Unsere große Reise, beginnend in Halifax und endend in Montevideo, Uruguay
Donnerstag, 28. Juni 2012
Der mit dem Wolf tanzt...
27.06.12
In der Nacht hat es gut abgekühlt und der Morgen ist frisch und auch bedeckt, also kein geeignetes Fotolicht. So entfällt eine weitere Umrundung des Towers, denn Kletterer sind auch keine zu sehen. Wir fotografieren noch ein paar der vielen Präriehunde, die es hier gibt und dann geht es weiter in Richtung des Monument Valley. In Spearfish gibt es ein Applebees, eine Restaurantkette, die wir schon 1998 zu schätzen wussten wegen des guten Preis/Leistungsverhältnisses. Also entscheiden wir, dort zu „lunchen“. Wir betreten das Lokal und was läuft im TV? Portugal gegen Spanien! Wir schauen uns beide Halbzeiten an, das Spiel ist grottenschlecht, also schenken wir uns die Verlängerung und wissen aktuell nicht, wer gewonnen hat. Zwischendurch gehe ich zum Auto, es kurvt ein Mercedes Vario mit EBE auf dem Nummernschild neben unser Auto, es ist Variohans aus dem Forum, er hat im Vorbeifahren unser gelbes Auto entdeckt. Wir quatschen, er ist auf dem Wege an die Ostküste und kein Fußballfan. So ist die Begegnung kurz.
Wir folgen dem Spearfish Canyon und dann einer Sandstraße, die zu einem Campground führt, in dessen Umfeld Szenen aus dem Film „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht wurden. Ein winziger Platz, nur einer steht da, wir bleiben, denn morgen geht es wieder nach Spearfish zu Applebees, Halbfinale Deutschland-Italien gucken.
Als die Sonne hinter den Bergen untergangenen ist, riecht es wie in Ruhpolding an einem schönen Sommerabend.
Route am 27.06.12
Mittwoch, 27. Juni 2012
Am Devils Tower
26.06.12
Es
hat gut abgekühlt in der Nacht, am Morgen sind es nur noch 18 Grad. Wir starten
in Richtung Passhöhe, 2900m. Auf dem Wege dorthin liegt ein Aussichtspunkt, ein
ehemaliger Feuerwachturm. Eine kurze Sandstraße und ein Anstieg durch den Wald
und wir haben einen traumhaften über die Bighorn Mountains. Nach 300m meint
Irmi, wir hätten unser neu erworbenes Bärenspray nicht dabei und wir sind im
Grizzlygebiet. Also zurück, das Bärenspray am Gürtel festgemacht, und wieder
los. Ich überlege kurz, ob ich mich wie John Wayne fühlen soll, lass es dann
aber.
Die
Bighorn Mountains gehören geologisch nicht zu den Rocky Mountains, sondern zu
den amerikanischen Kordilleren, stehen den Rocky Mountains aber in nichts nach.
Sie sind aber bei weitem nicht so überlaufen und weit weniger touristisch
erschlossen. Die Campgrounds gehören alle zur National Forrest Verwaltung, sind
entsprechend einfach, aber billig, zwischen 12 und 14 Dollar haben wir bezahlt.
Der
Weg führt uns durch die Grasslands (unendliche Weite und Leere) über Buffalo
und dann nach Gillette. Auf der vergeblichen Suche nach einem Pizza Hut (die
haben ein ordentliches Salatbuffet) stelle wir fest, das Headquarter von
Gillette Rasierklingen liegt hier nicht. Man muss hier nicht durch. Kurz hinter
Gillette eine dunkle Staubwolke am Horizont, Irmi meint, irgendetwas brennt.
Beim Näherkommen stellen wir fest, es ist ein Steinkohletagebau mit
angeschlossenem Kohlekraftwerk. Was nicht im Kraftwerk verstromt wird, wird in
riesigen Kohlezügen abtransportiert, zwei Loks vorne, eine hinten.
In
Moorcroft biegen wir nach Norden ab zum Devils Tower, einem National Monument.
