Wir verlassen Puno und die Menschen vom Titicacasee. Ihre
Gelassenheit und ihre Freundlichkeit, trotz ihrer widrigen Lebensumstände,
imponieren uns und wir haben sie richtig ins Herz geschlossen, ich besonders
die Kinder.
Kurz hinter Puno: eine Polizeikontrolle! Diesmal werden wir
nicht durchgewinkt, der junge, selbstbewusste Polizist möchte die „Documentas“
sehen. Ich gebe ihm den Führerschein, natürlich das Duplikat, er fragt nach der
Versicherung und den Fahrzeugdokumenten. Auch die bekommt er, von der Zulassung
natürlich nur die Kopie. Wir sind froh, seit Cusco eine Versicherung zu haben. Dann
fragt er nach dem internationalen Führerschein! Wir stellen uns dumm, da hält
er mir sein Smartphone unter die Nase. Darauf steht: Haben Sie einen internationalen
Führerschein? Google Translate macht es möglich. Ich bin baff, natürlich habe
ich den und er ist sogar noch gültig. Aber dazu mussten wir in den Koffer, aber
er bekommt ihn. Mein nach oben getreckter Daumen macht ihn stolz und wir verabschieden
uns mit Handschlag.
Die Fahrt Richtung Bolivien ist stinklangweilig, meist geht
es gerade aus auf der gesichtslosen Hochebene, dem Altiplano. Eine gute
Gelegenheit, einmal die Leistungsfähigkeit des Autos in der Höhe zu testen. Es
erreicht mit 95km/h fast seine normale Höchstgeschwindigkeit, ist also weniger aus
der Puste als Fahrer und Beifahrerin. Trotzdem sind wir mit unserer Höhenanpassung
sehr zufrieden, wir haben keinerlei Anzeichen der Höhenkrankheit.
Die geplante Route mit einer kurzen Schiffspassage von San
Pedro de Tiquina nach San Paulo de Tiquina müssen wir streichen, die Fähren
sind einfach zu klein für uns. Also gehen wir in Desaguadero über die Grenze.
Dort herrscht mehr als das normale Chaos, denn es gibt keinen Strom (Handwerker
arbeiten an der großen Stromleitung). Trotzdem sind wir in kurzer Zeit in Bolivien, auch dort gibt es keinen Strom,
weswegen eine vereinfachte Einreiseprozedur ohne Fingerabdrücke und Bild gemacht
wurde und beim Zoll dankbar auf die vorhandenen Kopien zurückgegriffen und auf
die weiteren, normalerweise geforderten, verzichtet wurde. Also, geht doch auch
so, kann man sagen. So schnell waren wir an noch keiner Grenze durch.
Vierzig Kilometer hinter der Grenze, in Tiwanaku bleiben wir
auf dem Parkplatz einer Präinka Ausgrabung stehen. Es ist ein Ort, an dem man jeden
Moment darauf wartet, dass Django um die Ecke kommt und das Lied vom Tod
erklingt. Alles ist gelb und verdorrt, das aufziehende Gewitter erzeugt ein fahles
Licht, der Wind bläst den Staub durch die Straßen und auf dem krummen und schiefen
Bahngleis laufen dunkle Gestalten, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Manchmal
verschluckt sie eine Staubhose. Und dann kommt noch ein Mann mit Colt an der
Seite und einem riesigen Hut auf dem Kopf, ähnlich dem der Mounties zwischen
den windschiefen Bretterbuden hervor.
Dass er aber lachend grüßt, es ist der Dorfpolizist und die
fröhlichen Kinder, die trotz der Widrigkeiten Fußball spielen, Mädchen und Buben
zusammen, passen nicht in das Bild.
Die langgezogene Mundharmonikamelodie aus dem Film
verschwindet langsam aus meinem Kopf und ich denke an Bier und andere Dinge.
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