14.10.12
Es sind nur drei Grad draußen, aber die Sonne scheint. Wir
starten in Richtung Küste und fahren über die Interstate 40, um dann in Seligman auf
die alte Route 66 abzubiegen und dieser ca. 150km zu folgen. Aus dem Ipod hören
wir alle möglichen Route 66-Versionen, der besungene Kick will sich bei uns
nicht einstellen. In den Orten an der Route beschwört man den alten Mythos,
indem man überall alte Auto herum stehen und die Bars im Stil der Fünfziger dekoriert
hat, aber die Interstate hat diese Orte in den Tiefschlaf versetzt, aus dem sie
auch die paar Enthusiasten, die weiterhin die 66 fahren, nicht mehr herausholen
werden.
Sicher, die Wüstenlandschaft von Arizona hat seinen Reiz,
aber die Zäune rechts und links entlang der 66 und die üblichen Schilder Keep
Out und No Trespassing machen deutlich, du bist nicht alleine, auch, wenn Du
seit geraumer Zeit keine Menschenseele mehr gesehen hast.
Wir machen Mittagspause neben der Straße, zwei Harleys
donnern vorbei. Sie sind so laut, dass wir die Vibrationen im Fußboden unseres
Autos spüren.
In Lake Havasu City, einem Stausee des Colorado bleiben wir
in einem Statepark stehen,in der Zwischenzeit ist das Thermometer auf 33 Grad
geklettert. Wir stellen das Auto ab und gehen erst einmal baden, das Wasser ist
überraschend klar und angenehm frisch.
Havasu ist ein
Retortenort, hauptsächlich bewohnt von Rentnern. Der See mag etwas größer sein
als der Chiemsee, wenn aber alle Boote, die hier überall herumstehen zu Wasser
und zu Lande gleichzeitig im Wasser wären, fahren wäre dann unmöglich.
Einige Boote sind im Wasser und veranstalten einen Lärm, im
Vergleich dazu ist der Flughafen Frankfurt eine Oase der Ruhe. Und ich übertreibe
nicht. Es sind insbesondere zwei Rennboote, die völlig ohne Schalldämpfer und
ohne Sinn den See hinauf und wieder hinunter rasen, bis es dunkel geworden ist,
machen einen Lärm, da ist ein Passagierjet eine Flüstertüte dagegen Die umliegenden Berge verstärken dann das Ganze.
But, it’s a free counrty. Meist geht
aber diese sogenannte Freiheit des Einzelnen zu Lasten vieler.
Hier bekommt das Wort Altersruhesitz eine völlig neue
Bedeutung.
Neben uns kommt ein Campervan an, die Fahrerin kommt zu uns
ans Campfire. Jutta, Lehrerin im Sabbatjahr erzählt von ihrem über 320km langen
Trail, den sie in 17 Tagen gegangen ist,
vom Mt. Whitney nach Yosemite Valley, allein! Wir haben Hochachtung dafür, aber
auch ein wenig Unverständnis, sie ist ja doch ein großes Risiko eingegangen,
eine kleine Verletzung kann auf so einem Trail schnell lebensbedrohlich werden.
Wir diskutieren über die USA, die Unterschiede der Gesellschaften und Menschen in
USA und Deutschland, über die Freiheit, die die Amerikaner immer so
herausstellen, die es aber, da sind wir uns einig, hier nicht gibt. Und
natürlich über Bildung. Ein sehr angenehmer Abend.
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