Samstag, 8. September 2012

San Franzisko und weiter in Richtung Las Vegas


Auf dem Campingplatz von Crescent City freut sich ein deutsches Paar, die in den Fünfzigern ausgewandert sind, mit uns Deutsch reden zu können. Sie stammen aus Stettin. Sie sind dem Papier nach Amerikaner, aber das Herz sei immer Deutsch geblieben, meinten sie.
Über Ferndale, einem Ort voller alter, zum Teil hervorragend in Schuss gehaltener Häuser geht es an die Lost Coast. Es ist wirklich kaum jemand da, kein Wunder, die Straße dahin ist schmal, steil und schlecht. Eigentlich wollten wir in Petrolia an der Küste beim Lighthouse übernachten, aber dort war der Wind so stark und kalt, dass wir uns nur ein paar Kilometer landeinwärts in den Arthur W Way County Memorial Park verzogen, wo es so warm war, dass wir in den Fluss zum Baden wollten, aber der hatte zu wenig Wasser.
Am nächsten Tag geht es durch die riesigen Weinfelder weiter in Richtung San Franzisko und auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, das lange Labour Day Wochenende steht bevor und alle Plätze sind seit Wochen reserviert.

02.09.12

Unsere Suche nach einem geeignete Übernachtungsplatz nahe San Franzisco und an der Küste führt uns nach über eine steile und schmale Straße nach Bolinas, einem ehemaligen Hippiezentrum, wo die Hippie-Kultur noch spürbar sein soll. Na ja,  einige laufen noch rum als wäre sie Hippies, aber das Alter passt halt nicht mehr. Es gibt auch nette Dinge wie „Naked Surf Beach“ oder „Jesus is comming, look busy“, aber das Establishment schaut allen aus den Knopflöchern. Und die Häuserpreise, unter 1,5 Mio ist nichts zu wollen! Aber einen geeigneten Übernachtungsplatz gibt es nicht. Also suchen wir weiter und fahren bis an das Ende einer Straße zu einem Parkplatz, der ist Teil des State Parks Tamalpais. No overnight parking, Camping Permit required.  Ein Parkranger kommt, ich frage nach dem Camping Permit, kein Chance. Er verabschiedet sich in bestem Deutsch, ich hake nach, er hat Verwandte in Deutschland und ist regelmäßig dort. Obwohl er der diensthabende Ranger ist und ich ihm unsere Situation schildere, kein Permit. Typisch Amerikaner, Paragraphenhengste ohne A…. in der Hose. Nur keine eigenständigen Entscheidungen! Irmi entdeckt in unserem Reiseführer, dass auf dem Tamalpais ein Zeltplatz ist, auf dessen Parkplatz auch RV’s stehen dürfen. Also nichts wie hoch. Es ist auch noch Platz, für schlaffe $25 dürfen wir auf dem Parkplatz übernachten. Und wieder die Unselbstständigkeit der Amerikaner. Der Parkplatz hat einen oberen Teil und einen unteren, dort sollen die RV’s parken. Der ist jedoch sehr schräg und wenig geeignet für uns, oben wäre besser. Nein, auf dem oberen Teil dürfen wir nicht stehen, so sind die Regeln. Wir müssen alle Bretter, die wir haben, unter die Räder packen, damit wir einigermaßen eben schlafen können. Diese, von jeder Vernunft befreite Unselbstständigkeit, gepaart mit der Weigerung, Verantwortung zu übernehmen, macht den Umgang mit dem offiziellen Amerika zur Nervenprobe. Man fühlt sich wohl, wenn man sich an Regeln, Paragraphen und Vorgesetzten festhalten kann. Die DDR lässt auch hier grüßen, nicht nur bei der Einreise!

