Montag, 16. Juli 2012

Nach Westen, Portland entgegen und dann zum Mount St. Helens



15.07.12

In der Nacht hat es noch gewittert, doch am Morgen scheint wieder die Sonne und wir frühstücken in dieser. Danach ziehe ich den Blaumann an, um die Kardanwelle zu schmieren und nach den Bremsen zu schauen. Unser Standplatz ist geteert, so muss ich nicht in Sand oder Kies liegen, ein richtiger Komfort also. Während ich unter dem Auto liege, ziehen viele Männer mit Büchern in der Hand vorbei, im hinteren Teil des Platzes hat irgend eine Kirche ein Bibelcamp eingerichtet, man kommt von der Bibelarbeit, wie gesagt, nur Männer. Obwohl ich unter dem Auto liege, versuchen einige ein Gespräch mit mir über das Auto anzufangen, unglaublich. Ich knurre was von Problems und Stress und sie ziehen weiter. Nachdem die Welle geschmiert ist und die vorderen Bremsen nachgestellt sind, starten wir gegen Mittag, davor lasse ich noch das Schmutzwasser ab. Irmi entdeckt derweil, dass im Snake eine Erwachsenentaufe stattfindet und schaut sie sich an.
Die Fahrt führt uns wieder über 1000m hoch und wir überqueren mehrere kleine Pässe. Das Land wird immer grüner. Die Wälder sind licht, zwischen den Bäumen grasen Kühe und Kälber, ein idyllischer Anblick.   Am Dixiepass weist ein Schild auf einen Aussichtspunkt hin, wir folgen einem Waldweg ca. 6km, kein Aussichtspunkt zu sehen. Ich drehe auf einer Waldlichtung das Auto und wir fahren zurück zur Straße, weiter nach Canyon City, wo wir m Clyde Park übernachten. Es gibt riesige Steaks vom Grill und danach Campfire. Wegen des ständig wechselnden Windes eine sportliche Angelegenheit, weil wir ständig die Stühle umstellen müssen, wir wandern sozusagen um das Feuer herum.

16.07.12

Unser heutiges Touristisches Ziel ist das John Day Fossil Bed National Monument. Dort sind vulkanisch entstandene Formationen zu sehen in Farben, wie sonst nirgends auf der Welt. Das Blue Valley sollte eigentlich Green Valley heißen, da es uns Grün erschien, wohl eine Frage des Lichtes. Der Cathedral Rock hat fast Regenbogenfarben. Insbesondere die „Painted Mountains“ faszinieren uns. Sie sehen aus, als hätte eine riesige Künstlerhand mit bunten Sand die Landschaft gestaltet, mal schichtweise in rot und gelb, dann eine roten Hügel neben einen gelben aufgehäuft, einmalig schön. Und am Himmel zieht ein Gewitter auf und erzeugt zudätzlich noch eine besondere Stimmung. Auf  der Weiterfahrt erwischt uns dann das Gewitter, ich bin ganz zufrieden damit, das Auto kann eine Unterbodenwäsche gut gebrauchen. Unterwegs brennt es, ob Grasland oder Wald können wir nicht ausmachen, wir sehen nur hohe Rauchwolken. Hinter Madras übernachten wir an einem Stausee auf dem Campingplatz von Portland Power. Das Wasser ist erfrischend kalt. Wir bummeln über den Platz und bestaunen in der Marina die Vielzahl der Motorboote. Auch der örtliche Scheriff hat sein offizielles Motorboot hier liegen mit Blaulicht und Sirene. Ob er das wohl schon einmal wirklich gebraucht hat? Streifenfahrten auf dem See sind sicher Chefsache!

