Unsere große Reise, beginnend in Halifax und endend in Montevideo, Uruguay
Donnerstag, 20. Oktober 2011
Holzindustrie, auch das ist Kanada.
19.10.11
Der Morgen ist endlich mal ohne Schnee oder Regen, man kann einfach die Türe aufmachen und aus dem Auto gehen. Auch ist der Boden nicht schlammig wie in den letzten Tagen, der Parkplatz ist geteert. Bei brauchbarem Wetter fahren wir weiter. An den Berghängen sehen wir riesige, kahl geschlagene Flächen, hier haben die Holzkonzerne zugeschlagen bis an die Baumgrenze. Sie haben das Recht des „Clear Cut“, also alles weg zu holzen und müssen auch nicht wieder aufforsten. Und das für unvorstellbar große Flächen und für viele Jahrzehnte. Manchmal wirft man, sozusagen als Lendenschurz, Grassamen von Hubschraubern ab, damit die Touristen die Illusion der intakten Umwelt haben. Es ist dann ja alles schön grün
Was unbrauchbar ist, geschätzt mehr als 50%, wird meist zu großen Haufen geschichtet und verrottet. Die brauchbaren, sprich dicken Bäume werden auf riesige „Logging Trucks“ verladen und erst auf speziellen Forststraßen (befahren verboten!) und dann ganz normal auf dem Highway bis zu 200km zur Weiterverarbeitung transportiert. Riesige Anlagen sind dafür mitten in die Natur gesetzt und blasen Qualm in die Luft, es stinkt. Zurück bleiben eine zerstörte Vegetation und in der Folge Bodenerosion und eine stark veränderte Tierwelt. Bären und Niederflurwild verschwinden, Wapitihirsche und Elche nehmen zu, da der lichte Wald ihnen mehr Bewegungsfreiheit gibt. Warum lässt man das Schwachholz nicht einfach stehen? Antwort: Des Profites wegen, denn dann müssten ja die Maschinen kleiner sein und vorsichtig darum herum arbeiten. Hoffentlich beginnt da bald ein Umdenkprozess bei allen Beteiligten. Es ist uralter, seltener Regenwald, der da vernichtet wird, um billige Häuser (Baracken, nach unserer Meinung) zu bauen, die dann nach wenigen Jahren aufgegeben werden, wie allerorten sichtbar.
Das Problem des tropischen Regenwaldes ist Gott sei Dank in der Weltöffentlichkeit angekommen, dass des nordischen Regenwaldes noch nicht. Wir kaufen billiges kanadisches Holz bzw. Holzprodukte ohne darüber nachzudenken, woher es kommt und was dafür zerstört wurde.
Die Logging Trucks donnern dann mit mehr als 100km/h über den Highway, bei der labilen Ladung eine brandgefährliche Sache. Wir kommen an einer Stelle vorbei, an der eine Truckspur in die Böschung führt und Holz links und rechts der Straße liegt. Ein frisches Kreuz und Blumen sagen alles.
Der Highway ist nass und durch die Logging Trucks auch schmierig, mein frisch gewaschenes Auto (gestern in Smithers) sieht wieder aus wie gerade von der Sandstraße runter. Auf der ebenen Straße überholen mich die Holzlaster mit 100 oder mehr (100 sind zulässig), ich fahre 80, in Deutschland dürfte ich nur 60 fahren auf vergleichbarer Straße. Am Berg kommen sie nicht an mir vorbei, also stauen sich manchmal bis zu vier Trucks hinter mir. Es braucht dann immer eine Weile, bis ich eine geeignete Stelle finde, an der ich sie überholen lassen kann, dann bewerfen sie mich zusätzlich mit Dreck. Kurz vor Quesnell machen wir Schluss, bevor es ganz dunkel wird. Der zum Schluss trübe Tag verabschiedet sich von uns mit einem grandiosen Sonnenuntergang.
