Dienstag, 4. Oktober 2011

Hochzeitstag am Pazifik

03.10.2011

Pfannkuchen in großen Mengen und auf den Spuren des Kupfers

Wir gehen zum Frühstück die hochgelobten Pfannkuchen essen, ich „Full Rack“ (drei Stück) aus Sauerteig mit Blaubeeren, Irmi eine normale Portion (zwei Stück) aus Buttermilchteig mit Nüssen. Ich kann nur zitieren „sie wissen nicht, was sie tun“, die Portionen sind riesig, aber es schmeckt! Danach auf zu der Geistermine Kennicott. Nach knapp 100km Sandstraße mit „Wellblech“ (wenn man ca. 65 oder mehr fahren kann, „fliegt“ das Auto darüber und es ist nur laut, langsamere Fahrt führt zu großen Vibrationen) auf der Trasse der ehemaligen Eisenbahn erreichen wir das Ziel. Ab hier geht es nur zu Fuß oder mit dem Moped weiter, das gilt nicht für die Anwohner, die es hier tatsächlich immer noch oder wieder gibt. Also packen wir das Moped aus, befreien es vom Staub der Piste und dem restlichen Schlamm des Dempsters und, oh Wunder, es springt an! Damit hatte ich nicht gerechnet. Es bringt uns die 8km hinauf zur Mine und dann noch etwas weiter an den Root-Gletscher heran. An der Mine angekommen treffen wir auf ein Dekontaminationsteam, geleitet von Marcus Reum, er hat drei indianische Urgroßväter und einen Deutschen. Er pflaumt mich an, ob wir zum Arbeiten gekommen seien, ich pflaume zurück, was er denn zahle, 60min die Stunde sei das Minimum. Wir verstehen uns sofort prächtig. Er lässt uns ins Innere eines Gebäudes, es stinkt immer noch nach Chemie, 1926 ist die Mine stillgelegt worden. Markus erzählt von den Problemen der Mine, vieles verstehen wir nicht, er spricht sehr schnell und hat viele Fachwörter. Dann erzählt er von seinen indianischen und deutschen Wurzeln. Was wir für Abraum gehalten haben, klärt er uns auf, sei überwiegend ein Ergebnis des schnellen Rückgangs des Gletschers. Und dann erzählt er noch von Tieren, die man schockgefroren im Gletscher gefunden hat, es muss also irgendetwas passiert sein in grauer Vorzeit. Er verabschiedet uns mit der Aufforderung, unbedingt im  Frühjahr wieder zu kommen, dann würde er mit uns zum Fischen und Jagen gehen und wir bekämen Borschtsch mit Elchfleisch, gekocht von seiner russischstämmigen Frau. Was für eine Begegnung!
Wir fahren mit dem Moped auf dem Trail in Richtung Gletscher, soweit es geht (ich bin ganz stolz auf meine Fahrkünste auf schwierigem Terrain) und laufen dann noch ein Stück, wobei Irmi frische Bärenspuren und auch frischen Bärenkot entdeckt. Uns ist ein wenig mulmig zu Mute, Marcus hat nämlich am Rande erwähnt, hier gäbe es Grizzlys in Massen. An einem schönen Aussichtspunkt kehren wir um, fahren zurück und verstauen das Moped wieder. Ein etwas zerlumpter Typ in einer zerbeulten Rostlaube erscheint, stellt sich als der Manager des Campgrounds vor, auf dem wir stünden, und knöpft uns 5$ Parkgebühren ab. Das Angebot, zu 50% Discount hier übernachten zu können, ignorieren wir, nicht nur, weil wir noch heute runter von der Sandstraße wollen, es könnte regnen und dann haben wir wieder die gleiche Sauerei mit dem Auto wie am Dempster. Am Copper-River bleiben wir stehen und lassen den Tag Revue passieren, was für ein Tag!


04.10.2011

Hochzeitstag am Pazifik

Je näher wir an den Pazifik kommen, desto besser wird das Wetter und es wird wärmer. Die Bäume haben noch Blätter, die Landschaft ist atemberaubend, nach jeder Kurve möchte man stehen bleiben, um zu fotografieren. Kurz vor dem Thompson Pass (hier lagen 1951 25m Schnee) machen wir Halt und wandern zu der Gletscherzunge des Worthington Gletschers, in der es richtig grummelt, die vom Schmelzwasser bewegten Steine verursachen diese Geräusche. In Valdez ist es dann 14 Grad, in der Sonne erschien es uns 20 Grad. Die Mädels tragen Tops und Flipflops zu Shorts, die Cabrios werden offen gefahren. Was uns ein wenig enttäuscht, kein Supertanker liegt am Terminal. Im Museum (offen!!!!) informieren wir uns noch einmal über das Unglück mit der Exxon Valdez, 12 Stunden, bevor sie auf das Riff auflief, war bekannt, dass der Kurs falsch war. Es bleibt im Dunkeln, was in diesen 12 Stunden passiert ist und warum der Kapitän nicht eingegriffen hat.
Wir gehen zur Feier des Tages essen mit Blick auf die umliegenden Gletscher, die in der untergehenden Sonne von weiß zu rosa wechseln. Man kann sich jetzt kaum vorstellen, dass dies die schneereichste Gegend der USA ist. Auf dem Pass (850m nur) wurden in den fünfziger Jahren 25m gemessen und im Ort kann man aus den Fenstern, aus denen wir die Berge bewundern, nicht mehr hinaus schauen, versichert uns die Managerin des Lokales. Im Sommer warten lange Schlangen vor dem Desk auf einen Tisch. Sie gratuliert uns zu der Entscheidung, jetzt zu kommen. Wir essen Fisch; der Heilbutt hat einige Stunden zuvor noch im Meer geschwommen. Das Essen ist gut; es gibt keinerlei „plastics“, aber Stoffservietten.

Der Dialekt, der hier gesprochen wird, ist schon schwierig, "dry" wird "dra" ausgesprochen und "castle" hört sich an wie "Kassel", der Ober erzählt uns, er möchte nach Deutschland kommen, um sich die castles anzuschauen und wir fragen uns, was will er in Kassel! 
Teilweise sind die Preise gewöhnungsbedürftig, der Diesel ist pro Gallone einen Dollar teurer als wir bislang in den Staaten bezahlt haben, aber immer noch billiger als bei uns. Eine Kiwi kostet 2 Dollar, ein Pfund Speck 10 Dollar. Aber Schnaps, Wein und Bier sind billiger als in Kanada, man muss die Leute halt bei Laune halten.

Route am 3.10. und 4.10.2011 

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