Mittwoch, 12. Oktober 2011

Reifen, die dritte und dann Denali


11.10.2011


Von Arend, der meinen Rundhauber gekauft hat vor vielen Jahren, bekomme ich eine Mail „Its very nice to read your trip reports. Sorry for some technical problems, it’s all part of the game”. Dear Arend, thanks a lot, but this is not the point of view from Irmi, my wife.
Nach dem Frühstück prüfe ich den Luftdruck, wieder fehlt Luft in unterschiedlicher, aber signifikanter Menge in drei der Reifen. Es müssen die Ventile sein, die nicht mehr dicht sind an der Verschraubung, beschädigt beim Reifenwechsel. John, der Monteur bei Phelps (dem Reifenhändler) hatte mir erzählt, die Ventile, die bei mir eingebaut sind, gäbe es in USA nicht. Ich rufe Hans Mross an, der in Vancouver Unimog verkauft und repariert. Dass sei Quatsch, ist seine deutliche Auskunft. Also zu Phelps und auf neue Ventile bestehen und es gibt sie, wenn sie auch ein wenig gebogen werden müssen. Das heißt, alle Reifen müssen wieder runter vom Auto und von der Felge, neue Ventile rein (die drei  waren sichtbar hinüber) und wieder drauf das Ganze, bezahlen tue ich keinen Cent, aber wieder sind 4 Stunden bei bestem Wetter verloren, die Irmi auch noch wohl oder übel bei McDonald  verbringen muss. Um 14:00 ist dann alles erledigt und wir rollen in Richtung Wasilla bzw. Fairbanks, mal sehen, ob Sarah Palin daheim ist. Wir sehen dann doch vom Besuch ab und machen uns selbst Mittagessen im Park von Wasilla, wo übrigens für Alaska-Verhältnisse der Teufel los ist. Wir fahren den Park Highway nach Norden, den Denali (Mt. McKinley) ständig in wechselnden Perspektiven vor bzw. neben uns bis zum North View Campground im Denali State Park. Es soll Leute geben, die mehrere Urlaube hier verbringen und doch keinen Blick auf den Denali bekommen haben, weil er meist in Wolken ist. Und wir sehen ihn nun schon seit zwei Tagen. Wie hatte einer in Valdez zu uns gesagt? „Ihr müsst ein super Karma haben, dass Ihr solches Wetter habt“. In Bezug auf das Auto stimmt das leider nicht. Der Himmel ist wolkenlos, aber in der Zwischenzeit ist die Temperatur von 12 Grad in Wasilla auf 0 Grad gesunken und es bläst ein Sturm, der das Auto wackeln lässt. Dieser Sturm macht auch den Denali zu einem so gefährlichen Berg für die Alpinisten. Campfire mit Blick auf den Denali entfällt also. Außerdem mangelt es uns ein wenig an Schlaf.
Noch ein Blick auf die Amerikaner. Wir waren, bevor wir zu Phelps gefahren sind, in einem Liquer Store Bier und Wein einkaufen, in dem wir schon vor ein paar Tagen waren.  Irmi ist vorgegangen und als ich kam, stand sie bereits an der Kasse. Ein Karton war gepackt und ich wollte ihn zum Auto bringen, aber ohne Altersnachweis mittels Ausweis war das nicht möglich, obwohl ich nicht der Käufer war. Und dann musste er in einem dicken Buch nachschlagen, ob er den deutschen Personalausweis akzeptieren kann. Der Hinweis, sein Kollege von vor ein paar Tagen hätte ihn akzeptiert, interessierte ihn nicht im Geringsten. Ich habe mir die Frage verkniffen, ob er auch den Ausweis verlangt, wenn seine Mutter einkauft, sicher tut er es, because it is the law! Ich bemerke, dass Deutschland und Amerika sich signifikant unterscheiden: In dem einen Land kann man ohne Genehmigung keine Waffen kaufen, aber durchaus Bier, in dem anderen sind Gewehre frei verkäuflich, aber ohne Personalausweis ist kein Alkohol erhältlich. Ersteres scheint mir die bessere Alternative.
Der Wal Mart, ganz nebenbei hat 24 Stunden an 7 Tagen auf. Übernachtung auf dem Parkplatz ist, im Gegensatz zu Whitehorse, verboten.
Bei Phelps spreche ich mit einem Trucker über Trucking, die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen. Überall werden Fahrer gesucht, das hat doch seinen Grund. Er erzählt, ein durchschnittlicher Fahrer im Kurzstreckenverkehr verdient  $25 die Stunde, bei 12 Stunden am Tag und 6 Tagen die Woche. Jedoch sind viele nur 7-8 Monate im Job, dann kommt die Winterpause. Die Oberklasse jedoch, die mit den langen Trucks und den langen Strecken verdienen $65 die Stunde, auch die machen  6 Tagen die Woche und nur 7-8 Monate, dann gehen sie jagen und fischen, immerhin haben sie in der Zeit ca. $150.000 butto verdient. Ein LKW Frischfisch (nicht gefroren!) wird von 2 Fahrern ohne Pause (nur, um die degestive by-products loszuwerden und zu Essen und zu trinken und ggf. zu tanken) in ca. 40 Stunden die 3500km von Alaska Küste nach Washington State durchgeprügelt. Das ist eine Schnitt von knapp 100km/h. Zurück werden frische Lebensmittel geladen für Wal Mart etc., da geht es dann genau so schnell. Die bremsen weder für Elch noch für Bär. Ich werde in Zukunft noch schneller Platz machen für die Jungs. Er will in ein paar Jahren Schluss machen und dann, das ist sein Traum, mit dem Hausboot durch Europa reisen, er habe gehört das ginge. Stimmt, sage ich ihm. Fahren wolle er nur noch, wenn unbedingt möglich. Nachvollziehbar, oder?
Unser Standort:  N62.88657, W149.78650


