Freitag, 15. August 2014

14.08.2014 Der Weg nach Bolivien und das Auto hat mehr Puste als Fahrer und Beifahrerin


Wir verlassen Puno und die Menschen vom Titicacasee. Ihre Gelassenheit und ihre Freundlichkeit, trotz ihrer widrigen Lebensumstände, imponieren uns und wir haben sie richtig ins Herz geschlossen, ich besonders die Kinder.
Kurz hinter Puno: eine Polizeikontrolle! Diesmal werden wir nicht durchgewinkt, der junge, selbstbewusste Polizist möchte die „Documentas“ sehen. Ich gebe ihm den Führerschein, natürlich das Duplikat, er fragt nach der Versicherung und den Fahrzeugdokumenten. Auch die bekommt er, von der Zulassung natürlich nur die Kopie. Wir sind froh, seit Cusco eine Versicherung zu haben. Dann fragt er nach dem internationalen Führerschein! Wir stellen uns dumm, da hält er mir sein Smartphone unter die Nase. Darauf steht: Haben Sie einen internationalen Führerschein? Google Translate macht es möglich. Ich bin baff, natürlich habe ich den und er ist sogar noch gültig. Aber dazu mussten wir in den Koffer, aber er bekommt ihn. Mein nach oben getreckter Daumen macht ihn stolz und wir verabschieden uns mit Handschlag.
Die Fahrt Richtung Bolivien ist stinklangweilig, meist geht es gerade aus auf der gesichtslosen Hochebene, dem Altiplano. Eine gute Gelegenheit, einmal die Leistungsfähigkeit des Autos in der Höhe zu testen. Es erreicht mit 95km/h fast seine normale Höchstgeschwindigkeit, ist also weniger aus der Puste als Fahrer und Beifahrerin. Trotzdem sind wir mit unserer Höhenanpassung sehr zufrieden, wir haben keinerlei Anzeichen der Höhenkrankheit.
Die geplante Route mit einer kurzen Schiffspassage von San Pedro de Tiquina nach San Paulo de Tiquina müssen wir streichen, die Fähren sind einfach zu klein für uns. Also gehen wir in Desaguadero über die Grenze. Dort herrscht mehr als das normale Chaos, denn es gibt keinen Strom (Handwerker arbeiten an der großen Stromleitung). Trotzdem sind wir in kurzer Zeit in  Bolivien, auch dort gibt es keinen Strom, weswegen eine vereinfachte Einreiseprozedur ohne Fingerabdrücke und Bild gemacht wurde und beim Zoll dankbar auf die vorhandenen Kopien zurückgegriffen und auf die weiteren, normalerweise geforderten, verzichtet wurde. Also, geht doch auch so, kann man sagen. So schnell waren wir an noch keiner Grenze durch.
Vierzig Kilometer hinter der Grenze, in Tiwanaku bleiben wir auf dem Parkplatz einer Präinka Ausgrabung stehen. Es ist ein Ort, an dem man jeden Moment darauf wartet, dass Django um die Ecke kommt und das Lied vom Tod erklingt. Alles ist gelb und verdorrt, das aufziehende Gewitter erzeugt ein fahles Licht, der Wind bläst den Staub durch die Straßen und auf dem krummen und schiefen Bahngleis laufen dunkle Gestalten, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Manchmal verschluckt sie eine Staubhose. Und dann kommt noch ein Mann mit Colt an der Seite und einem riesigen Hut auf dem Kopf, ähnlich dem der Mounties zwischen den windschiefen Bretterbuden hervor.
Dass er aber lachend grüßt, es ist der Dorfpolizist und die fröhlichen Kinder, die trotz der Widrigkeiten Fußball spielen, Mädchen und Buben zusammen, passen nicht in das Bild.
Die langgezogene Mundharmonikamelodie aus dem Film verschwindet langsam aus meinem Kopf und ich denke an Bier und andere Dinge.

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