Samstag, 9. Juli 2011

Georgien Bay

05.07.2011

Schweren Herzens verlassen wir die Hope Bay, es ist einfach ein wunderschönes Fleckchen Erde. Es geht nach Tobermory, die Spitze von Bruce Peninsula.
Von dort nehmen wir die Fähre (1,5 Stunden) nach Manitoulin, der größten Insel in Süßwasser weltweit und Indianerland.  



Der Osten der Insel wurde von den Indianern (sie nennen sich selbst „First Nation“ nie abgetreten und ist offiziell kein Teil von Kanada. Bei einem Stopp an einem wunderschönen Ausblick trafen wir zwei Deutsch aussehende, ich sprach ihn an, tatsächlich Deutsche, aber seit 25 Jahren in CA. Der „pälzer“ Dialekt war noch perfekt.  Oft sieht man den Leuten ihre Herkunft an, auch, wenn man es oft an keinerlei Fakten fest machen kann. Wir fragen uns natürlich, ob man auch uns ansieht, dass wir aus D kommen….
AN dieser Stelle waren um 1650 dort Jesuiten missionarisch tätig und haben die Indianer zum katholischen Glauben bekehrt, den sie heute noch haben!

Wir fahren über die „swinging Bridge“, also Drehbrücke auf das Festland, leider swingt die Bridge gerade nicht, kein Schiffsverkehr, also kein Foto im swinging Zustand, leider. Unterwegs machen wir Halt, um einzukaufen. Irmi kümmert sich um das Essen und Trinken und ich gehe in den Baumarkt. Dort frage ich einen Mitarbeiter nach Kleber und entschuldige mich für mein schlechtes „Baumarktenglisch“ mit der Hinweis, ich sei deutscher Tourist. Es haut mich fast um, die Antwort kommt im perfekten Schwyzerdütsch, der Mann hat 15 Jahre in der Schweiz gelebt und kann perfekt Schwyzerdütsch, aber kein Hochdeutsch. Und er erzählt mir, dass er verschieden Dialekte beherrscht, am liebsten sei ihm der Berner, der sei so schön langsam. Zurück nach CA sei er schweren Herzens gegangen, aber das weite Land und das Jagen und Fischen „hen mir doch so gfült ind’r  Schwyz“.
Weiter nach Sudbury auf den Campingplatz, an dem das Ersatzteil ankommen soll.
Es ist ein Platz zum Abwinken (sehre enge Lots, direkt am lauten Highway), aber mit netter Chefin und hilfsbereiten Leuten, ich darf mich beim Nachbarn anstecken und die Batterien laden, die auf der Fahrt nicht ganz voll geworden sind. Und dann noch die Unterschiede des Reisens, links neben uns steht so ein „One Million Dollar Baby“, ein riesiger, dreiachsiger Bus und rechts von uns einer mit einer Goldwing und einem Zeltanhänger dahinter.


06.07.2011

In der Nacht regnet es und ich muss aus dem Bett, um die Dachluken zu schließen.  Beim Frühstück läuft um uns herum ein Kaninchen und kommt bis einen Meter an uns heran, ohne Scheu.
Das Internet sagt, das Teil sei in der Auslieferung.  Ich nutze die Wartezeit und kippe das Fahrerhaus, um mein Sorgenkind, den Deckel links am Motor zu begutachten. Dort  tritt immer noch tröpfchenweise Kühlwasser aus. Zwei Schrauben an der feuchten Stelle lassen sich tatsächlich ein wenig anziehen, mal sehen, ob es nun dicht ist. Dann gieße ich noch einen Liter Öl nach und Kühlerfrostschutz.  Mit Wasserschlauch und Bürste steige ich auf das Dach und schrubbe die beginnende Vermoosung ab und reinige die Solarzellen. Das mache man mal auf einem deutschen Campingplatz, Platzverweis lebenslänglich! Hier werden Autos und Trailer gewaschen, kein Problem. Gegen 13.00 bringt Carol, die Chefin, uns das Teil und weg sind wir!
Unser Ziel ist der Provinzialpark Killbear auf der Ostseite der Georgienbay, also vis-a-vis von Hope Bay. Der Versuch, den Geldautomaten Bargeld zu entlocken, scheiterte zweimal. Egal, die Kreditkarte funktioniert am Parkeingang problemlos. Am Parkeingang weist ein Schild darauf hin, dass hier Bärenland ist und man sich entsprechend zu verhalten hat. Der Platz ist super, groß, ruhig und nahe am Wasser, aber ohne Internet. Wir baden und jetzt wird der Blog geschrieben. Streifenhörnchen laufen um uns herum und vom Nachbarlot kommt leise Gitarrenmusik. Erholung und Romantik pur.
Zum Sonnenuntergang gehen wir an den Strand auf die glattgeschliffenen Felsen, um den „one milllion Dollar sunset“ zu genießen, wie es ein Kanadier nennt, dessen Schnauzer „Jägermeister“ heißt. Er erklärt uns, was Jägermeister ist. Wir geben uns als Deutsche zu erkennen und lachen herzlich über die Situation, auch er war schon in Deutschland und  Europa, hat sich sehr wohlgefühlt bei uns und möchte gerne wiederkommen, zu Motorradfahren, endlich Kurven. Auf dem Weg nach Westkanada empfiehlt er mir, den Tempomaten einzuschalten und das Lenkrad fest zubinden und schlafen zu gehen, es passiert eh nichts und ändern an der Landschaft tut sich auch nichts.

