Samstag, 27. April 2013

Ein stiller Tag in Isla Aguada



26.04.2013

Ich habe geträumt, es regnet. Als ich am Morgen ins Freie gehe, stelle ich fest, es hat tatsächlich geregnet in der Nacht, aber nur noch die Tropfenspuren im Sand und Wasserreste in den Felgen sind die Zeugen, sonst ist alles wieder trocken.

Am frühen Morgen kommen die Fischer zurück und laden ihren Fang direkt neben uns ab, vorher werden die Fische ausgenommen, die Abfälle gehen über Bord. Über den Booten kreisen die Vögel und streiten lautstark um die Stücke, reißen sie sich gegenseitig aus dem Schnabel noch in der Luft. Ich erkenne einen Marlin und Katzenhaie. Am Strand wird gewogen und mit den Aufkäufern, die dort warten, gehandelt.

Benzin wird nachgetankt, es steht ein kleiner Truck am Strand mit Benzinfässern aus Plastik auf der Ladefläche. Mit Schläuchen, wieder Plastik, wird es in (natürlich) Plastikeimer umgefüllt, die dann an Bord geschleppt  werden. Dort füllt man die Tanks auf. Statische Elektrizität scheint man nicht zu fürchten. Mich schaudert bei dem Gedanken, was passiert, wenn es einen Funkenüberschlag gäbe. Der Truck hat mindestens 500l Benzin auf der Ladefläche.

Wir verbringen den Tag mit Zeitung lesen im Netz, Baden im azurblauen Wasser und am Nachmittag einen Spaziergang durch das Dorf. Manche Leute wohnen in Hütten, wie man sie aus den Berichten über die Dritte Welt kennt, andere daneben haben sich Häuser gebaut mit Fenstern und Klimaanlagen, in bunten Farben angemalt, das Grundstück mit hohen Mauern umgeben, die Mauerkrone mit Natodraht oder Glasscherben gesichert, absurd!

Wir entdecken eine Kirche der amerikanischen Adventisten, in einem anderen Dorf haben wir auch schon einen Mormonentempel entdeckt und missionierende Mormonen gesehen. Die amerikanischen Sekten drängen mit Erfolg nach Mexiko, die katholische Kirche bekommt Konkurrenz.

Das ist bereits heute ein Riesenproblem, denn in den Dörfern wird so die Dorfgemeinschaft gesprengt, für diese Gemeinschaft ist die katholische Kirche eine starke Klammer. Insbesondere in den indigenen Dörfern, wo es sehr viel Gemeinschaftseigentum gibt und viele Arbeiten gemeinschaftlich organisiert und getan werden, gibt es bereits große Spannungen.

Aber das interessiert diese radikalen Sekten nicht, sie verkünden nur ihren „Glauben“. In Wahrheit stecken massive, wirtschaftliche Interessen dahinter, schließlich müssen die neuen Gemeinden Geld in die USA überweisen.

Freitag, 26. April 2013

Am Golf von Mexiko angekommen



25.04.2013

Wir verlassen Villahermosa in Richtung Norden, dem Golf von Mexiko entgegen. Es ist schwül und heiß, selbst Irmi schwitzt und das will etwas heißen! Mir tropft der Schweiß von der Nasenspitze, zwischen uns liegt ein Handtuch, das ständig in Betrieb ist. Während der Fahrt ist es dann einfacher, der Fahrtwind kühlt.

Die Landschaft ist fast wie in Friesland, flach, Kühe, Bäume, ab und zu Wasser. Nur, die Bäume sind hier auch Palmen. Die ersten Mangrovenwälder werden durchfahren. Es lässt sich recht flott fahren, kaum Ortsdurchfahrten und damit Topes. In Frontera jedoch, einer langgestreckten Siedlung quälen wir uns in einer Kolonne durch den ca. 10km langen Ort, manchmal alle 50m ein Tope, manchmal sind es 500m bis zum nächsten. Die PKW-Fahrer überholen meist an den Topes, sie können halt besser beschleunigen als wir. Apropos überholen, heute ist es mir mehrfach passiert, dass ich von zwei Autos gleichzeitig überholt wurde, nebeneinander, nicht hintereinander auf einer zweispurigen Straße wohlgemerkt!

