Donnerstag, 12. Juli 2012

Zu den Craters of the Moon


11.07.12

Die Fahrt nach Idaho Falls geht wieder durch das Tal des Snake und wir sind sehr angetan von der Landschaft, den gepflegten Farmen, Ranches und Lodges mit schönen Häusern, meist als Blockhäuser gebaut. Und natürlich vom Fluss, der durch das Tal meandert. Wieder sind viele Driftboote unterwegs, wir wiederstehen jedoch und lassen unser Boot im Auto.
In Idaho Falls angekommen sind wir enttäuscht von Ort und Falls, eine typische, gesichtslose Stadt und die Falls, na ja. Die Suche nach einer Laundry endet bei McDoof, wo wir das Internet befragen. Die Laundry ist 400m weit weg von uns! Beim Einparken reiße ich eine halben Baum um, keinen kümmert es.
Neben der Laundry ist ein Friseur und ich wage es. Die Chefin (ca. 70 Jahre alt) persönlich nimmt sich meiner an, stülpt mir ein Cape über (ohne Papierband am Hals) und fängt an zu schneiden und reden. Anscheinend sind Friseusen auf der ganzen Welt gleich, zu stark geschminkt und reden zu viel. Das meiste habe ich eh nicht verstanden, der hiesige Dialekt ist schwierig, so verzichtet man auf das lästige th, das wir so lange in der Schule üben mussten. Dann bekomme ich noch die Haare gewaschen, Augenbrauen und Bart geschnitten und gut war es, kein Spiegel, keine Frage „Ist es recht so?“ Beim Blick in den großen Spiegel kommen mir spontan zwei Gedanken; „es wächst ja wieder nach“ und „das kriegt mein Türke wieder hin“. Irmi meint, so schlimm sei es nicht. Wir nutzen die Zeit des Wartens, um mit Deutschland zu telefonieren.  
Dann geht es weiter in Richtung Westen zu den Lavafeldern Craters of the Moon.  Vor uns ziehen Gewitter, die Blitze entfachen zwei Präriebrände.
Im Park belegen wir auf dem Campground einen Stellplatz, dann geht es zur Besichtigung. Hier sind vor 2000 Jahren Vulkane mit einer solchen Heftigkeit ausgebrochen, dass sie sich selbst weggesprengt haben, es gibt also keine Vulkankegel mehr, sondern nur Lavafelder über Lavafelder. Und auf denen ist es heiß! Nein, glühen tun sie nach 2000 Jahren nicht mehr, aber die Sonne bringt das dunkle Gestein  sozusagen zum Glühen. Dazwischen laufen wir bei 33 Grad Lufttemperatur auf schwarz geteerten Wegen herum. Abkühlung bringt der Abstieg in eine Lavahöhle, Indian Tunnel, dort ist es schattig und kühl. Der Weg zurück zum Auto ist dann umso heißer.
Am Abend kühlt es relativ schnell ab, wir sind ja  auf 1700m Höhe. Neben uns ist eine Schweitzer Familie angekommen, man interessiert sich ausgiebig für unser Auto und wir verbringen einen angenehmen Abend, tauschen Reiseerlebnisse aus.

Zu den Mondkratern

Mittwoch, 11. Juli 2012

Am und auf dem Snake River


09.07.12

Wir fahren durch das durch den wunderschönen Canyon des Snake River flussaufwärts und bewundern die Rafter, die durch das Wildwasser schießen. Nichts für den Aerius, er würde zerbrechen. Unbenommen davon: uns fehlen auch Können und Erfahrung. In Jackson dann, einem sehr schönen Ort, erkundigen wir uns nach den Konditionen, es geht bei $75 los. Wir beschließen, das fahren wir selbst, wenn auch nicht die besichtigten Schlüsselstellen. Zur Übernachtung fahren wir wieder flussabwärts in den National Forest und finden einen Platz direkt am Snake, in dessen starke, kalte Strömung wir uns zur Abkühlung legen. Neben uns steht eine mormonische Familie aus Utah, sieben Kinder, fünf Mädchen, zwei jungen und die Mama sah aus, als wäre das nächste unterwegs. Hübsche Anekdote am Rande, die junge Amerikanerin, die ich befragte, sprach Schwyzerdütsch. Sie war zum Deutschlernen in der Schweiz und hat besser Schwyzerdütsch gelernt als Hochdeutsch, wenn sie auf Deutsch angeredet wird, verfällt sie erst einmal ins Schwyzerdütsch.