In Prince George haben wir bei McDoof Kaffeepause gemacht, Emails gelesen und den Blog eingestellt. Unser guter Hausgeist in Hannover schreibt uns, heute sei der erste Tag gewesen, an dem überhaupt keine Post gekommen sei, noch nicht einmal Werbung eines Weinversandes. Na sowas!
Route am 19.10.2011
Mittwoch, 19. Oktober 2011
Vom Frühwinter zurück in den Herbst
Es hat die ganze Nacht geregnet. Wir stehen relativ früh auf und machen uns auf den Weg. Es regnet weiter, immerhin wird dadurch der Unterboden des LKW vom Schmutz der Sandstraßen befreit. Man muss bedenken, wir fahren durch das regenreichste Gebiet Kanadas. In Prinz Rupert fallen über 2500mm Regen im Jahr und es sind durchschnittlich 17 Stunden pro Tag bedeckter Himmel. Das Wetter, das wir haben, ist hier die Regel. Aber es wird wärmer. Und grüner und bunter, die Bäume tragen noch ihr herbstliches Laub. Und viel Moos hängt in den Bäumen vom vielen Regen. Wir fahren sozusagen vom Frühwinter in den Spätherbst zurück. Wir beobachten eine „Waldmähmaschine“, mit der die Seitenränder der Straßen frei von Bäumen und Büschen gehalten werden, damit man das Wild frühzeitig erkennen kann. Das Ding schlägt Oberarmdicke Bäume ab wie Grashalme! Und auch tiefer Schlamm ist kein Hindernis. Und dann sehen wir wieder einen Schwarzbären, der am Straßenrand grast, um sich für den Winter vorzubereiten.
Die Totempfähle in Gitanyow sind sehenswert, leider beeinträchtigt auch hier der umgebende Schrott und Müll den Genuss. Totempfähle haben im Übrigen nichts mit Tod oder Religion zu tun, sie erzählen Geschichten über den Stamm und seinen Mythen. In Hazelton besichtigen wir den alten Stadtkern, da ist es dann 15° und wir müssen die Klamotten wechseln. Es regnet auch nicht mehr, manchmal lugt sogar die Sonne heraus. Hazelton war Endpunkt der Sternwheeler (Raddampfer) auf dem Skeena River. Die haben vor der Eisenbahn 40 Jahre lang die Gegend mit allem versorgt, was benötigt wurde. Wir haben immer mehr Respekt vor den Erbauern und den Besatzungen der Raddampfer, was die alles geleistet und sich getraut haben auf den wilden Flüssen des Nordens.
Die Landschaft wird immer kultivierter, es grasen Kuh- und Pferdeherden neben der Straße, die Zivilisation hat uns wieder. Wir fahren bis kurz hinter Smithers, einem Skiort, wo man vieles auf alpenländisch bzw. was die hier dafür halten, getrimmt hat, scheußlich. Die Attraktion ist die Statue eines Alphornbläsers. In dem Provincal Park von Telkwa parken wir im „Day Use“ Bereich zum Übernachten und machen einen Spaziergang zum See. Eine Kanadierin samt Sohn spricht uns an, ihre Eltern stammen aus Wuppertal und sie spricht sehr gut Deutsch, der Sohn gar nicht! Er erzählt uns, Skifahren bzw. Snowboarden hier heißt immer Pulverschnee, Pistenwalzen sind unbekannt. Ein Traum für den, der es kann. Die Pisten sehen von unten schon schmal und steil aus.
Route am 18.10.2011
Dienstag, 18. Oktober 2011
Weiter in den Winter
17.10.2011
Neben uns steht ein Kühltruck. In der Nacht ist ein weiterer Kühltruck angekommen, ein Mann steigt aus und macht den Truck neben uns abfahrbereit. Nach geraumer Zeit machen sich die beiden Trucks, es ist so gegen 22:00 auf den Weg in Richtung Norden. Was für ein Job, die nächste Behausung ist 250km entfernt, es gibt keinerlei Fahrbahnmarkierung und die Straße ist wellig und kurvig. Es hat Elche, Bären und Karibus, weiterhin wird immer wieder vor Live Stock, also Weidevieh gewarnt. Da sind die massiven „Moosebumber“ vor dem Kühler überlebensnotwendig. Trotzdem stehen überall Schilder „Give moose a brake“, also „bremse für Elche“! Ob sie es auf dieser Straße überhaupt können, ich bezweifle es.