17.07.12

Irmi verweigert mal wieder das morgendliche Bad im See, Warmduscherin! Weiter geht es zum Mt. Hood, dem Sommerskigebiet von Oregon. Der Mt. Hood ist ein Vulkan in einer ganzen Kette, die sich entlang der Küste zieht. Der 198o ausgebrochene Mt. St. Helens ist ein weiterer. Wir fahren hinauf zur Timberline Lodge auf 1700m und bestaunen die Lodge, die komplett aus Holz erbaut ist, die Lobby aus riesigen Balken. Alles ist riesig und manche Details sind im nachgemachten Alpenlook, ein wenig befremdlich für uns. Der Blick hinaus ins Land ist leider getrübt, der Rauch der Brände verschleiert die Sicht. Viele Schifahrer und Snowborder tummeln sich auf dem Gletscher und das bei einem Tageskartenpreis von $58 und nur zwei Liften.
So langsam wie wir hochgefahren sind, geht es auch wieder hinunter in Richtung Columbia River, innerhalb einer Stunde von 1700m auf 200m mit dem entsprechendem Temperaturanstieg. Das Tal des Columbia wird auch oft als das Rheintal der USA bezeichnet, Übereinstimmung gibt es insofern, dass auf beiden Seiten des Flusses Straßen und Eisenbahn verlaufen. Obwohl es Obstanbau und Weingüter gibt, zum Rheintal fehlt es doch weit. Die Gorche bei Hood River jedoch ist ein Eldorado für Segler, Surfer und Kiter. Ähnlich dem Gardasee weht hier immer ein gleichmäßiger, starker Wind aus Westen. Und der breite Fluss ist voll von Ihnen.
Wir übernachten in der Nähe des Bonnevilledammes. Der Fluss hat Hochwasser, wir gehen trotzdem an einer der Strömung abgewandten Seite hinein, ganz schön kalt. Eine Gruppe Jungendlicher springt an einem Bootssteg ins Wasser und lässt sich zum nächsten treiben, das geht verdammt schnell. Dann schauen wir zwei Anglern zu, alles was sie fangen, ist nicht zum Verzehr geeignet und fliegt wieder ins Wasser, es stört sie aber nicht. Als dann die Angler weg sind, sind wir allein auf weiter Flur mit unserem Feuer.

18.07.12

Der Morgen ist bedeckt und kühl, Nebelschwaden hängen hoch über dem Fluss an den Bergen fest, was für ein Genuss!
Wir besichtigen die Fischtreppe des Bonnevilledammes. Deren Besonderheit ist, dass man durch Glasscheiben die aufsteigenden Fische beobachten kann. Und es sind auch etliche  zu sehen, aalartige Dinger, die sich mit einem Art Sauger an den Scheiben festsaugen, riesige Forellen, die ebenfalls bergauf streben, aber keine Lachse, obwohl Lachszeit ist. Eine Dame sitzt vor einer besonderen Glasscheibe und zählt und vermisst jeden vorbeiziehenden Fisch. Sie liebt ihren Job, muss sie auch, wir möchte ihn nicht geschenkt haben! Wir wollen in dem halbdunklen Raum nicht auf Lachse warten und fahren weiter.
In Portland fahre ich die hiesige Mercedes-Werkstatt an in der Hoffnung, man könne mir die Fehlercodes der Standheizung auslesen. Kann man nicht, man schickt mich weiter zu einer anderen Werkstatt, 25km südlich. Der Service Manager, Michael Rossi kann mir leider auch nicht weiter helfen (die Lesegeräte von Mercedes haben keinen entsprechenden Adapter), telefoniert aber mit Freightliner und meint, die könnten mir evtl. helfen. Ich bin skeptisch und erzähle von meinen Erfahrungen mit Freightliner in Montreal. Wir fahren nach Oregon City, ehemals Hauptstadt von Oregon wo wir das „Oregon Trail Info Center“ besichtigen wollen, laut Führer ein Muss. Es ist jedoch geschlossen und in einem verwahrlosten Zustand. Ein wenig motivierter und wenig geschickter junger Mann versucht, mit einem Hochdruckreiniger den Zahn der Zeit zu beseitigen, macht dabei jedoch noch mehr kaputt.
Eine weitere Firma, Thermoking, die Eberspächer vertritt, existiert nicht an der Stelle, an die uns das Navi führt, ich habe da wohl einen Eingabefehler gemacht. Dann besuchen wir Wacker Siltronic, an dem Aufbau des Werkes war ich beteiligt, es nahm 1983 die Produktion von Halbleitern auf. Das alte Verwaltungs-und Fertigungsgebäude steht immer noch, dahinter jedoch viele neue Gebäude und ein riesiger Parkplatz, das war damals nicht notwendig für die paar Leute, die angefangen haben.
Es ist mittlerweile drei Uhr, der Tag war bisher wenig erfreulich, die Stimmung ist gereizt. Wir gehen Essen und fahren dann aus der Stadt heraus, 15 Meilen im Westen soll es einen schönen State Park geben. Auf den Straßen ein unglaublicher Verkehr, Stop and Go, so dauert die Fahrt und anstatt der 15 sind es 30 Meilen! Aber der  State Park ist wirklich schön, wenn auch mit $25 alles andere als billig, denn der einzige Service sind Dixiklos, die richtigen hat der Oxbow River mitgenommen. Aber wir haben ja unser eigenes immer dabei.

