Donnerstag, 13. Februar 2014

In die kühlen Berge in Richtung Medellín



12.02.2014

Es war wie immer an solchen Plätzen, der letzte Truck kam um Mitternacht, der erste ist um 3:00 gestartet und mindestens ein Kühlfahrzeug, dessen Kühlaggregat, angetrieben von einem kleinen Dieselmotor, regelmäßig lief. Um 7:00 sind wir dann aufgestanden und sind los, weiter in Richtung Medellín.  Die ersten Stunden fahren wir durch eine leicht hügelige, sehr trockene Landschaft, riesige Haziendas mit ihren Vieherden prägen das Bild. Manchmal wirkt es, als führen wir durch eine Parklandschaft. Dann kommen wir an den Rio Cauca bzw. erst an seine Nebenflüsse. Hinter Caucasia machen wir späte Mittagspause an einem Hotel, da könnten wir stehen bleiben. Wir entscheiden, weiter zu fahren, wir wollen raus aus der Hitze, es hat mal wieder satte 36 Grad und feuchte Luft.

Am Horizont tauchen im Dunst die Berge auf und der Cauca fließt nun in einem tropischen, üppig grünen Tal, keine 10km hinter unserem Rastplatz, wo noch alles trocken und braun war. Überall schießt artesisches Wasser aus dem Berg, wird aufgefangen in Rohren und es spritzen Hunderte von Wasserfontänen an der Straße. Autos werden gewaschen, auch unseren lassen wir waschen. Zwei Männer, klatschnass, stürzen sich auf das Auto. Wir können sie nicht davon abhalten, mit Schaum und Lappen gründlich auch die letzten Ecken zu wienern. So sauber war das Auto seit Jahren nicht mehr. Etwas mehr als €10 kostet die Prozedur, sie wollen auch noch das Dach waschen, wir aber wollen weiter. Vorbeifahrende Autos hupen, ein Zeichen, den Wasserschlauch in Richtung Scheibe des Hupenden zu halten, klatsch, hat er seine Scheibendusche.

Danach steigt die Straße stetig und steil bergan, meist im 2. Gang schrauben wir uns auf knapp 900m Höhe, wo wir auf dem Parkplatz eines Restaurants stehen bleiben, es ist wieder ein Truckerplatz, aber diesmal mit einer super Aussicht und angenehmen Temperaturen.

Den Sundowner nehmen wir mit Blick auf die gegenüberliegenden Hänge, leider sind sie im starken Dunst und damit fotografisch wenig interessant, so wie der ganze Tag.  Als es dunkel wird, sehen wir überall Licht. Der Junge, der die Trucks einweist, erzählt uns, dass dort Zuckerrohrbauern ihr schweres Leben führen in Hütten, die nur auf Saumpfaden erreichbar sind. Es ist das Gebiet mit den meisten Antipersonenminen auf der Welt, ein Erbe des Guerillakrieges, so schreibt es unser Reiseführer und rät dringend von Touren ab. Immerhin, Generatoren haben sie (sonst wäre das Licht nicht so hell) und damit wahrscheinlich auch Fernsehen. Ob das ein Fortschritt ist bei dem Programmangebot hier? Im Vergleich zu den hiesigen Sendern ist der MDR oder RTL geradezu Bildungsfernsehen.

Radfahrer hängen sich an die Trucks und lassen sich den Berg hochziehen, um dann wieder hinunter zu rasen, ohne Licht. Auch ein Rollstuhlfahrer rast den Berg hinunter, auch ohne Beleuchtung. Wie der hochgekommen ist, konnten wir allerdings nicht beobachten.

Unsere Position 7.21510, -75.41684, 895m hoch

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