Mittwoch, 24. Oktober 2012

Alaskafeeling in Kalifornien



23.10.12


Was ich gestern vergaß zu erwähnen, der Campingplatz kostet $20 und hat Internet, er liegt in Nevada, die kalifornische Abzocke ist hier nicht.

Der Morgen ist kalt, sonnig, Schnee weht von der Sierra herab. An der Grenze nach Kalifornien die unvermeidliche Kontrolle, ob wir Pflanzen, Samen, Obst, Gemüse oder ähnliches einführen. Dann umkreist der Mensch unser Auto und erklärt, er sucht nach Squirrels (eine Art Eichhörnchen), die ggf. als blinde Passagiere einreisen. Haben die noch alle Tassen im Schrank?

Unser erstes Ziel ist Bodie Ghost Town, eine Goldgräberstadt, in der um 1900 herum 10.000 Menschen gelebt und gearbeitet haben, dann wurde das Gold weniger und die Menschen gingen. 1930 brannte ein Großteil ab, dann verließen die restlichen Menschen Bodie. Das trockene Klima hat die verbliebenen Häuser recht gut erhalten. Wir wandern bei eisigem Wind nicht sehr lange durch die Straßen. In einem Haus stehen noch die Möbel, warum, ist uns unerklärlich. Sind die Menschen geflüchtet? Oder hatten sie zum Schluss so wenig Geld, dass der Abtransport nicht bezahlt werden konnte? Es wird wohl immer im Dunklen bleiben. Ab Ende Oktober ist Bodie nur noch mit dem Snowmobil oder dem Skidoo zu erreichen, der Schnee liegt dann mannshoch oder höher. Trotzdem, so erzählt uns ein Ranger, ist die Rangerstation ganzjährig besetzt. Wozu? Ich habe es nicht erfragt, Touristen kommen dann keine mehr, was gibt es da zu bewachen? Ich habe mich bereits ausführlich über die Haushaltsführung des Staates Kalifornien ausgelassen, hier ein weiteres Beispiel für Misswirtschaft im Kapitalismus als wäre hier Sozialismus.

Über eine knackige Gravel Road geht es vorbei an alten Schürfstellen hinunter zum Mono Lake, die Ausblicke auf die Sierra erinnern uns an Alaska. Der Mono Lake ist der größte Kratersee der Welt, ein einmaliges Naturdenkmal. Trotzdem dient er der Wasserversorgung von Los Angeles (das liegt mehr als 700 km entfernt) und hat dadurch 15m Pegel verloren. Man stelle sich vor, der Bodensee würde so ausgebeutet, dass er 15m Pegel verlöre.

Kämpften nicht seit Jahrzehnten Naturschützer dagegen, wäre er bald leer. So aber hat man sich auf einen Pegelstand geeinigt, der zwar immer noch weit unter dem ursprünglichen liegt, aber immerhin. Jedoch, dieser Pegel wird erst in dreißig Jahren erreicht werden, denn die Entnahme geht ja weiter.

Wir besichtigen die Tuffsteine, die früher durch Quellen unter Wasser entstanden sind und nun auf dem Trockenen stehen.

In Lee Vining am Mono Lake kostet die Gallone Diesel $5,19,  Premium Gas (Super) $5,99, aber wir müssen ja nicht tanken.

Das nächste Ziel sind die Lavaströme, die zwei Meilen neben der Straße liegen und 25m hoch erkaltet sind. Der Weg dahin führt durch frisch gefallenen Schnee, den unser Auto einfach ignoriert. Pulverschnee vom feinsten, wie wir beim Aussteigen feststellen. Das Besteigen, wie im Führer empfohlen, lassen wir angesichts des Schnees auf dem Lavagestein.

Die Mammoth Lakes zu besichtigen verwehrt uns der Schnee, die Straße dahin ist schlichtweg gesperrt und wird in diesem Winter nicht mehr geöffnet. Also können wir dort auch nicht campen wie ursprünglich geplant. Die Lakes sind die amerikanische Ausgabe der Plitvicer Seen, jedoch in der gewaltigen Kulisse der Sierra Nevada.

Wir fahren zurück in den Ort Mammoth Lake auf einen Campingplatz, die wollen $45 für die Nacht, wir sind wieder in Kalifornien. Gegenüber ist ein Campingplatz des National Forest, da bleiben wir und stehen unter verschneiten Bäumen. Nicht weit weg stehen zwei Zelte.

Auf der Suche nach Internet gehen wir in den Ort und landen in einer Kneipe. Jeder trinkt zwei Bier, Internet haben sie nicht, aber gesalzene Preise, das Bier kostet zur Happy Hour $4,50, sonst $6,50,  das sind ICE-Preise. Die Speisekarte steht dem nichts nach, Spare Ribbs kosten $25. Das erklärt, warum gegen Ende der Happy Hour viele Gäste mehrere Getränke vor sich stehen haben.

