16.05.2013
Wir fahren erst einmal zu einem Reisebüro in Cancún und besorgen uns die Touristenkarte,
die zur Einreise unbedingt erforderlich und an der Grenze nicht erhältlich ist.
Kosten $20 pro Person. Am Flughafen ist der Schalter drei Stunden vor Abflug
schon auf und jede Menge Menschen davor. Und die haben Gepäck dabei, dass bei
uns der Eindruck entsteht, wir fliegen mit einer Frachtmaschine. Fernseher,
PCs, Küchenutensilien, Klamotten, alles wird in großer Schüttung nach Havanna
geschleppt. Nach einer halben Stunde sind wir durch und dann heißt es warten,
wie immer beim Fliegen. Vor dem Betreten der Maschine beschnüffeln Drogenhunde
alle Passagiere, eine Tortur für die Hundeliebhaberin Irmi.
Die Maschine, eine gepflegte A320 landet pünktlich in Havanna und die
Einreise ist problemlos, wenn auch langwierig. Ich stehe mindestens 5min vor
der Dame, die irgendetwas in den Computer klopft, nachdem sie ein Bild von mir
gemacht hat. Dann werde ich wieder zurück geschickt, wieder gerufen, wieder ein
Bild und dann bin ich durch. Nach einer Adresse in Kuba oder nach einer
Krankenversicherung hat sie mich nicht gefragt, sie hat eh kaum geredet mit
mir.
Es dauert, bis wir unser Gepäck haben, die vielen Fernseher, PCs und
sonstigen Dinge ziehen an uns vorbei, aber nicht unsere Tasche. Ein Deutscher,
der mit einer Kubanerin verheiratet ist, erklärt uns, dass all diese Waren
trotz Flug und Zoll in Mexiko viel billiger seien als in Kuba. Dort bekäme man
jetzt alles, aber sehr teuer. So reist jeder, der genügend CUC hat, die
konvertierbare kubanische Währung, nach Mexiko oder USA und kauft ein. Der
einfache Arbeiter hat aber keinen CUC, er wird in den alten Pesos bezahlt, mit
denen er nur noch in den staatlichen Läden die Grundnahrungsmittel kaufen kann,
eine ungute Situation.
Als wir zum Taxi laufen, regnet es. Die Fahrt kostet 25CUC, ein CUC ist 1US-$,
für die Strecke angemessen.
Im Hotel ist man überrascht, dass wir ein Voucher haben und bringt uns erst
einmal in einem Hotel einen Block weiter unter, morgen hätte man ein Zimmer.
Das Hotel ist in Ordnung, wenn auch nicht ganz so gut wie das gebuchte. Neben
dem Hotel ist ein Restaurant, sieht ganz gut aus und der Aufreißer ist ein
netter Kerl. Irmi geht es nicht so gut, also bleiben wir. Das Essen ist mies,
sozialistisches Kantinenniveau. Auf dem Niveau kann man in Deutschland billiger
essen, ein glatter Reinfall.
17.05.2013
Nach dem guten Frühstück, geschnittenes Obst, Toast, Eier, Toast, Saft und Kaffee gehen wir in das „richtige“ Hotel,
geben das Gepäck ab und ziehen los in die Altstadt. In einer Buchhandlung erstehen
wir einen Reiseführer samt Stadtplan, also sind wir bestens gerüstet.
Ich möchte hier jetzt nicht chronologisch die Besichtigungstour
beschreiben, sondern aufzeigen, was uns auffällt an Kuba und Havanna.
Zuerst einmal, es ist überraschend sauber auf den Straßen, überall stehen
Mülltonnen und Abfallkörbe und diese werden auch genutzt, da können sich die
Mexikaner ein Beispiel daran nehmen. Die Autos auf den Straßen sind zwar sehr
oft alt bis sehr alt, zum Teil aus den vierziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts, aber man pflegt sie, so gut es geht. Das gilt auch für die Busse
und LKW. Fahrende Schrotthaufen haben wir hier keine gesehen. Das Straßenbild
wird, wie nicht anders erwartet, beherrscht von den alten, amerikanischen
Straßenkreuzern aus den Fünfzigern, in denen aber meist ein Dieselmotor werkelt
und qualmt, angeblich russischer Produktion. Der Erhaltungszustand,
insbesondere der Cabriolets ist erstaunlich angesichts der zur Verfügung
stehenden Mittel. Und natürlich von den Fahrradtaxis und den Dreiradtaxis.