10.07.12

Das Moped lassen wir an der festgelegten Ausstiegstelle, Astoria Boat Ramp, stehen und fahren zum South Park, kurz vor Jackson. Der Aerius ist schnell aufgebaut, obwohl es doch schon eine Weile her ist, dass wir ihn das letzte Mal benutzt haben, ich glaube, es war in der wunderschönen Georgian Bay. Und dann geht es los, der Fluss ist schneller als erwartet und wir haben  unsere liebe Mühe, den Aerius gerade, Bug voraus in die Strömung zu bringen. Dann die ersten weißen Wellen, das Wasser schwappt über das Boot und, trotz Spritzdecke, auch in das Boot. Dann wechseln sich ruhige Stellen mit kräftigem „White Water“ ab, zum Teil mit starkem Kehrwasser, d.h., die Strömung kommt einem plötzlich entgegen und das Paddeln geht ins Leere. Oder quer zum Boot, das bedeutet Kentergefahr! Ein blödes Gefühl. Die aufkommenden Diskussionen zwischen Schlagfrau (Irmi, verantwortlich für Paddelfrequenz und Durchzugsdauer) und Steuermann (ich, verantwortlich für den Kurs, dazu brauche ich aber Fahrt, sonst kann ich nicht steuern) über die jeweiligen Aufgaben und Zuarbeiten trüben vorübergehend den aufkommenden Genuss. Doch dann stellt sich Routine ein, die gestern ausgemachten Schlüsselstellen südlich Hoback Junction werden gemeistert und als Astoria erreicht ist sind wir uns einig, wir hätten noch ein Stück weiter fahren sollen. Aber es war auf jeden Fall ein intensiveres Erlebnis als mit einem kommerziellen Rafter, und billiger. Bilder gibt es nur wenige, paddeln und knipsen ist schwierig.
Ich steige auf das Moped und hole den LKW, Irmi fängt an, den Aerius abzubauen. Auf der Fahrt nach Idaho Falls laden wir dann das Moped in South Park auf. Dort geht es in der Zwischenzeit zu wie am Stachus, kommerzielle Rafter laden ihre Kunden in die Busse, die Einheimischen starten mit allen möglichen Gefährten und Kind und Kegel und Hund zur Flussfahrt, meist auf sogenannte Driftboats, breiten, extrem kentersicheren Ruderbooten mir langen Rudern, die überwiegend treiben (drift) und mit den Rudern gesteuert werden, eine Drehung um 180 Grad sind zwei Ruderschläge, da brauche ich mit dem Aerius mehr als einen Kilometer. Eine tolle Erfindung, man rudert/steuert mit dem Gesicht voraus. Oft ist einer an den Rudern und zwei bis drei angeln.
Wir überqueren einen für hiesige Verhältnisse steilen (10%) Pass auf 2400m und hinter Victor (Grenze zu Idaho) lacht uns ein National Forrest Campground an, wir bleiben stehen. Auf unserem Stellplatz liegt ein großer Stapel Holz, wir bedienen uns, es ist erlaubt.

Am Snake River  

Und entlang der Straße sind wir gepaddelt 

Montag, 9. Juli 2012

Am Great Salt Lake und in Salt Lake City, dann weiter an den Snake River


06.07.12

Wir fahren in Richtung Salt Lake City. Hinter Duchesne gibt es einen Stau, ein Trucker meint, Baustelle könne es nicht sein, er sei heute Morgen die Gegenrichtung gefahren. Funk habe er keinen, also könne er auch nicht die weiter vorne stehenden Kollegen fragen. Entgegen kommt uns auch keiner, nur Fahrzeuge, die gedreht haben. Also drehen wir auch um und wollen eine Sandstraße über die Berge fahren durch den National Forest. Wir biegen in diese ein und fragen dort noch einmal einen, der uns entgegen kommt. Dessen Auskunft war wenig qualifiziert, m.E. konnte er die Karte nicht lesen und wusste auch sonst nicht Bescheid. Aber, nein, mit dem Auto nicht. Egal, wir fahren los, wenn es nicht geht, drehen wir halt um. Es war eine super Entscheidung, die Straße ist in einem befahrbaren Zustand und die Landschaft wunderschön. Es geht hinauf bis 2700m. Es ist der National Forest, in dem darf man frei campen, und das tun die Amis auch. Überall, wo es geht, stehen Wohnwagen oder Wohnmobile.
Von Heber City aus, anscheinend ein Wohnort der Reichen und Schönen von Salt Lake City (die Menge der riesigen, zum Teil wunderschönen Häuser in traumhaften Lagen bringt uns zu dieser Vermutung) fahren wir wieder nach oben bis knapp 3000m und dann vorbei an den Skiliften hinab nach Salt Lake City. Der Verkehr dort haut uns um, fünfspurige Straßen und alle Spuren voll, europäischer Fahrstil, das alles sind wir nicht mehr gewohnt!
Es ist Freitag und schon später Nachmittag, also verschieben wir die Besichtigung der Stadt auf morgen und fahren in den Antelope State Park und bekommen dort tatsächlich ohne Probleme einen Platz, und zwar einen riesigen, weit abseits anderer Camper, mindestens einen Kilometer weit weg, super. Der Park liegt auf einer Insel im Salzsee (so groß wie der Bodensee) und ist über einen 12km langen Damm zu erreichen.
Irmi möchte den Korkeneffekt ausprobieren (das Wasser hat einen Salzgehalt von 26%, da ist Untergehen unmöglich), also Badesachen anziehen und durch den Schilfgürtel und den langen Strand (der See hat sich weit zurück gezogen) an das Wasser wandern. In diesem müssten wir wahrscheinlich noch einmal einen Kilometer oder mehr laufen, bis es tief genug ist, dass man schwimmen kann. Also zurück zum Auto. Während Irmi kocht, kommt ein Ranger und stellt sich als der Parkmanager vor. Er habe das Auto vom Berg aus gesehen und sei neugierig. Wir haben ein angenehmes Gespräch über das Auto, die Reise und den Park, den ich sehr lobe. Dann frage ich, ob wir noch eine Nacht bleiben können. Kein Problem, meint er, er kümmere sich um alles!
Zwei Bisonbullen halten sich in unmittelbarer Nähe unseres Autos auf, einer grast, einer suhlt sich im Sand. Dann kommen sie sich näher, es werden Grunzlaute ausgestoßen und der eine zeigt durch Scharen und Kopf werfen an, dass ihm die Nähe nicht passt. Der andere bleibt stehen, wendet sich grasend ab. Die Situation ist bereinigt. Interessant zu sehen, wie die Tiere kommunizieren.