Der Keeper erzählt uns, in drei Wochen beginne die Skisaison, der Tagespass kostet $95. Trotzdem sei es in der Saison immer voll, das erklärt die Preise. Im letzten Jahr betrug die Schneehöhe auf den Pisten bis zu 12m und im Ort 2m.

Gegenüber liegt ein Best Western Hotel, der Portier gestattet uns, in der Lobby deren Internet zu nutzen, super.

Wir haben mal wieder nicht an die Taschenlampen gedacht, also stolpern wir im Dunkeln über den Campingplatz, aber wir finden das Auto.


Montag, 22. Oktober 2012

Schnee in der Sierra Nevada



22.10.12

In der Nacht hat es zu regnen begonnen, armer Roland. Wir verabschieden uns von Linda, Roland ist auf den Weinfeldern und bedanken uns für die Gastfreundschaft. Auch auf diesem Wege noch einmal, es war schön bei euch.

Linda erzählt uns, alle Pässe über die Sierra seien zu. Stimmt nicht ganz, der, den wir fahren wollen, ist mit Ketten bzw. für 4x4-Fahrzeuge mit Winterreifen freigegeben. Also, nichts wie hoch, der Pass ist 2650m hoch, kein Pappenstil. In Lodi regnet es noch in Strömen, ab 1600m kommt Schnee auf die Scheibe und ab 2000m ist Schnee auf der Fahrbahn. Ich schalte sicherheitshalber den Allrad ein, aber der Schnee ist nicht das Problem, sondern die teilweise völlig überforderten Fahrer. Vor mir bremst plötzlich einer und bleibt mitten auf der Straße stehen, der dahinter fahrende fährt fast auf. Ich habe genügend Abstand, bremse vorsichtig, setze den Blinker, schaue in den Spiegel und wechsele die Spur. Plötzlich schießt links ein Subaru vorbei, schleudert wie wild über die gesamte Straße, kann sich aber fangen. Ich vermute, er hat einfach mein Bremsen oder den Blinker übersehen, aber das war sehr knapp!

Hinter mir reihen sich brav einige Autos ein, keiner will überholen, alle nutzen die schneefreie Spur, die unsere breiten Reifen hinterlassen.

Der Schneepflug fährt zwar, aber innerhalb kurzer Zeit ist die Fahrbahn wieder weiß, bis wir kommen!

Die LKWs fahren Ketten auf allen Antriebsachsen und auf einer Achse des Anhängers, d.h. auf sechs Rädern Ketten montieren, was für ein Scheißjob!

Auf der Passhöhe machen wir Pause und ein paar Bilder und schauen Leuten zu, die in kurzen Hosen und Flip Flops durch den Schnee zur Toilette hüpfen. Auf der Ostseite, die wir nun hinunter fahren, liegt weit weniger Schnee, so ist die Abfahrt problemlos.

Der Pass endet auf einer Hochebene in 1550m Höhe, dort ist es auch nur 3°C „warm“, aber die Sonne scheint. Der Blick zurück zeigt dunkle Schneewolken über der Sierra, ein wenig beängstigend.

Am Lake Topaz  bleiben wir stehen und feiern meinen Geburtstag, der Sturm hat uns eingeholt und bringt das Auto zum Wackeln. Topas ist der Lake nicht, sondern grau und abweisend.


Ein schöner Tag in Sacramento und ein sehr schöner Abend in Lodi



21.10.12

Über das Internet habe ich eine Tankstelle gefunden, die nur $4,09 für die Gallone Diesel verlangt, das ist sehr billig für Kalifornien und sie liegt auf dem Weg in die Stadt, also noch einmal Tanken für die letzte Etappe nach Las Vegas.

Zuerst besichtigen wir das Capitol, wieder eine Kopie dessen in Washington, und die Kalifornier sind von dem amerikanischem Sicherheitswahn befallen, man kommt nur durch eine Schleuse wie am Flughafen in das Gebäude und überall Security und Polizei. Das hatten wir so noch nie. Auch sonst sind wir enttäuscht, es ist, verglichen mit Santa Fe ein üblicher Prachtbau mit viel Pathos und wenig Phantasie. Kunst gibt es nur in Form der Gemälde der ehemaligen Gouverneure, Arnie finden wir nicht, wir haben ihn auch nicht wirklich gesucht. Das interessanteste sind die alten Büros aus der Zeit um 1900, die man im Originalzustand gelassen hat. Wir verlassen recht schnell wieder diesen unattraktiven Ort und gehen zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin fällt uns ein Plakat des Crocker Art Museums auf, es gibt dort eine Sonderausstellung von Mel Ramos, also nichts wie hin. Die Ausstellung ist super, die vielen nackten Busen in Amerika, erstaunlich. Jedoch weist ein Schild am Eingang darauf hin, dass Eltern erst einmal ohne ihre Kinder die Ausstellung besuchen sollen.  Auch die „normale“ Sammlung ist beeindruckend. Begeistert sind wir von der alten Villa, in der das Museum seinen Anfang hatte, ebenso vom Neubau, der Kontrast und Harmonie zur alten Villa gleichzeitig ist. Das Restaurant zieht uns an, die Tische sind gedeckt mit weißen Tischdecken und darauf stehen Porzellanteller samt Stoffservietten. Das Essen samt dem Service enttäuscht uns nicht, alles frisch gekocht und sehr schmackhaft, ebenso der Wein, guter Service, was will man mehr.