Unser Wetterkarma hat uns anscheinend verlassen, auch heute Morgen ist es trübe, aber dieses Mal ist kein Hauch von Sonne im milchigen Weiß zu sehen. Als ich aus dem Bad komme, schneit es kräftig und die Straße ist bereits weiß, der Schneepflug fährt, na Servus, würde der Wiener sagen. Die Tankstelle hat noch den Wasserhahn in Betrieb und wir füllen den Tank auf, nachdem wir alles Wasser abgelassen haben. Insbesondere seit wir das Wasser von Fairbanks mit im Tank hatten, schmeckte es komisch. Hier gibt es gutes Quellwasser. Beim Ausfahren aus dem Ort sehen wir „Stewart Closed“, also nichts mit Stewart. Die Straße wir immer weißer und am Pass (1241m) ist die Schneedecke dann geschlossen. Was für ein Glück, dass ich in Anchorage die Reifen wechseln konnte! Sonne gibt es keine. Im weiteren Verlauf sehen wir drei Schwarzbären, immerhin eine Entschädigung für das Wetter. An der Bell II Lodge machen wir Lunchpause, für Internet wollen sie massiv Geld, ich habe nicht genau mitbekommen, wie viel. Es sei nur für Gäste, meint die Thekenmieze. Bin ich kein Gast, wenn ich esse? Ich klappe wütend den PC zu und frage, ob wenigstens das Klo kostenfrei sein und bemerke, mein Blog werde die Servicequalität wiedergeben. Wütend gehe ich zum Auto und Irmi bleibt zurück zum bezahlen. Tut sie nicht, denn die Thekenmieze wollte kein Geld mehr für Suppe und Kaffee, es war ihr offensichtlich peinlich mit dem Internet. Die Lodge lebt offensichtlich vom Heliskiing, zwei Hubschrauberlandeplätze zeigen es an. Also, was wollen diese blöden Touris, die nur einen Kaffee trinken und eine Suppe essen eigentlich?
An der Stewart Junction ist dann kein Hinweis mehr auf die Sperrung, also fahren wir in Richtung Stewart. Nach wenigen Kilometern grast ein weiterer Schwarzbär am Straßenrand, der vierte heute, den wir sehen. Er guckt, lässt sich aber von uns nicht stören. Ich mache den Motor aus, Irmi kann ausgiebig Bilder schießen. Dann wollen wir ihn nicht weiter stören, er muss Fett ansetzen und das ist mit Gras gar nicht so einfach. Der Gletscher ist beeindruckend, selbst bei dem schlechten Wetter. Und dann kommt doch eine Straßensperre, es hat einen Felssturz gegeben und die Straße sei nur eingeschränkt benutzbar, sagt der Mensch, der sperrt. Wir müssten auf den „Pilot Truck“ warten, der käme in zwei Stunden und dann wären wir eine Stunde später in Stewart, also gegen 20:00. Das machen die hier so, bei langen, einspurigen Passagen müssen alle Autos hinter einen „Follow Me“ oder „Pilot Truck“ hinterher fahren. Das dauert uns zu lange, außerdem wollen wir bei einem möglichen weiteren Felssturz vieleicht Tage in Stewart fest hängen. Wir fahren zum Meziadin Provincial Park, der aber mal wieder aus unerfindlichen Gründen mit einer Schranke versperrt ist, der Kinaskan PP davor war offen, da waren wir drin. Ich habe gute Lust, die Schranke beiseite zu schieben, lasse es dann aber, die Vernunft siegt. Ein paar Meter weiter finden wir einen Platz, ein wenig abseits vom Highway, der ohnehin kaum befahren ist. Es regnet weiter.
