Unsere große Reise, beginnend in Halifax und endend in Montevideo, Uruguay
Montag, 16. Juli 2012
Nach Westen, Portland entgegen und dann zum Mount St. Helens
15.07.12
In der Nacht hat es noch gewittert, doch am Morgen scheint wieder die Sonne und wir frühstücken in dieser. Danach ziehe ich den Blaumann an, um die Kardanwelle zu schmieren und nach den Bremsen zu schauen. Unser Standplatz ist geteert, so muss ich nicht in Sand oder Kies liegen, ein richtiger Komfort also. Während ich unter dem Auto liege, ziehen viele Männer mit Büchern in der Hand vorbei, im hinteren Teil des Platzes hat irgend eine Kirche ein Bibelcamp eingerichtet, man kommt von der Bibelarbeit, wie gesagt, nur Männer. Obwohl ich unter dem Auto liege, versuchen einige ein Gespräch mit mir über das Auto anzufangen, unglaublich. Ich knurre was von Problems und Stress und sie ziehen weiter. Nachdem die Welle geschmiert ist und die vorderen Bremsen nachgestellt sind, starten wir gegen Mittag, davor lasse ich noch das Schmutzwasser ab. Irmi entdeckt derweil, dass im Snake eine Erwachsenentaufe stattfindet und schaut sie sich an.
Die Fahrt führt uns wieder über 1000m hoch und wir überqueren mehrere kleine Pässe. Das Land wird immer grüner. Die Wälder sind licht, zwischen den Bäumen grasen Kühe und Kälber, ein idyllischer Anblick. Am Dixiepass weist ein Schild auf einen Aussichtspunkt hin, wir folgen einem Waldweg ca. 6km, kein Aussichtspunkt zu sehen. Ich drehe auf einer Waldlichtung das Auto und wir fahren zurück zur Straße, weiter nach Canyon City, wo wir m Clyde Park übernachten. Es gibt riesige Steaks vom Grill und danach Campfire. Wegen des ständig wechselnden Windes eine sportliche Angelegenheit, weil wir ständig die Stühle umstellen müssen, wir wandern sozusagen um das Feuer herum.
16.07.12
Unser heutiges Touristisches Ziel ist das John Day Fossil Bed National Monument. Dort sind vulkanisch entstandene Formationen zu sehen in Farben, wie sonst nirgends auf der Welt. Das Blue Valley sollte eigentlich Green Valley heißen, da es uns Grün erschien, wohl eine Frage des Lichtes. Der Cathedral Rock hat fast Regenbogenfarben. Insbesondere die „Painted Mountains“ faszinieren uns. Sie sehen aus, als hätte eine riesige Künstlerhand mit bunten Sand die Landschaft gestaltet, mal schichtweise in rot und gelb, dann eine roten Hügel neben einen gelben aufgehäuft, einmalig schön. Und am Himmel zieht ein Gewitter auf und erzeugt zudätzlich noch eine besondere Stimmung. Auf der Weiterfahrt erwischt uns dann das Gewitter, ich bin ganz zufrieden damit, das Auto kann eine Unterbodenwäsche gut gebrauchen. Unterwegs brennt es, ob Grasland oder Wald können wir nicht ausmachen, wir sehen nur hohe Rauchwolken. Hinter Madras übernachten wir an einem Stausee auf dem Campingplatz von Portland Power. Das Wasser ist erfrischend kalt. Wir bummeln über den Platz und bestaunen in der Marina die Vielzahl der Motorboote. Auch der örtliche Scheriff hat sein offizielles Motorboot hier liegen mit Blaulicht und Sirene. Ob er das wohl schon einmal wirklich gebraucht hat? Streifenfahrten auf dem See sind sicher Chefsache!
17.07.12
Irmi verweigert mal wieder das morgendliche Bad im See, Warmduscherin! Weiter geht es zum Mt. Hood, dem Sommerskigebiet von Oregon. Der Mt. Hood ist ein Vulkan in einer ganzen Kette, die sich entlang der Küste zieht. Der 198o ausgebrochene Mt. St. Helens ist ein weiterer. Wir fahren hinauf zur Timberline Lodge auf 1700m und bestaunen die Lodge, die komplett aus Holz erbaut ist, die Lobby aus riesigen Balken. Alles ist riesig und manche Details sind im nachgemachten Alpenlook, ein wenig befremdlich für uns. Der Blick hinaus ins Land ist leider getrübt, der Rauch der Brände verschleiert die Sicht. Viele Schifahrer und Snowborder tummeln sich auf dem Gletscher und das bei einem Tageskartenpreis von $58 und nur zwei Liften.
So langsam wie wir hochgefahren sind, geht es auch wieder hinunter in Richtung Columbia River, innerhalb einer Stunde von 1700m auf 200m mit dem entsprechendem Temperaturanstieg. Das Tal des Columbia wird auch oft als das Rheintal der USA bezeichnet, Übereinstimmung gibt es insofern, dass auf beiden Seiten des Flusses Straßen und Eisenbahn verlaufen. Obwohl es Obstanbau und Weingüter gibt, zum Rheintal fehlt es doch weit. Die Gorche bei Hood River jedoch ist ein Eldorado für Segler, Surfer und Kiter. Ähnlich dem Gardasee weht hier immer ein gleichmäßiger, starker Wind aus Westen. Und der breite Fluss ist voll von Ihnen.