12.10.11
Die Nacht war nicht so ruhig wie erhofft, Schuld war der Sturm. Manchmal hatten wir das Gefühl, einen halben Meter neben einem vorbei rauschenden ICE zu stehen, manchmal orgelte es regelrecht um das Auto herum. Und wir hatten sicher unter -5 Grad. Als ich das erste Mal draußen war, zeigte das Autothermometer -4 an. Und dann der Blick. Bei wolkenlosem Himmel wurde erst die Spitze des Denali in Rot getaucht, dann wurde das ganze Massiv immer mehr von der Sonne beschienen. Darüber der untergehende Mond. Ich verzichte auf die morgendliche Toilette, schnell Zähne putzen und ein wenig Wasser ins Gesicht und dann raus zum Fotografieren.
Der Denali-Park ist, wie erwartet, geschlossen, leider auch die Road in den Park wegen Bauarbeiten.  Auf der kann man normalerweise 28 Miles hinein fahren, weiter geht es nur entweder mit (teuren) Bustouren oder (noch teureren) Outfittern. Es nervt schon ein wenig, im Sommer wird der Park gnadenlos und teuer vermarktet, sobald der Touristenstrom vorbei ist, werden die Türen verrammelt, selbst die Plumpsklos geschlossen! Ein Info hat noch offen und was sehen wir, einen sehr schönen Film „Heartbeats of the Denali“, der den Park im Wesentlichen im frühen Frühjahr, Herbst, Spätherbst und Winter zeigt, also zu einer Zeit, in der wir da sind, wo er aber für den normalen Touristen kaum zugänglich ist.
Wir fahren weiter nach Fairbanks, wo wir vergeblich nach einem offenen Campground suchen, mal sehen, wo wir landen und woher wir Wasser bekommen.

