Sonntag, 1. Juli 2012

In das Monument Valley, die Badlands von South Dakota und weiter nach Nebraska


28.06.12

Welch ein schlechtes Spiel, welche Enttäuschung! Wir fahren ein wenig frustriert in Richtung Monument Valley, Mt. Rushmore. Der Weg führt uns über Deadwood, eine sehr schön restaurierte Westernstadt, in der der berühmte Wild Bill Hickok von hinten erschossen wurde und zusammen mit seiner Freundin „Calamity Jane“ begraben liegt. Der Saloon No. 10, in dem der Mord passierte, ist noch original in Betrieb, nur die Slot Machines stören gewaltig. Ansonsten ein sehr schön restaurierter Ort ohne sichtbare Stromleitungen! Wir fahren den steilen Berg hoch zum Friedhof und besichtigen die Gräber der beiden. Dann weiter zum Mt. Rushmore. Auf dem Wege dahin fahren wir nahe an einem Waldbrand vorbei, es qualmt gewaltig. Der Eintritt zum Nationalmonument ist frei, aber es sind $11 Parkgebühren fällig, das Ticket ist aber das ganze Jahr gültig. Die vier Köpfe beeindrucken uns, aber noch mehr fällt uns auf, wie die Architektur der Anlage doch der dem des „tausendjährigen Reiches“ gleicht. Wenn Architekten und Bauherren Erhabenes schaffen wollen, geht es meistens schief. Entweder so oder so, siehe die Waschmaschine (sprich Kanzleramt) in Berlin. Aber den Amis gefällt es, das ist die Hauptsache. Und unsere Assoziationen können sie eh nicht nachvollziehen.
Nahe den Köpfen beziehen wir Quartier auf einem Campingplatz an einem kleinen See, in dem wir ausgiebig schwimmen.
Die Campground Hosts (Aufpasser, Hausmeister, Putzfrau) sind ein interessantes Paar, er war als GI viele Jahre in Deutschland und hat mit seinem VW-Bus jedes Wochenende und jeden Urlaub benutzt, Europa kennen zu lernen. Sie sind ganz begierig zu erfahren, wie das heutige Deutschland und Europa aussehen.
Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Köpfe angestrahlt und das wollen wir uns anschauen. Die ganze Angelegenheit ist eher langweilig. Sie beginnt mit irgendwelchen Fragespielchen mit den Kindern, dann wird ein Film gezeigt, der die Leistungen der vier Präsidenten würdigt. In diesem wird zu unserem Erstaunen auf die prekäre Behandlung der Indianer durch die Gesellschaft hingewiesen. Die fortdauernde Apartheid wir jedoch nicht angesprochen, als es um die amerikanische Verfassung geht. Es ist unglaublich, wie viele blinde Flecke die Amerikaner in ihrem Selbstbild haben. Dann folgt die unvermeidliche Nationalhymne und dann Licht an für eine halbe Stunde, das war es. 
Zurück auf dem Platz sitzen wir noch ein wenig in der warmen Nacht vor dem Auto. Neben uns knattert ein Generator, man kann ja ohne laufende Klimaanlage nicht schlafen. Um 22:00 Uhr beendet der Host den Lärm. 

