Freitag, 6. Juli 2012

Weiter nach Utah


05.07.12

Ich gehe in den Green River zum Schwimmen (sehr kühl), es ist wirklich traumhaft schön hier. Dann machen wir uns an den Aufstieg, die 700 Höhenmeter zurück nach oben, was etwa eine Stunde Fahrzeit dauert für die 20km incl. einiger Fotopausen. Der Allrad ist drin, wahrscheinlich nicht nötig, macht die Sache aber stressfrei. Die Straße ist sicher auch ohne Allrad befahrbar, jedoch benötigt man einige Bodenfreiheit, sonst werden die meist trockenen Bachdurchfahrten zum Problem, man setzt mit dem Heck auf. Also ungeeignet für den typischen deutschen Camper mit Frontantrieb und langen Hecküberhang.
Zum Aussichtpunkt Harpers Corner laufen wir ca. 2km und haben von dort  einen traumhaften Ausblick auf Teile des Campgrounds 700m tiefer und en Fluss, auf dem Boote zu sehen sind. Es beginnt leicht zu regen und es sind nur noch kühle 20 Grad. Am Visitors Center fragen wir nach der Möglichkeit, den Green River mit dem Boot zu befahren. Typisch amerikanisch unlogisch, wir dürften, aber im Park darf das Boot weder eingesetzt noch aus dem Wasser genommen werden. Das wäre dann eine mehrtägige Bootstour, wir verzichten. Warum kommerzielle Anbieter ab Echo Canyon raften dürfen und warum andere, private Boote ebenso den Fluss herunter kommen, wir erfragen es nicht, es ist sinnlos.
Ich hätte mich zwar über das Verbot hinweg gesetzt, aber der logistische Aufwand war uns dann zu groß, für die ca. 40-50 Flusskilometer hätten wir einige hundert Kilometer mit LKW und Moped zurück legen müssen.
In Vernal sind wir dann in Utah, ein völlig anderer Staat als Colorado. Betriebsam, hektisch, volle Straßen und viel „White Trash“, und unendlich viele bewässerte Felder. Wo bewässert wird, alles Grün, daneben rot oder braun, je nach Erde. In diesem trockenen Land dann auch noch Mais anzubauen, ist Wahnsinn bei dem Wasserbedarf der Pflanze. Jede Pflanze Mais benötigt bis zur Ernte ca. 140ltr Wasser, bei der Bewässerung durch Beregnung gehen 90% des Wassers durch Verdunstung verloren! Also müssen ca. 1400ltr pro Pflanze auf das Feld gebracht werden. Wie lange das wohl die Wasservorräte noch aushalten? Die Kalifornier können bereist ein Lied davon singen.
Die Ölindustrie scheint ein Motor zu sein, wir sehen etliche Bohrtürme und neu erschlossene „Zapfstellen“. Überall Firmen, die das Wort „Oil“ in der Firmenbezeichnung haben.
Leider ist von der im Führer beschrieben Sauberkeit und Ordnung nichts, aber auch gar nichts zu spüren, sie gilt wohl nur für Salt Lake City. Die Anzahl der vermüllten Grundstücke ist deutlich höher als in den vorher bereisten Staaten der Westküste.  Wir campen im State Park Starvasion am gleichnamigen Lake nahe Duchesse und sind entsetzt über den Zustand. Überall liegt Müll herum, selbst im Wasser liegen und schwimmen Flaschen und Dosen. So etwas haben wir bisher in USA und Kanada nicht gesehen. Und das im tief religiösen Utah. Wir kommen uns vor wie in Jugoslawien der achtziger Jahre. Das Bad im sicher sauberen Seewasser ist somit ein eingeschränkter Genuss. Und dabei wäre es hier wunderschön, mit feinem Sand und Blick auf die Berge. Den Plan, hier ein paar Tage zu relaxen und den Aerius zu Wasser zu lassen, geben wir auf. Der White Trash hat diesen See fest im Griff und noch einen Tag die vielen, extrem übergewichtigen Eltern und unerzogenen und ebenso übergewichtigen Kinder anschauen, nein danke. 