19.07.12

Wir fahren die 50km zurück nach Portland, um dann in Richtung Norden an dem Mt. St, Helens zu fahren. Auf dem Wege dahin liegt Thermoking, ich will da noch einmal hin. Aber ich finde die Firma wieder nicht, ich verzweifle an meinem Navi. An einer Autowerkstatt frage ich, ob sie wissen, wo Thermoking ist. Sie kennen die Firma nicht. Es ist ein Familienbetrieb, alles Rumänen, die vor 30 Jahren ausgewandert sind. Wir kommen ins Gespräch über mein Problem und man gibt mir eine Telefonnummer und empfiehlt mir dringend, mich an diese Firma zu wenden. Gesagt getan, Jim Rixen, der Besitzer erklärt mir, er habe einen Codereader, ich solle vorbei kommen, kein Problem. Seine Werkstatt liegt nahe  dem Campingplatz der letzten Nacht, hätte ich das früher gewusst, wir hätten uns viele Kilometer und Stunden erspart. Wir treffen auf Jim und Rüdiger, einen Deutschen, der seit ein paar Monaten sein Wohnmobil bei Jim stehen hat, warum, ist nicht so ganz klar. Egal, der Fehlercode sagt „Abgas- und Verbrennungsluftführung prüfen“, genau das habe ich ja schon getan und seit dem läuft sie ja auch wieder. Jim empfiehlt mir, ein Anzeigegerät für die Fehlercodes einzubauen, was ich auch tue, Rüdiger hilft mir dabei.
In der Zwischenzeit ist es drei Uhr Nachmittag und wir haben seit dem Frühstück nicht mehr gegessen. Die warme Theke von Safeway, einer Supermarktkette, bei der wir gerne Einkaufen des Brotes wegen löst das Problem. Dann quälen wir uns durch das wie immer verstopfte Portland in Richtung Norden, zum Mt. St. Helens. In Cougar machen wir Schluss. Als wir am Lagerfeuer sitzen, leuchten Blitze in der Ferne, Donner ist noch nicht zu hören.


Nach Westen, Portland entgegen und dann an den Mount St. Helens 

Samstag, 14. Juli 2012

Wieder an den Snake River


13.07.12

Der Morgen ist kühl und bedeckt, es sind gerade mal 14 Grad, da verzichten wir auf das Schwimmen im See. Wir fahren los in Richtung Boise, die Amerikaner sprechen es mit langem I am Ende aus, also Boisie, in unserem Kopf ist die französische Sprechweise. Die Mehr als 200 km bis dahin gehen fast ausschließlich durch National Forrest Gebiet, d.h. bis auf eine Siedlung und wenigen Lodges keine Häuser, dafür unendliche viele Campgrounds, einer schöner als der andere, die meisten leer. Ein traumhaftes Gebiet, die Sawtooth Mountains und der dazugehörige National Forrest. In Boise dann McDoof wegen Internet. Die Steckdosen dürfen wir nicht verwenden aus Sicherheitsgründen! Der Kaffeeautomat ist defekt, also kein Eiskaffee, wir lassen es und suchen uns einen anderen an der Strecke. Auf eine Besichtigung von Boise verzichten wir. Wir fahren bis Weise und übernachten auf einem gesichtslosen, privaten Platz am Highway. Wir sind in der Zwischenzeit auf nur noch 800m Höhe angekommen, es sind 35 Grad und die Luft ist feucht.