Unsere Position: N56.07829, W129.27468
Unsere Route am 17.10.2011
Sonntag, 16. Oktober 2011
Der Trip nach Vancouver beginnt
15.10.11
Whitehorse, die Dritte und Waschtag
Wir wachen auf und es ist ein Grad plus. Yippeah, plusgrader – diesen Spruch haben wir im letzten Jahr am Vänernsee in Schweden gelesen; jetzt verstehen wir das noch besser: kein Syphon ist zugefroren, wir können problemlos duschen.
Heute wird gewaschen, Irmi hat Berge von Wäsche vorbereitet, seit wir Whitehorse verlassen haben, wurde nicht mehr gewaschen. Und ich werde das Auto mal wieder vom Sand und Schlamm befreien, das Streumaterial hier ist der gleiche Dreck, der auch auf dem Dempster Highway liegt und so klebt er auch. Irmi geht in die Laundry und belegt 5 Waschmaschinen und 4 Trockner gleichzeitig. Ich spritze diesmal selbst den Lkw ab. Danach helfe ich beim Zusammenlegen der Wäsche und bringe diese in den Lkw. Dann Starbucks, Kaffeetrinken und Internet, dann Supermarkt, dann ein paar indianische Andenken und dann ab auf den Highway. Als wir den Yukon das letzte Mal überqueren, ist uns beiden ein wenig schummerig zumute, es war doch eine sehr schöne Zeit hier oben im hohen Norden. Der Abschied fällt schwer. Nun verändert sich die Landschaft, die Tundra ist schon vor Whitehorse verschwunden, nun geht die Taiga in den nordischen Wald über. Wir sind die gleiche Straße vor Wochen in Richtung Norden gefahren und waren begeistert. Nun, nachdem wir „ganz oben“ waren, ist die Begeisterung deutlich geringer.
Ca. 50 km hinter Teslin machen wir an einem Bach Schluss, es ist schon duster und ich fahre mit den Dachscheinwerfern, um das Wild rechtzeitig zu sehen.
Bevor wir ins Bett gehen, schaue ich noch einmal aus der Türe, es schneit leicht
.
Unsere Position:
N59.93335, W131.75594
Mal wieder ein paar Worte zu dem Lebensstil hier, der sich zwischen CA und USA wenig unterscheidet.
Die Anzahl der „must haves“ ist groß, viel größer als bei uns, eine eigene Waschmaschine zählt auch bei gutsituierten Menschen aber nicht dazu. So sitzt schon mal ein gut angezogenes und situiertes Paar in der Laundry und wäscht; die Zeit überbrückt man, indem jeder auf seinem Ipad neuester Generation im Internet daddelt. Laundry gibt es überall, manche bieten auch noch Dusche an…..
Über die Größe der Portionen und Packungen haben wir uns ja bereits ausgelassen, nun habe ich ein paar Bilder gemacht. Und immer wieder wundern wir uns über die Diskrepanz bei den Preisen; Fleisch und auch Fisch billig bis sehr billig, heute ein ganzer, frischer Lachs $16, eine riesige Portion frischer Heilbutt, sicher mehr als ein Kilo $38. Dagegen eine Zitrone $1,70 und die Kiwi ebenso. Und es gibt Käse in viereckigen Zweikiloblöcken. Siehe Bilder! Die kleinste Portion Butter ist ein Pfund, also 430g. Und Produkte mit normale Fettgehalt zu finden, ist manchmal schwierig.