03.09.12

Wir fahren auf den Gipfel des Tamalpais und laufen dann noch die letzten Höhenmeter. Trotz der frühen Stunde sind es bereits 27 Grad bei strahlendem Sonnenschein. Die Bucht und Teile der Stadt jedoch liegen im dichten Küstennebel. Außer drei Mountainbikern sind wir alleine. Auf dem Weg nach San Franzisko dann aber, ein Auto nach dem anderen, man strebt der Sonne entgegen. Unten angekommen, kurz vor der Golden-Gate-Brücke ein Leuchtschild „Heavy Fog“. Und so ist es, wir fahren über die Brücke, aber wir sehen sie kaum. Trotzdem sind viele Radfahrer und Fußgänger unterwegs und versuchen, einen Blick auf das Wasser zu werfen und machen das unvermeidliche Foto, um zu beweisen, man war da. Und das bei 12 Grad. Wir folgen dem Rat unseres Reiseführers und fahren an die Marina. Dort ist Parken, zumindest am Sonntagmorgen, kein Problem und es scheint die Sonne, wenn auch der kalte Wind eine warme Jacke unabdingbar macht. Wir treffen ein Berliner Paar, das auf einer Bank das Erscheinen der Golden Gate aus dem Nebel abwartet, bisher sind nur manchmal die Spitzen der Türme zu sehen. An diesem Tag warten sie vergeblich! Wir machen uns zu Fuß auf in das Getümmel, das Hafenviertel  zu erkunden. Wir beobachten das Umdrehen der Cable Cars, das wie von je her  von Hand geschieht. Auf eine Fahrt verzichten wir, die Warteschlange ist uns zu lang und in Anbetracht des Arbeitstempos des am Fahrdienst beteiligten Personals würde es Stunden dauern, bis wir dran wären. Wir beenden den Tag im Ghiradelli, einer ehemaligen Schokoladenfabrik. Dort sitzen wir windgeschützt in der Sonne, hören guten Live Jazz, genießen eine Flasche Wein und beobachten das bunte Treiben um uns herum.  Der Nebel über der Bucht rückt näher.
Die Nacht, beschließen wir, werden wir am Rande des Nationalparks Golden Gate auf einem Parkplatz verbringen in unmittelbarer Nähe der Brücke. Mit der Dunkelheit kommt auch der Nebel und hüllt uns ein.

04.09.12

Keiner wollte etwas von uns in der Nacht, trotzdem war die Nachtruhe eingeschränkt, denn ununterbrochen haben die Nebelhörner der Brücken und der vorbeifahrenden Schiffe getutet. Irmi behauptet, von 3 bis 5 wäre Ruhe gewesen, also kein Nebel. Warum man in Zeiten von Radar und GPS noch so etwas Anachronistisches wie ein Nebelhorn betreibt, erschließt sich mir nicht. Wahrscheinlich kommunizieren sie auch noch mit Flaggensignalen anstatt Funk.                                    Trotz der einstelligen Temperaturen sind die Jogger und Radfahrer unterwegs und die ersten belegen auch schon die Picknickplätze im nahen Park. Man darf die Hoffnung halt nicht aufgeben.  Wir fahren einen Teil des Scenic Drive im Nebel, also kein Scenic. Bei der Suche nach den Twin Peaks kommen wir dann aus dem Nebel heraus in die höher gelegenen Stadtteile und sind fasziniert von den engen, steilen Straßen. Selbst im ersten Gang muss ich noch auf die Bremse, sonst wären wir zu schnell. Der Blick über die vernebelte Bucht bringt uns dann dazu, in Richtung Yosemite zu starten. Ach ja, die Golden Gate war wieder im Nebel. Eine nicht endende Autoschlange über alle jeweils verfügbaren Spuren kommt uns entgegen, San Francisco strömt am Ende des langen Labour Wochenende zurück. Kurz vor dem Nationalpark übernachten wir auf einem Gemeindeplatz, dessen übervolle Abfallkörbe die Belastung des langen Wochenendes zeigen. Wir jedoch sind alleine.