Der Weg nach Utah 

Donnerstag, 5. Juli 2012

Forest Fires zwingen zur Routennänderung und zu Umwegen


03.07.12

Am Morgen riecht es nach verbranntem Kiefernholz und Rauch treibt über den Himmel, der Wald brennt zwischen hier und Laramie und nicht nur da. In Laramie entscheiden wir, nicht nach Süden in Richtung Denver oder Aspen zu fahren, die Wahrscheinlichkeit durchzukommen, ist einfach zu gering. Wir besichtigen das State Gefängnis von Wyoming, sehr beeindruckend, insbesondere die Geschichten der Gefangenen. Da ist der achtzigjährige Indianer, der seine siebzigjährige Frau erstach, der grüne Junge, der einen ungedeckten Scheck über $75 ausgestellt hat oder die junge Frau, die Schmuck im Werte von $75 gestohlen hat. Wobei $75 damals sehr viel Geld waren. Die Zellen sind winzig und ohne Fenster, geheizt wurde im Winter 10 Grad über Außentemperatur und die konnte schon mal -30 Grad sein. Aber es gab jede Woche ein Bad, für manchen Gefangenen eine neue Erfahrung und eine regelmäßige ärztliche Versorgung. Und es wurde gearbeitet, es wurden bis zu 700 Besen pro Tag hergestellt.
Wir wollen nun nach Hotsprings in Colorado, aber ca. 15 Meilen hinter Laramie bei Woods Landing endet dies, es brennt, die Straße ist gesperrt. Und wie es brennt, der Rauch steigt in dicken Schwaden weit in den Himmel, Löschflugzeuge gehen dagegen an. Zurück nach Laramie und etwas weiter nördlich durch die Medicine Bow Mountains. Eine wunderschöne Strecke, gut, dass wir so fahren mussten. Die Passhöhe ist 3250m, dort oben sind es immer noch 21 Grad, die Motorradfahrer fahren immer noch im Hemd. Bäume allerdings wachsen ab 3000m nicht mehr. Was ein Unterschied zu Deutschland, da enden die Bäume unter 2000m und auf 3000m wagen wir uns nur in hochalpiner Bekleidung. In Encampment, auf der anderen Seite der Bow Mountains finden wir einen winzigen, wunderschönen Campground an einem Bach. Die Temperatur sinkt auf 20 Grad, Nachbarn sind weit weg, was will der Mensch mehr? Es ist erlaubt, pro Tag und Person drei Forellen zu fangen und zu behalten, wenn sie nicht über 14 Inches sind, und das kostenlos. Leider sind wir keine Angler. Und ein Kolibri hält unser gelbes Auto für eine riesige Nahrungsquelle, aber das wird nichts…

04.07.12

Eine wunderbar kühle Nacht hat uns erholsamen Schlaf gebracht, wir fahren weiter in Richtung Osten durch das gar nicht so colorfull Colorado (Werbespruch Colorados), die vorherrschende Farbe ist das Braun und Grau einer ausgetrockneten Halbwüste. Unser Ziel ist der Dinosaur National Park. Das Visitor Center liegt auf 2200m, der Campground, den wir aufsuchen, in einer Schlucht auf 1580m. Der Weg nach unten ist eine schmale, steile und ungesicherte Sandstraße mit spektakulären Ausblicken. Laut Führer darf man nur mit 4x4 auf diese Straße und bei Nässe ist sie gesperrt. Nachdem wir durch sind, können auch größere Fahrzeuge problemlos unter den Bäumen durch. Der Canyon des Yampa-River bzw. Green River, die hier zusammenfließen, kann es in seiner Schönheit leicht mit dem Colorado Canyon aufnehmen.
Und der Platz ist der schönste Platz von Nordamerika laut  unserem Reiseführer.
Nur, eine kühle Nacht wird es nicht werden, die riesigen Felswände wirken wie ein Kachelofen und sind gut aufgeheizt von der Sonne.

