05.06.12
Die Nacht durch
hat es geregnet und auch am Morgen wird es nicht besser. Irmi verschwindet in
der Laundry und ich suche im Auto nach Dingen, die da sein müssten, aber
unauffindbar. So das GPS und die GPS-Maus. Das Bridge-Kabel taucht auf und es
gelingt mir, beide Rechner an den einen kostenpflichtigen Account zu hängen.
Immerhin, ein Erfolgserlebnis. Um 13:00 ist die Waschorgie dann beendet und wir
starten in Richtung Osten. An Hopes Slide bleiben wir stehen und betrachten mit
gemischten Gefühlen den riesigen Hangrutsch, der am 9.1.1965 nach einem
Erdbeben vier Autos mit insgesamt neun Insassen unter sich begrub. Zwei Autos
konnten nicht geborgen werden. Bei leichtem Regen und Temperaturen bis zu 7
Grad Fahren wir auf 1342m hoch und dann hinab in Richtung des trockenen Okanagan-Valley,
dem berühmtesten Weintales von Kanada. In
Keremeos bleiben wir an einer alten Wassermühle stehen und genießen die
relative Wärme (15 Grad) und den nicht vorhandenen Regen. Laut Führer sind wir
in der Höhe von Karlsruhe und haben Gardasee-Klima. Es ist eine sehr trockene
Landschaft, die aber durch die Bäche und Flüsse aus den Bergen gut mit Wasser
versorgt ist. Obst- und Weinbau allerorten. Nachdem wir unser letztes Feuerholz
verbrannt haben, gehen wir ins Auto, der Wind ist kalt geworden.
06.06.12
Was für eine
Nacht, regelmäßig haben uns Sturmböen von Orkanstärke geweckt, dann war wieder
Ruhe für eine geraume Zeit. Und dann wieder Böe, langsam ansteigend, dann
Orkan, dann wieder abschwellend. Als säße da oben einer, der aufpasst und
immer, wenn wir gerade einschlafen, macht er dicke Backen und bläst. Und dazu
regnet es, nicht stark zwar, aber es ist Regen. Und das in einem nachweislichen
trockenen Tal. Unser Wetterkarma vom letzten Jahr scheint ins Gegenteil
umgeschlagen zu sein. Vielleicht sollten wir es als Regenmacher in Arizona oder
der Atacama probieren.
Neben uns stand gestern
ein Zelt ohne Auto davor. Der Bewohner kam abends zu Fuß vom Einkaufen, zu Fuß!
Das deutete auf Tramp hin. Und heute Morgen war das Zelt abgebaut und der
Bewohner schleppte seine wenigen Habseligkeiten in einem Pappkarton, den er vor
dem Bauch trug, im Regen weg. Diese Gesellschaft hier produziert Schicksale,
sehr bedenklich.
Wir fahren in
Richtung Okanagan Valley, Rheintal, Gardasee und istrische Küste in einem.
Gemüse-und Obstfarmen und Winerys reihen sich aneinander, die Häuser der Winzer
sind deutlich größer und aufwendiger als die der Obstbauern. Bald werden sicher
viele Obstbauern auf Wein umschwenken. In Osoyoos gehen wir zu McDoof zur
üblichen Internetsitzung. Mein Nachbar, ein Mann in meinem Alter, spricht mich an und wir kommen ins
politisieren, wir gegen die Amis. Aber er hat recht, die Mischung, die in den
USA entsteht aus einfachster Religiosität gepaart mit dem Sendungsbewusstsein
ähnelt dem der radikalen Islamisten. Er ist in Rente, seine Frau arbeitet noch
in Mexico City. Wenn er sie besucht oder sie ihn, vermeiden sie nach
Möglichkeit Zwischenlandungen in den Staaten wegen der freundlichen Border
Control. Auch, wenn sie dadurch ein einige Dollar sparen könnten. Ich könnte
zwischenzeitlich fast ein Buch schreiben über meine Diskussionen mit Kanadiern
über ihre Nachbarn. Doch der Tenor ist, die Amerikaner sind das größte Problem
für die Welt, erst dann kommen alle anderen Probleme.
Im Valley dann
gehen wir in eine Winery, sie wird von Indern betrieben. Der Wein war nicht
schlecht, aber wir haben trotzdem verzichtet zu kaufen. Am Lake Okanagan dann
haben wir zugeschlagen, bei der Greata Ranch gab es wirklich guten Wein, wenn
auch zu für uns ungewöhnliche Preisen, keine Flasche unter $22, und das bei dem
Sch.. Dollarkurs. In Kelowna fahren wir die westliche Seite des Sees weiter, der
Highway wechselt auf die andere Seeseite. Eine abenteuerliche, schmale Straße ohne
jegliche Sicherung windet sich in engen Kurven, meist in schwindelnder Höhe den
See entlang. Und trotzdem gib es oberhalb und unterhalb der Straße überall
Häuser von zum Teil beeindruckender Größe und Architektur, zum Teil auch
einfach nur scheußlich. Die Armen der Gegend wohnen hier nicht. Wie auch immer,
an ein freies Stehen wie erhofft, ist nicht zu denken, es sei denn, direkt an
der Straße, obwohl wir fast 50km den See entlang gefahren sind. Das wollen wir
nicht, die nächste Nacht wollen wir endlich mal ruhig schlafen. So endet der
Tag im Provincial Park von Fintry auf einem Stellplatz direkt am See. Sehr
schön, aber es regnet mal wieder.
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