05.09.12

Wir bekommen wie erhofft im Nationalpark auf dem Campingplatz White Wolfe einen Stellplatz, den wir belegen, um dann weiter in den Park hinein zu fahren bis auf Tioga Pass hinauf an der Grenze des Parks. Zwischen dem Yosemite Valley und der Toiga Road brennt es seit Tagen, der Rauch hängt über dem Park und es riecht würzig nach Kiefernrauch. Die riesigen Granitberge beeindrucken uns sehr, auf einem kraxeln wir ein paar Meter herum und staunen, wie sich Bäume und Sträucher dort einen Lebensraum erobert haben, wirklich in der Nische. Am Campfire dann ist es gegen 9 schon so kühl, dass wir uns in das Auto zurück ziehen. Einer schwäbischen Familie haben wir noch die gesamte Elektronik von Kamera bis Laptop aufgeladen, was ein Glück, dass wir auf externe Stromversorgung nicht angewiesen sind.

06.09.12

Wir fahren nach Yosemite Valley. Der Touristenrummel erinnert uns an den Königsee oder den Wolfgangsee und er verdirbt den Blick auf die wunderschöne Landschaft. Nach der obligatorischen Runde durch das Tal fahren wir 1000m in die Höhe zum Glacier Point, einem wunderbaren Aussichtspunkt über die Berge und das Tal. Der Half Dome liegt direkt vor uns und Yosemite Valley nur einen Sprung unter uns, direkt! Hier ist es viel schöner als unten, aus unserer Sicht kann man sich das Tal schenken. Und dann geht es bergab, immer bergab von 2300m auf 300m an den Millerton Lake, einem Speichersee kurz vor Fresno in dem kalifornischen Valley. Gestern Abend hatten wir  um 20 Uhr 12 Grad, heute sind es 30 Grad und die Grillen machen Krach. Das Bad im See ist angenehm, erfrischend aber nicht direkt.
Erschreckend ist, dass der Speichersee mindestens 20m Pegel verloren hat und das über viele Jahre, die Wasserstände der vergangenen Jahre sind wie Jahresringe an den Uferhängen sichtbar.

07.09.12

Erst geht es hinab nach Fresno und dann wieder hinauf in den Sequoia National Park, den Park der Mammutbäume, die bis zu 3000 Jahre alt sind. Von 300m Höhe auf 2300m Höhe immer gleichmäßig bergauf bei 35 Grad, eine enorme Belastung für unser Auto, aber er zieht sich hoch. Wir bewundern den größten lebenden Baum der Welt, genannt General Sherman. Er ist erst ca. 1000 Jahre alt, aber durch seinen optimalen Standort konnte er sich so „schnell“ entwickeln. Die wundersame Beschilderung des Weges zum Baum habe ich in Bildern festgehalten. Dann geht es wieder hinunter in Richtung Three Rivers. Die Straße dürften wir eigentlich gar nicht fahren, wir sind 3 Fuß zu lang, aber keiner hindert uns. Sie ist zwar schmal und hat enge Kurven, aber es ist kein Problem für unser Auto. Wir passieren eine lange, einspurige Baustelle, man baut die Straße neu in beeindruckender Manier. Die Schalungsleute müssen schwindelfrei sein!
Am Lake Kaweha, rund 1500 Höhenmeter tiefer machen wir Schluss auf einem Campground,  der auf dem Boden des ausgetrockneten  Sees angelegt ist. Der Lake ist ein Stausee und ebenfalls fast leer. Die Hausboote drängen sich in der Marina wie Nilpferde in den Wasserresten  des Okavango-Deltas, nur der kam bisher jedes Jahr wieder. Hier scheint seit vielen Jahren der Wasserstand rückläufig zu sein.  

