Samstag, 6. Oktober 2012

Aspen



04.10.12


Den Tag beginnen wir in den Hot Springs von Glenwood, ein kostspieliges Vergnügen mit $15 für jeden und das als Nebensaisonpreis mitten in der Woche, nach oben ist da noch Luft. Gut, man kann den ganzen Tag bleiben, kommen und gehen, aber wir wollen nur eine Stunde baden, sonst nichts. Das ist im Preismodell nicht vorgesehen. Der Schrank kostet auch noch extra und Massagen bietet man ab $100 an.

Im 40°C warmen Wasser fragt mich eine junge Amerikanerin, woher wir kommen.
Aus Deutschland.
Oh, einer meiner besten Freunde lebt dort.
Wo?
Ich kann mich nicht erinnern, ein Ort bei Hamburg, ich glaube, er beginnt mit R.

So sind sie, die Amis, keine weiteren Kommentare dazu.

Nach Aspen führt eine vierspurige Straße hinauf. Um diese Zeit ist ein Parkplatz kein Problem und wir bummeln durch den Ort in der warmen Herbstsonne. Von Westen jedoch kündigt sich mit schwarzen Wolken ein Wetterwechsel an. Die Seilbahn, es gibt wieder nur einen Tagespass für $25 in der Sommersaison, ist schon in Revision. An Geschäften gibt es von Armani über Burberry, Prada und Gucci bis hin zu Ermenegildo Zegna alles, was gut und teuer ist. Und die Leute tragen es, sie sind überwiegend modisch europäisch bestens gekleidet. Das Straßenbild wird ebenso von der europäischen Oberklasse beherrscht bis hin zum Bentley. Sehr beliebt sind Range Rover und Mercedes G in Edelstversion. Ein Blick in die Auslagen eines Immobilienmaklers lässt uns schaudern, das Angebot beginnt bei 2,5 Mio Dollar für eine Eigentumswohnung, natürlich Randlage Aspen, im Snowvillage, Skigebiet zwar, aber ca. 20km vom Zentrum entfernt. Für diesen Preis kann man keine zentrumsnahe Lage erwarten. Ein Haus wird für 8,5 Mio angeboten und es gibt auch Offerten ohne Preis.

Für die Ausrüstung der Lifte gilt das gleiche, wie ich es schon für Telluride kommentiert habe.

Wir beschließen, keinen Skiurlaub in Aspen ins Auge zu fassen und begeben uns auf den Top of the Rockies Highway, der mit dem Independence Pass bis auf knapp 3700m hinauf führt auf zum Teil sehr enger Straße, natürlich fast ohne Leitplanken. Kalt ist es da oben und windig und die ersten Schneeflocken sind in der Luft. Bis ca. 3000m wachsen hier noch die Espen und bis 3500m die Nadelbäume. Dann beginnt schlagartig die baumfreie Zone ohne Übergang. Eine Latschenzone wie bei uns gibt es nicht

Wieder unten in der Hochebene hinter mir viele blaue und rote Lampen. Ich fahre rechts ran, der Streifenwagen meint mich und steht hinter mir. Der Mensch steigt aus und bedeutet mir, auszusteigen, ungewöhnlich. Die Plane vom Motorrad hatte sich gelöst und flatterte hinter dem Auto her, deswegen hat er mich gestoppt. Er war Soldat bei der Air Force in Kaiserslautern und Neapel, wir plaudern ein wenig und dann wünscht er uns einen sicheren Trip. Und ich dachte schon, ich hätte das letzte Stoppschild überfahren oder die doppelte Linie, ein Heiligtum, was aber schon mal passiert mit dem großen Auto.

Am Arkansas River nahe Salida machen wir Schluss. Die Rockies im Westen sind über 4000m hoch und jetzt fällt da oben Schnee, wenn es aufreißt, sehen wir weiße Gipfel.

Es ist unser 10. Hochzeitstag nach deutscher Zeit, wir haben ein Flasche trockenen, kalifornischen Champagner (so steht es wirklich auf der Flasche) kalt gestellt. Er ist wirklich trocken und auch nicht schlecht. Kein Champagner, aber immerhin.
 

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