Route am 11. und 12.10.2011 

Dienstag, 11. Oktober 2011

Nächtlicher Besuch in Anchorage

10.10.11


Etwas wehmütig und bei bestem Wetter verlassen wir Homer. An der öffentlichen Dumpstation sind wir die letzten, die sie benutzen können, sie wurde sozusagen hinter uns geschlossen mit einer schweren Betonplatte. Den Weg zu beschreiben, bedeutet Wiederholungen, also lasse ich es, die Bilder sprechen die bessere Sprache. Beim Reifenhändler überprüfen wir noch einmal die Ventile, alles scheint in Ordnung zu sein und die Luft wird ebenso geprüft und eingestellt.
Dann fahren wir steil hoch zum Glen Alps Trailhead, einem Aussichtspunkt, und gehen dann noch einmal 300 Höhenmeter hoch, es ist bereits 18:00. Unglaublich, bis in welche Höhen und Steillagen Anchorage besiedelt ist und das mit teilweise tollen und riesigen Häusern. Wir genießen den Blick auf den Mt. McKinley (6194m) und den Mount Fotaker (5303m), die Stadt und das Cook Inlet sowie den Knik Arm. Alles wird allmählich in Rot getaucht. Wir sind glücklich, dass wir diesen Ausblick haben können. Irmi entdeckt noch zwei Elche, die sich nicht stören lassen. Die Idee, dort oben zu übernachten, streichen wir, einmal gibt es keinen ebenen Platz, dann kommen selbst bei Dunkelheit noch Leute hoch und wir wollen eine mögliche Diskussion mit den Parkrangern  vermeiden. Vor dem Zoo finden wir dann einen Platz, auf dem wir nicht sofort auffallen.
Na, und dann passiert es, um 22:00 klopft die Security des Zoos an und will uns verscheuchen. Ich weigere mich zu fahren mit dem Hinweis, ich hätte Bier und Wein getrunken. Sie ziehen ab und wir dachten nun ist es gut. Dann wieder ein Klopfen, zwei  Streifenwagen stehen vor der Türe und fordern mich auf, herauszukommen was ich auch umgehend tue. Die beiden sind nett und freundlich und verstehen unsere Lage mit den geschlossenen Campgrounds. Sie erreichen bei der Security, dass wir stehen bleiben dürfen, aber nur bis 5:00 morgens, warum auch immer. Sie entschuldigen sich dafür, nicht mehr zun zu können. Ich bedanke mich und lobe die Freundlichkeit der Polizei in den Staaten und in Kanada, es juckt mich, ich bemerke, da seien die Border Control ganz anders. Der eine stimmt mir zu und berichtet voller Wut, als er von einem Ausbildungseinsatz  für mongolische! Polizisten zurück gekommen sei, hätte man ihn behandelt wie einen Schwerverbrecher.  Um 4:45 bin ich aufgestanden und zu Walmart auf den Parkplatz gefahren, da stehen wir nun. Es ist 8:00 Ortszeit und Irmi schläft noch.

Route am 10.10.2011 

Montag, 10. Oktober 2011

An der Riviera von Alaska


09.10.11


Der Morgen ist ein Traum, strahlend blauer Himmel ohne ein Wölkchen. Kalt zwar, aber schön. Und kein Reifen ist platt! Wir fahren in den Captain Cook Park, um die Vulkane des Cook Inlet zu bewundern. Leider sehen wir auch an diesem Bärenspot keinen  Grizzly. Dort kommen wir ins Gespräch mit einem Menschen aus Anchorage, der in Bremerhaven geboren wurde (sein Vater war bei der Army) und auch der empfiehlt uns, wie Judi, dringend, nach Homer zu fahren. Eigentlich wollten wir nach Anchorage, aber dieses traumhafte Wetter, was sollen wir da in Anchorage. Den Reifenhändler zusammensch…, geht auch bei schlechterem Wetter. Also auf nach Homer. Es macht keinen Sinn, all die Worte über die Schönheit der Landschaft zu wiederholen. Irmi bringt es auf den Punkt: Alaska macht süchtig! Die Wälder sind so bunt wie in Kanada vor 4 Wochen und das Gras ist grün. In Homer angekommen, stellen wir das Auto auf dem Spit, einer schmalen, ca. 5km langen Landzunge ab und marschieren zu Lands End und zurück. Unser Abendbier genießen wir dann in der Abendsonne vor dem Auto und die riesigen Steaks essen wir bei offener Türe. Der Sunset ist mal wieder einer von der „One- Million-Dollar“ Sorte. Homer bei diesem Wetter, das ist unbeschreiblich schön.