In Nuevo Campesito passieren wir die Grenze zwischen den Provinzen Tabasco und Campeche mit Agrokontrolle, Klaus Schier hat man hier sein Obst, Gemüse und Fleisch abgenommen,  wir bleiben unkontrolliert, es ist wohl zu heiß, die Uniformierten sitzen im Schatten und winken uns mit einer matten Bewegung durch.

Ciudad del Carmen ist wieder Verkehrschaos pur, ich sehe einen Yamaha-Händler und am Moped müsste mal das Öl gewechselt werden. Aber ich müsste umkehren, das lassen wir lieber sein, das würde uns sicher eine Stunde kosten. Im Walmart kaufen wir all das ein, was wir wegen der erwarteten Kontrolle nicht mehr haben und dann geht es direkt an der Karibikküste entlang bis nach Isla Aguada zu einem Campingplatz direkt am Sandstrand am blauen Meer unter Palmen, Karibik pur! Das Wasser ist sehr angenehm, erfrischend, aber nicht zu kalt. Und wir können richtig schwimmen, keine riesigen Wellen mehr wie am Pazifik.

Das Internet geht nicht, der Engeniero sei schon gerufen, sagt die Chefin, die ausgezeichnet Englisch spricht. Ich frage, ob ich mich darum kümmern soll und sie erlaubt es. Der Router hat sich aufgehängt, ich starte ihn neu und wir haben Internet.    

Nach dem Baden gehen wir in das Restaurant zum Essen, erst Steinkrabben und dann Red Snapper, einfach köstlich, das Beste, was wir bisher auf dieser Reise vorgesetzt bekommen haben. Und keinen Bohnenbrei dazu, sondern Pommes und Salat!

Den Tag beschließen wir draußen sitzend bei einer Flasche kühlen Weißwein, warmer Wind umweht uns und es gibt keine Mücken! 


Unser Weg an den Golf 

Mittwoch, 24. April 2013

4:1



24.04.2013

Gegen Morgen wurde es angenehm kühl, aber die Brüllaffen haben unseren Schlaf immer wieder gestört, nomen est omen!

Unser Tagesziel heute ist Villahermosa in der Provinz Tabasco und dort das Museum La Venta mit seinen berühmten Olmekenskulpturen. Die Olmeken waren die erste indianische Hochkultur, ca. 1000 vor Christus, man weiß kaum etwas über sie.  Auf dem Wege sehen wir einen Hinweis auf eine Grotte und Kaskaden, wir fahren hin. Die Kaskaden sind sehr spärlich, die Höhle beeindruckend, aber der Austritt des Wassers aus der Karstwand. das sogenannte Ojo de Aqua, hat uns sehr beeindruckt.

Das Museum selbst ist ein Freiluftmuseum und wir sind beeindruckt von den Skulpturen, die Köpfe erinnern uns an die Köpfe der Osterinseln. Wie haben die Leute damals die riesigen Felsblöcke bearbeitet und bewegt?

Zum Abschluss gehen wir zum Kiosk, es ist heiß, 35° und wir haben Durst. Dort steht ein Fernseher und was läuft? Borussia Dortmund gegen Real Madrid, es steht 1:0. Klar, wir sehen uns das Spiel an und freuen uns mit Dortmund über den Sieg. Interessant, einen spanischen Kommentator (Analista) zu erleben, das Wort GOOOOOOOL  wird bis zum Ersticken in die Länge gezogen und bei geschlossen Augen hörte man nur Lewandowski, als ob sonst kein Spieler auf dem Platz war.