16.10.2011
Die Landschaft ist weiß, wie mit Puderzucker überstäubt, es liegen ca. 5cm Schnee, der Himmel ist bedeckt, jedoch im Osten ist ein goldener Fleck, die Sonne kämpft. Auf dem Highway dann kommt mir ein Streufahrzeug entgegen, ade, sauberes Auto. Kurz vor Watson Lake, dort wo der Cassiar Stewart Highway vom Alaska Highway abbiegt, scheint endgültig die Sonne und es so warm hinter der Frontscheibe, dass wir am liebsten Kurzärmliges anziehen wollen. Bevor wir den Cassiar in Angriff nehmen, gibt es Brotzeit und Kaffee. Wir fahren den sehr kurvigen Highway entlang, auch mit dem Ausgleich der Höhen und Tiefen hat man sich wenig Mühe gegeben, es geht steil bergauf und ebenso bergab.Wir kommen an zwei Goldfeldern, die noch betrieben werden vorbei. Wir besuchen Cassiar, eine Geisterstadt, wo bis vor zwanzig Jahren noch Asbest abgebaut wurde und auch Jade gefunden wird. Das Wetter wird schlechter und wir machen Schluss in Dease Lake, vielleicht haben wir ja morgen wieder Sicht auf die wunderschöne Landschaft.
Unsere Route am 15.10. und 16.10.2011
Whitehorse, die Dritte und Waschtag
Wir wachen auf und es ist ein Grad plus. Yippeah, plusgrader – diesen Spruch haben wir im letzten Jahr am Vänernsee in Schweden gelesen; jetzt verstehen wir das noch besser: kein Syphon ist zugefroren, wir können problemlos duschen.
Heute wird gewaschen, Irmi hat Berge von Wäsche vorbereitet, seit wir Whitehorse verlassen haben, wurde nicht mehr gewaschen. Und ich werde das Auto mal wieder vom Sand und Schlamm befreien, das Streumaterial hier ist der gleiche Dreck, der auch auf dem Dempster Highway liegt und so klebt er auch. Irmi geht in die Laundry und belegt 5 Waschmaschinen und 4 Trockner gleichzeitig. Ich spritze diesmal selbst den Lkw ab. Danach helfe ich beim Zusammenlegen der Wäsche und bringe diese in den Lkw. Dann Starbucks, Kaffeetrinken und Internet, dann Supermarkt, dann ein paar indianische Andenken und dann ab auf den Highway. Als wir den Yukon das letzte Mal überqueren, ist uns beiden ein wenig schummerig zumute, es war doch eine sehr schöne Zeit hier oben im hohen Norden. Der Abschied fällt schwer. Nun verändert sich die Landschaft, die Tundra ist schon vor Whitehorse verschwunden, nun geht die Taiga in den nordischen Wald über. Wir sind die gleiche Straße vor Wochen in Richtung Norden gefahren und waren begeistert. Nun, nachdem wir „ganz oben“ waren, ist die Begeisterung deutlich geringer.
Ca. 50 km hinter Teslin machen wir an einem Bach Schluss, es ist schon duster und ich fahre mit den Dachscheinwerfern, um das Wild rechtzeitig zu sehen.
Bevor wir ins Bett gehen, schaue ich noch einmal aus der Türe, es schneit leicht
.
Unsere Position:
N59.93335, W131.75594
Mal wieder ein paar Worte zu dem Lebensstil hier, der sich zwischen CA und USA wenig unterscheidet.
Die Anzahl der „must haves“ ist groß, viel größer als bei uns, eine eigene Waschmaschine zählt auch bei gutsituierten Menschen aber nicht dazu. So sitzt schon mal ein gut angezogenes und situiertes Paar in der Laundry und wäscht; die Zeit überbrückt man, indem jeder auf seinem Ipad neuester Generation im Internet daddelt. Laundry gibt es überall, manche bieten auch noch Dusche an…..
Über die Größe der Portionen und Packungen haben wir uns ja bereits ausgelassen, nun habe ich ein paar Bilder gemacht. Und immer wieder wundern wir uns über die Diskrepanz bei den Preisen; Fleisch und auch Fisch billig bis sehr billig, heute ein ganzer, frischer Lachs $16, eine riesige Portion frischer Heilbutt, sicher mehr als ein Kilo $38. Dagegen eine Zitrone $1,70 und die Kiwi ebenso. Und es gibt Käse in viereckigen Zweikiloblöcken. Siehe Bilder! Die kleinste Portion Butter ist ein Pfund, also 430g. Und Produkte mit normale Fettgehalt zu finden, ist manchmal schwierig.