Der Weg hinunter zum Campgound 

Der Weg nach Colorado

Dienstag, 3. Juli 2012

Weiter nach Cheyenne, der Hauptstadt Wyomings


01.07.12

Der Morgen ist klar, die meisten Camper brechen früh auf.  Ich drehe um 6:30 eine Runde über den Platz und genieße die Ruhe und die Kühle. Unsere Nachbarn, Eltern, Schwiegereltern mit drei kleinen Kindern frühstücken, wie schon beschrieben im Stehen. Nur die Kinder sitzen. Dann kommt ein Deutscher mit einem Mietmobil, ihm hat es zwei Dachluken zertrümmert, er musste sie mit Plastikbeuteln notdürftig abdichten. Ich bin auf sein Dach geklettert und habe sie  ihm mit Panzerband geflickt. Dazu musste er jedoch neben mein Auto fahren, damit ich von meinem Dach auf seines klettern konnte.
Dann fahren wir erst in Richtung Westen auf langen, schnurgeraden Sandstraßen von teilweise erbärmlicher Qualität und biegen dann nach Süden ab, Richtung Bridgeport, Nebraska. Ab Nebraska wir die Landschaft langweilig und die Bevölkerung ärmlicher. Wir passieren viele aufgegebene, dem Verfall preisgegeben Farmen oder Ranches. Unendliche Weite macht sich breit, Farm- oder Ranchland, soweit das Auge reicht. Auch bei McDoof in Chadron ist der niedere Lebens- und Bildungsstandard zu sehen an den verdreckten Tischen, die die Menschen nach dem Essen verlassen, an der Kleidung und an den vielen Schrottautos, die immer noch in Betrieb sind.
Ca. 30km vor Bridgeport verdunkelt sich der Himmel und wir überlegen, riskieren wir es, ohne Hagelschutz oder halten wir an und ich klettere auf das Dach und montiere bei glühender Hitze und Sturm den Schutz über den Dachhauben. Ich habe mich für letzteres entschieden und 10min nachdem wir wieder fuhren, brach der Gewittersturm los, Hagel aber war nur wenig dabei. Aber sicher ist sicher, solange wir uns in der Prärie befinden, bleibt jetzt  der Schutz drauf! Hinter Bridgeport, am Chimney Rock, einem National Monument am alten Oregon Trail, bleiben wir an einer Trading Post stehen, man verlangt $13 für den Platz, da kann man nicht meckern. Und irgendwo her weht auch noch ein Internet zu uns, was will man mehr, die Sonne scheint auch wieder. Nur mehrere lange Kohlezüge mit 120 Waggon ziehen jede Nacht vorbei, erzählt uns der Nachbar, der, typisch amerikanisch, in seinem Riesenbus (Jeep dahinter) lebt und das ganze Jahr durch den Kontinent zieht.

02.07.12

Wir fahren weiter in Richtung Westen und staunen, in welch dichter Folge die Kohlezüge unterwegs sind, bzw. die  Leerzüge zum Abbauort. In Cheyenne machen wir an einem Outlet halt und geben Geld aus für Klamotten, einzeln alles sehr preiswert, die Jeans für $25 plus Tax, aber es läppert sich. Die Verkäuferin, die uns das Geld abnimmt, ist in Ansbach geboren und aufgewachsen, so reden wir Deutsch und bei ihr kommt sehr schnell der fränkische Dialekt durch, so ein R können nur gebürtige Franken sprechen! Sie genießt es, wieder Deutsch sprechen zu können und uns stört es nicht, dass alles ein wenig länger dauert. Sie kommt so ins Deutsch zurück, dass sie ihre Helferin auf Deutsch anredet, ohne es zu merken. Dann suchen wir geraume Zeit nach „Big Boy“, der größten Dampflokomotive der Welt, die hier ausgestellt ist. Der Reiseführer ist hier sehr ungenau, aber wir finden die riesige Lok, die zusammen mit 24 weiteren Maschinen nur wenige Jahre gefahren ist, die Dampfzeit war eben zu Ende. Nachdem wir das Capitol angeschaut haben, beschließen wir, den täglichen Shoot Out um 18:00 zu ignorieren und fahren in Richtung Laramie. Auf der Hälfte der Strecke liegt der Curt Growdy State Park, in dem wir übernachten werden. Die Dame am Eingang weist uns darauf hin, dass Baden verboten sei, der See sei ein Trinkwasserspeicher. Zu unserem Erstaunen: Motorboote dürfen fahren! Offensichtlich gelten bei Amerikanern Benzin und Motorenöl nicht als gesundheitsgefährdend, menschlicher Schweiß und Kinderpippi (Erwachsene pinkeln in keinen See!) jedoch schon. Dann verjagt uns ein Parkranger vom ausgesuchten Stellplatz, für den bräuchte man eine Reservierung! Ob man den jetzt noch reservieren könnte, frage ich. Nein, das geht nur bis zehn Uhr morgens. Wir müssen uns einen anderen Platz suchen, obwohl der Park zu 85% leer ist, was ich in Gegenwart des Rangers lautstark und deutlich kommentiere. Er schüttelt den Kopf, ich auch. Im Übrigen trägt er einen wahrscheinlich geladenen Colt am Gürtel, es muss ein gefährlicher Job sein, Parkranger an diesem Badestrand.
Wir gehen trotzdem baden!
Ein Gewitter zieht auf und es sind nur noch 20 Grad, also warme Fleeceklamotten sind angesagt, schließlich war es tagsüber bis 35 Grad. Und wir sind wieder 2200m hoch.
Wir sitzen im Auto, es regnet und denken an liebe Menschen in Deutschland, die sehr schwere Tage durchleben.