Es ist der freistehende, erkaltete Rest eines Vulkans, dessen „Berg“ in der
Zwischenzeit erodiert ist. Also, ein steinerner Pfropfen ist übrig geblieben,
das Gefäß ist weg erodiert. Er ragt beeindruckende 270m aus der Landschaft und
ist das Ziel vieler Kletterer. Mythen und Mysterien ranken sich um den Berg, Steven
Spielberg hat in seinem Film „Begegnungen der dritten Art“ zum Landeplatz der
Außerirdischen gemacht. Wir sahen weder kleine, grüne Wesen noch den Teufel. Vielleicht
hätten wir die Alkoholdosis drastisch erhöhen müssen.Den Indianern war das gesamte Gebiet der Black Hills, in dem der Tower liegt, heiliges Land. Es wurde ihnen auch per Vertrag zugesichert als ihr Eigentum, aber als man Gold in den Black Hills entdeckte, wurden alle Verträge gebrochen. Die Schlacht bzw. das Massaker am Wounded Knee war eine Folge dieses Vertragsbruches. Wie wir ja wissen, es hat den Indiannern nichts genutzt, weder Kooperation noch Widerstand, sie hatten keine Chance gegen den Druck der Einwanderer.
Wir suchen uns eine Platz im Nationalpark am Belle Fourche River, legen uns zum Abkühlen in das knietiefe, nur wenig erfrischendes Wasser des Flusses und umrunden dann zu Fuß das beeindruckende Naturwunder. Jetzt, 21:00 und noch 33 Grad (tagsüber hatten wir teilweise 40,5 Grad) sitzen wir vor dem Auto, Irmi studiert den Reiseführer und ich schreibe den Blog. Mal sehen, wie die Nacht wird.
Im Übrigen, no campfire tonite (amerikanische Schreibweise!), es ist zu trockrn und zu windig. Wir fürchten, so wird es einige Zeit bleiben, und wir haben Feuerholz ohne Ende am Heck festgeschnallt.
Der Weg zum Devils Tower
Dienstag, 26. Juni 2012
Weiter in Richtung Osten, dem Monument Valley entgegen
25.06.12
Wir
waren gestern noch mit dem Moped in Cody, es ist noch heißer geworden, ein
Thermometer zeigt 95 Grad Fahrenheit an, das sind 35 Grad Celsius. Auf dem Rückweg gegen die
Sonne und mit Rückenwind habe ich das Gefühl, die Haare werden mir abgesengt.
Bis 23 Uhr sitzen wir draußen, es sind noch 28 Grad bei warmem Wind. Trotzdem,
wie andere auch haben wir ein Feuer an, es ist halt sehr schön, in die Flammen
zu schauen. In der Nacht wird der Wind zum warmen Sturm, der sich erst gegen
Morgen legt, um sechs Uhr sind es 20 Grad. Ich gehe in den See und dusche dann
warm, die Heizung muckt nicht mehr.
Das
Auto ist reisefertig, heute geht es in Richtung Thermopolis, wo die größten
Thermalquellen der Welt sind. Unterwegs zeigt das Thermometer 37,5 Grad, in Thermopolis
dann stellenweise 40 Grad. Da die Luft aber extrem trocken ist, vertragen wir
die Hitze überraschend gut. Die Sonne ist halt zu meiden, in der ist es unerträglich.
In
Thermopolis steigen wir dann in die Thermalquellen, ebenfalls 40 Grad, aber nur
20min. Dann geht es weiter in Richtung Buffalo, dazu sind die Bighorn Mountain
auf einem 3000m hohen Pass zu überqueren. Die Fahrt geht durch einsame
Landschaften, teilweise Mondlandschaften ohne jeden Bewuchs. Und doch sehen wir
immer wieder Wild am Straßenrand stehen. Hin und wieder nicken Erdölpumpen
einsam vor sich hin. Ab Ten Sleeps wird die Landschaft wieder farbig und es
geht nach oben, auf 2400m Höhe liegt im National Forrest ein Campground, es
sind um 19:00 immer noch 33 Grad! Wir hoffen, dass es in der Nacht gut abkühlt.