Route am 09.10.2011 

Sonntag, 9. Oktober 2011

Seward meint es doch gut mit uns


08.10.2011

Es regnete in der Nacht und auch beim Frühstück. Danach gehe ich zum Strand. Bei der Rückkehr entdecke ich, der rechte, hintere Reifen hat sehr wenig Luft, zu wenig zum Fahren. Doch zu wenig auf die Finger geschaut, ein Ventil ist undicht. Während ich Luft aufpumpe (Dauer: ca.4 Stunden! Mit allen Prüfarbeiten etc.), kommt Judi auf uns zu, sie wohnt gegenüber und bewundert unser Auto. Wir fragen sie nach Wasser und sie bietet uns an, bei ihr zu tanken, was wir auch tun, nachdem wieder Luft auf dem Reifen ist. Es dauert sehr lange, bis der Tank voll ist, so haben wir viel Zeit zu reden. Auf ihrem Grundstück spielen wilde Kaninchen, die sich dort zu Hause fühlen.  Sie empfiehlt uns, doch ein Stück in Richtung Homer zu fahren. In der Zwischenzeit scheint die Sonne und wir starten erst einmal in Richtung Gletscher. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber die Ausblicke sind einfach überwältigend. Wir wandern zur Zunge, auf dem Weg dahin sind Marken, die die Ausmaße des Gletschers früher zeigen. Demnach geht er seit 1815 zurück. Ein junger Einheimischer indianischer Abstammung gesellt sich zu uns und, nachdem er herausbekommen hat, dass wir Deutsche sind, fragt er uns, wo denn all die Nazis seien! Unsere Antwort, dass sei seit fast 70 Jahren vorbei, erstaunt ihn sehr und lässt ihn verstummen. Auf dem Weg Richtung Homer haben wir dann richtiges Aprilwetter, es regnet, gleichzeitig scheint die Sonne strahlend vom Himmel. Wir fragen uns, woher der Regen kommt. Ein paar Meter weiter ist die Straße dann wieder trocken. Und die Ausblicke sind wieder, nein ich wiederhole es nicht. Judi hatte recht. Wir biegen ab nach Kenai, der Campground ist zu und locked, aber wir finden ein Plätzchen mit Meerblick. Vorher fotografieren wir noch die alte, russische Kirche, hier ist nämlich altes, russisches Siedlungsgebiet und die Leute sind stolz auf ihre Abstammung.

 
Route nach Kenai

Freitag, 7. Oktober 2011

Reifenwechsel, leider nicht problemlos ud dann nach Seward

06.10.2011

Im Einkaufscenter gibt es frisches Brot in guter Qualität, das ich zum Frühstück hole, danach skypen wir mit Maria und Marc, mit meiner Mutter und Frau Pursche klappt die Verbindung leider nicht, sie können mich nicht hören. Die Fahrt nach Anchorage ist kurz. Mir kommt die Idee, vielleicht finde ich ja hier einen Reifenhändler, der den von mir benötigten Reifen hat, Alaska erhebt nämlich keine lokale Steuer, also kann man Geld sparen. Und tatsächlich, das Kurven durch das Gewerbegebiet bringt den Erfolg, wir finden einen Reifenhändler (Phelps Tires) und der hat auch noch den benötigten Reifen auf Lager und verlangt dafür einem geringeren Preis als in Deutschland. Wir verabreden einen Termin am frühen Nachmittag und dann wird erst einmal eingekauft,  viel billiger als in Palmer ist es nicht. Dann bekommt der LKW zwei neue Hinterreifen (das Reserverad und den neuen), die Hinterräder werden vorne montiert, ein Vorderrad wird Reserverad und einen Reifen nimmt der Reifenhändler in Zahlung, er wiegt die Montagekosten auf. Alle sind zufrieden und der LKW steht nun auf vier grobstolligen Reifen, was uns sicher bei weiteren Schneeproblemen hilfreich sein wird. Unser Mechaniker John war zwei Jahre in Deutschland, kann aber kein Deutsch! Und dann gibt es noch einen 77-jährigen, der immer noch die schweren LKW-Reifen montiert. Auf die Frage, warum er nicht in Pension gehe, bekomme ich die Antwort: Alle, die er kannte, die in Pension gegangen seien, sind kurz darauf gestorben, er wolle noch ein bisschen leben. Montagemaschinen gibt es nicht, es wird alles von Hand ab- und aufgezogen.
Dann geht es weiter in Richtung Süden, den Fjord entlang auf der Suche nach einem Stellplatz. Von der ehemaligen Goldmine Crow Creek Mine wenden wir uns mit Grausen ab, ein einziger Schrott- und Müllplatz, trotz „National Historic Site“. Auf dem Parkplatz des Skigebietes bleiben wir dann stehen, es regnet nun leicht. Hier heißen die Straßen Arlberg Avenue oder Garmisch Road etc.