14.07.12

Wir erreichen den gestauten Snake River im Hells Canyon. Trotz des schönen Wetters sind nur wenige Leute an den Badeplätzen und auch die Anzahl der Boote und Jetskis halten sich in Grenzen.  Wir fahren die Stichstraße bis zum Hells Dam, ab dort ist der Snake wieder befreit. Die Dämme dienen nur der Stromerzeugung, es wird kein Wasser entnommen, insofern ist der Wasserfluss des Snake „normal“, nur die zu erzeugende Strommenge lässt den Fluss ein wenig schwanken. Wir warten auf einen Höhepunkt der Reise, die Fahrt mit dem Jetboat auf dem wilden Snake, die um 14:00 startet.
Zuvor aber muss jeder ein Informationsblatt durchlesen und unterschreiben. Während der Prozedur kommen drei private Jetboats den Fluss hoch, ein sehr exklusives und teures Vergnügen.
 Auf dem Boot dann wird noch einmal mündlich alles erläutert, eine Freiwillige protokolliert das Ganze samt Unterschrift und es geht zu den Akten. Und sage noch einer, wir Deutschen seinen bürokratisch!
Erst geht es ein wenig stromaufwärts zum Damm, aber da ist schon eine Rapid (Stromschnelle) der zweiten von sechs Kategorien zu durchfahren, Kategorie 6 ist unfahrbar. Es ist unglaublich, wie das Boot den Berg, jawohl den Wasserberg, hinauf schießt. Mehr als tausend PS aus drei Motoren und ein Jetantrieb machen es möglich. Ich kann es technisch nachvollziehen, aber es ist trotzdem so beeindruckend wie eine startende A380; man weiß, dass es physiklisch funktioniert, aber es fasziniert trotzdem.  Dann geht es den Fluss hinunter. An einer alten Ranch machen wir Halt, dort hat in einer winzigen Hütte (3x4 Meter), 1928 erbaut bis 1954 eine Familie mit drei Kindern im Winter gehaust, gewohnt kann man nicht sagen. Im Sommer sind sie mit Ihren Kühen auf höher gelegene Weiden gezogen. Der Bootsführer erzählt, vor wenigen Jahren war eines der Kinder im hohen Alter mit auf der Bootstour und konnte ganz genau erzählen, wie hart das Leben damals war und welche Anekdoten es trotzdem gab. Gold haben sie auch gefunden im dem kleinen Creek, der neben dem Haus in den Snake fließt, aber zum Abbau waren sie nicht in der Lage, sie waren halt Rancher, keine Digger. Ein Deutscher namens Kleinschmidt hat Ihnen dann die Ranch abgekauft, um das Gold abzubauen. Alles scheiterte an der Unzugänglichkeit der Gegend, weder mit Boot noch mit Wagen war das notwendige Equipment dorthin zu schaffen. Da in der Zwischenzeit der Snake geschütztes Gebiet ist, liegt das Gold immer noch da.
Dann geht es durch die Stromschnelle „Wild Sheep“ der Kategorie 4, geschätzte Fallhöhe des Wassers 3m auf nur wenigen Metern Länge. Es kommt uns ein Jetboat entgegen und wir staunen, mit welchem Dampf es durch die Schnellen hindurch kurvt um die riesigen Steine herum. Es dreht bei, damit die Leute zuschauen können, wie wir die Talfahrt meistern. Der Bootsführer gibt Vollgas, Fahrt ist das halbe Leben. Es kracht, als schlügen wir auf Steine auf, es ist aber nur das harte Aufschlagen auf das Wasser. Wasser überall, wären die vorderen Türen offen, das Boot würde voll laufen. Zur Seite heraus schauen, unmöglich. Und dann ist alles vorbei, das Boot dreht fast auf der Stelle, damit wir die Sache von unten in Ruhe betrachten und Fotografieren können. Dann geht es wieder hinauf, was wesentlich weniger spektakulär, weil langsamer ist als der Abstieg. Trotzdem ist die Kraft des Bootes und das Können des Bootsführers beeindruckend, er schlängelt das Boot regelrecht die Schnellen hoch, immer das tiefste Wasser suchend, nicht das ruhigste. Ich schaue ihm mehrfach zu, er wirkt sehr konzentriert, souverän und glücklich!
Nach gut zwei Stunden sind wir wieder an der Anlegestelle, auf ca. 6km haben wir 50m Höhenmeter überwunden und das auf dem Wasser!
Es ist unerträglich schwül, 35 Grad und am Himmel hängen Gewitterwolken, als wir die 30km zurück fahren auf der Straße entlang des gestauten Snake, die keine 100m geradeaus geht und dabei auch noch ständig hinauf und hinunter. Wir bleiben am Oxbow-Damm stehen auf dem Campground der Elektrizitätsgesellschaft. Es grummelt am Himmel, ich schaffe es gerade noch aus dem leider recht warmen Wasser des Snake, als ein schweres Gewitter losbricht. Es bringt die erhoffte Abkühlung.