Der Übernachtungsplatz ist ein wenig schwierig zu finden, aber letztendlich stehen wir vor einem Schwimmbad und benutzen es auch sofort. Schöne Anlage, wenn nicht das Gedröhne der Musik aus den riesigen Lautsprechern wäre.

Dienstag, 23. April 2013

In den Mayatempeln von Palanque



23.04.2013

Die Nacht war schwül und heiß, obwohl es am Morgen dann auf 26°C abgekühlt hat, angenehm frisch war das nicht.

Wir brechen auf zu den Ausgrabungen. Auf Individualreisende ist man hier nicht eingestellt, einen richtigen Parkplatz gibt es nicht, ich werde von einem Pseudooffiziellen an den Straßenrand gewunken. Er will für 70 Pesos das Auto waschen und bewachen, ich lehne ab.

Drei Stunden laufen wir durch die  Anlage und bewundern die zum Teil riesigen Bauten. Es muss ursprünglich traumhaft schön gewesen sein, die Bauten waren ja alle mit Stuck verziert und dieser bemalt, bevorzugt in Rot, ganz geringe Reste der Bemalung sind noch sichtbar. Rote Bauten vor grünem Dschungel und blauem Himmel. Die Details der Anlage mag der geneigte Leser selbst im Internet nachlesen.

Man darf aber nicht vergessen, hier hat die Elite gelebt, der Großteil des Volkes musste Frondienste leisten, damit dies alles geschaffen werden konnte und die Elite ihr Auskommen hatte. Und nicht wenige wurden zu religiösen Anlässen regelrecht geschlachtet, manchmal tausende an einem Tag.

Vom Museum wieder hoch zum Auto nehmen wir den Bus, zum Laufen sind wir einfach zu fertig, die Temperatur ist nun weit über 30°.

Mittlerweile ist es Nachmittag und wir beschließen, heute wird nicht weiter gefahren, sondern wir genießen auf dem Platz den Pool und nutzen das gute Internet für Telefonate nach Hause.

Montag, 22. April 2013

Bei den Majas und dann Badetag



21.04.2013

Wir verabschieden uns von Steffi und Benny, alles Gute für eure Rückreise und den Wiedereinstieg in das Berufsleben!

Wir gehen noch einkaufen und kommen so erst nach 12:00 los und die knapp 100 km bis Toninà winden sich und die Topes sind zahlreich, erst gegen 15:30 kommen wir bei den Maya-Stätten an. Steile Stufen steigen wir hinauf und bewundern den Ausblick und die Baukunst. Um 17:00 müssen wir raus, es langt aber auch. Direkt neben der Tempelanlage ist eine Hüttensiedlung, auf der auch gecampt werden darf, wir bleiben dort stehen. Adolfo, den Eigentümer laden wir zu einem Bier ein, er erzählt, dass er Maya sei - sein Maya-Name sei Kayab. Das ist auch seine Website www.toninakayab.com. Er lässt von einem seiner Söhne eine weitere Runde Bier holen, nach dem wenigen Essen tagsüber ein wenig viel, aber wir sagen nicht nein. Irmi berichtet, dass in Deutschland das Interesse an der Kultur der Maya groß sei, er freut sich riesig darüber. Irmi ist wirklich schon sehr gut in Spanisch.

Neben uns steht der Australier, der auch schon in San Cristobal auf dem Platz war.

22.04.2013

Am Morgen beobachte ich, wie der Australier mit Klopapier und Fernglas bewaffnet sich zu den Baños begibt, was macht er dort mit der Ausrüstung?

Der Weg nach Palenque führt mitten durch Ocosingo, wir brauche für 3 km fast ein halbe Stunde. Es ist so, als führe ich in München am Samstag über den Viktualienmarkt, nur schlimmer. Die erste Station ist Agua  Azul, Sinterterassen mit azurblauem Wasser. Natürlich baden wir mit Genuss in dem überraschend kühlen Wasser. Ansonsten möchten wir zur Hochsaison hier nicht sein, auch jetzt stehen wir im Mittelpunkt der Touristen aus Europa.