07.07.12.

Bei der Ausfahrt aus dem Park halte ich an der Rezeption, um die Gebühr für den weiteren Tag zu bezahlen und den Super Platz zu reservieren. Nicht nötig, meint die junge Dame, ihr Boss hätte angewiesen, dass wir KOSTENFREI noch einen Tag bleiben können. Das hat uns doch mehr als überrascht.
In Salt Lake City dann besichtigen wir zuerst das wie immer riesige und monumentale Capitol und wundern uns, dass es offen ist und völlig unbewacht. Selbst die Prunkräume sind offen, es steht zwar ein Schild „Nicht betreten“, aber durch die Türe, die ich einen Spalt breit öffne, können wir einen Blick werfen. Welche Assoziationen wir bei der Architektur und der Bemalung haben, muss ich nicht noch einmal beschreiben!
Die Flaggen der USA und von Utah hängen auf Halbmast und ich frage Besucher, warum. Die Dame kennt die Bedeutung des Flaggens auf Halbmast noch nicht einmal und der Fremdenführer weiß auch nicht, warum. Dann interessiert es uns auch nicht. Wenn es keinen interessiert und keiner weiß, warum, wozu dieses dann sinnlose Ritual?
Weiter zum Tempel der Mormonen, der leider geschlossen ist. Man hat hier einen richtigen Tempelberg geschaffen. Um den Tempel herum zwei! Visitor Center, eine weitere Bethalle, ein riesiges Kongresszentrum mit Theater, Seminargebäude, Wohngebäude für die Seminaristen und, und, und.
Im Visitorcenter wird die Bibel in lebensgroßen Bildern erzählt. Der Stil der Bilder erinnert uns an die Kinderbücher, mit denen in der ersten Klasse Religionsunterricht gemacht wird. Der Gipfel für uns (wahrscheinlich auch für die Mormonen, aber in einem anderen Sinne) ist ein riesiger Kuppelsaal. Die Kuppel ist als Weltall bemalt in dunklem Blau, davor steht eine ca. 3m hohe Jesusfigur. Davor Sessel und Sofas, um in Ruhe und bequem über Jesus im Weltall nachdenken zu können.
Und überall laufen junge Menschen herum mit Abzeichen, die zeigen, welche Sprachen sie sprechen. Man kann sich in vielen Sprachen der Welt den mormonischen Glauben erklären lassen. Wir verzichten und begeben uns in den weltlichen Teil der Stadt. Auch hier ist alles fast  antiseptisch sauber, viele Menschen in schwarzen Hosen (es hat 35 Grad) und weißen Hemden jagen jedem Blatt oder Staubkorn hinterher. Ansonsten das Übliche, Geschäfte, die es in diesen Lagen auf der ganzen Welt gibt. Wir brauchen Geld, aber es gibt nur die Zions Bank, die wollen wir nicht, wir werden Alternativen finden.
Es zieht uns wieder in die Ruhe des Parks, dort wollen wir nun endlich den Korkeneffekt ausprobieren, es gibt nämlich einen Badestrand samt Duschen. Auf dem Wege zurück tanke ich (30 Cent billiger als sonst) und habe Probleme mit der Tanke, die will zusätzlich zur Kreditkarte den ZIP-Code haben und den von Hannover akzeptiert sie nicht. Ich bekomme Hilfe von zwei Seiten, alle sehr freundlich, das Problem lässt sich aber nicht lösen, auch nicht mit einem gültigen ZIP-Code oder der Kundenkarte von Walmart. Erst die Bankkarte mit PIN, hier Debit Card genannt, ermöglicht mir das Tanken.
Im Park gehen wir dann ins Wasser, ein tolles Gefühl, einfach so zu liegen ohne unter zu gehen! In Rückenlage liege ich stabil, in Bauchlage nicht, Gott sei Dank. Es soll ja Menschen geben, da ist es umgekehrt.
Unsere Bisons besuchen uns heute nicht, dafür ist eine Antilopenherde (prownhorn antelopes) dort und auf dem riesigen Platz sind wir die einzigen menschlichen Wesen. 