08.09.12

Der Weg führt uns kilometerlang durch Obsthaine, meist Orangen, aber auch Oliven. Wir überqueren trockene Bäche und  Flüsse und ein riesiges Ölfeld. Unglaublich, wie trocken und verbrannt Kalifornien ist. Von Bakersfield aus geht es vorbei an dem auch fast trocken gefallenen Lake Isabella über den Walker Pass heran an das Death Valley. Zuvor aber fahren wir noch nach Lone Pine, vorbei an den trockenen China Lake und Owens Lake. Kalifornien macht die Augen zu, bewässert weiter und legt neue Plantagen an, die Wasser verbrauchen, man bewässert in einfachster Technologie, das meiste Wasser verdunstet. Wie lange das wohl noch gut geht?
Der Campingplatz hat einen kühlen Pool und zum Aufwärmen einen Jacuzzi, beides genießen wir und plaudern mit einem schweizer und einem holländischen Paar über die USA, das Reisen und die nächsten Wahlen

Und da haben wir uns herumgetrieben
 

Donnerstag, 30. August 2012

An der Küste Oregons entlang nach Kalifornien



27.08.12

Heute kam von der deutschen Botschaft folgende Mail, die ich in Auszügen hier zitiere:

Sehr geehrter Herr Spieß,

eine ESTA Genehmigung bringt leider nicht automatisch das Recht mit sich, sich bei jeder Einreise 90 Tage hier in den USA aufhalten zu dürfen.
So leid es mir für Sie tut, der Immigration Officer kann ganz alleine nach Gutdünken entscheiden, wie lange Sie sich in den USA aufhalten dürfen, bzw. kann die Einreise sogar ganz verweigern.

Leider lässt sich an der Entscheidung des CBP Officers nichts ändern
(If you apply for admission to the United States under the Visa Waiver Pilot Program, the decision of the officer is final.
http://www.cbp.gov/xp/cgov/travel/id_visa/legally_admitted_to_the_u_s.xml )

Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich an die vorgeschriebene Ausreise am 15.09.2012 zu halten, da Sie ansonsten die US-Immigration Laws verletzen und eine spätere  Einreise in die USA verwehrt werden könnte.
Sie haben die Möglichkeit über den angehängten Link eine Beschwerde einzureichen, an der Entscheidung des Officers wird dies in Ihrem Fall wohl nichts ändern.


Nach Gutdünken! Es lebe der Rechtssaat und die Rechtssicherheit!

Nun ja, wir sind die Küste entlang nach Süden gefahren, haben die Oregon Dunes bewundert und zugesehen, wie mit allem, was Räder und Motor hat darin gespielt wird. In der Seelöwenhöhle nördlich von Florence haben wir immerhin ein paar Seelöwen gesehen, es sollen manchmal ein paar hunderte sein. Das Wetter war dort scheußlich, der Regen kam waagerecht. Überhaupt das Wetter am Pazifik: Wenn die Sonne scheint und es windstill ist, wunderbar. Aber es ist fast nie windstill, so sind es gemessen 19 Grad, gefühlte 13 Grad oder weniger. Dann kommt noch plötzlich beim schönsten Sonnenschein Küstennebel auf und die gemessene Temperatur sinkt schlagartig auf 13 Grad. Im Wasser sind nur Surfer im Neopren, der kalte Meeresstrom aus dem Norden lässt das Wasser nie über 16 Grad ansteigen, also trotz der wunderschönen Strände keine Badegegend. Selbst der Sand ist kalt! Trotzdem beobachten wir in  Cape Meares eine Hochzeit am Strand, die Braut im weißen, langen Kleid war barfuß.
Vor einem McDoof fragt mich mal wieder ein junger Mann, was Alemania bedeutet. Ich erkläre es ihm und er sagt mir, er komme aus Ägypten und in Arabisch hieße Deutschland Alemania, na sowas. Er lernt aus Freude an Sprachen Deutsch und kann es schon viel besser als ich arabisch…
In Gold Beach biegen wir ab ins Landesinnere und fahren den Rogue-River hoch bis Agness, wo wir einen Tag Pause einlegen. Zum Paddeln fehlt leider die Zeit, aber am Auto kann ich einiges machen, was so angefallen ist. Der Weg zurück zur Küste wird zur Abenteuerfahrt, da wir plötzlich auf einspurigen Sandstraßen fahren mit steilen abhängen links oder rechts. Keinerlei Beschilderung, aber das Navi kennt den Weg. Erstaunlich was da so alles an Straßen digitalisiert wurde. Irgendwann treffen wir auf den Hw199. Auf dem Wege nach Kalifornien passieren wir einen landwirtschaftlichen Kontrollpunkt, es ist wie Grenze, nur ohne Pass. Wir werden gefragt, welche landwirtschaftlichen Produkte wir nach Kalifornien einführen. Ja ja, das freie Land Amerika!