Unsere Route nach Cheyenne 

Sonntag, 1. Juli 2012

In das Monument Valley, die Badlands von South Dakota und weiter nach Nebraska


28.06.12

Welch ein schlechtes Spiel, welche Enttäuschung! Wir fahren ein wenig frustriert in Richtung Monument Valley, Mt. Rushmore. Der Weg führt uns über Deadwood, eine sehr schön restaurierte Westernstadt, in der der berühmte Wild Bill Hickok von hinten erschossen wurde und zusammen mit seiner Freundin „Calamity Jane“ begraben liegt. Der Saloon No. 10, in dem der Mord passierte, ist noch original in Betrieb, nur die Slot Machines stören gewaltig. Ansonsten ein sehr schön restaurierter Ort ohne sichtbare Stromleitungen! Wir fahren den steilen Berg hoch zum Friedhof und besichtigen die Gräber der beiden. Dann weiter zum Mt. Rushmore. Auf dem Wege dahin fahren wir nahe an einem Waldbrand vorbei, es qualmt gewaltig. Der Eintritt zum Nationalmonument ist frei, aber es sind $11 Parkgebühren fällig, das Ticket ist aber das ganze Jahr gültig. Die vier Köpfe beeindrucken uns, aber noch mehr fällt uns auf, wie die Architektur der Anlage doch der dem des „tausendjährigen Reiches“ gleicht. Wenn Architekten und Bauherren Erhabenes schaffen wollen, geht es meistens schief. Entweder so oder so, siehe die Waschmaschine (sprich Kanzleramt) in Berlin. Aber den Amis gefällt es, das ist die Hauptsache. Und unsere Assoziationen können sie eh nicht nachvollziehen.
Nahe den Köpfen beziehen wir Quartier auf einem Campingplatz an einem kleinen See, in dem wir ausgiebig schwimmen.
Die Campground Hosts (Aufpasser, Hausmeister, Putzfrau) sind ein interessantes Paar, er war als GI viele Jahre in Deutschland und hat mit seinem VW-Bus jedes Wochenende und jeden Urlaub benutzt, Europa kennen zu lernen. Sie sind ganz begierig zu erfahren, wie das heutige Deutschland und Europa aussehen.
Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Köpfe angestrahlt und das wollen wir uns anschauen. Die ganze Angelegenheit ist eher langweilig. Sie beginnt mit irgendwelchen Fragespielchen mit den Kindern, dann wird ein Film gezeigt, der die Leistungen der vier Präsidenten würdigt. In diesem wird zu unserem Erstaunen auf die prekäre Behandlung der Indianer durch die Gesellschaft hingewiesen. Die fortdauernde Apartheid wir jedoch nicht angesprochen, als es um die amerikanische Verfassung geht. Es ist unglaublich, wie viele blinde Flecke die Amerikaner in ihrem Selbstbild haben. Dann folgt die unvermeidliche Nationalhymne und dann Licht an für eine halbe Stunde, das war es. 
Zurück auf dem Platz sitzen wir noch ein wenig in der warmen Nacht vor dem Auto. Neben uns knattert ein Generator, man kann ja ohne laufende Klimaanlage nicht schlafen. Um 22:00 Uhr beendet der Host den Lärm. 