29.06.12

Um 6:00 weckt uns der Generator von nebenan! Dagegen ist nichts zu machen, die „quiet time“ endet um 6:00. Es gibt eben Idioten, denen geht ihr eigenes Wohlbefinden über alles. Und davon gibt es in den USA etliche. Ich gehe zum Schwimmen, Irmi kneift. Nach dem Frühstück lege ich mich unter das Auto und schmiere die Kardanwelle und mache eine Inspektion der Unterseite des Autos. Alles in Ordnung. So komfortabel hatte ich es noch nie, wir stehen nämlich auf sauberen, glatten Beton.
Über eine sehr schmale, sehr kurvige, ungemein reizvolle Bergstraße fahren wir hinunter nach Rapid City.
Di Blackhills haben wirklich ihren Reiz. Wir können gut verstehen, dass die Bewohner der Prärie immer wieder hierher zur Erholung kommen.
Nach dem üblichen McDoof, in dem es so kalt ist, dass ich uns Jacken hole, fahren wir weiter in Richtung Badlands. Die Temperatur liegt wieder bei 36 Grad. In Wall machen wir Station, um uns den berühmten Drugstore anzusehen, der im Umkreis von vielen hundert Meilen Werbung macht und immer noch, wie seit der Gründung 1931 den Kaffee für 5 Cent verkauft. Ansonsten ist es Touristenrummel, a tourist trap, wie uns unser Host gewarnt hat. Es werden Scheußlichkeiten aller Art verkauft für teures Geld. Trotzdem hat fast jeder einen Beutel mit Errungenschaften in der Hand. Einige Ölgemälde eines indianischen Künstlers haben uns gefallen, Stückpreis $4200, wir verzichten, ebenso auf den billigen Kaffee.
Im Nationalpark Badlands angekommen beenden wir alle Aktivitäten, trinken Bier und essen zu Abend; morgen ist auch noch ein Tag. Und wir beobachten unsere amerikanischen Nachbarn. Gemeinsames Essen findet dergestalt statt, dass das man zur fast gleichen Zeit etwas aus der Tüte irgendwo in der Landschaft in sich hinein stopft, dazu Pops (süße Getränke) aus der Dose. Dann fährt man mit dem Auto die paar hundert Meter zur Abendveranstaltung der Parkranger, die vielen Fahrräder, die man mitgebracht hat, lehnen unbenutzt am Hänger. So auch am Morgen, einen gedeckten Tisch, so wie wir es pflegen haben wir sonst noch nie gesehen. Und es gibt auf diesem Platz sehr viele, die mit dem Zelt unterwegs sind, die essen sowieso irgendwo Fast Food, Geschirr und Kocher mitnehemn, wozu?
Es ist sehr warm, um 21.00 immer noch 30 Grad, aber ein kräftiger, trockener Wind macht die Sache erträglich.

30.06.12

Der Platz erwacht früh, um neun Uhr sind mehr als die Hälfte weg, meist die Zeltler. Wir machen gemütlich Frühstück und fahren dann noch einmal zurück, um den Blick von oben in Ruhe zu genießen. Im Visitors Center schauen wir uns einen zwanzigminütigen Film über die Badlands an, der sehenswert war. Weiter geht es in Richtung Westen und dann auf einer Sandstraße nach Süden. Am Sarge Creek liegt ein Campingplatz ohne jeden Service, nur zwei Trockenklos sind da und zwei Müllbehälter. Wir bleiben und genießen die Ruhe. Zum ersten Male bauen wir unseren Sonnenschutz auf, kein einfaches Unterfangen bei dem Wind. Ein einsamer Bison zieht gemächlich über den Platz, um im Creek zu saufen. Er grast in der Nähe des Platzes weiter, legt sich genüsslich ins Sandbad, um dann wiederzukäuen. Von uns lässt er sich nicht stören.
Zu unserem Erstaunen füllt sich am Nachmittag der Platz, will heißen, es sind ca. 10 Zelte da. 
Gegen Abend ist gutes Fotolicht und ich drehe eine Runde mit der Kamera auf der Suche nach dem guten Bild. Was ich bei der Ankunft für Trampelpfade der Camper gehalten habe, sind die Trails der Büffel zum Wasser. Ich folge einigen und stoße auf das Skelett eines Büffels, nur die Haut des Kopfes ist noch in Stücken sichtbar. Es grummelt im Osten und es wird schwül, wir packen alles weg und setzen uns zum Abendessen auf die überdachte Bank. Um 19:00 plötzlich eine Sturmbö mit entsprechendem Staub. Obwohl wir sofort ins Auto flüchten, knirscht es zwischen den Zähnen. Die ersten, schlampig aufgebauten Zelte fliegen und dann hagelt es bis zu tischtennisballgroße Körner. Die Hagelschutzbleche habe ich nicht montiert, mit Hagel haben wir nicht gerechnet, so schlimm sah die Front nicht aus. So blicken wir bang auf die Dachluken und ich denke an meine Solarpanele. Nach 15 min ist alles vorbei. Jetzt duschen, auf dem verschwitzten Körpern klebt der Staub. Danach auf das Dach, Sch…, die Dachluke über dem Bad ist zerbrochen, „nur“ die äußere Scheibe zwar, aber der Hagel hat ein richtiges Loch geschlagen, Stücke herausgebrochen. Ein Riss wäre nicht so schlimm, aber ein Loch ist großer Mist, denn die Stabilität der oberen Scheibe ist damit erheblich reduziert. Ich klebe das Loch notdürftig mit mehreren Lagen Panzerband zu. Ich muss wohl eine Ersatzscheibe organisieren oder eine bessere Lösung als Panzerband finden.