07.10.2011

Wir besichtigen den Hotelkomplex Alyeska, eines der besten Hotels in Alaska samt  Gondel, Tramway, genannt. Der Tagespass kostet $60, sehr kräftig für das Minigebiet. Irmi meint, Alaska sei ja wunderschön, aber vieles geht nur mit sehr viel Geld, man kann da locker in wenigen Tagen ein paar tausend Dollar loswerden für Gletscherflüge, Heliskiing usw.
Wir fahren weiter zum Portage Lake, der das Wasser von vier Gletschern sammelt und es schwimmen auch kleine Eisbrocken darin. Zum Ende der Besichtigung umrunde ich das Auto, und siehe, der linke Vorderreifen hat deutlich zu wenig Luft, was die Messung dann bestätigt. Ich pumpe ihn soweit auf, dass er keinen Schaden nimmt und wir fahren zurück zum Reifenhändler nach Anchorage. Dort stellt sich heraus, dass das Ventil nicht ganz dicht ist. Es wird nachgearbeitet und ich gucke dem Filialleiter (die Mitarbeiter sind beim Lunch) ganz genau auf die Finger und prüfe selbst noch einmal nach, ob es nun dicht ist. Dann “lunchen“ wir im Earthquake Park, dort ist beim großen Erdbeben viel Land in das Meer gerutscht und ein riesiges Loch entstanden, das nun ein Park ist.  In einem gut sortierten Liquor Shop füllen wir unsere Bier- und Weinvorräte wieder auf, mangels deutschen Weißbiers kaufen wir Sierra Nevada Hefeweizen, so steht es auf der Flasche, die Brauerei ist in Chico, Kanada. Es ist das zweite Mal, dass wir Weißbier von „hier“ kaufen und beide Male sind wir angenehm überrascht, die Biere sind weit besser als erwartet und können mit vielen deutschen Weißbieren mithalten.
Am Bird Creek am Turnagain-Arm sollen bei Flut Bären fischen, wir halten an, es ist Flut, aber stehen vergebens in Lauerstellung, keine Bären weit und breit. Wahrscheinlich haben sie genug Fisch in diesem Herbst gefressen und liegen schon faul auf der Bärenhaut.
Über den Moose-Pass, dort sind mal wieder Schneereste vom Schneepflug zu sehen, geht es weiter nach Seward am Pazifik. Unser Stellplatz liegt direkt am Strand und wir beobachten zwei Seeottern beim Tauchen und wie sie, auf dem Rücken liegend, die Muscheln mit einem Stein knacken. Alles recht weit weg, aber mit dem Fernglas gut  zu erkennen.
Seward meint es nicht gut mit uns, wir kommen bei leichtem Regen an, der dann stärker wird. Und die Aussichten sind winterlich. Wir werden morgen noch zu den Gletschern fahren, falls das Wetter es  zulässt, und dann  über Fairbanks die Rückreise in Richtung Süden/Vancouver antreten.

Unsere Route 9. und 10.10.2011

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Grandiose Landschaft, aber Winter’s Bone gibt es auch in Alaska

Wir tanken Wasser am Hafen, ein großer Kran zum Herausheben der Schiffe nähert sich, wir stehen im Wege! Aber der Typ, wirklich ein Typ mit seit Jahrzehnten ungeschnittenen Haaren (Bart und Kopf) und natürlich Sonnenbrille (die Sonne ist nur zu erahnen), der den Kran per Fernbedienung fährt, kommt auf mich zu und meint, ich solle mir Zeit lassen. In Deutschland wäre ich sicher angemeckert worden und hätte sofort wegfahren müssen. Er erklärt mir die Fernbedienung, sogar gehupt wird damit und ich ihm den 1017. Dann meint er, wir hätten ein super Karma bei dem Wetter auf unserer Reise. Ich denke an den Dempster Highway und sage dazu nichts.
Hinter dem Thompson Pass wird das Wetter wieder weiß-blau, also Wolken mit viel Sonne.
Die Ausblicke sind einfach mit nichts zu beschreiben außer mit gigantisch. Die Fünftausender der Wrangells Mountains, voran der Mt. Saint Elias (zweithöchster Berg Nordamerikas mit 5489m) erstrahlt in der Sonne. Nach der Abzweigung bei Denallen fahren wir nach Westen und schauen auf das Küstengebirge im Süden, die Chugach Mountains. Bis zum Abend haben wir sicher ein Dutzend Gletscher gesehen.  Und im Norden, ganz weit weg, ragt ein spitzer Kegel über den Horizont, wir sind uns einig, das kann nur der Mt. McKinley sein, 6194m, den man in Alaska nicht Denali, den alten Indianernamen nennen darf, die Nachkommen des Herren McKinley haben das gerichtlich durchgesetzt.
Wir machen Schluss in Palmer, ganz unromantisch auf dem Parkplatz eines Einkaufcenters, aber mit Internet. Zum Abendessen gibt es Bratwurst Italien Style (sehr scharf, gut) mit bayrischem Kartoffelsalat (natürlich von Irmi selbst gemacht, sehr gut) und dazu trinkt Irmi ein Erdinger Weißbier und ich einen Spaten Optimator, in Valdez erstanden, wirklich.