Der Weg zum Snake River 

Freitag, 13. Juli 2012

Ernest Hemingway und der Redfish Lake


12.07.12

Wir fahren wieder in die Rocky Mountains, nach Ketchum. Dort hat Ernest Hemingway sein berühmtestes Buch „Whom the Bell tolls, wem die Stunde schlägt“ geschrieben. Nach seinem Selbstmord 1961 liegt er dort begraben, neben ihm seine Frau. Wir finden das Grab nicht sofort und fragen Einheimische, die mit dem Auto über den Friedhof fahren. Sie wissen auch nicht, wo das Grab ist.  Mir kommt ein Verdacht und ich frage, ob sie wissen, wer Hemingway war. Nein, das wissen sie nicht, ist die Antwort. Was soll man dazu sagen! Das Grab liegt im Schatten zweier Bäume und ist bedeckt mit Centmünzen (warum, wissen wir nicht) und mit Liebesgaben und Botschaften seiner Fans, Rotwein, Bier, Rum, Cocktails. Damit der alte Knabe, wo er auch immer sein möge, immer etwas zu trinken hat, wie zu Lebzeiten halt auch.
Von seinem Memorial aus, es liegt an einem Bach an der Straße nach Sun valley, hat man einen wunderschönen Rundblick, unten liegt ein Golfplatz und gegenüber stehen Häuser, wie wir sie in den USA bisher nur selten gesehen haben.
Wir verstehen, warum Hemingway sich für Ketchum für entschieden hat, ein auch für unsere Maßstäbe schöner Ort in noch schönerer Umgebung. Es ist ein Wintersportort, aber auch die andern Jahreszeiten sind hier schön. Es scheint das St. Moritz der USA zu sein. Die Kleidung der Menschen, die Geschäfte, die Autos, die Häuser, die vielen Golfplätze und die Immobilienpreise deuten darauf hin. Und der nahe Flughafen mit den vielen kleinen Jets.
Weiter geht es über den Galenapass nach Norden in das Tal des Salmon Rivers. Auf der Passhöhe genießen wir den leider etwas trüben Blick in das Tal, ein Ranger erklärt, der Dunst käme von den Präriebränden. Er empfiehlt uns dringend, am Redfish Lake zu übernachten, was wir auch tun. Wir ergattern am Little Redfish Lake einen der knappen Plätze. Der Lake ist nicht sehr tief, deswegen ist das Wasser relativ warm, obwohl der See auf 2000m liegt. Und er ist glasklar und ohne irgendwelche motorisierten Gefährte. Wir gehen als erstes Schwimmen.

Der Tempomat

Seit Tagen geht mein geliebter Tempomat nicht mehr, der Bowdenzug, der anstatt meines Fußes  das Gaspedal bedient, ist gerissen, eine Katastrophe! Ständig mit dem rechten Fuß Gas geben zu müssen, ständig auf den Tacho schauen zu müssen, sich im Sitz nur eingeschränkt bewegen können, das strengt richtig an.  Ich habe mich schon damit abgefunden, erst aus Deutschland das Ersatzteil mitbringen zu können, als mein Freund Michael per Mail die Idee äußert: „Kauf Dir doch einen Zug in einem Fahrradgeschäft und schaue, ob er passt.“ In Ketchum habe ich das getan. Nach dem Schwimmen kippe ich das Fahrerhaus, baue den Servomotor samt Zug aus und siehe da, es passt. Fast! Der Nippel lässt sich nicht durch die Lasche ziehen, er ist ein wenig zu groß. Mit Feile und Wasserpumpenzange als Schraubstockersatz feile ich in mühsamer Fummelei den  Nippel passend. Das erfordert Geduld, nicht meine ganz große Stärke.
Einbauen das Ganze, die Hütte zurück gekippt, den Test laufen lassen, es geht! Ich habe wieder einen Tempomaten. Danke, Michael, Du bist halt ein super Tüftler. Die gekippte Hütte erregt natürlich Aufsehen, die Leute bleiben stehen und schauen, so etwas kennen sie von den US-LKW nicht. Und unser Campground Host fragt, ob wir ein ernstes Problem haben.
Nach der Bauaktion gehen wir noch einmal schwimmen, ein Euramobil Camper hält neben uns, das können nur Deutsche sein. Zwei deutsche Damen in unserem Alter sind ebenso unterwegs wie wir.
Der Abend endet am Campfire, es ist dringend notwendig der Mücken wegen.