16.10.2011
Die Landschaft ist weiß, wie mit Puderzucker überstäubt, es liegen ca. 5cm Schnee, der Himmel ist bedeckt, jedoch im Osten ist ein goldener Fleck, die Sonne kämpft. Auf dem Highway dann kommt mir ein Streufahrzeug entgegen, ade, sauberes Auto. Kurz vor Watson Lake, dort wo der Cassiar Stewart Highway vom Alaska Highway abbiegt, scheint endgültig die Sonne und es so warm hinter der Frontscheibe, dass wir am liebsten Kurzärmliges anziehen wollen. Bevor wir den Cassiar in Angriff nehmen, gibt es Brotzeit und Kaffee. Wir fahren den sehr kurvigen Highway entlang, auch mit dem Ausgleich der Höhen und Tiefen hat man sich wenig Mühe gegeben, es geht steil bergauf und ebenso bergab.Wir kommen an zwei Goldfeldern, die noch betrieben werden vorbei. Wir besuchen Cassiar, eine Geisterstadt, wo bis vor zwanzig Jahren noch Asbest abgebaut wurde und auch Jade gefunden wird. Das Wetter wird schlechter und wir machen Schluss in Dease Lake, vielleicht haben wir ja morgen wieder Sicht auf die wunderschöne Landschaft.
Unsere Route am 15.10. und 16.10.2011
Samstag, 15. Oktober 2011
Von Fairbanks wieder nach Whitehorse
11.10.2011
Reifen, die Dritte
Von Arend, der meinen Rundhauber gekauft hat vor vielen Jahren, bekomme ich eine Mail „Its very nice to read your trip reports. Sorry for some technical problems, it’s all part of the game”. Dear Arend, thanks a lot, but this is not the point of view from Irmi, my wife.
Noch ein Blick auf die Amerikaner. Wir waren, bevor wir zu Phelps gefahren sind, in einem Liquer Store Bier und Wein einkaufen, in dem wir schon vor ein paar Tagen waren. Irmi ist vorgegangen und als ich kam, stand sie bereits an der Kasse. Ein Karton war gepackt und ich wollte ihn zum Auto bringen, aber ohne Altersnachweis mittels Ausweis war das nicht möglich, obwohl ich nicht der Käufer war. Und dann musste er in einem dicken Buch nachschlagen, ob er den deutschen Personalausweis akzeptieren kann. Der Hinweis, sein Kollege von vor ein paar Tagen hätte ihn akzeptiert, interessierte ihn nicht im Geringsten. Ich habe mir die Frage verkniffen, ob er auch den Ausweis verlangt, wenn seine Mutter einkauft, sicher tut er es, because it is the law!
Ich bemerke, dass Deutschland und Amerika sich signifikant unterscheiden: In dem einen Land kann man ohne Genehmigung keine Waffen kaufen, aber durchaus Bier, in dem anderen sind Gewehre frei verkäuflich, aber ohne Personalausweis ist kein Alkohol erhältlich. Ersteres scheint mir die bessere Alternative.
Der Wal Mart, ganz nebenbei hat 24 Stunden an 7 Tagen auf. Übernachtung auf dem Parkplatz ist, im Gegensatz zu Whitehorse, verboten.