Wir übernachten in der Nähe des Bonnevilledammes. Der Fluss hat Hochwasser, wir gehen trotzdem an einer der Strömung abgewandten Seite hinein, ganz schön kalt. Eine Gruppe Jungendlicher springt an einem Bootssteg ins Wasser und lässt sich zum nächsten treiben, das geht verdammt schnell. Dann schauen wir zwei Anglern zu, alles was sie fangen, ist nicht zum Verzehr geeignet und fliegt wieder ins Wasser, es stört sie aber nicht. Als dann die Angler weg sind, sind wir allein auf weiter Flur mit unserem Feuer.
18.07.12
Der Morgen ist bedeckt und kühl, Nebelschwaden hängen hoch über dem Fluss an den Bergen fest, was für ein Genuss!
Wir besichtigen die Fischtreppe des Bonnevilledammes. Deren Besonderheit ist, dass man durch Glasscheiben die aufsteigenden Fische beobachten kann. Und es sind auch etliche zu sehen, aalartige Dinger, die sich mit einem Art Sauger an den Scheiben festsaugen, riesige Forellen, die ebenfalls bergauf streben, aber keine Lachse, obwohl Lachszeit ist. Eine Dame sitzt vor einer besonderen Glasscheibe und zählt und vermisst jeden vorbeiziehenden Fisch. Sie liebt ihren Job, muss sie auch, wir möchte ihn nicht geschenkt haben! Wir wollen in dem halbdunklen Raum nicht auf Lachse warten und fahren weiter.
In Portland fahre ich die hiesige Mercedes-Werkstatt an in der Hoffnung, man könne mir die Fehlercodes der Standheizung auslesen. Kann man nicht, man schickt mich weiter zu einer anderen Werkstatt, 25km südlich. Der Service Manager, Michael Rossi kann mir leider auch nicht weiter helfen (die Lesegeräte von Mercedes haben keinen entsprechenden Adapter), telefoniert aber mit Freightliner und meint, die könnten mir evtl. helfen. Ich bin skeptisch und erzähle von meinen Erfahrungen mit Freightliner in Montreal. Wir fahren nach Oregon City, ehemals Hauptstadt von Oregon wo wir das „Oregon Trail Info Center“ besichtigen wollen, laut Führer ein Muss. Es ist jedoch geschlossen und in einem verwahrlosten Zustand. Ein wenig motivierter und wenig geschickter junger Mann versucht, mit einem Hochdruckreiniger den Zahn der Zeit zu beseitigen, macht dabei jedoch noch mehr kaputt.
Eine weitere Firma, Thermoking, die Eberspächer vertritt, existiert nicht an der Stelle, an die uns das Navi führt, ich habe da wohl einen Eingabefehler gemacht. Dann besuchen wir Wacker Siltronic, an dem Aufbau des Werkes war ich beteiligt, es nahm 1983 die Produktion von Halbleitern auf. Das alte Verwaltungs-und Fertigungsgebäude steht immer noch, dahinter jedoch viele neue Gebäude und ein riesiger Parkplatz, das war damals nicht notwendig für die paar Leute, die angefangen haben.
Es ist mittlerweile drei Uhr, der Tag war bisher wenig erfreulich, die Stimmung ist gereizt. Wir gehen Essen und fahren dann aus der Stadt heraus, 15 Meilen im Westen soll es einen schönen State Park geben. Auf den Straßen ein unglaublicher Verkehr, Stop and Go, so dauert die Fahrt und anstatt der 15 sind es 30 Meilen! Aber der State Park ist wirklich schön, wenn auch mit $25 alles andere als billig, denn der einzige Service sind Dixiklos, die richtigen hat der Oxbow River mitgenommen. Aber wir haben ja unser eigenes immer dabei.
19.07.12
Wir fahren die 50km zurück nach Portland, um dann in Richtung Norden an dem Mt. St, Helens zu fahren. Auf dem Wege dahin liegt Thermoking, ich will da noch einmal hin. Aber ich finde die Firma wieder nicht, ich verzweifle an meinem Navi. An einer Autowerkstatt frage ich, ob sie wissen, wo Thermoking ist. Sie kennen die Firma nicht. Es ist ein Familienbetrieb, alles Rumänen, die vor 30 Jahren ausgewandert sind. Wir kommen ins Gespräch über mein Problem und man gibt mir eine Telefonnummer und empfiehlt mir dringend, mich an diese Firma zu wenden. Gesagt getan, Jim Rixen, der Besitzer erklärt mir, er habe einen Codereader, ich solle vorbei kommen, kein Problem. Seine Werkstatt liegt nahe dem Campingplatz der letzten Nacht, hätte ich das früher gewusst, wir hätten uns viele Kilometer und Stunden erspart. Wir treffen auf Jim und Rüdiger, einen Deutschen, der seit ein paar Monaten sein Wohnmobil bei Jim stehen hat, warum, ist nicht so ganz klar. Egal, der Fehlercode sagt „Abgas- und Verbrennungsluftführung prüfen“, genau das habe ich ja schon getan und seit dem läuft sie ja auch wieder. Jim empfiehlt mir, ein Anzeigegerät für die Fehlercodes einzubauen, was ich auch tue, Rüdiger hilft mir dabei.
In der Zwischenzeit ist es drei Uhr Nachmittag und wir haben seit dem Frühstück nicht mehr gegessen. Die warme Theke von Safeway, einer Supermarktkette, bei der wir gerne Einkaufen des Brotes wegen löst das Problem. Dann quälen wir uns durch das wie immer verstopfte Portland in Richtung Norden, zum Mt. St. Helens. In Cougar machen wir Schluss. Als wir am Lagerfeuer sitzen, leuchten Blitze in der Ferne, Donner ist noch nicht zu hören.
Nach Westen, Portland entgegen und dann an den Mount St. Helens
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