Sonntag, 24. Juni 2012
Zu Besuch bei Buffalo Bill Cody
22.06.12
Um
acht Uhr sind die ersten da, die auf unseren Platz spekulieren. Wie verlassen
den Park in Richtung Osten, auf dem Wege zum Ausgang gibt es immer wieder
Staus, denn die Leute bleiben einfach stehen, wenn Tiere zu sehen sind, obwohl
dies ausdrücklich verboten ist. Einmal durchschwimmt eine Herde Büffel einen
Seitenarm des Yellowstone, leider zu weit weg für einen Schnappschuss. Wir
klettern noch einmal auf 2700m hoch, um dann durch das Tal des Shoshone River
auf 1600 Höhenmeter hinab zu rollen nach Cody, die Stadt die von dem
Westernhelden Buffalo Bill Cody gegründet wurde. Ein wunderschönes Tal,
bizarre, rote Steintürme stehen im Kontrast zu den grünen Wäldern und dem
grünen Wasser des Flusses. Ein Schwarzbär begegnet uns unterwegs am Straßenrand
und kann sich nicht recht entscheiden zwischen Angst, weglaufen und Neugier,
stehen bleiben und gucken. Wir haben ausreichend Zeit, ihn vom Auto aus zu
beobachten und zu fotografieren, er ist maximal 20m weg. In Cody dann das
übliche, McDoof für Internet (Deutschland-Spiel wenigstens im Internet
verfolgen) und Laundry.
Zum
Übernachten fahren wir die paar Meilen zurück an den Stausee des Shoshone-River
im Buffalo-Bill-State-Park. Ein wunderbares Plätzchen, wir sitzen am Strand,
gehen auch ins Wasser (sehr kalt). Morgen wollen wir mit dem Moped zurück nach
Cody, also hole ich das Ding vom Halter herunter. Die Kette knirscht vom vielen
Sand, den sie in der letzten Zeit abbekommen hat. Also, Kettenschutz abbauen
und schmieren, um eine neue Kette werde ich demnächst nicht herum kommen. Dann
beschwert sich Irmi, die Steckdosen über der Spüle hätten keinen Strom, eine
Ader ist durch das Gerüttele herausgerutscht. Ich musste mir also mein
Feierabendbier richtig erarbeiten. Aber dann, Campfire bis nach elf, es ist
unglaublich mild (wir sind 1700m, hoch!) und das Treibholz vom Strand brennt
fantastisch.
23.06.12
Am
Morgen fahre ich erst einmal allein auf dem Moped ein Stück den Shoshone River
aufwärts, um ein paar Bilder zu machen, zu denen wir uns gestern keine Zeit
gelassen hatten wegen des Fußballspieles.
Dann
geht es mit dem Moped hinab nach Cody. Der Fahrtwind kommt uns wie ein
Heißluftföhn vor, er bringt keine Kühlung. Das Buffalo Bill Historical Center
ist ein Museum, das nicht nur die Geschichte von Bill Cody, genannt Buffalo
Bill, ohne Pathos zeigt, es hat noch eine beeindruckende Ausstellung über die
Shoshonen, den Yellowstone Park, die größte Sammlung von Hand- und Faustfeuerwaffen der Welt, die sehr
gut gemacht ist und man zeigt Art of the West, was wir uns geschenkt haben.
Danach parke ich das Moped auf der Mainstreet neben den dicken Harleys und Gold
Wings und wir gehen zum Shoot Out vor das Hotel Irma, das innen und außen
unverändert ist seit Bill Codys Zeiten. Wir ergattern uns zwei Stühle im
Schatten für $4, danach geht es los. Erst werden Devotionalien verkauft bzw.
angeboten bis hin zum Colt für viele tausend Dollar, dann die Schönheiten des
Ortes gepriesen, danach die Sponsoren gelobt. Dann werden die Kinder eindringlich
ermahnt, keine gefundenen Waffen zu berühren, sondern die Polizei zu rufen.
Weiterhin demonstriert man die Gefährlichkeit der zur Show verwendeten
„Blanks“, also Platzpatronen, indem einer in eine leere Coladose schießt, die
es regelrecht zerreißt und quer über den Platz schleudert. Dann kommen die
Fahnen der USA und von Wyoming, alles steht auf und die Nationalhymne wird
gesungen, die meisten singen tatsächlich mit der Hand auf dem Herzen. Wir
finden es ein wenig lächerlich, so viel Pathos zu dieser Gaudi. Und dann geht
es los, viele Worte, viel Geknalle, das Ganze ist eine Parodie auf den Westen.