08.07.12

Wir fahren strikt in Richtung Norden und fahren immer den HW89 entlang durch unterschiedliche Orte und stellen fest, je größer und gepflegter die Häuser, desto mehr Tabernakel, Bethallen oder wie die Dinger auch heißen mögen gibt es. Manchmal jede 2km einen und vor allen stehen viele Autos. Die Menschen streben in die Hallen, es ist Sonntag. Alle gut angezogen, die Männer immer im weißen, langärmligen Hemd mit Krawatte und schwarzer Hose, manchmal auch Jacke, trotz der Hitze. Und immer viele Kinder dabei. Mormonen sind gegen Alkohol, Tabak, Kaffee und gegen Empfängnisverhütung. Und Aufklärung ist auch ein Fremdwort, in jeder Bedeutung!
Es geht das Tal des Logan River hoch zum Bear Lake, der wegen seines türkisgrünen Wasser berühmt ist. Das Wasser ist tatsächlich türkisgrün, die Landschaft darum herum aber enttäuscht uns, baumlose Berghänge in braun und grau. Und das Wasser ist nicht zugänglich, alles eingezäunt und verrammelt. Private Proberty! Keep out! No Trespassing! Und der kleine, öffentliche State Park überlaufen und voller Boote und Jetskis.
Nichts wie weg!
Wir verlassen Utah und kommen kurz nach Idaho, der See liegt in beiden Staaten. Auch hier gibt es noch Mormonen, in vielen Dörfern sehen wir die Bethallen.  Wir passieren Paris (751 Einwohner) ebenso wie Montpellier, etwas größer und es gibt auch Genf!
Dann wechseln wir wieder nach Wyoming und bleiben auf einem einsamen National Forrest Camp Ground stehen.
Wir trinken ein Bier und schauen den Nutrias zu, die vergeblich versuchen, die Mülltonnen zu erklettern. Sie sind aus Farmen ausgebrochen und in manchen Weststaaten schon zur Plage geworden. Ein Gewitter grummelt über uns und ein paar Tropfen zwingen uns dazu, im Auto zu essen.
Es riecht nach Rauch! Es ist unglaublich, es herrscht höchste Waldbrandgefahr und Feuer sind strengstens verboten, es gibt aber immer Idioten, die kümmert das nicht.

Weiter an den Snake River 


Freitag, 6. Juli 2012

Weiter nach Utah


05.07.12

Ich gehe in den Green River zum Schwimmen (sehr kühl), es ist wirklich traumhaft schön hier. Dann machen wir uns an den Aufstieg, die 700 Höhenmeter zurück nach oben, was etwa eine Stunde Fahrzeit dauert für die 20km incl. einiger Fotopausen. Der Allrad ist drin, wahrscheinlich nicht nötig, macht die Sache aber stressfrei. Die Straße ist sicher auch ohne Allrad befahrbar, jedoch benötigt man einige Bodenfreiheit, sonst werden die meist trockenen Bachdurchfahrten zum Problem, man setzt mit dem Heck auf. Also ungeeignet für den typischen deutschen Camper mit Frontantrieb und langen Hecküberhang.
Zum Aussichtpunkt Harpers Corner laufen wir ca. 2km und haben von dort  einen traumhaften Ausblick auf Teile des Campgrounds 700m tiefer und en Fluss, auf dem Boote zu sehen sind. Es beginnt leicht zu regen und es sind nur noch kühle 20 Grad. Am Visitors Center fragen wir nach der Möglichkeit, den Green River mit dem Boot zu befahren. Typisch amerikanisch unlogisch, wir dürften, aber im Park darf das Boot weder eingesetzt noch aus dem Wasser genommen werden. Das wäre dann eine mehrtägige Bootstour, wir verzichten. Warum kommerzielle Anbieter ab Echo Canyon raften dürfen und warum andere, private Boote ebenso den Fluss herunter kommen, wir erfragen es nicht, es ist sinnlos.
Ich hätte mich zwar über das Verbot hinweg gesetzt, aber der logistische Aufwand war uns dann zu groß, für die ca. 40-50 Flusskilometer hätten wir einige hundert Kilometer mit LKW und Moped zurück legen müssen.
In Vernal sind wir dann in Utah, ein völlig anderer Staat als Colorado. Betriebsam, hektisch, volle Straßen und viel „White Trash“, und unendlich viele bewässerte Felder. Wo bewässert wird, alles Grün, daneben rot oder braun, je nach Erde. In diesem trockenen Land dann auch noch Mais anzubauen, ist Wahnsinn bei dem Wasserbedarf der Pflanze. Jede Pflanze Mais benötigt bis zur Ernte ca. 140ltr Wasser, bei der Bewässerung durch Beregnung gehen 90% des Wassers durch Verdunstung verloren! Also müssen ca. 1400ltr pro Pflanze auf das Feld gebracht werden. Wie lange das wohl die Wasservorräte noch aushalten? Die Kalifornier können bereist ein Lied davon singen.
Die Ölindustrie scheint ein Motor zu sein, wir sehen etliche Bohrtürme und neu erschlossene „Zapfstellen“. Überall Firmen, die das Wort „Oil“ in der Firmenbezeichnung haben.
Leider ist von der im Führer beschrieben Sauberkeit und Ordnung nichts, aber auch gar nichts zu spüren, sie gilt wohl nur für Salt Lake City. Die Anzahl der vermüllten Grundstücke ist deutlich höher als in den vorher bereisten Staaten der Westküste.  Wir campen im State Park Starvasion am gleichnamigen Lake nahe Duchesse und sind entsetzt über den Zustand. Überall liegt Müll herum, selbst im Wasser liegen und schwimmen Flaschen und Dosen. So etwas haben wir bisher in USA und Kanada nicht gesehen. Und das im tief religiösen Utah. Wir kommen uns vor wie in Jugoslawien der achtziger Jahre. Das Bad im sicher sauberen Seewasser ist somit ein eingeschränkter Genuss. Und dabei wäre es hier wunderschön, mit feinem Sand und Blick auf die Berge. Den Plan, hier ein paar Tage zu relaxen und den Aerius zu Wasser zu lassen, geben wir auf. Der White Trash hat diesen See fest im Griff und noch einen Tag die vielen, extrem übergewichtigen Eltern und unerzogenen und ebenso übergewichtigen Kinder anschauen, nein danke. 


