Mittwoch, 30. Juli 2014

29.07.2014 Nach Izuchaca



Der Tag beginnt mit positiven Überraschungen, es ist ein traumhafter Sonnenaufgang und die Standheizung läuft. Das ist besonders angenehm, denn es sind nur 1,5°C. Dass sie auf der Höhe läuft, sehr schön, hatte ich nicht erwartet. Auch die eine  Flamme des Gasherdes und der Backofen stören sich nicht an der Höhe und tun ihren Dienst. So steht einem gepflegten Frühstück (im Auto, man wird älter) nichts im Weg. Zunächst parken wir in Jauja und machen einen Spaziergang durch die alte Kolonialstadt, die immerhin von Pizarro 1534 gegründet wurde. Die koloniale Herrlichkeit ist jedoch arg verblasst. Dann fahren wir weiter in Richtung Cusco. In Huancayo, die Stadt hat 300.000 Einwohner, kaufen wir ein, tanken Wasser und Diesel. Der bisherige Verbrauch ist 25Ltr/100km Diesel, angesichts der Höhenmeter, die ja hinzu zu rechnen sind, akzeptabel. Wasser verbrauchen wir weniger. Dann schauen wir tanzenden Indios zu, die ihren Nationalfeiertag feiern, herausgeputzt sind sie, insbesondere die Frauen.
Unser Tagesziel Izuchaca erreichen wir über Andenhöhenstraßen zwischen 2800 und 3800 m. Auch auf diesen Höhen sind die Hänge parzelliert, es wird Landwirtschaft auch noch über 4000m betrieben. Izuchaca ist ein enger Ort mit einer alten Brücke ähnlich der in Mostar. Als Stellplatz bietet sich nur die Plaza an, dort bleiben wir auch, mitten im prallen Leben.  Für das einfaches Abendessen, Suppe, Pollo mit Reis und Bier bezahlen wir 18 Soles, das sind €5, nicht pro Person, sondern für uns beide!
Ach ja, um eine Autoversicherung haben wir uns bisher vergeblich bemüht. Die Agenturen waren entweder zu oder fühlten sich nicht zuständig. Hoffentlich gibt das nicht irgendwann Ärger.

Unser Standort -12.5004768, -74.9973526, 2876m hoch, Izuchaca

28.07.2014 Hinauf in die Anden


Wir starten bei bestem Wetter so gegen  8:30 in Richtung Anden. Der Verkehr hält sich in Grenzen, es ist Nationalfeiertag. Neben uns her läuft die Eisenbahn, 1870 wurde mit dem Bau begonnen und erst 27 Jahre später war sie fertig. Mit bis zu 4% Steigung und 17 Zick-Zacks sowie einen 18km langen Tunnel ist sie ein technisches Meisterwerk.

Trotz Feiertag, überall kann man sein Auto waschen lassen, das Abwasser fliest zurück in den Fluss, aus dem wiederum alle hier ihr Trinkwasser beziehen.

Das Auto zieht klaglos hoch, es qualmt zwar mehr ab 2000m, aber sonst bin ich sehr angetan. So ab 3000m merken wir dann doch, dass die Luft dünner wird. Auf der Passhöhe in 4820m dann schneit es feine Flocken und es ist nur noch 1,5°C „warm“. Das Schnaufen bei mir ist subjektiv nicht mehr als weiter unten, aber eine regelrecht bleierne Müdigkeit ist im Kopf. Also nichts wie nach unten in dickere, wärmere Luft. Durch viele Bergarbeitersiedlungen samt Minen, manchmal auch gleich noch Hütten, geht es hinunter nach Jauju an die Lagune. In Jauju finden wir ein Internetcafe, ein junger, freundlicher Mann krabbelt unter die Tische und schließt unsere PCs an das Kabelnetz an, Wifi ist nicht.

Die Sonne brennt, als ich aus dem Auto aussteige, bei Windstille ist sie auf der Haut kaum auszuhalten, wir müssen sorgsamer Sonnenschutz betreiben! Aber dafür feuern die Solarpaneele richtig viel Strom in die Batterien, die am frühen Nachmittag schon wieder voll sind.


An der Lagune dann ist Volksfest, überall sitzen die Menschen und essen und trinken, viel papp süße Inkakola aus Flaschen mit einer Gallone Inhalt und lassen sich in großen Booten auf der Lagune rudern. Ein harter Job für die Ruderer bei dem Wind. Vor einem Lokal parken wir und fragen nach, ob wir die Nacht über stehen bleiben können. Gerne, wenn wir hier essen, was wir ohnehin vorhatten. Für 32 Soles, das sind etwas mehr als 8€, bekommen wir 2 Forellen und zwei Flaschen Bier à 0,625ltr. 


Mit einbrechender Dunkelheit wird es kalt, der Ort leert sich schnell, nach einer Stunde sind auch die Restaurantbetreiber und Ladenbesitzer weg, wir sind wahrscheinlich allein.