So bestellt sich der in den Jail gesperrte ein „Happy Meal“ (McDonnald ist
Sponsor!), die Steckbriefe stehen im Internet. Zum Schluss „erschießt“ der
Sheriff, der sich vorher aus Angst im Klo versteckt hatte, mit einem Schuss
drei Gangster. Reste von Klopapier dekorieren seine Hose. Ganz lustig das Ganze
und für vier Dollar angemessen teuer, nur die Nationalhymne passte nicht. Am
interessantesten waren die Kostüme, die sicher nahe der Originalkleidung von
damals waren. Ein kurzer Gang durch Lobby, Dining Room und Bar des Irma-Hotels,
wirklich beeindruckend, wenn auch durch viele Fernseher und Spielautomaten ein
wenig verschandelt! Zurück auf den etwas kühleren Campingplatz und ab ins sehr kühle
Wasser. Wir braten Lachs, zum ersten Male auf der Außenküche, sehr praktisch
bei der Hitze. Ein zweiflammiger Spirituskocher ist im rechten Außenstaukasten
untergebracht und kann dort heraus gezogen werden. Am Campfire beschließen wir
die weitere Route und dass wir noch einen Tag bleiben.
24.06.12
Die
Standheizung muckt mal wieder, es gibt also kein warmes Wasser zum Duschen. Nach
einigen Versuchen tut sie es dann endlich, Irmi hat sich aber schon kalt
geduscht, was bei den herrschenden Temperaturen kein Problem ist. Ich werfe
Papier, mit dem ich mir die dreckigen Hände abgewischt habe in die Feuerstelle
und es brennt! Unter der dicken Asche ist noch ausreichend Glut, also ein wenig
Holz darauf und die Spiegeleier werden stilecht auf dem Campfire gebraten, wie
im wilden Westen halt üblich. Dann reparieren wir den Sonnenschirm, den der
hier herrschende starke Wind übel zugerichtet hat. Danach endlich relaxen wir
unter dem Sonnenschirm und baden zwischendurch. Das Thermometer zeigt 32 Grad
an. Ein traumhafter Tag, noch nicht einmal die Motorboote auf dem See stören.
Ich schreibe den Blog vor im Word und richte die Bilder her, damit wir sie
demnächst ins Netz stellen können.
Freitag, 22. Juni 2012
Im Yellowstone National Park
19.06.12
Wir
folgen dem Jefferson-River zu der Höhle, in der Lewis und Clark den ersten
Winter verbrachten. Auf dem River paddeln Leute und machen uns ein wenig
neidisch. Die Landschaft ähnelt stark Flusstälern im Balkan. Wir nehmen an der
Führung teil, Lewis und Clark stehen dabei gar nicht im Vordergrund, sondern es
ist eine riesige Tropfsteinhöhle, die ca. 150 Höhenmeter auf zum Teil sehr abenteuerlichen,
engen und steilen Pfaden nach unten durchstiegen wird. Wir hatten zwar mehr Geschichte
erwartet, haben den Ausflug aber nicht bereut. Höhlen mit solch engen Wegen und steilen Treppen würden in Deutschland nie
für den Publikumsverkehr freigegeben.
In
Three Forks beginnt der Missouri, gebildet aus dem Gallatin, dem Madison und
dem Jefferson River, wir fahren weiter in Richtung Yellowstone Nordeingang. Der
erste Campground der Parkverwaltung (es gibt auch private im Park) hat einen
Platz frei und man klärt uns auf, dass man die Campgrounds der Parkverwaltung
nicht reservieren kann, es herrscht „first come, first serve“. Wir spazieren nach
dem Abendessen noch zu den darüber liegenden Hotels die Straße entlang, der
Trail durch den Busch ist wegen Bärengefahr gesperrt.
20.06.12
Die
Nacht war kurz, denn schon beim Morgengrauen kommen die ersten in den Park und
der Platz liegt direkt in einer Spitzkehre. Wir machen uns auf zum
Norris-Campground, um uns dort einen Platz zu ergattern, was auch gelingt. Die
besten Plätze sind natürlich belegt, aber was soll es, wir haben einen und
belegen ihn für zwei Tage. Wir stellen einen Stuhl auf den Platz als Hinweis,
der Platz belegt ist und fahren nun in Richtung Süden zu den diversen
Geysir-Feldern, endend beim Old Faithfull. Ich erspare mir die Beschreibung der
einzelnen Felder, die Bilder sprechen für sich. Irmi muss einmal abbrechen, der
Schwefeldampf macht ihr zu schaffen. Keiner der berühmten Geysire tut uns den gefallen,
auszubrechen. Auch Old Steamboat nicht, der seit Jahrzehnten ruht. An manchen
Stellen tritt überhaupt kein Wasser oder Dampf mehr aus, geologische
Verschiebungen durch Erdbeben sind die Ursache dafür.