Weiter geht es zu Aqua Clara, dem genauen Gegenteil. Hier ist ein azurblauer Fluss für das Dorf gegenüber ein Hindernis, für die Dorfjugend und uns ein Genuss. Wir baden wieder in dem kalten, klaren Wasser. Ein Boot bringt einige Männer samt ihrer Maisernte zu uns herüber und Dorfbewohner mit ihren Einkäufen wieder hinüber.  Man schleppt alles mit Stirnbändern, ein Maissack wiegt sicher einen Zentner, wahrscheinlich genau so viel wie der Träger.

Dritte Station ist der berühmte Wasserfall Misol-Ha, jetzt, kurz vor der Regenzeit ist er ein wenig dünn, trotzdem beeindruckend. Auf Baden verzichten wir. Brüllaffengebrüll begleitet unsere Besichtigungstour.

Ein Motel auf der Straße zu den Ausgrabungen von Palenque wird unser Übernachtungsplatz, es hat Internet.

Nun sind wir mitten im Dschungel, so sind dir Geräusche um uns herum und die Temperaturen bzw. die Luftfeuchtigkeit.

Sonntag, 21. April 2013

Ausflug zu den Idianern und Frust am Auto


20.04.2013

Wir fahren mit dem Moped in ein indianisches Dorf. Das Moped stöhnt und ruckelt unter der Höhe und dem Gewicht des Fahrers und der Beifahrerin, eine etwas mühselige Angelegenheit. Auf dem Weg dahin mal wieder Polizeikontrolle, ich wende meine neue Taktik an, zeige nur den Führerschein (das Duplikat) und weigere mich, ihn aus der Hand zu geben. Es funktioniert, man fragt woher wir kommen und winkt uns dann ein wenig genervt durch.

Das Dorf selber ist ein wenig enttäuschend, eigentlich ein Dorf wie viele in Mexiko. Nur die Frauen laufen alle in ihrer für das jeweilige Dorf typischen Tracht, hier ist die Basisfarbe lila, durch die Gegend, auch beim Arbeiten. Und das Dorf liegt im Nebel, ich bin ein wenig   zu luftig angezogen. Vor der Kirche sitzen junge Mädchen herum, wollen natürlich Geld für die Bilder, ich gebe 10 Pesos und ernte Protest.

Die Kirche selber ist ein Meer von Blumen, einige aus Papier aber viele Chrysanthemen und Nelken sind echt. Wir sehen Indios im tiefen Gebet, es dauert ewig, bis sie nach vielen Verbeugungen vor den vielen Heiligen den Raum verlassen.

Ein weiteres Dorf streichen wir, das Moped mault einfach zu heftig und ich friere.

Zurück auf dem Platz wird Probelauf gemacht und die Enttäuschung ist groß, an einer weiteren Stelle vor dem Turbo tritt Auspuffgas aus. Die zur Reparatur benötigte Dichtung haben weder Benny noch ich dabei.  Ich ziehe die Schrauben am Flansch nach, so fest, wie ich mich traue (ein abgerissener Stehbolzen wäre der GAU) und dann schmieren wir noch Kaltmetall darauf, wenig überzeugt, dass es hält.

An diesem Auto müssen Murkser geschraubt haben, gestern ist uns schon aufgefallen, dass an einer Stelle keine Dichtung eingebaut war, wo eine hingehört. Die Standgasverstellung war ebenfalls falsch montiert und an der Halterung des Turbos fehlt eine Schraube, wahrscheinlich die Ursache des Dichtungsproblems.

Frustriert klappen wir das Fahrerhaus zu und gehen gemeinsam mit Steffi und Benny zum Essen in die Stadt. Danach bummeln wir noch durch das Zentrum, es ist empfindlich kühl geworden.  Trotzdem ist reges Leben, auf dem Platz vor dem Rathaus spielt eine Band mit Marimbaphonen.