Wir trinken noch ein Bier, Wolters aus Braunschweig. Wir haben eine Palette davon gekauft in Lima bei Tattos. Die Verkäuferin dort war weder in der Lage, auf einen Blick zu erkennen, dass es 24 Dosen sind noch konnte sie 6x4 rechnen, sie musste durchzählen, Was für ein Schulsystem, denn sonst machte das Mädel einen fixen Eindruck.

Die Höhe schafft uns, insbesondere mich, um 20:00 liegen wir im Bett, haben aber Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. So richtig sind wir noch nicht akklimatisiert, wie auch am vierten Tag



Unser Standort -11.740389, -75.509307, 3384m hoch

Montag, 28. Juli 2014

27.07.2014 Raus aus dem Schmuddelwetter




Ab 5:00 ist, wie erwartet an Schlafen nicht mehr zu denken. Also starten wir bei Schmuddelwetter wieder in Richtung Lima und dann nach Osten auf der 20 in Richtung Anden, in die Höhe. Wüstensand, Öl- und Dieselrückstände auf der Straße und Nieselregen machen die Fahrerei sehr schwierig. Auf dem Alaska-Highway bei Schnee und Eis habe ich mich wohler gefühlt. Und dort war wenigstens kaum Verkehr.


Mit zunehmender Höhe wird das Wetter besser, irgendwann dann Sonnenschein. Auf einem Campingplatz bleiben wir stehen, er wird von bettelarmen Leuten betrieben, die in primitivsten Hütten hausen. Was hier unter Camping verstanden wird, hat nichts mit unserem Begriff Camping zu tun, es sind schlicht Picnicplätze, keiner übernachtet hier. Wir schon, die Chefin verlangt €15, wahrscheinlich macht sie das Geschäft ihres Lebens. Wohl wissend, dass wir über den Tisch gezogen werden willigen wir ein. Wir stehen trocken, auf Gras, die Sonne scheint, es ist es uns wert. 

Irmi macht das Auto von innen sauber, ich schrubbe mehrfach die Solarpaneele, der Wüstensand klebt wie Zement. Auch den Gasherd versuche ich zu reparieren, vergebens, nur eine Flamme tut es. Offensichtlich hat man versucht, im Containerlager unser Moped zu klauen, die meisten Spanngurte sind durchgeschnitten und ich bin gut beschäftigt, alles wieder in Ordnung zu bringen. Wir sind enttäuscht, das hätte dort nicht passieren dürfen. Um 18:00 ist die Sonne hinter den Bergen, es wird frisch und die Mücken kommen. Mal sehen, wie lange wir es im Freien aushalten.


Unser Standort -11.9135666, -76.6074753, 1330m hoch

26.07.2014 Böse Überraschungen




Um 9:30 sind wir bei Divemotor, das Auto ist noch lange nicht fertig, das wird nichts mit dem versprochenen Termin 10:00. Um 13:00 ist dann letztendlich soweit, aber die Bremsflüssigkeit ist NICHT gewechselt. Der Meister erzählt mir, das Gerät sei defekt, Juan wiederum meint, man hätte die Flüssigkeit geprüft, sie sei noch in Ordnung. Ich bin sicher keiner lügt, aber ich wollte neue Bremsflüssigkeit haben und die habe ich nun nicht. Und was heißt schon prüfen? Ich glaube einfach  nicht, dass sie ein Gerät haben, mit dem man den Wassergehalt der Bremsflüssigkeit messen kann, darauf kommt es an! Man wird nachgeschaut haben, ob das Niveau stimmt und das war es. Das sehe ich auch durch eine Warnleuchte. Dann funktioniert das Terminal für Kartenzahlung nicht, wir müssen zum Geldautomaten und Geld holen. So richtig zufrieden bin ich mit Divemotor nicht, auch wenn das Auto zu laufen scheint, mal sehen. In Costa Rica bei Autostar war alles viel besser. 

Wir quälen uns die 20km durch den mörderischen Verkehr, es ist Samstag und am Montag und Dienstag ist Nationalfeiertag, zum deutschen Klub. Dort lässt man uns nicht hinein! Alles Argumentieren hilft nicht, es ist von der Verwaltung niemand mehr da und auch sonst niemand, selbstständig traut sich das Sicherheitspersonal eine solche weitreichende Entscheidung nicht zu treffen. Und das, obwohl bereits zwei deutsche Autos da stehen. Wenigstens Wasser lässt man uns tanken, dann machen wir uns frustriert auf den Weg, einen Übernachtungsplatz zu suchen. An einer Tankstelle an der Panamericana stehen viele Trucks, wir stellen uns dazu. 

Die nächste unangenehme Überraschung dann im Auto, man hat es gewaschen mit dem Hochdruckreiniger, dabei ist Wasser durch die Dachluke über dem Herd eingedrungen und hat diesen unter Wasser gesetzt. Es gurgelt zwar in der Gasleitung, aber Brennen will nach langem Versuchen nur eine Brennstelle.

Das war ein sch… Anfang, hoffentlich geht es so nicht weiter.