Kurz vor Crescent City bestaunen wir die riesigen Redwoods, manche mit 6m Stammdurchmesser und 100m Höhe. Sie stehen seit 2000 Jahren, wurden vor der unersättlichen Holzindustrie gerettet.


Bisheriger Weg

Samstag, 25. August 2012

Frust, Frust und noch einmal Frust


23.08.12

Auf dem Weg nach Long Beach, wo Lewis und Clark 1805 den Winter verbracht haben und vergeblich versuchten, ein Schiff für die Rückfahrt anzuhalten, besuchen wir Olympia. Die Stadt gefällt uns nicht, sie wirkt trotz der vielen Blumen überall ein wenig verkommen. Das mächtige Capitol steht auf einem Hügel, umgeben von vielen, mächtigen klassizistischen Bauten, die uns zum wiederholten Male fatal an die Architektur des tausendjährigen Reiches erinnern. Trotzdem erkennen wir an, die prunkvollen Bauten sind von einer handwerklichen Qualität, die heute wahrscheinlich nicht mehr gebaut werden könnte, zumindest nicht von amerikanischen Handwerkern.
Im Cape Disappointment State Park bekommen wir keinen Platz, sehr schade, aber in Long Beach. Hier stehen Dutzende der riesigen Busse dicht an dicht, Abstand zwei Meter zum Nachbarn. Wir hingegen, weil wir keinen „Hook-up“, also Anschluss an Strom, Wasser und Abwasser, stehen auf der Zeltwiese mit jeder Menge Platz um uns herum. Der Ort und der Strand erinnert an Sylt, jedoch mit einigen gravierenden Unterschieden: Der Sand ist grau und sehr fein, der Strand darf mit Autos befahren werden (Einbahnregelung von Süd nach Nord!), die Häuser sind im typischen, tristen Braun und Grau. Und es darf nirgends nackt gebadet werden. Der Strand ist kaum belebt, im Wasser ist niemand. Gut, das Wasser soll recht kalt sein und die Luft hat nur 18 Grad, aber auf Sylt hindert das niemand am Baden.

Zurück vom Strandspaziergang sprechen uns zwei ältere Herren auf unser Auto an. Im Laufe der Unterhaltung plötzlich fragt  einer, ob wir selbst kochen. Ja, meine erstaunte Antwort. „Wollt Ihr ein Stück frischen Lachs? Ich habe ihn heute Morgen gefangen?“ Er kramt einen halben Lachs aus seiner Eisbox und schneidet uns ein ordentliches Stück ab. So einen guten Lachs hatten wir noch nie. Ein leckeres Abendessen, frischester Lachs und Chardonnay aus dem Columbia Valley. Der Verdauungsspaziergang führt uns wieder an den Strand und dann über den Platz, wo wir die vielen, riesigen Busse und Fifthwheeler bewundern, die dicht an dicht stehen. In fast allen flackern große Flachbildfernseher.