Der Weg zu Hemingway und zum Redfish Lake
   

Donnerstag, 12. Juli 2012

Zu den Craters of the Moon


11.07.12

Die Fahrt nach Idaho Falls geht wieder durch das Tal des Snake und wir sind sehr angetan von der Landschaft, den gepflegten Farmen, Ranches und Lodges mit schönen Häusern, meist als Blockhäuser gebaut. Und natürlich vom Fluss, der durch das Tal meandert. Wieder sind viele Driftboote unterwegs, wir wiederstehen jedoch und lassen unser Boot im Auto.
In Idaho Falls angekommen sind wir enttäuscht von Ort und Falls, eine typische, gesichtslose Stadt und die Falls, na ja. Die Suche nach einer Laundry endet bei McDoof, wo wir das Internet befragen. Die Laundry ist 400m weit weg von uns! Beim Einparken reiße ich eine halben Baum um, keinen kümmert es.
Neben der Laundry ist ein Friseur und ich wage es. Die Chefin (ca. 70 Jahre alt) persönlich nimmt sich meiner an, stülpt mir ein Cape über (ohne Papierband am Hals) und fängt an zu schneiden und reden. Anscheinend sind Friseusen auf der ganzen Welt gleich, zu stark geschminkt und reden zu viel. Das meiste habe ich eh nicht verstanden, der hiesige Dialekt ist schwierig, so verzichtet man auf das lästige th, das wir so lange in der Schule üben mussten. Dann bekomme ich noch die Haare gewaschen, Augenbrauen und Bart geschnitten und gut war es, kein Spiegel, keine Frage „Ist es recht so?“ Beim Blick in den großen Spiegel kommen mir spontan zwei Gedanken; „es wächst ja wieder nach“ und „das kriegt mein Türke wieder hin“. Irmi meint, so schlimm sei es nicht. Wir nutzen die Zeit des Wartens, um mit Deutschland zu telefonieren.  
Dann geht es weiter in Richtung Westen zu den Lavafeldern Craters of the Moon.  Vor uns ziehen Gewitter, die Blitze entfachen zwei Präriebrände.
Im Park belegen wir auf dem Campground einen Stellplatz, dann geht es zur Besichtigung. Hier sind vor 2000 Jahren Vulkane mit einer solchen Heftigkeit ausgebrochen, dass sie sich selbst weggesprengt haben, es gibt also keine Vulkankegel mehr, sondern nur Lavafelder über Lavafelder. Und auf denen ist es heiß! Nein, glühen tun sie nach 2000 Jahren nicht mehr, aber die Sonne bringt das dunkle Gestein  sozusagen zum Glühen. Dazwischen laufen wir bei 33 Grad Lufttemperatur auf schwarz geteerten Wegen herum. Abkühlung bringt der Abstieg in eine Lavahöhle, Indian Tunnel, dort ist es schattig und kühl. Der Weg zurück zum Auto ist dann umso heißer.
Am Abend kühlt es relativ schnell ab, wir sind ja  auf 1700m Höhe. Neben uns ist eine Schweitzer Familie angekommen, man interessiert sich ausgiebig für unser Auto und wir verbringen einen angenehmen Abend, tauschen Reiseerlebnisse aus.