Winter’s Bone
Was uns ungemein gestört hat heute und weil es in einem riesigen Kontrast zu der Landschaft steht, sind die vielen, zugemüllten Grundstücke.  In dem Film Winter’s Bone wird das Leben des White Trash beschrieben, der so wohnt. Wohnt in Alaska am Highway 1 wirklich so viel White Trash? Wir fürchten, ja. Da steht am Highway ein Schild „Litter $1000“, also $1000 Strafe für den, der hier Abfall wegwirft. Und dahinter ist ein Grundstück, da steht „Private Property“, darauf türmt sich der Müll in Form von alten Autos, Autoteilen, Booten, Skidoos, Traktoren, Waschmaschinen, Kühlschränken usw. Alles, was nicht mehr benötigt wird, liegt herum, für alle sichtbar. Manche Autos sind schon eingewachsen. Es ist eine Schande für die USA, dies zuzulassen und nicht abstellen zu können. Und die Häuser darauf sind auch nur als Baracken zu bezeichnen. Es tut weh in den Augen und Irmi meint, hier möchte sie niemals leben, denn solche Nachbarn seien ihr unerträglich. Die Anzahl der schönen und gepflegten Anwesen ist leider deutlich in der Unterzahl.
Das musste mal gesagt werden!
For our American friends, the number of white trash properties with garbage and scrap along the highways is unbelievable. There is a sign „Litter $1000“ and behind is a private property totally trashed with cars, refrigerators, skidoos and so on. This is a national shame for the US, why do you not change this? You have so many laws, why not a law that protects citizien, visitors and the environment from that kind of trash.


Route am 05.10.2011 

Dienstag, 4. Oktober 2011

Hochzeitstag am Pazifik

03.10.2011

Pfannkuchen in großen Mengen und auf den Spuren des Kupfers

Wir gehen zum Frühstück die hochgelobten Pfannkuchen essen, ich „Full Rack“ (drei Stück) aus Sauerteig mit Blaubeeren, Irmi eine normale Portion (zwei Stück) aus Buttermilchteig mit Nüssen. Ich kann nur zitieren „sie wissen nicht, was sie tun“, die Portionen sind riesig, aber es schmeckt! Danach auf zu der Geistermine Kennicott. Nach knapp 100km Sandstraße mit „Wellblech“ (wenn man ca. 65 oder mehr fahren kann, „fliegt“ das Auto darüber und es ist nur laut, langsamere Fahrt führt zu großen Vibrationen) auf der Trasse der ehemaligen Eisenbahn erreichen wir das Ziel. Ab hier geht es nur zu Fuß oder mit dem Moped weiter, das gilt nicht für die Anwohner, die es hier tatsächlich immer noch oder wieder gibt. Also packen wir das Moped aus, befreien es vom Staub der Piste und dem restlichen Schlamm des Dempsters und, oh Wunder, es springt an! Damit hatte ich nicht gerechnet. Es bringt uns die 8km hinauf zur Mine und dann noch etwas weiter an den Root-Gletscher heran. An der Mine angekommen treffen wir auf ein Dekontaminationsteam, geleitet von Marcus Reum, er hat drei indianische Urgroßväter und einen Deutschen. Er pflaumt mich an, ob wir zum Arbeiten gekommen seien, ich pflaume zurück, was er denn zahle, 60min die Stunde sei das Minimum. Wir verstehen uns sofort prächtig. Er lässt uns ins Innere eines Gebäudes, es stinkt immer noch nach Chemie, 1926 ist die Mine stillgelegt worden. Markus erzählt von den Problemen der Mine, vieles verstehen wir nicht, er spricht sehr schnell und hat viele Fachwörter. Dann erzählt er von seinen indianischen und deutschen Wurzeln. Was wir für Abraum gehalten haben, klärt er uns auf, sei überwiegend ein Ergebnis des schnellen Rückgangs des Gletschers. Und dann erzählt er noch von Tieren, die man schockgefroren im Gletscher gefunden hat, es muss also irgendetwas passiert sein in grauer Vorzeit. Er verabschiedet uns mit der Aufforderung, unbedingt im  Frühjahr wieder zu kommen, dann würde er mit uns zum Fischen und Jagen gehen und wir bekämen Borschtsch mit Elchfleisch, gekocht von seiner russischstämmigen Frau. Was für eine Begegnung!
Wir fahren mit dem Moped auf dem Trail in Richtung Gletscher, soweit es geht (ich bin ganz stolz auf meine Fahrkünste auf schwierigem Terrain) und laufen dann noch ein Stück, wobei Irmi frische Bärenspuren und auch frischen Bärenkot entdeckt. Uns ist ein wenig mulmig zu Mute, Marcus hat nämlich am Rande erwähnt, hier gäbe es Grizzlys in Massen. An einem schönen Aussichtspunkt kehren wir um, fahren zurück und verstauen das Moped wieder. Ein etwas zerlumpter Typ in einer zerbeulten Rostlaube erscheint, stellt sich als der Manager des Campgrounds vor, auf dem wir stünden, und knöpft uns 5$ Parkgebühren ab. Das Angebot, zu 50% Discount hier übernachten zu können, ignorieren wir, nicht nur, weil wir noch heute runter von der Sandstraße wollen, es könnte regnen und dann haben wir wieder die gleiche Sauerei mit dem Auto wie am Dempster. Am Copper-River bleiben wir stehen und lassen den Tag Revue passieren, was für ein Tag!


