Mittwoch, 12. Oktober 2011

Reifen, die dritte und dann Denali


11.10.2011


Von Arend, der meinen Rundhauber gekauft hat vor vielen Jahren, bekomme ich eine Mail „Its very nice to read your trip reports. Sorry for some technical problems, it’s all part of the game”. Dear Arend, thanks a lot, but this is not the point of view from Irmi, my wife.
Nach dem Frühstück prüfe ich den Luftdruck, wieder fehlt Luft in unterschiedlicher, aber signifikanter Menge in drei der Reifen. Es müssen die Ventile sein, die nicht mehr dicht sind an der Verschraubung, beschädigt beim Reifenwechsel. John, der Monteur bei Phelps (dem Reifenhändler) hatte mir erzählt, die Ventile, die bei mir eingebaut sind, gäbe es in USA nicht. Ich rufe Hans Mross an, der in Vancouver Unimog verkauft und repariert. Dass sei Quatsch, ist seine deutliche Auskunft. Also zu Phelps und auf neue Ventile bestehen und es gibt sie, wenn sie auch ein wenig gebogen werden müssen. Das heißt, alle Reifen müssen wieder runter vom Auto und von der Felge, neue Ventile rein (die drei  waren sichtbar hinüber) und wieder drauf das Ganze, bezahlen tue ich keinen Cent, aber wieder sind 4 Stunden bei bestem Wetter verloren, die Irmi auch noch wohl oder übel bei McDonald  verbringen muss. Um 14:00 ist dann alles erledigt und wir rollen in Richtung Wasilla bzw. Fairbanks, mal sehen, ob Sarah Palin daheim ist. Wir sehen dann doch vom Besuch ab und machen uns selbst Mittagessen im Park von Wasilla, wo übrigens für Alaska-Verhältnisse der Teufel los ist. Wir fahren den Park Highway nach Norden, den Denali (Mt. McKinley) ständig in wechselnden Perspektiven vor bzw. neben uns bis zum North View Campground im Denali State Park. Es soll Leute geben, die mehrere Urlaube hier verbringen und doch keinen Blick auf den Denali bekommen haben, weil er meist in Wolken ist. Und wir sehen ihn nun schon seit zwei Tagen. Wie hatte einer in Valdez zu uns gesagt? „Ihr müsst ein super Karma haben, dass Ihr solches Wetter habt“. In Bezug auf das Auto stimmt das leider nicht. Der Himmel ist wolkenlos, aber in der Zwischenzeit ist die Temperatur von 12 Grad in Wasilla auf 0 Grad gesunken und es bläst ein Sturm, der das Auto wackeln lässt. Dieser Sturm macht auch den Denali zu einem so gefährlichen Berg für die Alpinisten. Campfire mit Blick auf den Denali entfällt also. Außerdem mangelt es uns ein wenig an Schlaf.
Noch ein Blick auf die Amerikaner. Wir waren, bevor wir zu Phelps gefahren sind, in einem Liquer Store Bier und Wein einkaufen, in dem wir schon vor ein paar Tagen waren.  Irmi ist vorgegangen und als ich kam, stand sie bereits an der Kasse. Ein Karton war gepackt und ich wollte ihn zum Auto bringen, aber ohne Altersnachweis mittels Ausweis war das nicht möglich, obwohl ich nicht der Käufer war. Und dann musste er in einem dicken Buch nachschlagen, ob er den deutschen Personalausweis akzeptieren kann. Der Hinweis, sein Kollege von vor ein paar Tagen hätte ihn akzeptiert, interessierte ihn nicht im Geringsten. Ich habe mir die Frage verkniffen, ob er auch den Ausweis verlangt, wenn seine Mutter einkauft, sicher tut er es, because it is the law! Ich bemerke, dass Deutschland und Amerika sich signifikant unterscheiden: In dem einen Land kann man ohne Genehmigung keine Waffen kaufen, aber durchaus Bier, in dem anderen sind Gewehre frei verkäuflich, aber ohne Personalausweis ist kein Alkohol erhältlich. Ersteres scheint mir die bessere Alternative.
Der Wal Mart, ganz nebenbei hat 24 Stunden an 7 Tagen auf. Übernachtung auf dem Parkplatz ist, im Gegensatz zu Whitehorse, verboten.
Bei Phelps spreche ich mit einem Trucker über Trucking, die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen. Überall werden Fahrer gesucht, das hat doch seinen Grund. Er erzählt, ein durchschnittlicher Fahrer im Kurzstreckenverkehr verdient  $25 die Stunde, bei 12 Stunden am Tag und 6 Tagen die Woche. Jedoch sind viele nur 7-8 Monate im Job, dann kommt die Winterpause. Die Oberklasse jedoch, die mit den langen Trucks und den langen Strecken verdienen $65 die Stunde, auch die machen  6 Tagen die Woche und nur 7-8 Monate, dann gehen sie jagen und fischen, immerhin haben sie in der Zeit ca. $150.000 butto verdient. Ein LKW Frischfisch (nicht gefroren!) wird von 2 Fahrern ohne Pause (nur, um die degestive by-products loszuwerden und zu Essen und zu trinken und ggf. zu tanken) in ca. 40 Stunden die 3500km von Alaska Küste nach Washington State durchgeprügelt. Das ist eine Schnitt von knapp 100km/h. Zurück werden frische Lebensmittel geladen für Wal Mart etc., da geht es dann genau so schnell. Die bremsen weder für Elch noch für Bär. Ich werde in Zukunft noch schneller Platz machen für die Jungs. Er will in ein paar Jahren Schluss machen und dann, das ist sein Traum, mit dem Hausboot durch Europa reisen, er habe gehört das ginge. Stimmt, sage ich ihm. Fahren wolle er nur noch, wenn unbedingt möglich. Nachvollziehbar, oder?
Unser Standort:  N62.88657, W149.78650


12.10.11
Die Nacht war nicht so ruhig wie erhofft, Schuld war der Sturm. Manchmal hatten wir das Gefühl, einen halben Meter neben einem vorbei rauschenden ICE zu stehen, manchmal orgelte es regelrecht um das Auto herum. Und wir hatten sicher unter -5 Grad. Als ich das erste Mal draußen war, zeigte das Autothermometer -4 an. Und dann der Blick. Bei wolkenlosem Himmel wurde erst die Spitze des Denali in Rot getaucht, dann wurde das ganze Massiv immer mehr von der Sonne beschienen. Darüber der untergehende Mond. Ich verzichte auf die morgendliche Toilette, schnell Zähne putzen und ein wenig Wasser ins Gesicht und dann raus zum Fotografieren.
Der Denali-Park ist, wie erwartet, geschlossen, leider auch die Road in den Park wegen Bauarbeiten.  Auf der kann man normalerweise 28 Miles hinein fahren, weiter geht es nur entweder mit (teuren) Bustouren oder (noch teureren) Outfittern. Es nervt schon ein wenig, im Sommer wird der Park gnadenlos und teuer vermarktet, sobald der Touristenstrom vorbei ist, werden die Türen verrammelt, selbst die Plumpsklos geschlossen! Ein Info hat noch offen und was sehen wir, einen sehr schönen Film „Heartbeats of the Denali“, der den Park im Wesentlichen im frühen Frühjahr, Herbst, Spätherbst und Winter zeigt, also zu einer Zeit, in der wir da sind, wo er aber für den normalen Touristen kaum zugänglich ist.
Wir fahren weiter nach Fairbanks, wo wir vergeblich nach einem offenen Campground suchen, mal sehen, wo wir landen und woher wir Wasser bekommen.

Route am 11. und 12.10.2011 

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