Eines
ist jedoch erwähnenswert, das Norris-Feld liet über einem Supervulkan, wenn der
ausbricht und irgendwann wird er ausbrechen, dann werden die Karten der
Evolution neu gemischt und verteilt. Es steht zu befürchten, dass der Spezies
Mensch keine Karte bekommt.
Leider
sind die Badestellen am Firepot-River gesperrt, dort mischt sich das kühle
Flusswasser mit heißen Quellen und das hätten wir gerne ausprobiert. Kurz
danach machen wir am River Kaffeepause und kommen mit einem angelnden Ehepaar
ins Gespräch. Meine Frage, ob man denn den Schwefel in den Forellen schmecke,
hören wir erstaunt die Antwort, das wisse man nicht. Die geangelten Forellen
dürfen nicht mitgenommen werden, alle müssen wieder in den Fluss geworfen
werden. Ich finde, ein doofer Sport, angeln des Angelns Willen, ohne Beute! Sie
fahren einen VW Touareg und haben dahinter einen kleinen, amerikanischen
Edel-Wohnwagen vom Hersteller Airstream. Erstaunt stellen wir fest, das Design
der Innenausstattung gefällt auch uns und wir sind uns einig, die typischen
amerikanischen Wohnmobile, Trailer etc. mit dem Gelsenkirchener Barock innen
sind untragbar. Sympathische Menschen.
Dann
Old Faithfull! Riesige Parkplätze, trotzdem fast voll, und das mitten in der
Woche und es ist noch nicht Saison. Ein Alptraum für den amerikanischen
Wohnmobilfahrer, der leicht auf 20m Länge kommt, wenn er auch noch seinen Jeep
hinterher schleppt.
Wir
besichtigen die wirklich sehenswerte Lobby der Lodge, essen ein riesiges, gutes
und sehr preiswertes Eis und begeben uns dann zusammen mit Heerscharen von
Touristen zum Schauplatz des Geschehens. Und er ist fast pünktlich, faithfull
halt. Wirklich imponierend, wie das heiße Wasser fauchend und dampfend bis zu 55 Meter hoch in den Himmel schießt.
Während
wir warten, lernen wir ein brasilianisches Ehepaar kennen, das aus Brasilien
über die Westküste Südamerikas bis hier her gekommen ist, dann weiter nach Alaska
will, um schließlich über die Ostküste Kanadas, der USA und Südamerikas wieder nach
Brasilien zu fahren. Wir nutzen die kurze Zeit, um Tipps auszutauschen und
natürlich die Email-Adressen.
Neben
Irmi sitzt ein netter US-Amerikaner unseres Alters, er kennt aus seiner
Army-Zeit Deutschland gut und schwärmt von der guten Bratwurst und natürlich
dem Bier und dem Wein. Er ist mit seinen Enkeln unterwegs, denn amerikanische
Kinder haben Sommerferien von Mitte Juni bis Mitte September, erzählt er uns!
Was tun Eltern, die selbst meist nur zwei Wochen Urlaub haben, mit ihren
Kindern den ganzen Sommer? Komisches
Schulsystem.
Auf
dem Rückweg zum Camp gibt es zweimal richtige Staus, denn es sind Bison „on
duty“, wie wir in der Zwischenzeit sagen, „diensthabend“ für die Touristen am
Wegesrand. Wir, die wir Bisons in Massen im Norden gesehen haben, bleiben
natürlich nicht stehen.
Am
Campground bereitet es uns einige Mühe, das Auto gerade zu stellen auf dem
schiefen Platz. Aber es gelingt, auch, wenn er vorne nun so hoch steht, dass
ich kaum noch aus oder in das Fahrerhaus komme.
21.06.12
Es
liegt Reif auf den Zelten, als ich um sieben Uhr aus dem Fenster schaue, aber
es scheint die Sonne. Immerhin liegt der Campingplatz 2200m hoch, das macht
sich bemerkbar bei den Temperaturen. Bei der Vegetation interessanterweise
nicht, die Baumgrenze liegt hier deutlich höher als in den Alpen, warum, ist
mir unbekannt. Wir stehen mitten im Wald
unter hohen Kiefern. Auf dieser Höhe wachsen in den Alpen noch nicht
einmal mehr Latschen.