29.06.12

Um 6:00 weckt uns der Generator von nebenan! Dagegen ist nichts zu machen, die „quiet time“ endet um 6:00. Es gibt eben Idioten, denen geht ihr eigenes Wohlbefinden über alles. Und davon gibt es in den USA etliche. Ich gehe zum Schwimmen, Irmi kneift. Nach dem Frühstück lege ich mich unter das Auto und schmiere die Kardanwelle und mache eine Inspektion der Unterseite des Autos. Alles in Ordnung. So komfortabel hatte ich es noch nie, wir stehen nämlich auf sauberen, glatten Beton.
Über eine sehr schmale, sehr kurvige, ungemein reizvolle Bergstraße fahren wir hinunter nach Rapid City.
Di Blackhills haben wirklich ihren Reiz. Wir können gut verstehen, dass die Bewohner der Prärie immer wieder hierher zur Erholung kommen.
Nach dem üblichen McDoof, in dem es so kalt ist, dass ich uns Jacken hole, fahren wir weiter in Richtung Badlands. Die Temperatur liegt wieder bei 36 Grad. In Wall machen wir Station, um uns den berühmten Drugstore anzusehen, der im Umkreis von vielen hundert Meilen Werbung macht und immer noch, wie seit der Gründung 1931 den Kaffee für 5 Cent verkauft. Ansonsten ist es Touristenrummel, a tourist trap, wie uns unser Host gewarnt hat. Es werden Scheußlichkeiten aller Art verkauft für teures Geld. Trotzdem hat fast jeder einen Beutel mit Errungenschaften in der Hand. Einige Ölgemälde eines indianischen Künstlers haben uns gefallen, Stückpreis $4200, wir verzichten, ebenso auf den billigen Kaffee.
Im Nationalpark Badlands angekommen beenden wir alle Aktivitäten, trinken Bier und essen zu Abend; morgen ist auch noch ein Tag. Und wir beobachten unsere amerikanischen Nachbarn. Gemeinsames Essen findet dergestalt statt, dass das man zur fast gleichen Zeit etwas aus der Tüte irgendwo in der Landschaft in sich hinein stopft, dazu Pops (süße Getränke) aus der Dose. Dann fährt man mit dem Auto die paar hundert Meter zur Abendveranstaltung der Parkranger, die vielen Fahrräder, die man mitgebracht hat, lehnen unbenutzt am Hänger. So auch am Morgen, einen gedeckten Tisch, so wie wir es pflegen haben wir sonst noch nie gesehen. Und es gibt auf diesem Platz sehr viele, die mit dem Zelt unterwegs sind, die essen sowieso irgendwo Fast Food, Geschirr und Kocher mitnehemn, wozu?
Es ist sehr warm, um 21.00 immer noch 30 Grad, aber ein kräftiger, trockener Wind macht die Sache erträglich.

