21.10.12
Über das Internet habe ich eine Tankstelle gefunden, die nur
$4,09 für die Gallone Diesel verlangt, das ist sehr billig für Kalifornien und
sie liegt auf dem Weg in die Stadt, also noch einmal Tanken für die letzte
Etappe nach Las Vegas.
Zuerst besichtigen wir das Capitol, wieder eine Kopie dessen
in Washington, und die Kalifornier sind von dem amerikanischem Sicherheitswahn
befallen, man kommt nur durch eine Schleuse wie am Flughafen in das Gebäude und
überall Security und Polizei. Das hatten wir so noch nie. Auch sonst sind wir
enttäuscht, es ist, verglichen mit Santa Fe ein üblicher Prachtbau mit viel Pathos
und wenig Phantasie. Kunst gibt es nur in Form der Gemälde der ehemaligen
Gouverneure, Arnie finden wir nicht, wir haben ihn auch nicht wirklich gesucht.
Das interessanteste sind die alten Büros aus der Zeit um 1900, die man im
Originalzustand gelassen hat. Wir verlassen recht schnell wieder diesen
unattraktiven Ort und gehen zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin fällt uns ein
Plakat des Crocker Art Museums auf, es gibt dort eine Sonderausstellung von Mel
Ramos, also nichts wie hin. Die Ausstellung ist super, die vielen nackten Busen
in Amerika, erstaunlich. Jedoch weist ein Schild am Eingang darauf hin, dass
Eltern erst einmal ohne ihre Kinder die Ausstellung besuchen sollen. Auch die „normale“ Sammlung ist beeindruckend.
Begeistert sind wir von der alten Villa, in der das Museum seinen Anfang hatte,
ebenso vom Neubau, der Kontrast und Harmonie zur alten Villa gleichzeitig ist. Das
Restaurant zieht uns an, die Tische sind gedeckt mit weißen Tischdecken und
darauf stehen Porzellanteller samt Stoffservietten. Das Essen samt dem Service
enttäuscht uns nicht, alles frisch gekocht und sehr schmackhaft, ebenso der
Wein, guter Service, was will man mehr.
Dieses Museum ist, auch ohne Mel Ramos, dessen Heimatstadt Sacramento
ist, ein absolutes Muss.
Vom Museum ist es nur ein Katzensprung zum alten Sacramento,
in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Alte Häuser aus der Zeit um
1900, Holzbohlenfußwege, stilvolle Geschäfte und Kneipen und alles original,
nicht neu aufgebaut. In den Häusern leben Menschen, haben Anwälte ihre Büros.
Es ist die lebendige Amüsiermeile von Sacramento, in der nicht nur der Tourist,
sondern auch der Einheimische gerne bummelt. Und viele in Kostümen, Halloween
steht bevor, selbst die Lok des Zuges ist geschmückt und heißt Spookiemotive.
Wir haben den Fasching, Fastnacht; Karneval, die Amis Helloween. Hoffentlich
bleibt das so!
Wir starten in Richtung Süden und beschließen kurz vor Lodi,
bei der Familie Hatterle vorbei zu schauen. Der Bruder hat uns in Portland die
Adresse gegeben. Gesagt, getan, nach ein paar Verwirrungen wegen eines J vor
der Straßennummer finden wir die besagte Adresse und stehen auf dem Hof des
Weinbauern. Roland Hatterle ist nicht überrascht, sein Bruder hat uns
angekündigt, als sei alles ganz sicher. Entgegen unseren Erwartungen bauen die
Hatterle Wein an, verkaufen dann aber die Trauben an andere Weinmacher. Also keinen
Wein probieren, dachten wir. Aber Roland wies mir sofort einen Stellplatz zu,
zeigte mir, wo ich Strom bekomme und meinte, ihr bleibt zum Dinner und morgen
früh entscheidet ihr, ob ihr noch bleiben möchtet. Es wurde ein wunderschöner
Abend mit gutem Wein (aus seinen Trauben) und viel Austausch. Die beiden sind
seit über fünfzig Jahren verheiratet, kaum zu glauben, die beiden sehen aus wie
gerade sechzig geworden.
Wir verabschieden uns relativ früh, denn die beiden müssen
morgen früh raus, der letzte Weinlesetag steht an.
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