Bei Phelps spreche ich mit einem Trucker über Trucking, die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen. Überall werden Fahrer gesucht, das hat doch seinen Grund. Er erzählt, ein durchschnittlicher Fahrer im Kurzstreckenverkehr verdient $25 die Stunde, bei 12 Stunden am Tag und 6 Tagen die Woche. Jedoch sind viele nur 7-8 Monate im Job, dann kommt die Winterpause. Die Oberklasse jedoch, die mit den langen Trucks und den langen Strecken verdienen $65 die Stunde, auch die machen 6 Tagen die Woche und nur 7-8 Monate, dann gehen sie jagen und fischen, immerhin haben sie in der Zeit ca. $150.000 butto verdient. Ein LKW Frischfisch (nicht gefroren!) wird von 2 Fahrern ohne Pause (nur, um die degestive by-products loszuwerden und zu Essen und zu trinken und ggf. zu tanken) in ca. 40 Stunden die 3500km von Alaska Küste nach Washington State durchgeprügelt. Das ist eine Schnitt von knapp 100km/h. Zurück werden frische Lebensmittel geladen für Wal Mart etc., da geht es dann genau so schnell. Die bremsen weder für Elch noch für Bär. Ich werde in Zukunft noch schneller Platz machen für die Jungs. Er will in ein paar Jahren Schluss machen und dann, das ist sein Traum, mit dem Hausboot durch Europa reisen, er habe gehört das ginge. Stimmt, sage ich ihm. Fahren wolle er nur noch, wenn unbedingt möglich. Nachvollziehbar, oder?
Unser Standort: N62.88657, W149.78650
12.10.11
Die Nacht war nicht so ruhig wie erhofft, Schuld war der Sturm. Manchmal hatten wir das Gefühl, einen halben Meter neben einem vorbei rauschenden ICE zu stehen, manchmal orgelte es regelrecht um das Auto herum. Und wir hatten sicher unter -5 Grad. Als ich das erste Mal draußen war, zeigte das Autothermometer -4 an. Und dann der Blick. Bei wolkenlosem Himmel wurde erst die Spitze des Denali in Rot getaucht, dann wurde das ganze Massiv immer mehr von der Sonne beschienen. Darüber der untergehende Mond. Ich verzichte auf die morgendliche Toilette, schnell Zähne putzen und ein wenig Wasser ins Gesicht und dann raus zum Fotografieren.
Der Denali-Park ist, wie erwartet, geschlossen, leider auch die Road in den Park wegen Bauarbeiten. Auf der kann man normalerweise 28 Miles hinein fahren, weiter geht es nur entweder mit (teuren) Bustouren oder (noch teureren) Outfittern. Es nervt schon ein wenig, im Sommer wird der Park gnadenlos und teuer vermarktet, sobald der Touristenstrom vorbei ist, werden die Türen verrammelt, selbst die Plumpsklos geschlossen! Ein Info hat noch offen und was sehen wir, einen sehr schönen Film „Heartbeats of the Denali“, der den Park im Wesentlichen im frühen Frühjahr, Herbst, Spätherbst und Winter zeigt, also zu einer Zeit, in der wir da sind, wo er aber für den normalen Touristen kaum zugänglich ist.
Wir fahren weiter nach Fairbanks, wo wir vergeblich nach einem offenen Campground suchen, mal sehen, wo wir landen und woher wir Wasser bekommen.
13.10.11
Der Winter hat uns fest im Griff
Wir haben nahe des Anlegeplatzes des Ausflug-Dampfers einen Standplatz gefunden mit Internet. Dieses sagte uns, heute Nacht könnte es Aurora geben und der Himmel war klar, also warten. Vergeblich, auch nachts um drei (es wurde der Wecker gestellt!) kein Nordlicht am Himmel, schade, sehr schade. Die Temperatur war bei -6 Grad. Und dann die Überraschung des Morgens, der Syphon des Abwassertanks ist so zugefroren, dass das warme Duschwasser ihn nicht auftaut, ich stehe beim Duschen sozusagen in der Soße. Also ab zu einer Werkstatt zum Auftauen. Nach mehreren Versuchen landen wir bei einem RV-Dealer, der uns in die Werkstatt lässt und uns eine Heißluftpistole zur Verfügung stellt, mit der ich dann, mal wieder unter dem Auto liegend, das Ganze auftaue. Wasser bekommen wir auch. Dafür knöpft uns die Chefin des Hauses Alaska RV Center in der 3458 Truck Street sage und schreiben $60 ab. Also besser meiden, wenn einer in Fairbanks ein Problem hat. Jetzt wird Scheibenfrostschutz gekauft und in den Ausguss gekippt, wenn das letzte Wasser durch den Syphon geflossen ist.