Die Vielfalt der Menschen begeistert uns, von hellhäutig, klein, blond bis
hin zu tiefschwarz und sehr groß, alle sind vertreten sowie die entsprechenden
Mischungen.
Havanna war vor der Revolution wohl
eine der schönsten Städte der Welt, jedes Haus ein Kunstwerk. Das ist heute
noch zu sehen, auch, wenn der Verfall dramatisch ist. Es wird zwar sehr viel
renoviert, die UNO pumpt Unmengen Geld dazu nach Kuba, aber ob das den Verfall komplett
aufhalten kann, wir hoffen aber bezweifeln es. Es wird zwar überall gebaut und
das unter Einsatz moderner Maschinen, nicht wie in Mexiko mit der Hand, aber es
ist eine Herkulesaufgabe. Wir haben ja schon viel verfallene Häuser in der DDR
gesehen, aber diese waren meist unbewohnt. In Havanna sind sie vollgestopft mit
Menschen, die in Verhältnissen wohnen, die wir uns nicht vorstellen konnten. In
die oft 5m hohen Zimmer hat man einfach Zwischendecken eingezogen, jede Familie
hat meist nur ein Zimmer. Was der Sozialismus hier angerichtet hat mit den
Menschen und dem Land, was war und ist daran sozial, fragen wir uns und das
würden wir auch gerne die Verantwortlichen fragen. Die haben ja so nicht gewohnt
und tun es auch heute nicht.
Trotzdem haben wir den Eindruck, die Menschen kommen miteinander aus, in
Deutschland würde es bei solchen Verhältnissen wahrscheinlich Mord und
Totschlag geben.
Die Menschen sind sehr freundlich, man grüßt uns, jedes Lächeln wird mit
einem offenen Lächeln und oft einem Gruß beantwortet, wir fühlen uns sehr wohl
hier.
Bei unserer Tour finden wir Geldautomaten, sehen Einheimische mit
Mobiltelefonen telefonieren und spielen, auch das ist in Kuba angekommen. Nur
Internet, das ist Mangelware, unser Versuch am Abend in einem der beiden
Wifi-Punkten der Stadt scheitert, wahrscheinlich wegen Netzüberlastung.
Die vielen Kunstmuseen sind alle kostenfrei, das Museum der sozialistischen
Revolution hingegen kostet Eintritt, das muss man nicht verstehen. Kunst ist
auch im Straßenbild vorhanden, in richtiger Form, nicht in der allerseits
bekannten sozialistischen Form.
Auch die riesigen Parolen an den Wänden gibt es nicht, ebenso wenig wie
Wandbilder von Marx oder Fidel, sehr angenehm für das Auge.
Am Nachmittag setzen wir uns am alten Platz in eine Hausbrauerei, die mit
österreichischer Technik und Know how ein gutes Bier braut zu einem erstaunlich
günstigen Preis, 2CUC für 0,4ltr. Wir genießen kubanische Livemusik und staunen, wie selbst steinalte, zahnlose
Kubanerinnen, die am Rande außerhalb stehen, mittanzen. Hier haben
offensichtlich alle Musik und den karibischen Rhythmus im Blut. Harald, ein
Deutscher, mit dem wir am Tisch sitzen, empfiehlt uns ein Lokal für den Abend,
er war schon öfters hier und kennt sich wohl gut aus.
Wir folgen der Empfehlung in das Café del Oriente an der Plaza del San
Franzisco und landen im wahrscheinlich besten Lokal der Stadt. Wo sonst würde
AUDI seine chinesischen Topkunden aufwendig bewirten? Viele Chinesen, überwiegend in Businesskleidung,
junge Betreuer mit AUDI-Schildern in der Hand lassen uns das schließen.
Der Service ist bestens, das Essen auch und die Preise, na ja, wir verzichten
auf den Wein, wir haben nicht mehr genügend CUC und die Kreditkarten liegen im
Hotelsafe. Wir dachten, hier kann man eh nichts damit anfangen, aber das war
einmal. In USA, Kanada oder Deutschland würden wir in einem vergleichbaren
Restaurant doch einiges mehr hinlegen, nicht jedoch beim Wein.
Harald taucht in kubanischer Begleitung auch auf, wir bedanken uns für den
Tipp. Zwischenzeitlich regnet es, wir brauchen einen Schirm, um in das
benachbarte Hotel zum Internet zu kommen, ohne Erfolg, siehe oben.