Zu den Mondkratern

Mittwoch, 11. Juli 2012

Am und auf dem Snake River


09.07.12

Wir fahren durch das durch den wunderschönen Canyon des Snake River flussaufwärts und bewundern die Rafter, die durch das Wildwasser schießen. Nichts für den Aerius, er würde zerbrechen. Unbenommen davon: uns fehlen auch Können und Erfahrung. In Jackson dann, einem sehr schönen Ort, erkundigen wir uns nach den Konditionen, es geht bei $75 los. Wir beschließen, das fahren wir selbst, wenn auch nicht die besichtigten Schlüsselstellen. Zur Übernachtung fahren wir wieder flussabwärts in den National Forest und finden einen Platz direkt am Snake, in dessen starke, kalte Strömung wir uns zur Abkühlung legen. Neben uns steht eine mormonische Familie aus Utah, sieben Kinder, fünf Mädchen, zwei jungen und die Mama sah aus, als wäre das nächste unterwegs. Hübsche Anekdote am Rande, die junge Amerikanerin, die ich befragte, sprach Schwyzerdütsch. Sie war zum Deutschlernen in der Schweiz und hat besser Schwyzerdütsch gelernt als Hochdeutsch, wenn sie auf Deutsch angeredet wird, verfällt sie erst einmal ins Schwyzerdütsch.

10.07.12

Das Moped lassen wir an der festgelegten Ausstiegstelle, Astoria Boat Ramp, stehen und fahren zum South Park, kurz vor Jackson. Der Aerius ist schnell aufgebaut, obwohl es doch schon eine Weile her ist, dass wir ihn das letzte Mal benutzt haben, ich glaube, es war in der wunderschönen Georgian Bay. Und dann geht es los, der Fluss ist schneller als erwartet und wir haben  unsere liebe Mühe, den Aerius gerade, Bug voraus in die Strömung zu bringen. Dann die ersten weißen Wellen, das Wasser schwappt über das Boot und, trotz Spritzdecke, auch in das Boot. Dann wechseln sich ruhige Stellen mit kräftigem „White Water“ ab, zum Teil mit starkem Kehrwasser, d.h., die Strömung kommt einem plötzlich entgegen und das Paddeln geht ins Leere. Oder quer zum Boot, das bedeutet Kentergefahr! Ein blödes Gefühl. Die aufkommenden Diskussionen zwischen Schlagfrau (Irmi, verantwortlich für Paddelfrequenz und Durchzugsdauer) und Steuermann (ich, verantwortlich für den Kurs, dazu brauche ich aber Fahrt, sonst kann ich nicht steuern) über die jeweiligen Aufgaben und Zuarbeiten trüben vorübergehend den aufkommenden Genuss. Doch dann stellt sich Routine ein, die gestern ausgemachten Schlüsselstellen südlich Hoback Junction werden gemeistert und als Astoria erreicht ist sind wir uns einig, wir hätten noch ein Stück weiter fahren sollen. Aber es war auf jeden Fall ein intensiveres Erlebnis als mit einem kommerziellen Rafter, und billiger. Bilder gibt es nur wenige, paddeln und knipsen ist schwierig.
Ich steige auf das Moped und hole den LKW, Irmi fängt an, den Aerius abzubauen. Auf der Fahrt nach Idaho Falls laden wir dann das Moped in South Park auf. Dort geht es in der Zwischenzeit zu wie am Stachus, kommerzielle Rafter laden ihre Kunden in die Busse, die Einheimischen starten mit allen möglichen Gefährten und Kind und Kegel und Hund zur Flussfahrt, meist auf sogenannte Driftboats, breiten, extrem kentersicheren Ruderbooten mir langen Rudern, die überwiegend treiben (drift) und mit den Rudern gesteuert werden, eine Drehung um 180 Grad sind zwei Ruderschläge, da brauche ich mit dem Aerius mehr als einen Kilometer. Eine tolle Erfindung, man rudert/steuert mit dem Gesicht voraus. Oft ist einer an den Rudern und zwei bis drei angeln.
Wir überqueren einen für hiesige Verhältnisse steilen (10%) Pass auf 2400m und hinter Victor (Grenze zu Idaho) lacht uns ein National Forrest Campground an, wir bleiben stehen. Auf unserem Stellplatz liegt ein großer Stapel Holz, wir bedienen uns, es ist erlaubt.

Am Snake River  

Und entlang der Straße sind wir gepaddelt