kreuz und quer durch das Zentrum, am Rathaus vorbei zur Plaza Murillo, wo sich Parlament und Präsidentenpalast befinden. Und unendlich viele Tauben, mehr als am Markusplatz in Venedig. Die Menschen, die füttern, wissen nicht, was sie tun. In der Calle Jaen, einer Künstlergasse, essen wir eine Kleinigkeit und trinken einen Kaffee. Eine Kanadierin fragt, ob sie ein Bild von uns machen darf und es auch auf die HP von La Paz stellen darf, wir sind einverstanden. Sie schwärmz von La Paz und meinet, hier sollte man Wochen verbringen. Womit, denke ich mir.
Auf den ersten Blick wirkt La Paz wie eine ganz normale, glitzernde Großstadt. Beim genaueren Hinsehen jedoch merkt man schnell, dass hier es doch an allen Ecken und Enden fehlt. Die Busse sind alte US-Busse aus den Fünfzigern, für uns hübsch anzusehen, aber sie qualmen und stinken erbärmlich. Auch zeigen die meisten Fassaden doch erheblichen Instandhaltungsrückstand. Von der Elektroinfrastruktur ganz zu schweigen, sie überzieht die ganze Stadt wie ein Spinnennetz und ich habe keine Ahnung, wer da noch durchblickt. Größere Geschäfte gibt es nicht und auch elegante Geschäfte entdecken wir nicht. Nur Burger King ist schon da.
Auch ist der Verkehr privater Fahrzeuge deutlich geringer als in den bisher bereisten, südamerikanischen Ländern.
Auch die Auswahl im Supermarkt, in dem wir einkaufen ist kein Vergleich mit Peru. Nur das Angebot an Wein kann mithalten. Bei den Preisen sind wir überrascht, wie, im Verhälnis zum Einkommen teuer es ist. Ein Pfund Butter kostet fast einen Euro!
Mit anderen Worten, man merkt dann doch relativ schnell an vielen Dingen bis hin zur Bekleidung der Menschen, dass Bolivien das ärmste Land Südamerikas ist. Ob Evo Morales das mit Verstaatlichung, Regulierung und unendlich vielen Straßenkontrollen in den Griff bekommt, ist doch mehr als zu bezweifeln.
Ein Taxi bringt uns zurück zum Hotel, wo wir uns wieder ein Abendessen gönnen und eine  Flasche bolivianischen Wein dazu. Mit einem Aperitif macht das ganze 25€.

Das Hotel Oberland ist sicher die Top-Adresse für Overlander wie uns, ruhiger und sicherer Stellplatz, gutes und preiswertes Restaurant, was will man mehr? Und einen Wäscheservice, den wir natürlich in Anspruch genommen haben.

Freitag, 15. August 2014

15.08.2014 Der Weg nach La Paz


Der Kartenverkäufer übergibt Irmi die Eintrittskarten mit den Worten „Dos boletos para la copa del mundo“, zwei Karten für den Weltmeister. Um Eintrittskarten zu kaufen, muss man seinen Namen in ein Buch schreiben samt Nationalität. Die Nationalität wird in der Anlage noch dreimal an verschiedenen Eingängen notiert.
Wir besichtigen das Museum und die Anlage, über deren Sinn und Entstehung viel Spekulation vorhanden ist, aber kein gesichertes Wissen. Tatsache ist aber, dass die Leistungen der Erbauer beeindruckend sind und es völlig unklar ist, wie sie die zum Teil riesigen Steine transportiert und bearbeitet haben. Und das mit einer geradezu unglaublichen Präzision. Viele handwerkliche Künste waren zu vergleichbarer Zeit in Europa, im Orient und in Asien sicher weiter entwickelt, nicht aber die Kunst der Steinbearbeitung.
Dann geht es weiter in Richtung La Paz. Die Sechstausender der Ostkordillere tauchen im Dunst auf mit den weißen Gipfeln. Und die Dächer von El Alto, der Ort, im dem der Flughafen von La Paz liegt, schimmern im Sonnenschein in sicher 50km Entfernung.
In El Alto selber ist Chaos, unzählige Menschen samt Kapellen marschieren durch die Stadt, es sind die Nachwehen ist Maria Himmelfahrt. Mich stresst es relativ wenig, aber Irmi bringt es an den Rand des Nervenzusammenbruchs, was mich wiederum stresst.
Letztendlich finden wir den Weg zum Hotel Oberland,man hat auch noch einen Platz frei, alles ein wenig eng und mit viel Rangieren verbunden, aber dann stehen wir zusammen mit einem Unimog aus Italien, einem aus Deutschland, einem Mercedes Vario Allrad aus Deutschland, einem VW-Bus aus den USA und einem Toyota Landcruiser aus Frankreich auf dem kleinen Platz. Die Anlage wird von einem Schweizer betrieben, folglich gibt es auch Käsefondue, worauf Irmi besteht.
Den unbedingt notwendigen Schnaps danach genehmigen wir uns dann im Auto.

