04.10.12
Den Tag beginnen wir in den Hot Springs von Glenwood, ein
kostspieliges Vergnügen mit $15 für jeden und das als Nebensaisonpreis mitten
in der Woche, nach oben ist da noch Luft. Gut, man kann den ganzen Tag bleiben,
kommen und gehen, aber wir wollen nur eine Stunde baden, sonst nichts. Das ist
im Preismodell nicht vorgesehen. Der Schrank kostet auch noch extra und
Massagen bietet man ab $100 an.
Im 40°C warmen Wasser fragt mich eine junge Amerikanerin,
woher wir kommen.
Aus Deutschland.
Oh, einer meiner besten Freunde lebt dort.
Wo?
Ich kann mich nicht erinnern, ein Ort bei Hamburg, ich
glaube, er beginnt mit R.
So sind sie, die Amis, keine weiteren Kommentare dazu.
Nach Aspen führt eine vierspurige Straße hinauf. Um diese
Zeit ist ein Parkplatz kein Problem und wir bummeln durch den Ort in der warmen
Herbstsonne. Von Westen jedoch kündigt sich mit schwarzen Wolken ein
Wetterwechsel an. Die Seilbahn, es gibt wieder nur einen Tagespass für $25 in
der Sommersaison, ist schon in Revision. An Geschäften gibt es von Armani über
Burberry, Prada und Gucci bis hin zu Ermenegildo Zegna alles, was gut und teuer
ist. Und die Leute tragen es, sie sind überwiegend modisch europäisch bestens
gekleidet. Das Straßenbild wird ebenso von der europäischen Oberklasse
beherrscht bis hin zum Bentley. Sehr beliebt sind Range Rover und Mercedes G in
Edelstversion. Ein Blick in die Auslagen eines Immobilienmaklers lässt uns
schaudern, das Angebot beginnt bei 2,5 Mio Dollar für eine Eigentumswohnung,
natürlich Randlage Aspen, im Snowvillage, Skigebiet zwar, aber ca. 20km vom
Zentrum entfernt. Für diesen Preis kann man keine zentrumsnahe Lage erwarten.
Ein Haus wird für 8,5 Mio angeboten und es gibt auch Offerten ohne Preis.
Für die Ausrüstung der Lifte gilt das gleiche, wie ich es
schon für Telluride kommentiert habe.
Wir beschließen, keinen Skiurlaub in Aspen ins Auge zu
fassen und begeben uns auf den Top of the Rockies Highway, der mit dem
Independence Pass bis auf knapp 3700m hinauf führt auf zum Teil sehr enger
Straße, natürlich fast ohne Leitplanken. Kalt ist es da oben und windig und die
ersten Schneeflocken sind in der Luft. Bis ca. 3000m wachsen hier noch die
Espen und bis 3500m die Nadelbäume. Dann beginnt schlagartig die baumfreie Zone
ohne Übergang. Eine Latschenzone wie bei uns gibt es nicht
Wieder unten in der Hochebene hinter mir viele blaue und
rote Lampen. Ich fahre rechts ran, der Streifenwagen meint mich und steht
hinter mir. Der Mensch steigt aus und bedeutet mir, auszusteigen, ungewöhnlich.
Die Plane vom Motorrad hatte sich gelöst und flatterte hinter dem Auto her,
deswegen hat er mich gestoppt. Er war Soldat bei der Air Force in
Kaiserslautern und Neapel, wir plaudern ein wenig und dann wünscht er uns einen
sicheren Trip. Und ich dachte schon, ich hätte das letzte Stoppschild
überfahren oder die doppelte Linie, ein Heiligtum, was aber schon mal passiert
mit dem großen Auto.
Am Arkansas River nahe Salida machen wir Schluss. Die
Rockies im Westen sind über 4000m hoch und jetzt fällt da oben Schnee, wenn es
aufreißt, sehen wir weiße Gipfel.
Es ist unser 10. Hochzeitstag nach deutscher Zeit, wir haben
ein Flasche trockenen, kalifornischen Champagner (so steht es wirklich auf der
Flasche) kalt gestellt. Er ist wirklich trocken und auch nicht schlecht. Kein
Champagner, aber immerhin.
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