Unser Standort -12.19900, -76.97451

Freitag, 25. Juli 2014

25.07.2014 In Lima angekommen



25.07.2014

Mir geht das Auto durch den Kopf in der Nacht, ob es wohl anspringt, rund läuft? Irmi fällt im Schlaf plötzlich ein, sie hat den zweiten Autoschlüssel vergessen. All das verursacht schlechten Schlaf bei uns beiden, trotz der Müdigkeit.

Ein privates Taxi bringt uns zum Containerlager. Der Taxiverband wollte 40$ haben für die 9km, es sei eine unsichere Gegend. Der private Fahrer verlangte immer noch $25. Dort, in dieser unsicheren Gegend, überrascht man uns wieder einmal mit der südamerikanischen Herzlichkeit. Wir werden begrüßt nicht wie Kunden, sondern wie Freunde, die lange weg waren. Natürlich gibt es Umarmungen und Irmi bekommt ihre Küsschen. Das Auto steht wie erwartet noch da, aber es ist bedeckt mit dem Staub der Wüste und der ist regelrecht festgebacken. Egal, es springt wirklich nach einer Kurbelwellenumdrehung an und läuft rund, ich muss es nicht, wie erwartet, mit dem Gaspedal am Leben halten. Auch die Batterien im Koffer sind vollgeladen, trotz der dicken Staubschicht auf den Solarpanelen. Nachdem wir die Scheiben einigermaßen frei bekommen haben, fahren wir durch den Megaverkehr zu Divemotors, der örtlichen Mercedeswerkstatt. Ich gewöhne mich überraschend schnell wieder an den Nahkampfverkehr und das Auto macht, anders als wir zum Lager gefahren sind, keinen Mucks.

Wie erwartet, wusste niemand von unserem Kommen, die Email mit den Arbeiten am Auto kannte auch niemand. Egal, mit Irmis Spanisch und Google Translate haben wir uns verständigt, das Auto abgegeben, morgen um 10:00 soll alles fertig sein.
Zu Fuß gehen wir die paar Meter zum Hotel. In einer nahen Mall gehen wir zum Essen und finden auch noch einen Supermarkt, in dem wir morgen unsere Vorräte einkaufen werden.
Drei junge Peruanerinnen lassen uns peruanischen Wein verköstigen und Pisco, die peruanische Variante des Grappa. Eine davon, ein superschlankes Elfchen mit Rehaugen auf megahohen Pumps spricht recht gut Englisch und fragt uns aus über Europa und unsere Reise. Wenn wir uns nicht losgerissen hätten, wäre ein kapitaler Rausch zustande gekommen.
Um 17:00 Ortszeit, also 24:00 nach unserer inneren Uhr, sind wir schon ganz schön müde. Ein paar Stunden aber müssen wir aber noch durchhalten, damit die reale Uhr und die innere Uhr möglichst schnell synchronisiert werden.

24.07.2014 Der Flug



24.07.2014

Ich habe den Wecker auf 3:45 gestellt, bin aber schon eine halbe Stunde früher wach, das Alter macht es möglich. Wir nehmen die Bahn und sind mal wieder erstaunt, wie viele Menschen um diese Uhrzeit auf den Beinen sind.

Wir kommen pünktlich in Amsterdam an, starten aber mit 45min Verspätung nach Lima. KLM überrascht uns sehr positiv mit einem weit bessern Sitzkomfort als wir es bisher in der Economy Class hatten, es ist so viel Abstand, dass man die Beine übereinander schlagen kann. Das Essen besser, man kann Wein oder Bier zum Essen kostenfrei haben und es gibt eine Mahlzeit mehr als bisher.  Und das alles wird von extrem freundlichen und aufmerksamen Personal serviert, das auch regelmäßig mit Getränkebechern durch die Reihen wandert. Sehr geehrter Herr Teckentrup, da sollten Sie mal hinschauen, die können es besser als Condor!

Der Flug an sich ist recht langweilig, meistens über Wasser. Über den karibischen Inseln liegen Wolken, man sieht fast nichts. Erst über Peru wird die Sicht wieder besser und wir sehen die riesigen Quellflüsse des Amazonas, die in Richtung Osten mäandern. Die Anden leuchten in der untergehenden Sonne, rosarot, auch die Gletscher haben einen rosa Schimmer. Der Küstenstreifen dann liegt im Nebel, in den das Flugzeug ganz langsam eintaucht wie ein U-Boot. 

Zwölf Stunden Flug sind trotzdem lang, wir kommen um 19:20 Ortszeit ziemlich ermüdet in Lima an, also etwa 24 Stunden nach unserem Aufstehen. Die Einreise ist problemlos, nur das Warten auf das Gepäck ist nervig, denn die vielen Peruaner, die mit uns geflogen sind, haben die Maschine zur Frachtmaschine gemacht, Unmengen von Gepäckstücken kreisen auf dem Band.
Der Transfer zum Hotel wartet wie bestellt auf uns, zusammen mit einem englischen Paar fahren wir in unser Hotel. Es liegt nur wenige Meter von Mercedes entfernt, wo morgen hoffentlich alles klappt.
Übermüdet fallen wir nach einem Bier ins Bett in einen unruhigen Schlaf.