01.07.12

Der Morgen ist klar, die meisten Camper brechen früh auf.  Ich drehe um 6:30 eine Runde über den Platz und genieße die Ruhe und die Kühle. Unsere Nachbarn, Eltern, Schwiegereltern mit drei kleinen Kindern frühstücken, wie schon beschrieben im Stehen. Nur die Kinder sitzen. Dann kommt ein Deutscher mit einem Mietmobil, ihm hat es zwei Dachluken zertrümmert, er musste sie mit Plastikbeuteln notdürftig abdichten. Ich bin auf sein Dach geklettert und habe sie  ihm mit Panzerband geflickt. Dazu musste er jedoch neben mein Auto fahren, damit ich von meinem Dach auf seines klettern konnte.
Dann fahren wir erst in Richtung Westen auf langen, schnurgeraden Sandstraßen von teilweise erbärmlicher Qualität und biegen dann nach Süden ab, Richtung Bridgeport, Nebraska. Ab Nebraska wir die Landschaft langweilig und die Bevölkerung ärmlicher. Wir passieren viele aufgegebene, dem Verfall preisgegeben Farmen oder Ranches. Unendliche Weite macht sich breit, Farm- oder Ranchland, soweit das Auge reicht. Auch bei McDoof in Chadron ist der niedere Lebens- und Bildungsstandard zu sehen an den verdreckten Tischen, die die Menschen nach dem Essen verlassen, an der Kleidung und an den vielen Schrottautos, die immer noch in Betrieb sind.
Ca. 30km vor Bridgeport verdunkelt sich der Himmel und wir überlegen, riskieren wir es, ohne Hagelschutz oder halten wir an und ich klettere auf das Dach und montiere bei glühender Hitze und Sturm den Schutz über den Dachhauben. Ich habe mich für letzteres entschieden und 10min nachdem wir wieder fuhren, brach der Gewittersturm los, Hagel aber war nur wenig dabei. Trotzdem sank die Temperatur innerhalb weniger Minuten von 38 auf 18 Grad. Aber sicher ist sicher, solange wir uns in der Prärie befinden, bleibt jetzt  der Schutz drauf! 
Hinter Bridgeport, am Chimney Rock, einem National Monument am alten Oregon Trail, bleiben wir an einer Trading Post stehen, man verlangt $13 für den Platz, da kann man nicht meckern. Und irgendwo her weht auch noch ein Internet zu uns, was will man mehr, die Sonne scheint auch wieder. Nur mehrere lange Kohlezüge mit 120 Waggon ziehen jede Nacht vorbei, erzählt uns der Nachbar, der, typisch amerikanisch, in seinem Riesenbus (Jeep dahinter) lebt und das ganze Jahr durch den Kontinent zieht.


Zum Monument Valley, in die Badlands von South Dakota und weiter nach Nebraska 

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