04.10.2011

Hochzeitstag am Pazifik

Je näher wir an den Pazifik kommen, desto besser wird das Wetter und es wird wärmer. Die Bäume haben noch Blätter, die Landschaft ist atemberaubend, nach jeder Kurve möchte man stehen bleiben, um zu fotografieren. Kurz vor dem Thompson Pass (hier lagen 1951 25m Schnee) machen wir Halt und wandern zu der Gletscherzunge des Worthington Gletschers, in der es richtig grummelt, die vom Schmelzwasser bewegten Steine verursachen diese Geräusche. In Valdez ist es dann 14 Grad, in der Sonne erschien es uns 20 Grad. Die Mädels tragen Tops und Flipflops zu Shorts, die Cabrios werden offen gefahren. Was uns ein wenig enttäuscht, kein Supertanker liegt am Terminal. Im Museum (offen!!!!) informieren wir uns noch einmal über das Unglück mit der Exxon Valdez, 12 Stunden, bevor sie auf das Riff auflief, war bekannt, dass der Kurs falsch war. Es bleibt im Dunkeln, was in diesen 12 Stunden passiert ist und warum der Kapitän nicht eingegriffen hat.
Wir gehen zur Feier des Tages essen mit Blick auf die umliegenden Gletscher, die in der untergehenden Sonne von weiß zu rosa wechseln. Man kann sich jetzt kaum vorstellen, dass dies die schneereichste Gegend der USA ist. Auf dem Pass (850m nur) wurden in den fünfziger Jahren 25m gemessen und im Ort kann man aus den Fenstern, aus denen wir die Berge bewundern, nicht mehr hinaus schauen, versichert uns die Managerin des Lokales. Im Sommer warten lange Schlangen vor dem Desk auf einen Tisch. Sie gratuliert uns zu der Entscheidung, jetzt zu kommen. Wir essen Fisch; der Heilbutt hat einige Stunden zuvor noch im Meer geschwommen. Das Essen ist gut; es gibt keinerlei „plastics“, aber Stoffservietten.

Der Dialekt, der hier gesprochen wird, ist schon schwierig, "dry" wird "dra" ausgesprochen und "castle" hört sich an wie "Kassel", der Ober erzählt uns, er möchte nach Deutschland kommen, um sich die castles anzuschauen und wir fragen uns, was will er in Kassel! 
Teilweise sind die Preise gewöhnungsbedürftig, der Diesel ist pro Gallone einen Dollar teurer als wir bislang in den Staaten bezahlt haben, aber immer noch billiger als bei uns. Eine Kiwi kostet 2 Dollar, ein Pfund Speck 10 Dollar. Aber Schnaps, Wein und Bier sind billiger als in Kanada, man muss die Leute halt bei Laune halten.

Route am 3.10. und 4.10.2011