Der Weg nach Utah 

Donnerstag, 5. Juli 2012

Forest Fires zwingen zur Routennänderung und zu Umwegen


03.07.12

Am Morgen riecht es nach verbranntem Kiefernholz und Rauch treibt über den Himmel, der Wald brennt zwischen hier und Laramie und nicht nur da. In Laramie entscheiden wir, nicht nach Süden in Richtung Denver oder Aspen zu fahren, die Wahrscheinlichkeit durchzukommen, ist einfach zu gering. Wir besichtigen das State Gefängnis von Wyoming, sehr beeindruckend, insbesondere die Geschichten der Gefangenen. Da ist der achtzigjährige Indianer, der seine siebzigjährige Frau erstach, der grüne Junge, der einen ungedeckten Scheck über $75 ausgestellt hat oder die junge Frau, die Schmuck im Werte von $75 gestohlen hat. Wobei $75 damals sehr viel Geld waren. Die Zellen sind winzig und ohne Fenster, geheizt wurde im Winter 10 Grad über Außentemperatur und die konnte schon mal -30 Grad sein. Aber es gab jede Woche ein Bad, für manchen Gefangenen eine neue Erfahrung und eine regelmäßige ärztliche Versorgung. Und es wurde gearbeitet, es wurden bis zu 700 Besen pro Tag hergestellt.
Wir wollen nun nach Hotsprings in Colorado, aber ca. 15 Meilen hinter Laramie bei Woods Landing endet dies, es brennt, die Straße ist gesperrt. Und wie es brennt, der Rauch steigt in dicken Schwaden weit in den Himmel, Löschflugzeuge gehen dagegen an. Zurück nach Laramie und etwas weiter nördlich durch die Medicine Bow Mountains. Eine wunderschöne Strecke, gut, dass wir so fahren mussten. Die Passhöhe ist 3250m, dort oben sind es immer noch 21 Grad, die Motorradfahrer fahren immer noch im Hemd. Bäume allerdings wachsen ab 3000m nicht mehr. Was ein Unterschied zu Deutschland, da enden die Bäume unter 2000m und auf 3000m wagen wir uns nur in hochalpiner Bekleidung. In Encampment, auf der anderen Seite der Bow Mountains finden wir einen winzigen, wunderschönen Campground an einem Bach. Die Temperatur sinkt auf 20 Grad, Nachbarn sind weit weg, was will der Mensch mehr? Es ist erlaubt, pro Tag und Person drei Forellen zu fangen und zu behalten, wenn sie nicht über 14 Inches sind, und das kostenlos. Leider sind wir keine Angler. Und ein Kolibri hält unser gelbes Auto für eine riesige Nahrungsquelle, aber das wird nichts…

04.07.12

Eine wunderbar kühle Nacht hat uns erholsamen Schlaf gebracht, wir fahren weiter in Richtung Osten durch das gar nicht so colorfull Colorado (Werbespruch Colorados), die vorherrschende Farbe ist das Braun und Grau einer ausgetrockneten Halbwüste. Unser Ziel ist der Dinosaur National Park. Das Visitor Center liegt auf 2200m, der Campground, den wir aufsuchen, in einer Schlucht auf 1580m. Der Weg nach unten ist eine schmale, steile und ungesicherte Sandstraße mit spektakulären Ausblicken. Laut Führer darf man nur mit 4x4 auf diese Straße und bei Nässe ist sie gesperrt. Nachdem wir durch sind, können auch größere Fahrzeuge problemlos unter den Bäumen durch. Der Canyon des Yampa-River bzw. Green River, die hier zusammenfließen, kann es in seiner Schönheit leicht mit dem Colorado Canyon aufnehmen.
Und der Platz ist der schönste Platz von Nordamerika laut  unserem Reiseführer.
Nur, eine kühle Nacht wird es nicht werden, die riesigen Felswände wirken wie ein Kachelofen und sind gut aufgeheizt von der Sonne.