Was uns erstaunt ist, dass hier viele Jugendliche sind mit ihren Eltern. Es gibt hier nichts außer Natur und zwei Volleyballfelder. Wenn ich mir die Mädels und Jungs so anschaue, sie sehen alle sehr zufrieden aus. Wir sind der Ansicht, die kanadischen Jugendlichen sind anders als unsere, weniger „Nullbock“.

Nach dem Sonnenuntergang sitzen wir am Feuer wie fast alle hier bis dieses verglimmt, und keine Mücken ärgern uns.

07.07.11
Wir bleiben noch einen Tag, auch wenn wir das Auto auf einen anderen Platz fahren müssen. Wir packen den Aerius aus und paddeln die Küste entlang, bewundern ein geparktes Wasserflugzeug und machen Rast auf zwei Inseln, wo wir auch im glasklaren Wasser baden. Es ist wirklich ein Paradies hier, wenn auch manchmal ein lautes, wenn Motorboote vorbeiziehen. Wir beobachten, wie das Wasserflugzeug startet: Es fährt auf die Startposition, dreht sich einmal im Kreis, wahrscheinlich um eine Überblick über die Lage zu bekommen. In der Zwischenzeit haben sich alle Boote aus der „Startbahn“ verzogen und los geht es. Kein Tower, kein Lotse, nichts. Beim Anlanden bekommt der Aerius einen Bewunderer, ein Kanadier portugiesischen Ursprungs von den Azoren. Er bewundert die handwerkliche Qualität des Bootes, er scheint einiges davon zu verstehen, denn einige Besonderheiten und auch die Holzsorte erkennt er sofort. Wir schimpfen gemeinsam auf die Art, wie hier mit Energie umgegangen wird und auf amerikanische Waschmaschinen, er hat eine Bosch. Er kommt mit seiner Frau, um den Abbau des Bootes zu bewundern. Vielleicht kaufen sie sich einen, auch seine Frau ist hin und weg. Wieder am Strand sehen wir nach dem Schwimmen den Kindern zu, wie sie Krebse fangen und versuchen, sie sich gegenseitig in die Badehosen zu stecken. Der Sonnenuntergang war heute nicht so toll und dann Campfire, was sonst?  Rotwein natürlich!
8.7.2011


Das nicht so gute Wetter macht uns den Abschied leichter von dieser schönen Ecke Kanadas. Auf dem Wege nach Toronto finden wir einen RBC-Geldautomaten, der uns anstandslos mit Bargeld versorgt. Weiter in Richtung Niagara on the Lake, wo wir Wein probieren wollen. Der geplante Ausflug in das größte Outletcenters Kanadas muss entfallen, wir haben es einfach übersehen. Umdrehen, nein danke, auf der Gegenfahrbahn sind viele Kilometer stehender Verkehr, es ist Freitag und halb Toronto und Umgebung fahren ins Wochenende oder in die Ferien.  Der Verkehr ist vergleichbar mit Paris oder dem Ruhrgebiet und es kracht auch immer wieder auf der Gegenfahrbahn.
 Wir fahren in das kanadische Weingebiet zwischen Erie- und Ontariosee, wo seit über 30 Jahren Wein angebaut wird und wo inzwischen wirklich respektable Weine produziert werden. Dies gilt insbesondere für die Weißweine Riesling und Sauvignon Blanc. Wir erreichen kurz nach 18:00 „Thirty Bench Wine Makers“ und probieren dort Riesling (gut) sowie Rosé und Rotwein, die nicht so unser Geschmack sind. Wir dürfen auf dem Parkplatz übernachten, also nehmen wir eine Flasche Riesling mit.
Wir sitzen mitten in einem Weingut oberhalb des Ontariosees in der Sonne mit bestem Riesling; es hätte einer der schönsten Abend seit langem werden können, aber uns kam die Idee,  die Kühltruhe abzutauen. Da Frieder bei dieser Gelegenheit den Lüfter neu einstellen will, baut er die Kühltruhe aus und stellt sie nach draußen. Sie ist im Nu abgetaut und als wir sie wieder einbauen wollen, passt sie nicht mehr in das Schienensystem. Wir verbringen die nächsten eineinhalb Stunden statt in der schönen Abendsonne bei kaltem Wein im heißen Auto und hieven die Kühltruhe ein ums andere Mal unter die Küchenzeile, ohne Erfolg. Eine Schiene ist offenbar verzogen; schließlich wird einige Gewalt angewendet und die Kühltruhe wieder angeschlossen; denn die Vorräte (Steaks, Lachs) sollen nicht verderben.    
Danach ist Duschen angesagt und dann sitzen wir doch noch draußen und schauen auf die beleuchtete Uferseite des Ontariosees, ahnen sogar die gegenüberliegende Seite mit Toronto. Morgen werden wir drei weitere Weingüter in  Niagara-on-the-lake besuchen und dann auf den Ontariosee auf der Südseite (USA) weiter umrunden.



Und das war unsere Route seit der Hope Bay 

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