Wir
wollen heute wieder in den Süden des Parks, aber auf der östlichen Route, um
dann ggf. Old Faithfull noch einmal zu besuchen. Den ursprünglichen Plan, die
Tour mit dem Moped zu machen geben wir auf, ohne richtige Motorradkleidung ist
es einfach zu kalt.
Erst
besichtigen wir den grandiosen Canyon des Yellowstone River und dann fahren wir
doch nach Norden und wandern auf den 3122m hohen Washburn, allerdings starten
wir bei 2700m. Wir sind dann doch nicht bis ganz hoch, kurz vor dem Gipfel gibt
es einen schönen Aussichtspunkt, dort haben wir es gut sein lassen. Die Bäume
wachsen im Übrigen bis kurz vor dem Gipfel.
Die
östliche Seite ist die hat die grandioseren Landschaften, die dazu noch ständig
wechseln, wir sind begeistert. Und Bisons in Massen. Old Faithfull bläst gerade, als wir auf den Parkplatz
fahren, weitere 75min wollen wir nicht warten und fahren weiter in Richtung
Camp. Eine Büffelherde auf der Straße bringt den Verkehr zum Erliegen, zum
ersten Male sehen wir ganz junge Kälber, sie sind eher Ocker als Braun.
Am
Campground angekommen fülle ich am Sanitärgebäude das Wasser nach und übersehe
dabei einen Büffel, der nur 20 Meter von uns entfernt liegt und genüsslich
wiederkäut. Dann suhlt es sich noch ein wenig im Sand und begibt sich dann
gemächlich fressend langsam von dannen. Er sei öfter hier, meint eine Rangerin.
Mit
zwei Hilfsrangern habe ich noch einen Disput, wir hatten in unserer Abwesenheit
den Grill auf dem Platz stehen lassen, wohlgemerkt nur das Gehäuse, in dem die
Holzkohle glühte, und die war vollständig verbrannt. Der zöge Bären an!
Man
hat mich angemotzt und mit Zettel verwarnt, das sei verboten laut Regel. Mein
Einwand, der eigentliche Grillrost sei ja im Auto gewesen, wird nicht
akzeptiert. Die Frage, was mit den fettigen Rosten über den Campfiren sei,
wurde ignoriert.
Der
Abend ist mild, obwohl wir auf 2200m stehen, also kaufe ich Firewood. Zurück am
Platz brechen unsere Nachbarn überraschend ihr Zelt ab und überlassen uns einen
großen Stapel Firewood, jetzt sind wir gut versorgt.
Bis
ca. 23 Uhr sitzen wir am Campfire, nur die Mücken stören ein wenig
Noch
ein paar Anmerkungen zum Park. Wer gewaltige Landschaften ohne Ende sucht, ist
in Yellowstone fehl am Platz. Wer Ruhe sucht, ebenso. Yellowstone lebt von
seinen Geysiren und die wollen viele sehen. Es wälzen sich also von dust bis
dawn (Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) Unmengen von Motorrädern, Autos,
Wohnmobilen und Bussen durch die wenigen, zum Teil engen Straßen. Und leise sind die meist von alten Männern
gefahren Motorräder, Trucks und Jeeps nicht, sie kompensieren wahrscheinlich
wie in Kanada auch ihre fortschreitende Impotenz und Inkontinenz mit immer dickeren
und lauteren Auspuffs an ihren Harleys und Goldwings, RAMs und Jeeps.
Volle Campingplätze, Hotels, die ein Jahr im Voraus nahezu ausgebucht sind und knapper Parkraum, das ist auch Yellowstone.
Volle Campingplätze, Hotels, die ein Jahr im Voraus nahezu ausgebucht sind und knapper Parkraum, das ist auch Yellowstone.
Trotzdem
fasziniert der Park mit seiner Vielfalt an Landschaften, die von lieblich (z.B.
am Oberlauf des Yellowstone River über grandios (der Canyon des Yellowstone)
bis bizarr (das große Norris Geysir-Feld und wir empfehlen jeden, mindestens
zwei Tage einzuplanen, Mittwoch und Donnerstag sind die ruhigsten Tage.