Der Weg hinunter zum Campgound 

Der Weg nach Colorado

Dienstag, 3. Juli 2012

Weiter nach Cheyenne, der Hauptstadt Wyomings


01.07.12

Der Morgen ist klar, die meisten Camper brechen früh auf.  Ich drehe um 6:30 eine Runde über den Platz und genieße die Ruhe und die Kühle. Unsere Nachbarn, Eltern, Schwiegereltern mit drei kleinen Kindern frühstücken, wie schon beschrieben im Stehen. Nur die Kinder sitzen. Dann kommt ein Deutscher mit einem Mietmobil, ihm hat es zwei Dachluken zertrümmert, er musste sie mit Plastikbeuteln notdürftig abdichten. Ich bin auf sein Dach geklettert und habe sie  ihm mit Panzerband geflickt. Dazu musste er jedoch neben mein Auto fahren, damit ich von meinem Dach auf seines klettern konnte.
Dann fahren wir erst in Richtung Westen auf langen, schnurgeraden Sandstraßen von teilweise erbärmlicher Qualität und biegen dann nach Süden ab, Richtung Bridgeport, Nebraska. Ab Nebraska wir die Landschaft langweilig und die Bevölkerung ärmlicher. Wir passieren viele aufgegebene, dem Verfall preisgegeben Farmen oder Ranches. Unendliche Weite macht sich breit, Farm- oder Ranchland, soweit das Auge reicht. Auch bei McDoof in Chadron ist der niedere Lebens- und Bildungsstandard zu sehen an den verdreckten Tischen, die die Menschen nach dem Essen verlassen, an der Kleidung und an den vielen Schrottautos, die immer noch in Betrieb sind.
Ca. 30km vor Bridgeport verdunkelt sich der Himmel und wir überlegen, riskieren wir es, ohne Hagelschutz oder halten wir an und ich klettere auf das Dach und montiere bei glühender Hitze und Sturm den Schutz über den Dachhauben. Ich habe mich für letzteres entschieden und 10min nachdem wir wieder fuhren, brach der Gewittersturm los, Hagel aber war nur wenig dabei. Aber sicher ist sicher, solange wir uns in der Prärie befinden, bleibt jetzt  der Schutz drauf! Hinter Bridgeport, am Chimney Rock, einem National Monument am alten Oregon Trail, bleiben wir an einer Trading Post stehen, man verlangt $13 für den Platz, da kann man nicht meckern. Und irgendwo her weht auch noch ein Internet zu uns, was will man mehr, die Sonne scheint auch wieder. Nur mehrere lange Kohlezüge mit 120 Waggon ziehen jede Nacht vorbei, erzählt uns der Nachbar, der, typisch amerikanisch, in seinem Riesenbus (Jeep dahinter) lebt und das ganze Jahr durch den Kontinent zieht.

02.07.12

Wir fahren weiter in Richtung Westen und staunen, in welch dichter Folge die Kohlezüge unterwegs sind, bzw. die  Leerzüge zum Abbauort. In Cheyenne machen wir an einem Outlet halt und geben Geld aus für Klamotten, einzeln alles sehr preiswert, die Jeans für $25 plus Tax, aber es läppert sich. Die Verkäuferin, die uns das Geld abnimmt, ist in Ansbach geboren und aufgewachsen, so reden wir Deutsch und bei ihr kommt sehr schnell der fränkische Dialekt durch, so ein R können nur gebürtige Franken sprechen! Sie genießt es, wieder Deutsch sprechen zu können und uns stört es nicht, dass alles ein wenig länger dauert. Sie kommt so ins Deutsch zurück, dass sie ihre Helferin auf Deutsch anredet, ohne es zu merken. Dann suchen wir geraume Zeit nach „Big Boy“, der größten Dampflokomotive der Welt, die hier ausgestellt ist. Der Reiseführer ist hier sehr ungenau, aber wir finden die riesige Lok, die zusammen mit 24 weiteren Maschinen nur wenige Jahre gefahren ist, die Dampfzeit war eben zu Ende. Nachdem wir das Capitol angeschaut haben, beschließen wir, den täglichen Shoot Out um 18:00 zu ignorieren und fahren in Richtung Laramie. Auf der Hälfte der Strecke liegt der Curt Growdy State Park, in dem wir übernachten werden. Die Dame am Eingang weist uns darauf hin, dass Baden verboten sei, der See sei ein Trinkwasserspeicher. Zu unserem Erstaunen: Motorboote dürfen fahren! Offensichtlich gelten bei Amerikanern Benzin und Motorenöl nicht als gesundheitsgefährdend, menschlicher Schweiß und Kinderpippi (Erwachsene pinkeln in keinen See!) jedoch schon. Dann verjagt uns ein Parkranger vom ausgesuchten Stellplatz, für den bräuchte man eine Reservierung! Ob man den jetzt noch reservieren könnte, frage ich. Nein, das geht nur bis zehn Uhr morgens. Wir müssen uns einen anderen Platz suchen, obwohl der Park zu 85% leer ist, was ich in Gegenwart des Rangers lautstark und deutlich kommentiere. Er schüttelt den Kopf, ich auch. Im Übrigen trägt er einen wahrscheinlich geladenen Colt am Gürtel, es muss ein gefährlicher Job sein, Parkranger an diesem Badestrand.
Wir gehen trotzdem baden!
Ein Gewitter zieht auf und es sind nur noch 20 Grad, also warme Fleeceklamotten sind angesagt, schließlich war es tagsüber bis 35 Grad. Und wir sind wieder 2200m hoch.
Wir sitzen im Auto, es regnet und denken an liebe Menschen in Deutschland, die sehr schwere Tage durchleben.