25.08.12

Frust aller Orten in ungeahntem Ausmaß. Wir haben heute versucht, das Problem mit der Border Control zu lösen wegen der Ausreise 15.09.2012. Wir sind am 17.06.2012 auf dem Landwege in die USA eingereist und haben die 90-Tage-Regelung in den Pass eingetragen bekommen, also endet diese Frist am 15.09.2012 oder mit der Ausreise, dachten wir. Am  22.07.2012 sind wir auf dem Landweg aus den USA nach Kanada ausgereist und haben den grünen Abschnitt durch die kanadische Border Control entfernen lassen, die haben uns schon einmal gesagt, ohne diesen Abschnitt ist keine Einreise mehr möglich in die USA. Am 25.07.2012 sind wir dann von Kanada nach Deutschland geflogen und am 20.08.2012 wieder zurück nach Vancouver. Am 22.08.2012 sind wir dann am Grenzübergang Peace Arches wieder in die USA eingereist in der festen Überzeugung, wieder eine Genehmigung für die 90 Tage zu bekommen.  Dies war aber nicht der Fall, wir sollen nun am besagten 15.09.2012 die USA verlassen. Wir sind der Ansicht, wir haben alles richtig gemacht! Ein Mitarbeiter der Border Control in Astoria/Oregon ist unserer Auffassung, weigert sich jedoch, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. Er gibt uns zwei Telefonnummern, eine vom Immigration Service, den Anruf beende ich nach der neunten Stufe des Sprachmenüs frustriert. Eine Frage war: Wenn Sie ein Kind sind. Drücken sie…., haben sie einen Knall? Ein Versuch, am Grenzübergang einen Supervisor an das Telefon zu bekommen, scheiterte ebenfalls. Das Konsulat in Seattle meint, in inneramerikanische Angelegenheiten mische man sich nicht ein, aber man rufe zurück. Natürlich gab es keinen Rückruf. Frustriert fahren wir die wunderschöne Küste Oregons entlang in Richtung Süden. Die Straße erlabt atemberaubende Blicke auf den Pazifik, der im Moment ganz schön bewegt ist, so wie ich innerlich. Bei Kellys Marina bleiben wir stehen und übernachten. Kellys Marina ist eine wüste Mischung aus Bootshafen, Campingplatz, Fischladen und Schnellrestaurant. Man kauft sich eine Krabbe, einige Muscheln, Austern oder sonstiges Seafood. Das Ganze wird im Freien in einen großen Wasserkessel gekocht, dann auf eine Art Backblech geschüttet und dann setzt man sich irgendwo hin und isst alles mit den Fingern, amerikanisch halt. Wir verzichten, das Zeug ist sicher alles von bester Qualität, aber in so einer Umgebung schmeckt es uns dann doch nicht.

19.03.2012

Zähneknirschend habe ich für den 13.09.12 Flüge nach Frankfurt gebucht und eine Woche später wieder nach Las Vegas, es lebe der Jetlag!

Donnerstag, 23. August 2012

Wieder auf Reisen


20.08.12

Wir sitzen in Frankfurt am Flughafen und warten darauf, das Flugzeug besteigen zu können. Es ist trotz Klimaanlage ziemlich heiß, draußen sind es sicher weit über 30 Grad. Gestern in Hannover waren es bei uns im Garten 36 Grad und abends um zehn Uhr immer noch 30 Grad. Wir haben vergessen, unsere Fleecejacken aus den Taschen zu nehmen, hoffentlich erfrieren wir nicht gleich im Flugzeug.
Die vergangenen Wochen haben wir sehr unterschiedlich erlebt, für Irmhild waren sie zu kurz, für mich eigentlich überflüssig. Ich hätte, ginge es nur nach mir, die Reise nicht unterbrochen. Das ist das Dilemma der gesamten Reise. Es ist halt sehr schwierig, wenn der eine ungern fort fährt, schnell Heimweh hat und der andere das Zuhause nur bedingt vermisst, unter Fernweh leidet.  
Heute Abend (nach deutscher Zeit morgen früh so gegen 7 Uhr) sind wir wieder in Vancouver bzw. Surrey, dann geht es morgen ab in Richtung Süden, die Küste von Washington und Oregon entlang.