Montag, 18. Juni 2012
Auf den Spuren von Lewis und Clark durch das wunderschöne Montana
18.06.12
In
Great Falls besichtigen wir das Lewis and Clark Interpretive Center und
bekommen gleich mal wieder einen Einblick in die Art und Weise, wie in USA
gearbeitet wird. Das Center ist eine nationale Einrichtung wie ein
Nationalpark. Also wollen wir einen Jahrespass kaufen. Eine nette, ältere Dame
an der Kasse bekundet uns, das ginge nicht, den könnten noch nicht einmal
Kanadier kaufen, Deutsche schon gar nicht, nur US-Bürger. Aber, sie holt Hilfe
in Form einer noch älteren Dame, ebenso freundlich und mit einem großen Union
Jack über der Schulter. Auch sie ist der Meinung, das geht nicht! Wir werden
ein wenig deutlicher und Irmi meint, sie hole jetzt Ihr Buch, da stünde alles
darin. Irmi geht, Verunsicherung macht sich breit und
es wird telefoniert. Eine junge Frau erscheint und klärt alles auf, natürlich
sei der Jahrespass an alle frei verkäuflich! Betretene Gesichter und noch mehr aufgesetzte
Freundlichkeit und ein „Do you enjoy your travel?“ Da hake ich ein und erzähle über
die freundlichen Behandlung an der Grenze und dass das ein ugly face der Nation
sei. Säuerlich lächelnd lassen die beiden Alten es über sich ergehen. Irmi
kommt und zieht mich weg, wir laufen in die Arme eines „Rangers“, der meint uns
aufklären zu müssen, wie lange wir uns
Zeit für das Museum nehmen müssten. Und dann wieder die Frage, wie es uns in
den USA gefällt. Ich lege wieder los, lasse aber das ugly weg. Irmi zieht mich
weiter.
Lewis
und Clark wurden 1804 von Jefferson losgeschickt, eine schiffbare Passage in
den Pazifik zu suchen. Die Expedition dauerte bis 1806 und war insofern
erfolgreich, dass man einen Landweg fand. Das ganze Unternehmen war nur deswegen
erfolgreich, weil immer wieder die örtlichen Indianerstämme ihre Unterstützung nicht
verweigerten bis dahin, dass sie Pferde zur Verfügung stellten und auch den Teilnehmern
halfen, den Winter zu überleben. Diese Stämme hatten teilweise zum ersten
Male Kontakt mit Weißen. Und wie wurde es Ihnen gedankt durch das amerikanische
Volk bis heute?
Das
Center ist auf jeden Fall sehenswert, insbesondere der Film!
Wir
folgen der 15 in Richtung Süden, teilweise den Missouri entlang. Auf diesem
treiben Ruderboote mit Fischern, Ruderboote, keine Motorboote! In Helena, der Hauptstadt
des wunderschönen Montana bestaunen wir eine richtige, nahezu gotische
Kathedrale, vor der wir parken. Ein richtiger Typ kommt auf uns zu und bietet
uns an, auf seinem Grund zu übernachten!
Und dann das riesige Capitol, an dem man Ende des 19. Jh. 10 Jahre
gebaut hat. Immerhin hat Montana heute noch nicht einmal eine Million Einwohner
und das bei der Größe Deutschlands.
Wir
kommen immer weiter in die Rocky Mountains, die Landschaft ähnelt manchmal dem
Altmühltal, manchmal dem Schwarzwald und zum Schluss den südlichen Tauern, aber
kaum Menschen oder Siedlungen. Wir schrauben uns zweimal auf 2000m hoch, die
Temperatur wird dann einstellig, in Helena hatten wir noch 22 Grad. Manchmal
fällt ein wenig Regen, die Tropfen klatschen aber wie Nassschnee auf die
Scheibe. Sollte der geneigte Leser die Strecke fahren, wir empfehlen anstatt
der Interstate den alten Highway, der sich noch enger an den Missouri schmiegt.
An
einem Aussichtspunkt kocht Irmi Espresso, ich stehe vor dem Wagen und werde von
US-Amerikanern angesprochen und in den USA begrüßt. Wir freuen uns, war meine
Antwort, kann mir jedoch die Story mit der Border Control in abgemilderter Form
nicht verkneifen und ernte zum ersten Male Zustimmung!