14.08.2014 Der Weg nach Bolivien und das Auto hat mehr Puste als Fahrer und Beifahrerin


Wir verlassen Puno und die Menschen vom Titicacasee. Ihre Gelassenheit und ihre Freundlichkeit, trotz ihrer widrigen Lebensumstände, imponieren uns und wir haben sie richtig ins Herz geschlossen, ich besonders die Kinder.
Kurz hinter Puno: eine Polizeikontrolle! Diesmal werden wir nicht durchgewinkt, der junge, selbstbewusste Polizist möchte die „Documentas“ sehen. Ich gebe ihm den Führerschein, natürlich das Duplikat, er fragt nach der Versicherung und den Fahrzeugdokumenten. Auch die bekommt er, von der Zulassung natürlich nur die Kopie. Wir sind froh, seit Cusco eine Versicherung zu haben. Dann fragt er nach dem internationalen Führerschein! Wir stellen uns dumm, da hält er mir sein Smartphone unter die Nase. Darauf steht: Haben Sie einen internationalen Führerschein? Google Translate macht es möglich. Ich bin baff, natürlich habe ich den und er ist sogar noch gültig. Aber dazu mussten wir in den Koffer, aber er bekommt ihn. Mein nach oben getreckter Daumen macht ihn stolz und wir verabschieden uns mit Handschlag.
Die Fahrt Richtung Bolivien ist stinklangweilig, meist geht es gerade aus auf der gesichtslosen Hochebene, dem Altiplano. Eine gute Gelegenheit, einmal die Leistungsfähigkeit des Autos in der Höhe zu testen. Es erreicht mit 95km/h fast seine normale Höchstgeschwindigkeit, ist also weniger aus der Puste als Fahrer und Beifahrerin. Trotzdem sind wir mit unserer Höhenanpassung sehr zufrieden, wir haben keinerlei Anzeichen der Höhenkrankheit.
Die geplante Route mit einer kurzen Schiffspassage von San Pedro de Tiquina nach San Paulo de Tiquina müssen wir streichen, die Fähren sind einfach zu klein für uns. Also gehen wir in Desaguadero über die Grenze. Dort herrscht mehr als das normale Chaos, denn es gibt keinen Strom (Handwerker arbeiten an der großen Stromleitung). Trotzdem sind wir in kurzer Zeit in  Bolivien, auch dort gibt es keinen Strom, weswegen eine vereinfachte Einreiseprozedur ohne Fingerabdrücke und Bild gemacht wurde und beim Zoll dankbar auf die vorhandenen Kopien zurückgegriffen und auf die weiteren, normalerweise geforderten, verzichtet wurde. Also, geht doch auch so, kann man sagen. So schnell waren wir an noch keiner Grenze durch.
Vierzig Kilometer hinter der Grenze, in Tiwanaku bleiben wir auf dem Parkplatz einer Präinka Ausgrabung stehen. Es ist ein Ort, an dem man jeden Moment darauf wartet, dass Django um die Ecke kommt und das Lied vom Tod erklingt. Alles ist gelb und verdorrt, das aufziehende Gewitter erzeugt ein fahles Licht, der Wind bläst den Staub durch die Straßen und auf dem krummen und schiefen Bahngleis laufen dunkle Gestalten, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Manchmal verschluckt sie eine Staubhose. Und dann kommt noch ein Mann mit Colt an der Seite und einem riesigen Hut auf dem Kopf, ähnlich dem der Mounties zwischen den windschiefen Bretterbuden hervor.
Dass er aber lachend grüßt, es ist der Dorfpolizist und die fröhlichen Kinder, die trotz der Widrigkeiten Fußball spielen, Mädchen und Buben zusammen, passen nicht in das Bild.
Die langgezogene Mundharmonikamelodie aus dem Film verschwindet langsam aus meinem Kopf und ich denke an Bier und andere Dinge.