Unsere Route nach Cheyenne 

Sonntag, 1. Juli 2012

In das Monument Valley, die Badlands von South Dakota und weiter nach Nebraska


28.06.12

Welch ein schlechtes Spiel, welche Enttäuschung! Wir fahren ein wenig frustriert in Richtung Monument Valley, Mt. Rushmore. Der Weg führt uns über Deadwood, eine sehr schön restaurierte Westernstadt, in der der berühmte Wild Bill Hickok von hinten erschossen wurde und zusammen mit seiner Freundin „Calamity Jane“ begraben liegt. Der Saloon No. 10, in dem der Mord passierte, ist noch original in Betrieb, nur die Slot Machines stören gewaltig. Ansonsten ein sehr schön restaurierter Ort ohne sichtbare Stromleitungen! Wir fahren den steilen Berg hoch zum Friedhof und besichtigen die Gräber der beiden. Dann weiter zum Mt. Rushmore. Auf dem Wege dahin fahren wir nahe an einem Waldbrand vorbei, es qualmt gewaltig. Der Eintritt zum Nationalmonument ist frei, aber es sind $11 Parkgebühren fällig, das Ticket ist aber das ganze Jahr gültig. Die vier Köpfe beeindrucken uns, aber noch mehr fällt uns auf, wie die Architektur der Anlage doch der dem des „tausendjährigen Reiches“ gleicht. Wenn Architekten und Bauherren Erhabenes schaffen wollen, geht es meistens schief. Entweder so oder so, siehe die Waschmaschine (sprich Kanzleramt) in Berlin. Aber den Amis gefällt es, das ist die Hauptsache. Und unsere Assoziationen können sie eh nicht nachvollziehen.
Nahe den Köpfen beziehen wir Quartier auf einem Campingplatz an einem kleinen See, in dem wir ausgiebig schwimmen.
Die Campground Hosts (Aufpasser, Hausmeister, Putzfrau) sind ein interessantes Paar, er war als GI viele Jahre in Deutschland und hat mit seinem VW-Bus jedes Wochenende und jeden Urlaub benutzt, Europa kennen zu lernen. Sie sind ganz begierig zu erfahren, wie das heutige Deutschland und Europa aussehen.
Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Köpfe angestrahlt und das wollen wir uns anschauen. Die ganze Angelegenheit ist eher langweilig. Sie beginnt mit irgendwelchen Fragespielchen mit den Kindern, dann wird ein Film gezeigt, der die Leistungen der vier Präsidenten würdigt. In diesem wird zu unserem Erstaunen auf die prekäre Behandlung der Indianer durch die Gesellschaft hingewiesen. Die fortdauernde Apartheid wir jedoch nicht angesprochen, als es um die amerikanische Verfassung geht. Es ist unglaublich, wie viele blinde Flecke die Amerikaner in ihrem Selbstbild haben. Dann folgt die unvermeidliche Nationalhymne und dann Licht an für eine halbe Stunde, das war es. 
Zurück auf dem Platz sitzen wir noch ein wenig in der warmen Nacht vor dem Auto. Neben uns knattert ein Generator, man kann ja ohne laufende Klimaanlage nicht schlafen. Um 22:00 Uhr beendet der Host den Lärm. 

29.06.12

Um 6:00 weckt uns der Generator von nebenan! Dagegen ist nichts zu machen, die „quiet time“ endet um 6:00. Es gibt eben Idioten, denen geht ihr eigenes Wohlbefinden über alles. Und davon gibt es in den USA etliche. Ich gehe zum Schwimmen, Irmi kneift. Nach dem Frühstück lege ich mich unter das Auto und schmiere die Kardanwelle und mache eine Inspektion der Unterseite des Autos. Alles in Ordnung. So komfortabel hatte ich es noch nie, wir stehen nämlich auf sauberen, glatten Beton.
Über eine sehr schmale, sehr kurvige, ungemein reizvolle Bergstraße fahren wir hinunter nach Rapid City.
Di Blackhills haben wirklich ihren Reiz. Wir können gut verstehen, dass die Bewohner der Prärie immer wieder hierher zur Erholung kommen.
Nach dem üblichen McDoof, in dem es so kalt ist, dass ich uns Jacken hole, fahren wir weiter in Richtung Badlands. Die Temperatur liegt wieder bei 36 Grad. In Wall machen wir Station, um uns den berühmten Drugstore anzusehen, der im Umkreis von vielen hundert Meilen Werbung macht und immer noch, wie seit der Gründung 1931 den Kaffee für 5 Cent verkauft. Ansonsten ist es Touristenrummel, a tourist trap, wie uns unser Host gewarnt hat. Es werden Scheußlichkeiten aller Art verkauft für teures Geld. Trotzdem hat fast jeder einen Beutel mit Errungenschaften in der Hand. Einige Ölgemälde eines indianischen Künstlers haben uns gefallen, Stückpreis $4200, wir verzichten, ebenso auf den billigen Kaffee.
Im Nationalpark Badlands angekommen beenden wir alle Aktivitäten, trinken Bier und essen zu Abend; morgen ist auch noch ein Tag. Und wir beobachten unsere amerikanischen Nachbarn. Gemeinsames Essen findet dergestalt statt, dass das man zur fast gleichen Zeit etwas aus der Tüte irgendwo in der Landschaft in sich hinein stopft, dazu Pops (süße Getränke) aus der Dose. Dann fährt man mit dem Auto die paar hundert Meter zur Abendveranstaltung der Parkranger, die vielen Fahrräder, die man mitgebracht hat, lehnen unbenutzt am Hänger. So auch am Morgen, einen gedeckten Tisch, so wie wir es pflegen haben wir sonst noch nie gesehen. Und es gibt auf diesem Platz sehr viele, die mit dem Zelt unterwegs sind, die essen sowieso irgendwo Fast Food, Geschirr und Kocher mitnehemn, wozu?
Es ist sehr warm, um 21.00 immer noch 30 Grad, aber ein kräftiger, trockener Wind macht die Sache erträglich.