21.08.12

Wir sind gestern um 21 Uhr Ortszeit (unsere innere Uhr zeigt 6 Uhr morgens an) schlafen gegangen, der innere Wecker hat mich dann aber um 4 Uhr (13 Uhr in Deutschland) geweckt, bis 6 Uhr konnte ich das Klingeln ignorieren, dann bin ich aufgestanden. Irmi hat es bis 7 Uhr geschafft. Der Vormittag verging mit Einräumen, Einkaufen, Auto kontrollieren usw. Den Nachmittag haben wir genutzt, noch einmal mit Sky Train und Seabus nach North Vancouver zu fahren und dort Fischsuppe zu essen und noch einmal ein wenig Vancouver aufzusaugen. Am Pier liegen drei unglaublich große Privatjachten, eine mit Hubschrauber, eine mit dem Rumpfschnitt der Titanic und auch so in der Farbgebung. Was gibt es doch für reiche Leute in Vancouver. Auf der Rückfahrt waren Bahn und Bus sehr voll und es gibt viel zu sehen. Eine Frau hat Stöpsel in den Ohren, betet ununterbrochen Rosenkranz und bekreuzigt sich. Eine Asiatin von höchsten 1,60m himmelt ihren 2 Meter großen Kollegen an und redet dabei ununterbrochen. Unglaublich kleine und schlanke Wesen stehen neben mir, Riesenfeeling kommt bei mir auf. Und doch fällt uns auf, die Rassen bleiben überwiegend unter sich, ganz selten sieht man Paare unterschiedlicher Rassen oder auch nur Gruppen. Und wenn, dann sind es die Mädchen, die miteinander reden. Meist wird dann auch noch in der Herkunftssprache geredet und das Englisch selbst junger Menschen, die sicher in Kanada geboren sind, ist schlecht, für uns oft kaum zu verstehen, so unsere junge Suppenverkäuferin. Das teilt natürlich.  Und Surrey, wo unser Campground liegt, ist eh Neuindien. In ganzen Häuserkarrees wohnen nur Inder, jedes Haus ein kleiner Palast. Überall sieht man Männer mit langen Bärten, den Turban der Sikhs auf dem Kopf oder ein windelähnliches Tuch, das einen Haarknoten verdeckt. Die Frauen oft im Sari.   
Um 21 liegen wir todmüde im Bett.

22.08.12

Um sechs Uhr stehen wir auf und lesen Mails und Zeitung. Gegen neun dann brechen wir auf. An der Grenze eine halbe Stunde Wartezeit und wirklich freundliche Grenzer. Leider habe ich sie missverstanden und Irmis Einwände nicht ernst genommen, wir haben nun keine neuen 90 Tage, sondern müssen bis 15.09. die USA verlassen und erneut einreisen. Mal sehen, wie wir das organisieren.
Und dann zum Outlet kurz vor Seattle. Trotz Wochentag ist sehr viel Betrieb, selbst Reisebusse aus Vancouver sind da. Ein Geschäft lässt nur Kunden ein, wenn zuvor welche den Laden verlassen haben. Wir erstehen Jeans (die 501 für umgerechnet €35, warum ist die bei uns so teuer?) und Polos, Irmi ergattert eine Outdoorjacke für €100, die wir später beim Outfitter nebenan für $250 sehen, reduziert wohlgemerkt. Outfitter, so nennen sich die Läden hier, die alles führen, was man zum Jagen und Fischen braucht. Neben hunderten von verschiedenen Angeln, Gewehren und wahrscheinlich mehr als tausend verschiedener Köder und Fliegen (wie man da was findet, ist uns schleierhaft) gibt es auch Boote, Quads und die neuerdings sehr populären, allradgetriebenen Miniautos als Zwei- oder Viersitzer, alles Made in China. Wir studieren die Preisschilder, ein Boot mit Außenborder und Trailer kostet $25000 und es wird eine Finanzierung angeboten für $260/Monat. Auf den ersten Blick sehr billig, allerdings beträgt die Laufzeit 144 Monate und der Zins über 8%, das läppert sich. In der Zeit ist das Boot schon lange Schrott, aber man zahlt immer noch. So tickt offensichtlich der Amerikaner, es zählt nur das „haben wollen“ und die monatliche Rate, sonst nichts.
Um Seattle dann Stop and Go auf bis zu acht Spuren. Kurz vor Olympia, der Hauptstadt des Bundesstaates Washington, machen wir Schluss auf einem ruhigen Platz an einem Fluss. Nur das Tuten der Eisenbahn ist zu hören, jedoch in der Nacht fuhr keine.