13.08.2014 Zu den Schilfmenschen und auf die Insel Taquile



Wir stehen um sechs auf, es ist strahlender Sonnenschein, aber es muss kalt sein. Viele Menschen joggen an unserem Auto vorbei, meist tief eingemummt. Um 7:30 sind wir am Boot, das dann tatsächlich um 8:00 vollbesetzt, teils indigene, teils Touristen, startet. Nach einer halben Stunde sind die Schilfinseln erreicht, wir sind überrascht, wie groß das Dorf ist, 87 Inseln. Wie landen an einer dieser, immer eine Familie bewohnt eine Insel und werden von dem Hausherren in die Kunst des Inselbaues eingeführt. Einige lassen sich in den typischen Schilfbooten ein wenig rudern, wir nicht. Wir laufen noch ein wenig auf der Insel, bestaunen Solarzellen und Satellitenschüsseln und das Chaos in den Häusern.
Dann geht die Fahrt, vorbei an unserm Stellplatz vorletzte Nacht weiter nach Taquile, das gegen 12.00 erreicht wird.
Viele Einheimische vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen, was sie spielen, habe ich nicht heraus bekommen, aber es wird viel gelacht.
250 Höhenmeter über dem Anlegeplatz liegen die Plaza und das Restaurant, das uns der Bootsführer ans Herz gelegt hat, es wird kollektiv betrieben.
Es gibt auf der Insel keinerlei Lastentiere oder Fahrzeuge, alles wird auf dem Rücken nach oben geschleppt, jede Flasche Bier und auch jeder Sack Zement. An Herzinfarkt sterben hier nur Touristen, von denen etliche am Limit waren, wir nicht.
Das Essen, scharfe Getreidesuppe (Quinoa) und Trucha (Forelle) war gut und preiswert, sechs Euro pro Person und die Aussicht bis hinüber nach Bolivien traumhaft. Wir genießen das alles gemeinsam mit einem Mexikaner und einem Paar, er aus Ecuador, sie aus Klagenfurt und von Montezumas Rache geplagt, die Arme.
Über 536 teils steile Stufen steigen wir hinab zum wartenden Boot, das um die Insel herum gekommen ist.   
Mit uns fahren viele Insulaner, die Männer stricken, die Frauen spinnen mit Handspindeln die Wolle.  Unser Bootsführer, ein ungemein sympathischer Mensch aus Taquile, fährt sehr besonnen und spritsparend, aber als in einem Schilfkanal ein anders Boot von hinten drängelt,  lässt er es zum Überholen ansetzen und gibt dann solange Gas, bis der andere aufgibt, wie bei Kindern! Insbesondere den einheimischen Passagieren gefällt es.
Gegen 17:30 sind wir wieder in Puno, eine lange Bootsfahrt hat sich gelohnt.

Mittwoch, 13. August 2014

12.08.2014 Titicacasee 2



In der Nacht mussten wir einige Fenster schließen, es war zu kalt geworden. Am Morgen präsentiert sich der Titicacasee dann im strahlenden Sonnenschein, zusätzlich steht noch der Vollmond über dem See.
Kein Mensch interessiert sich für uns, keiner spricht uns an, keiner bietet seine Dienste an. Wir hatten gehofft, von hier aus mit Fischern die Ausflüge zu den Uro-Inseln und zur Insel Taquile machen zu können statt mit den Touristenscharen von Puno aus. Aber außer alten Frauen ist niemand zu sehen. Und auch das Paddeln streichen wir, nirgends können wir mit dem Auto nahe genug an das Wasser fahren, weil der Boden bis an den Wasserrand landwirtschaftlich genutzt wird. Und auf 3900m Höhe das Boot über hunderte von Metern zum Wasser schleppen, das wollen wir nicht. Außerdem weht ein unangenehmer, kalter Wind von Süden, der die gemessenen 12°C deutlich kälter erscheinen lässt. Die Wassertemperatur des Sees im Übrigen ist ganzjährig um die 10°, kentern ist also zu unterlassen.
Also fahren wir auf interessanter Sandstraße zurück nach Puno. Am Parkplatz am Hafen können wir über Nacht stehen bleiben und bei den Ureinwohnern der Insel Taquile buchen wir für morgen eine Rundfahrt. Um 7:30 müssen wir am Boot sein.
Danach wandern wir durch Puno, man muss es nicht gesehen haben. Aber es ist nun mal der einzige Ausgangspunkt für die Ausflüge zu den Schilfinseln und nach Taquile. Eine Internetbude ermöglicht uns einen Blick auf das Weltgeschehen, das meiste hätten wir nicht wissen müssen! Dann tauschen wir noch Dollars in Bolivianos um für den Grenzübergang nach Bolivien gerüstet zu sein; Geldautomaten erwarten wir wieder erst in La Paz. Wir gehen zum Essen, kein kulinarischer Hochgenuss, aber Forelle geht immer und es gibt Löwenbräu und im Restaurant steht ein Pizzaholzofen, was bei den Temperaturen sehr angenehm ist.