30.06.12

Der Platz erwacht früh, um neun Uhr sind mehr als die Hälfte weg, meist die Zeltler. Wir machen gemütlich Frühstück und fahren dann noch einmal zurück, um den Blick von oben in Ruhe zu genießen. Im Visitors Center schauen wir uns einen zwanzigminütigen Film über die Badlands an, der sehenswert war. Weiter geht es in Richtung Westen und dann auf einer Sandstraße nach Süden. Am Sarge Creek liegt ein Campingplatz ohne jeden Service, nur zwei Trockenklos sind da und zwei Müllbehälter. Wir bleiben und genießen die Ruhe. Zum ersten Male bauen wir unseren Sonnenschutz auf, kein einfaches Unterfangen bei dem Wind. Ein einsamer Bison zieht gemächlich über den Platz, um im Creek zu saufen. Er grast in der Nähe des Platzes weiter, legt sich genüsslich ins Sandbad, um dann wiederzukäuen. Von uns lässt er sich nicht stören.
Zu unserem Erstaunen füllt sich am Nachmittag der Platz, will heißen, es sind ca. 10 Zelte da. 
Gegen Abend ist gutes Fotolicht und ich drehe eine Runde mit der Kamera auf der Suche nach dem guten Bild. Was ich bei der Ankunft für Trampelpfade der Camper gehalten habe, sind die Trails der Büffel zum Wasser. Ich folge einigen und stoße auf das Skelett eines Büffels, nur die Haut des Kopfes ist noch in Stücken sichtbar. Es grummelt im Osten und es wird schwül, wir packen alles weg und setzen uns zum Abendessen auf die überdachte Bank. Um 19:00 plötzlich eine Sturmbö mit entsprechendem Staub. Obwohl wir sofort ins Auto flüchten, knirscht es zwischen den Zähnen. Die ersten, schlampig aufgebauten Zelte fliegen und dann hagelt es bis zu tischtennisballgroße Körner. Die Hagelschutzbleche habe ich nicht montiert, mit Hagel haben wir nicht gerechnet, so schlimm sah die Front nicht aus. So blicken wir bang auf die Dachluken und ich denke an meine Solarpanele. Nach 15 min ist alles vorbei. Jetzt duschen, auf dem verschwitzten Körpern klebt der Staub. Danach auf das Dach, Sch…, die Dachluke über dem Bad ist zerbrochen, „nur“ die äußere Scheibe zwar, aber der Hagel hat ein richtiges Loch geschlagen, Stücke herausgebrochen. Ein Riss wäre nicht so schlimm, aber ein Loch ist großer Mist, denn die Stabilität der oberen Scheibe ist damit erheblich reduziert. Ich klebe das Loch notdürftig mit mehreren Lagen Panzerband zu. Ich muss wohl eine Ersatzscheibe organisieren oder eine bessere Lösung als Panzerband finden.


01.07.12

Der Morgen ist klar, die meisten Camper brechen früh auf.  Ich drehe um 6:30 eine Runde über den Platz und genieße die Ruhe und die Kühle. Unsere Nachbarn, Eltern, Schwiegereltern mit drei kleinen Kindern frühstücken, wie schon beschrieben im Stehen. Nur die Kinder sitzen. Dann kommt ein Deutscher mit einem Mietmobil, ihm hat es zwei Dachluken zertrümmert, er musste sie mit Plastikbeuteln notdürftig abdichten. Ich bin auf sein Dach geklettert und habe sie  ihm mit Panzerband geflickt. Dazu musste er jedoch neben mein Auto fahren, damit ich von meinem Dach auf seines klettern konnte.
Dann fahren wir erst in Richtung Westen auf langen, schnurgeraden Sandstraßen von teilweise erbärmlicher Qualität und biegen dann nach Süden ab, Richtung Bridgeport, Nebraska. Ab Nebraska wir die Landschaft langweilig und die Bevölkerung ärmlicher. Wir passieren viele aufgegebene, dem Verfall preisgegeben Farmen oder Ranches. Unendliche Weite macht sich breit, Farm- oder Ranchland, soweit das Auge reicht. Auch bei McDoof in Chadron ist der niedere Lebens- und Bildungsstandard zu sehen an den verdreckten Tischen, die die Menschen nach dem Essen verlassen, an der Kleidung und an den vielen Schrottautos, die immer noch in Betrieb sind.
Ca. 30km vor Bridgeport verdunkelt sich der Himmel und wir überlegen, riskieren wir es, ohne Hagelschutz oder halten wir an und ich klettere auf das Dach und montiere bei glühender Hitze und Sturm den Schutz über den Dachhauben. Ich habe mich für letzteres entschieden und 10min nachdem wir wieder fuhren, brach der Gewittersturm los, Hagel aber war nur wenig dabei. Trotzdem sank die Temperatur innerhalb weniger Minuten von 38 auf 18 Grad. Aber sicher ist sicher, solange wir uns in der Prärie befinden, bleibt jetzt  der Schutz drauf! 
Hinter Bridgeport, am Chimney Rock, einem National Monument am alten Oregon Trail, bleiben wir an einer Trading Post stehen, man verlangt $13 für den Platz, da kann man nicht meckern. Und irgendwo her weht auch noch ein Internet zu uns, was will man mehr, die Sonne scheint auch wieder. Nur mehrere lange Kohlezüge mit 120 Waggon ziehen jede Nacht vorbei, erzählt uns der Nachbar, der, typisch amerikanisch, in seinem Riesenbus (Jeep dahinter) lebt und das ganze Jahr durch den Kontinent zieht.


Zum Monument Valley, in die Badlands von South Dakota und weiter nach Nebraska