Ob des vielen Wassers war an Durchschlafen nicht zu denken,
jedoch war der Schlaf entgegen unseren Erwartungen brauchbar. Erstaunt hat uns
jedoch, es ist Verkehr auf der Straße in der Nacht und man hupt natürlich. Kurz
vor Sechs nimmt die Standheizung trotz der Höhe den Betrieb auf, auch die
Warmluftheizung, die ich zusätzlich anschalte, es ist nur 9° im Auto, tut es
problemlos. Der Backofen braucht eine geraume Weile, bis er seinen Dienst tut.
Die leichten Kopfschmerzen bekämpfen wir mit Aspirin, das verdünnt auch das
Blut. Das Auto ist mit Reif bedeckt, das Thermometer zeigt um 8:00 erst 1,5°C.
Ein junger Einheimischer streicht dick vermummt um unser
Auto, auf mein Buenas Dias reagiert er nicht. Erst beim Wegfahren beantwortet
er das Winken, winkt zurück mit einem sparsamen Lächeln. Sie sind nicht so
leicht zu „knacken“, die Indigenen hier, es sind keine Mayas. Wir sehen es
ihnen angesichts ihrer harten Lebensumstände gerne nach.
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in Richtung Ayacucho,
das nur noch auf 2800m liegt, müssen aber noch einen Pass von 4750 m überwinden
und auch noch viele km auf 4000m Höhe.
Ayacucho ist die „Ciudad de Libertad“ von Peru. Es wurde
1539 von den Spaniern gegründet und hieß damals Huamanga und wird von vielen
auch heute noch so genannt. 1824 fand hier eine Entscheidungsschlacht im
Südamerika-Kampf statt: 10000 Spanier wurden von 6000 Indigenen entscheidend
geschlagen; die spanische Armee kapitulierte. In Ayacucho wurde 1970 der
Sendero Luminoso, der Leuchtende Pfad, gegründet und die Gegend war bis 1990
Zentrum des Guerillakrieges, insbesondere die hiesige
Christopherus-Universität, die für die Jugend in den Andendörfern gegründet
worden war. Es ging der indigenen Bevölkerung um die Rückgabe ihres Landes von
den Großgrundbesitzern, um das Recht auf angemessene Löhne und um das Recht auf
Gründung von Gewerkschaften. Die wirtschaftliche Lage Perus war miserabel und
die Weltbank verlangte von Peru die Senkung der Lohnkosten, die Abschaffung der
Subventionierung der Grundlebensmittel und die Öffnung der Grenzen für Importe,
insbesondere der US-Importe. Dies führte zur extremen Verschlimmerung der
Situation der Indigenen, ohne dass sich der Staatshaushalt Perus besserte. So blieb
der Widerstand der Einheimischen bestehen und es entwickelte sich ein schrecklicher
Guerillakrieg mit 20000 Toten. Der Sendero
Luminoso verlor die Unterstützung der einheimischen Bevölkerung, die ihr Recht
wollte, aber nicht den Tod um der Ideologie willen.
In Ayacucho stellen wir das Auto am Rande der Altstadt ab
und begeben uns zu Fuß in Richtung Plaza Mayor.
Bei der Touristenpolizei fragen wir nach einem geeigneten Stellplatz. Hier
auf der Plaza, meint der freundliche, junge Mann. Das meinen wir nicht, denn
erstens ist die Plaza schief und zweitens ist Ayacucho kein Nest, sondern eine
Stadt mit 200.000 Einwohnern, da ist immer was los. Und drittens wollen wir
nicht wie auf dem Präsentierteller stehen. Wir gehen in ein Lokal an der Plaza,
eigentlich nur, um etwas zu trinken. Aber das, was die Leute auf dem Tisch
haben, sieht so lecker aus, dass wir beschließen, zu essen. Irmi hat sich einen
Gemüsewok ausgesucht, ich Alpaka gegrillt, beides sehr gut. Am Nebentisch wird
Deutsch gesprochen, es sind Deutsche, die hier leben. Sie empfehlen uns einen
Platz nahe der Altstadt, trotzdem ruhig und sicher, das meint auch ein
Peruaner, der dazu kommt. Mittels Google Maps finde ich die GPS-Koordinaten und
nun stehen wir hier und sind sehr zufrieden. Ein Anwohner war auch schon da, hat sich vorgestellt und uns gezeigt, wo er wohnt. Sollten wir Hilfe brauchen, er sei für uns da. Was will der Reisende
mehr? Die Wäsche geben wir in einer Wäscherei an der Ecke ab, dann spazieren
wir noch einmal zur Plaza und genießen den Trubel um uns herum. Am Abend gönnen
wir uns eine Flasche Wein, wir sind ja nicht mehr so hoch.
Unser Standort -13.1516752, -74.2280579, 2800m hoch, Ayacucho
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