Nun aber ab in Richtung Vancouver, 3600 km liegen vor uns, also fast nichts. Kurz hinter Fairbanks wird Alaska weiß und bald auch werden die Straßen winterlich. Ich brauche einige Kilometer, um Straßenverhältnisse, Auto und Reifen richtig einschätzen zu können, aber dann klappt es. Die neue Bereifung mit den gröberen Vorderreifen und den neuen Hinterreifen besteht die Bewährungsprobe, wenn auch naturgemäß das Abrollgeräusch nun deutlicher hörbar ist. Gegen 20:00 Uhr machen wir Schluss in Northway Junction, einem Nest von wenig mehr als 5 Häusern, einer Tankstelle und einer Polizeistation. Bis nach Kanada sind es noch 37 Meilen und zu den heißen Quellen kurz vor Whitehorse, unserem Tagesziel morgen, sind es noch ca. 500 km, hoffentlich lassen es die Straßenverhältnisse zu.
14.10.2011
Auf eisigem Highway in Richtung Süden
Es ist -6 Grad am Morgen und der Abfluss ist wieder zugefroren, verdammter Mist, warum nur? Am Nachmittag wird sich herausstellen, warum. Wir lassen uns dadurch nicht stören, machen Katzenwäsche, frühstücken wie üblich mit Obstsalat und Spiegelei, spülen das Geschirr in der „Waschmaschine“ (das Waschwasser kippe ich in den Schnee) und dann los. Der Alaska Highway ist recht glatt. Da aber keiner unterwegs ist, kann ich die gesamte Straßenbreite nutzen, um die griffigste Spur zu finden. Aber es erfordert doch die volle Aufmerksamkeit von mir und ich habe wenig Gelegenheit, mir die Landschaft anzusehen. Dann kommt die Sonne heraus und die Temperatur dreht ins Plus. An der letzten Tankstelle vor der Grenze mitten im Busch tausche ich die letzten US-Dollar in Diesel um. In Kanada wird die Straße dann wie erwartet deutlich schlechter und auch schlechter präpariert. Ein rotes Fähnchen am Straßenrand bedeutet Welle (Bumper) oder Schlagloch. Meist fehlen die Fähnchen jedoch. Manche Bumper sind so heftig, dass der Schwingsitz erst mich so hochkatapultiert, dass die Füße den Boden verlieren und dann durchkracht, also den Stoß nicht mehr abfedern kann. Irmis Kommentar ist dann: War mal wieder ein Flugversuch. Das Zusammentreffen von Bumper und Eisplatten ist dann Adrenalin pur. Einmal überholen wir einen Schneepflug, er ist ganz anders als bei uns, das Räumschild ist zwischen den Achsen. Die Fahrt ist besser mit den Bildern zu beschreiben als mit Worten. Um 14:00 Uhr machen wir Mittagspause, da ist alles aufgetaut und ich erkenne, warum zugfroren war, Seifenwasser schützt nun mal nicht vor Frost. Das, was ich als Antifreeze für die Scheibenwaschanlage gekauft habe, ist gar keines, sondern ordinäres Scheibenwaschwasser. In Haines Junction machen wir Kaffeepause bei Matthias, guter Cappuccino mit geschäumter Milch in Tassen aus Porzellan! Jonathan ist nicht da. Gegen 19:00 Uhr erreichen wir wie erhofft die Takhina Hot Springs und genießen das 42 Grad warme Thermalwasser. Die erhoffte Aurora Borealis bekommen wir wieder nicht zu Gesicht.
Unsere Route von Anchorage nach Whitehorse
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