Der Rückweg zu unserem Hotel ist ein wenig schwierig, die Straßenbeleuchtung
ist doch recht spärlich. Und die vielen Taxis, die uns tagsüber schon genervt haben
mit ihrem ständigen Geschrei „Taxi?“ sind alle weg!
18.05.2013
Ein Taxi bringt uns für 5CUC durch den Tunnel zur Festung. Die Kassiererin
ist noch nicht da, man lässt uns trotzdem ein, Bezahlen beim Verlassen erklärt
man uns. Mit Leuchtturm kostet es 8CUC je Nase, es lohnt nicht. Die nebenan
liegende Festung kostet wieder 6CUC und der Eintritt in Ches Haus nebenan ebenso
6CUC, die spinnen. So käme ein Besuch aller drei Dinge samt Taxi 50CUC, das
kann doch wahr sein, oder? Ein Ticket für alle drei Dinge für 10CUC wäre schon
an der Schmerzgrenze. Unterhalb der 25m
hohen Jesusstatue aus Carraramarmor entdecken wir das Boot, das uns für
einenCUC zur Altstadt bringt, im Hotel hieß es, es gibt kein Boot auf die andere
Seite.
Der Weg zur Uferstraße Malecon führt an der Brauerei vorbei, wir können
nicht widerstehen und genehmigen uns zwei Bier, jeder. AM Malecon badet die
Jugend an der Felsküste im kristallklaren Wasser, manche springen in den Klamotten
ins Wasser, sie trocknen ja schnell wieder am Körper in Wind und Sonne.
Außerhalb der Touristenpfade gehen wir durch das eigentliche Zentrum, hier
stehen weit mehr verfallene Häuser als in der Altstadt, aber hier greift kein
Weltkulturerbeprogramm der UNO, ob das jemals in Angriff genommen wird?
Die Reise beenden wir erst im Oriente und dann in der Brauerei, es ist
Samstag und die Straßen und Plätze sind voll Menschen, Musik und Lärm. Ruhig
wird die Nacht nicht werden.
19.05.2013
Ein Taxi bringt uns zum Flughafen, der Taxifahrer ist ein dunkelhäutiger,
negroider Riese, der ausgesprochen gut Englisch spricht. Über sie Zukunft Kubas
befragt sieht er die Dinge düster. Man habe in über 50 Jahre Sozialismus nicht
zustande gebracht, immer wieder jemanden gefunden, der das Land alimentiert
hat, nun ist der letzte, Chavez gestorben und es gibt keine Ideen, wie man das
Land nach vorne bringt. Es gäbe tiefe Armut und auch Hunger im Land und er
fürchtet, es wird schlimmer und fürchtet Zustände wie in Russland.
Wir hoffen, er hat nicht recht mit seiner Prognose. Aber natürlich sahen
wir den sozialistischen Schlendrian an allen Stellen und Menschen, die lieber
plaudern als ein Werkzeug in die Hand nehmen und anpacken. Im Hotel ist das
Bidet völlig unbefestigt, steht einfach nur da, nicht daran stoßen. Die Armatur
ist auch nur eingesteckt, nicht festgeschraubt. Beim Frühstück räumt man zwar meinen
gebrauchten Teller weg, bringt aber keinen neuen. Im Flughafen sind alle
Urinale am Überlaufen, um nur einige Beispiel zu nennen.
Wir zahlen noch die 25CUC Flughafengebühren, lassen die Ausreiseprozedur über
uns ergehen, wieder mit viel Tippen in den Computer, Bild machen und etlichen
Stempeln, dann sitzen wir in der heißen Wartehalle, die Klimaanlage senkt die Temperatur
nur geringfügig.
Das Resümee der Reise ist, wer nur Havanna sehen will, kommt mit den zwei
Tagen gut aus, maximal drei, wenn man noch an die Sandstrände will. Billig oder
preiswert ist Kuba nicht für den Individualreisenden, wenn man ein wenig Komfort
und Qualität haben möchte, aber wer neugierig ist, noch das alte Kuba zu sehen,
sollte schnell kommen!
Die Einreise nach Mexiko ist entspannt und von Martin samt Klein Martin
werden wir am Flughafen abgeholt zu einem ungemein entspannten und schönen
Nachmittag, Danke an Euch, Paula und Martin!
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