30.06.12

Der Platz erwacht früh, um neun Uhr sind mehr als die Hälfte weg, meist die Zeltler. Wir machen gemütlich Frühstück und fahren dann noch einmal zurück, um den Blick von oben in Ruhe zu genießen. Im Visitors Center schauen wir uns einen zwanzigminütigen Film über die Badlands an, der sehenswert war. Weiter geht es in Richtung Westen und dann auf einer Sandstraße nach Süden. Am Sarge Creek liegt ein Campingplatz ohne jeden Service, nur zwei Trockenklos sind da und zwei Müllbehälter. Wir bleiben und genießen die Ruhe. Zum ersten Male bauen wir unseren Sonnenschutz auf, kein einfaches Unterfangen bei dem Wind. Ein einsamer Bison zieht gemächlich über den Platz, um im Creek zu saufen. Er grast in der Nähe des Platzes weiter, legt sich genüsslich ins Sandbad, um dann wiederzukäuen. Von uns lässt er sich nicht stören.
Zu unserem Erstaunen füllt sich am Nachmittag der Platz, will heißen, es sind ca. 10 Zelte da. 
Gegen Abend ist gutes Fotolicht und ich drehe eine Runde mit der Kamera auf der Suche nach dem guten Bild. Was ich bei der Ankunft für Trampelpfade der Camper gehalten habe, sind die Trails der Büffel zum Wasser. Ich folge einigen und stoße auf das Skelett eines Büffels, nur die Haut des Kopfes ist noch in Stücken sichtbar. Es grummelt im Osten und es wird schwül, wir packen alles weg und setzen uns zum Abendessen auf die überdachte Bank. Um 19:00 plötzlich eine Sturmbö mit entsprechendem Staub. Obwohl wir sofort ins Auto flüchten, knirscht es zwischen den Zähnen. Die ersten, schlampig aufgebauten Zelte fliegen und dann hagelt es bis zu tischtennisballgroße Körner. Die Hagelschutzbleche habe ich nicht montiert, mit Hagel haben wir nicht gerechnet, so schlimm sah die Front nicht aus. So blicken wir bang auf die Dachluken und ich denke an meine Solarpanele. Nach 15 min ist alles vorbei. Jetzt duschen, auf dem verschwitzten Körpern klebt der Staub. Danach auf das Dach, Sch…, die Dachluke über dem Bad ist zerbrochen, „nur“ die äußere Scheibe zwar, aber der Hagel hat ein richtiges Loch geschlagen, Stücke herausgebrochen. Ein Riss wäre nicht so schlimm, aber ein Loch ist großer Mist, denn die Stabilität der oberen Scheibe ist damit erheblich reduziert. Ich klebe das Loch notdürftig mit mehreren Lagen Panzerband zu. Ich muss wohl eine Ersatzscheibe organisieren oder eine bessere Lösung als Panzerband finden.


01.07.12

Der Morgen ist klar, die meisten Camper brechen früh auf.  Ich drehe um 6:30 eine Runde über den Platz und genieße die Ruhe und die Kühle. Unsere Nachbarn, Eltern, Schwiegereltern mit drei kleinen Kindern frühstücken, wie schon beschrieben im Stehen. Nur die Kinder sitzen. Dann kommt ein Deutscher mit einem Mietmobil, ihm hat es zwei Dachluken zertrümmert, er musste sie mit Plastikbeuteln notdürftig abdichten. Ich bin auf sein Dach geklettert und habe sie  ihm mit Panzerband geflickt. Dazu musste er jedoch neben mein Auto fahren, damit ich von meinem Dach auf seines klettern konnte.
Dann fahren wir erst in Richtung Westen auf langen, schnurgeraden Sandstraßen von teilweise erbärmlicher Qualität und biegen dann nach Süden ab, Richtung Bridgeport, Nebraska. Ab Nebraska wir die Landschaft langweilig und die Bevölkerung ärmlicher. Wir passieren viele aufgegebene, dem Verfall preisgegeben Farmen oder Ranches. Unendliche Weite macht sich breit, Farm- oder Ranchland, soweit das Auge reicht. Auch bei McDoof in Chadron ist der niedere Lebens- und Bildungsstandard zu sehen an den verdreckten Tischen, die die Menschen nach dem Essen verlassen, an der Kleidung und an den vielen Schrottautos, die immer noch in Betrieb sind.
Ca. 30km vor Bridgeport verdunkelt sich der Himmel und wir überlegen, riskieren wir es, ohne Hagelschutz oder halten wir an und ich klettere auf das Dach und montiere bei glühender Hitze und Sturm den Schutz über den Dachhauben. Ich habe mich für letzteres entschieden und 10min nachdem wir wieder fuhren, brach der Gewittersturm los, Hagel aber war nur wenig dabei. Trotzdem sank die Temperatur innerhalb weniger Minuten von 38 auf 18 Grad. Aber sicher ist sicher, solange wir uns in der Prärie befinden, bleibt jetzt  der Schutz drauf! 
Hinter Bridgeport, am Chimney Rock, einem National Monument am alten Oregon Trail, bleiben wir an einer Trading Post stehen, man verlangt $13 für den Platz, da kann man nicht meckern. Und irgendwo her weht auch noch ein Internet zu uns, was will man mehr, die Sonne scheint auch wieder. Nur mehrere lange Kohlezüge mit 120 Waggon ziehen jede Nacht vorbei, erzählt uns der Nachbar, der, typisch amerikanisch, in seinem Riesenbus (Jeep dahinter) lebt und das ganze Jahr durch den Kontinent zieht.