Dieses Museum ist, auch ohne Mel Ramos, dessen Heimatstadt Sacramento ist, ein absolutes Muss.

Vom Museum ist es nur ein Katzensprung zum alten Sacramento, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Alte Häuser aus der Zeit um 1900, Holzbohlenfußwege, stilvolle Geschäfte und Kneipen und alles original, nicht neu aufgebaut. In den Häusern leben Menschen, haben Anwälte ihre Büros. Es ist die lebendige Amüsiermeile von Sacramento, in der nicht nur der Tourist, sondern auch der Einheimische gerne bummelt. Und viele in Kostümen, Halloween steht bevor, selbst die Lok des Zuges ist geschmückt und heißt Spookiemotive. Wir haben den Fasching, Fastnacht; Karneval, die Amis Helloween. Hoffentlich bleibt das so!

Wir starten in Richtung Süden und beschließen kurz vor Lodi, bei der Familie Hatterle vorbei zu schauen. Der Bruder hat uns in Portland die Adresse gegeben. Gesagt, getan, nach ein paar Verwirrungen wegen eines J vor der Straßennummer finden wir die besagte Adresse und stehen auf dem Hof des Weinbauern. Roland Hatterle ist nicht überrascht, sein Bruder hat uns angekündigt, als sei alles ganz sicher. Entgegen unseren Erwartungen bauen die Hatterle Wein an, verkaufen dann aber die Trauben an andere Weinmacher. Also keinen Wein probieren, dachten wir. Aber Roland wies mir sofort einen Stellplatz zu, zeigte mir, wo ich Strom bekomme und meinte, ihr bleibt zum Dinner und morgen früh entscheidet ihr, ob ihr noch bleiben möchtet. Es wurde ein wunderschöner Abend mit gutem Wein (aus seinen Trauben) und viel Austausch. Die beiden sind seit über fünfzig Jahren verheiratet, kaum zu glauben, die beiden sehen aus wie gerade sechzig geworden.

Wir verabschieden uns relativ früh, denn die beiden müssen morgen früh raus, der letzte Weinlesetag steht an.

Samstag, 20. Oktober 2012

Wieder in San Franzisco, diesmal ohne Nebel

20.10.12




Es ist neblig und kalt, als wir gegen 10:00 losfahren. In Boulder Creek kommt die Sonne heraus, es bleibt kalt, aber noch sitzen wir ja im Auto. Wir fahren auf der 9 in Richtung Norden, die Straße klettert auf 750m hoch und bietet immer wieder schöne Aussichtspunkte nach Westen, so steht es auf Schildern. Wir aber sehen unter uns nur Nebel. Sollten wir schon wieder die Golden Gate nicht sehen wegen des verdammten Küstennebels?

Dann haben wir freien Blick nach Osten in das Silicon Valley und nach Palo Alto. Trotz der Kälte kommen uns unglaublich viele mit den Fahrrädern, meist Rennrädern, entgegen auf dieser anspruchsvollen Strecke, sportliche Menschen leben hier.

Die Straße, der Skyline Boulevard, führt durch Redwoodwälder, in denen sehr schöne Häuser stehen, mir wäre es jedoch da zu dunkel, auch im Sommer. Aber sicher ist es in den heißen Sommern kühl hier oben.

Irgendwann erreichen wir den Highway und es scheint die Sonne, der Nebel verschwindet. An der Brücke angekommen, umwabern noch für ein paar Minuten Nebelschwaden die Brückenpfeiler, dann präsentiert sie sich uns im Sonnenschein. Na endlich, geht doch. Wir lassen das Auto am Fuß der Brücke stehen, spazieren hinauf zum Südportal und dann zum Südpfeiler. Der Blick auf Bucht, Alcatraz und die Stadt, einfach schön. Viele Menschen sind unterwegs, um ihn wie wir zu genießen. Auf den vielen Grünflächen rund um die Brücke werden Partys gefeiert oder Sport getrieben.

Wir fahren mitten durch Downtown und Russian Hill in Richtung Sacramento, an manchen Stellen kommt es uns vor, als wären wir in Paris. Alte Häuser, Straßencafes, Straßenhändler, völlig unamerikanisch.

Es ist fast dunkel, als wir in Sacramento ankommen, wir campen in einem der Sporthäfen etwa 10km außerhalb, also verschieben wir den Stadtbummel auf morgen.



Nach Sacramento