23.10.12
Was ich gestern vergaß zu erwähnen, der Campingplatz kostet
$20 und hat Internet, er liegt in Nevada, die kalifornische Abzocke ist hier
nicht.
Der Morgen ist kalt, sonnig, Schnee weht von der Sierra
herab. An der Grenze nach Kalifornien die unvermeidliche Kontrolle, ob wir
Pflanzen, Samen, Obst, Gemüse oder ähnliches einführen. Dann umkreist der
Mensch unser Auto und erklärt, er sucht nach Squirrels (eine Art Eichhörnchen),
die ggf. als blinde Passagiere einreisen. Haben die noch alle Tassen im
Schrank?
Unser erstes Ziel ist Bodie Ghost Town, eine
Goldgräberstadt, in der um 1900 herum 10.000 Menschen gelebt und gearbeitet
haben, dann wurde das Gold weniger und die Menschen gingen. 1930 brannte ein
Großteil ab, dann verließen die restlichen Menschen Bodie. Das trockene Klima
hat die verbliebenen Häuser recht gut erhalten. Wir wandern bei eisigem Wind
nicht sehr lange durch die Straßen. In einem Haus stehen noch die Möbel, warum,
ist uns unerklärlich. Sind die Menschen geflüchtet? Oder hatten sie zum Schluss
so wenig Geld, dass der Abtransport nicht bezahlt werden konnte? Es wird wohl
immer im Dunklen bleiben. Ab Ende Oktober ist Bodie nur noch mit dem Snowmobil
oder dem Skidoo zu erreichen, der Schnee liegt dann mannshoch oder höher. Trotzdem,
so erzählt uns ein Ranger, ist die Rangerstation ganzjährig besetzt. Wozu? Ich
habe es nicht erfragt, Touristen kommen dann keine mehr, was gibt es da zu
bewachen? Ich habe mich bereits ausführlich über die Haushaltsführung des
Staates Kalifornien ausgelassen, hier ein weiteres Beispiel für Misswirtschaft im
Kapitalismus als wäre hier Sozialismus.
Über eine knackige Gravel Road geht es vorbei an alten
Schürfstellen hinunter zum Mono Lake, die Ausblicke auf die Sierra erinnern uns
an Alaska. Der Mono Lake ist der größte Kratersee der Welt, ein einmaliges
Naturdenkmal. Trotzdem dient er der Wasserversorgung von Los Angeles (das liegt
mehr als 700 km entfernt) und hat dadurch 15m Pegel verloren. Man stelle sich
vor, der Bodensee würde so ausgebeutet, dass er 15m Pegel verlöre.
Kämpften nicht seit Jahrzehnten Naturschützer dagegen, wäre
er bald leer. So aber hat man sich auf einen Pegelstand geeinigt, der zwar
immer noch weit unter dem ursprünglichen liegt, aber immerhin. Jedoch, dieser
Pegel wird erst in dreißig Jahren erreicht werden, denn die Entnahme geht ja
weiter.
Wir besichtigen die Tuffsteine, die früher durch Quellen
unter Wasser entstanden sind und nun auf dem Trockenen stehen.
In Lee Vining am Mono Lake kostet die Gallone Diesel $5,19, Premium Gas (Super) $5,99, aber wir müssen ja
nicht tanken.
Das nächste Ziel sind die Lavaströme, die zwei Meilen neben
der Straße liegen und 25m hoch erkaltet sind. Der Weg dahin führt durch frisch
gefallenen Schnee, den unser Auto einfach ignoriert. Pulverschnee vom feinsten,
wie wir beim Aussteigen feststellen. Das Besteigen, wie im Führer empfohlen,
lassen wir angesichts des Schnees auf dem Lavagestein.
Die Mammoth Lakes zu besichtigen verwehrt uns der Schnee,
die Straße dahin ist schlichtweg gesperrt und wird in diesem Winter nicht mehr
geöffnet. Also können wir dort auch nicht campen wie ursprünglich geplant. Die
Lakes sind die amerikanische Ausgabe der Plitvicer Seen, jedoch in der
gewaltigen Kulisse der Sierra Nevada.
Wir fahren zurück in den Ort Mammoth Lake auf einen
Campingplatz, die wollen $45 für die Nacht, wir sind wieder in Kalifornien.
Gegenüber ist ein Campingplatz des National Forest, da bleiben wir und stehen
unter verschneiten Bäumen. Nicht weit weg stehen zwei Zelte.
Auf der Suche nach Internet gehen wir in den Ort und landen
in einer Kneipe. Jeder trinkt zwei Bier, Internet haben sie nicht, aber
gesalzene Preise, das Bier kostet zur Happy Hour $4,50, sonst $6,50, das sind ICE-Preise. Die Speisekarte steht
dem nichts nach, Spare Ribbs kosten $25. Das erklärt, warum gegen Ende der
Happy Hour viele Gäste mehrere Getränke vor sich stehen haben.
Der Keeper erzählt uns, in drei Wochen beginne die
Skisaison, der Tagespass kostet $95. Trotzdem sei es in der Saison immer voll,
das erklärt die Preise. Im letzten Jahr betrug die Schneehöhe auf den Pisten
bis zu 12m und im Ort 2m.
Gegenüber liegt ein Best Western Hotel, der Portier
gestattet uns, in der Lobby deren Internet zu nutzen, super.
Wir haben mal wieder nicht an die Taschenlampen gedacht,
also stolpern wir im Dunkeln über den Campingplatz, aber wir finden das Auto.
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