Zum Monument Valley, in die Badlands von South Dakota und weiter nach Nebraska 

Donnerstag, 28. Juni 2012

Der mit dem Wolf tanzt...


27.06.12

In der Nacht hat es gut abgekühlt und der Morgen ist frisch und auch bedeckt, also kein geeignetes Fotolicht. So entfällt eine weitere Umrundung des Towers, denn Kletterer sind auch keine zu sehen. Wir fotografieren noch ein paar der vielen Präriehunde, die es hier gibt und dann geht es weiter in Richtung des Monument Valley. In Spearfish gibt es ein Applebees, eine Restaurantkette, die wir schon 1998 zu schätzen wussten wegen des guten Preis/Leistungsverhältnisses. Also entscheiden wir, dort zu „lunchen“. Wir betreten das Lokal und was läuft im TV? Portugal gegen Spanien! Wir schauen uns beide Halbzeiten an, das Spiel ist grottenschlecht, also schenken wir uns die Verlängerung und wissen aktuell nicht, wer gewonnen hat. Zwischendurch gehe ich zum Auto, es kurvt ein Mercedes Vario mit EBE auf dem Nummernschild neben unser Auto, es ist Variohans aus dem Forum, er hat im Vorbeifahren unser gelbes Auto entdeckt. Wir quatschen, er ist auf dem Wege an die Ostküste und kein Fußballfan. So ist die Begegnung kurz.
Wir folgen dem Spearfish Canyon und dann einer Sandstraße, die zu einem Campground führt, in dessen Umfeld Szenen aus dem Film „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht wurden. Ein winziger Platz, nur einer steht da, wir bleiben, denn morgen geht es wieder nach Spearfish zu Applebees, Halbfinale Deutschland-Italien gucken.
Als die Sonne hinter den Bergen untergangenen ist, riecht es wie in Ruhpolding an einem schönen Sommerabend.

Route am 27.06.12 

Mittwoch, 27. Juni 2012

Am Devils Tower


26.06.12

Es hat gut abgekühlt in der Nacht, am Morgen sind es nur noch 18 Grad. Wir starten in Richtung Passhöhe, 2900m. Auf dem Wege dorthin liegt ein Aussichtspunkt, ein ehemaliger Feuerwachturm. Eine kurze Sandstraße und ein Anstieg durch den Wald und wir haben einen traumhaften über die Bighorn Mountains. Nach 300m meint Irmi, wir hätten unser neu erworbenes Bärenspray nicht dabei und wir sind im Grizzlygebiet. Also zurück, das Bärenspray am Gürtel festgemacht, und wieder los. Ich überlege kurz, ob ich mich wie John Wayne fühlen soll, lass es dann aber.
Die Bighorn Mountains gehören geologisch nicht zu den Rocky Mountains, sondern zu den amerikanischen Kordilleren, stehen den Rocky Mountains aber in nichts nach. Sie sind aber bei weitem nicht so überlaufen und weit weniger touristisch erschlossen. Die Campgrounds gehören alle zur National Forrest Verwaltung, sind entsprechend einfach, aber billig, zwischen 12 und 14 Dollar haben wir bezahlt.
Der Weg führt uns durch die Grasslands (unendliche Weite und Leere) über Buffalo und dann nach Gillette. Auf der vergeblichen Suche nach einem Pizza Hut (die haben ein ordentliches Salatbuffet) stelle wir fest, das Headquarter von Gillette Rasierklingen liegt hier nicht. Man muss hier nicht durch. Kurz hinter Gillette eine dunkle Staubwolke am Horizont, Irmi meint, irgendetwas brennt. Beim Näherkommen stellen wir fest, es ist ein Steinkohletagebau mit angeschlossenem Kohlekraftwerk. Was nicht im Kraftwerk verstromt wird, wird in riesigen Kohlezügen abtransportiert, zwei Loks vorne, eine hinten.
In Moorcroft biegen wir nach Norden ab zum Devils Tower, einem National Monument. Es ist der freistehende, erkaltete Rest eines Vulkans, dessen „Berg“ in der Zwischenzeit erodiert ist. Also, ein steinerner Pfropfen ist übrig geblieben, das Gefäß ist weg erodiert. Er ragt beeindruckende 270m aus der Landschaft und ist das Ziel vieler Kletterer. Mythen und Mysterien ranken sich um den Berg, Steven Spielberg hat in seinem Film „Begegnungen der dritten Art“ zum Landeplatz der Außerirdischen gemacht. Wir sahen weder kleine, grüne Wesen noch den Teufel. Vielleicht hätten wir die Alkoholdosis drastisch erhöhen müssen.
Den Indianern war das gesamte Gebiet der Black Hills, in dem der Tower liegt, heiliges Land. Es wurde ihnen auch per Vertrag zugesichert als ihr Eigentum, aber als man Gold in den Black Hills entdeckte, wurden alle Verträge gebrochen. Die Schlacht bzw. das Massaker am Wounded Knee war eine Folge dieses Vertragsbruches.  Wie wir ja wissen, es hat den Indiannern nichts genutzt, weder Kooperation noch Widerstand, sie hatten keine Chance gegen den Druck der Einwanderer.
Wir suchen uns eine Platz im Nationalpark am Belle Fourche River, legen uns zum Abkühlen in das knietiefe, nur wenig erfrischendes Wasser des Flusses und umrunden dann zu Fuß das beeindruckende Naturwunder. Jetzt, 21:00 und noch 33 Grad (tagsüber hatten wir teilweise 40,5 Grad) sitzen wir vor dem Auto, Irmi studiert den Reiseführer und ich schreibe den Blog. Mal sehen, wie die Nacht wird.
Im Übrigen, no campfire tonite   (amerikanische Schreibweise!), es ist zu trockrn und zu windig. Wir fürchten, so wird es einige Zeit bleiben, und wir haben Feuerholz ohne Ende am Heck festgeschnallt. 

Der Weg zum Devils Tower 

Dienstag, 26. Juni 2012

Weiter in Richtung Osten, dem Monument Valley entgegen


25.06.12

Wir waren gestern noch mit dem Moped in Cody, es ist noch heißer geworden, ein Thermometer zeigt 95 Grad Fahrenheit an, das sind  35 Grad Celsius. Auf dem Rückweg gegen die Sonne und mit Rückenwind habe ich das Gefühl, die Haare werden mir abgesengt. Bis 23 Uhr sitzen wir draußen, es sind noch 28 Grad bei warmem Wind.   Trotzdem, wie andere auch haben wir ein Feuer an, es ist halt sehr schön, in die Flammen zu schauen. In der Nacht wird der Wind zum warmen Sturm, der sich erst gegen Morgen legt, um sechs Uhr sind es 20 Grad. Ich gehe in den See und dusche dann warm, die Heizung muckt nicht mehr.
Das Auto ist reisefertig, heute geht es in Richtung Thermopolis, wo die größten Thermalquellen der Welt sind. Unterwegs zeigt das Thermometer 37,5 Grad, in Thermopolis dann stellenweise 40 Grad. Da die Luft aber extrem trocken ist, vertragen wir die Hitze überraschend gut. Die Sonne ist halt zu meiden, in der ist es unerträglich.
In Thermopolis steigen wir dann in die Thermalquellen, ebenfalls 40 Grad, aber nur 20min. Dann geht es weiter in Richtung Buffalo, dazu sind die Bighorn Mountain auf einem 3000m hohen Pass zu überqueren. Die Fahrt geht durch einsame Landschaften, teilweise Mondlandschaften ohne jeden Bewuchs. Und doch sehen wir immer wieder Wild am Straßenrand stehen. Hin und wieder nicken Erdölpumpen einsam vor sich hin. Ab Ten Sleeps wird die Landschaft wieder farbig und es geht nach oben, auf 2400m Höhe liegt im National Forrest ein Campground, es sind um 19:00 immer noch 33 Grad! Wir hoffen, dass es in der Nacht gut abkühlt.