Auf den Spuren von Lewis und Clark
Sonntag, 17. Juni 2012
In die Badlands und weiter in die USA
15.06.12
Es
hat die ganze Nacht sehr stark geregnet, was einem ruhigen Schlaf nicht
dienlich war. Als ich das Moped abspritze, kommt die Sonne heraus. Wir fahren
nach Osten, die Straßen sind abgetrocknet, leider keine Unterbodenwäsche durch
Regen. Unser Ziel ist Drumheller, dort sind die größten Dinosaurierfundstätten
der Welt. Präsentiert werden die
wirklich beeindruckenden Funde, so das Skelett eine Theranosaurus Rex im Tyrrell-Museum,
das ein absolutes Muss ist. Danach fahren wir im Tale des Red Deer River zu den
Hoo Doos, eine Art Erosionskegel mit steinernem Deckel oben darauf. Der River
hat sich seit der Eiszeit hier eingegraben und dabei die Schichten der
Erdgeschichte freigelegt, die an den Hängen des Flusstales zu bewundern sind.
Millionen von Jahre blicken einen sozusagen an. Was von der Erosion nach untern
gewaschen wird, sieht aus wie Sand, ist aber vulkanischer Staub, der nass wie
Schmierseife ist, was uns bei der Suche nach einem freien Stellplatz zum Umkehren
gebracht hat, der viele Regen hat das Zeug auf eine Sandstraße gespült, die ich
nach wenigen Metern unter größter Vorsicht rückwärts wieder verlassen habe. Auch
auf dem Campingplatz bin ich rückwärts wieder aus der Wiese heraus, sonst wären
wir abgesackt, so nass war der Boden.
16.06.2012
Weiter
geht es bei gutem Wetter nach Süden, unser Ziel ist der Provinzpark „Writing On
Stone“ am Milk River, eine alte indianische Kultstätte. Es wird immer wärmer
und von den Rocky Mountains bläst der
Föhn, dass ich die Böen deutlich im Lenkrad spüre, zeitweise sogar die
Geschwindigkeit reduzieren muss. Sie sind ca. 200km weit weg, trotzdem
sichtbar. Kurz vor dem Park lesen wir „Campground full“ und wollen es nicht glauben,
doch es ist so, es ist Wochenende. Man verweist uns auf einen 20 km entfernten
Platz, Übernachten auf der Day Use Area, unmöglich, auch, wenn da keiner ist.
Frustriert fahren wir die Runde zum Ausgang, dabei entdecke ich einen freien
Platz und bleibe stehen. Sofort werden wir gefragt, ob wir den Platz haben
wollen. Gerne! Eine Gruppe hat vier Plätze reserviert, ein Auto ist nicht
gekommen. Stefan aus Calgary, er spricht perfektes Deutsch, managt alles für
uns. Danke, Stefan! Er kann sich von unserem Auto kaum trennen, wir klettern
sogar auf das Dach! Wir machen noch einen ausgedehnten Spaziergang durch die
Hoo Doos und an den Milk River, der seinen Namen vn seinem milchig weißem
Wasser hat. Ein schöner Tag und ein noch schönerer Abend mit Campfire, das
letzte Holz muss weg vor der Grenze zu den USA.
17.06.12
Endlich
mal Frühstück im Freien im T-Shirt und kurzer Hose! Danach geht es über
Sandstraßen durch die Prärie zu einem kleinen Übergang in die USA, Aden. Doch
der ist zwar offen, aber kann keine Einreiseprozedur durchführen. Der Grenzer
ist sehr sympathisch, er hat ein Schild aufgestellt, in welcher Richtung die
Schweiz liegt, dort wohnen Freunde, 4866 Meilen entfernt. Die Einreise wäre sicher kein Problem
gewesen. So aber umdrehen, die Kanadier haben natürlich Langeweile, fragen uns
aus und wollen dann auch das Auto sehen, aus Neugier. Es sei ihnen gestattet.
Dann 45km zurück durch die Prärie zum Hauptübergang. Und wieder haben wir einen
mürrischen, aber korrekten Beamten. Es gibt kurz Verwirrung, weil
offensichtlich das Ausreisepapier von der Condor nicht korrekt an dem Amerikaner
weitergegeben wurde. Dann sind wir erleichtert in den USA, für Auto und Inhalt
hat sich keiner interessiert, auch nach Geld wurde nicht gefragt. Es geht fast schnurgerade
nach Süden, es bläst weiter der starke Wind aus den Rockys, jetzt noch wärmer.
Manchmal haben wir geschätzte 200 km Sicht von Westen nach Osten. Manchmal
regnete es im Westen und im Osten und wir fahren in der Sonne der Sonne
entgegen, und dazu ständig wechselnde Wolkenbilder. Mit Worten kaum zu
beschreiben, es sei denn, man ist Goethe, bin ich aber nicht. In Shelby tanken
wir Diesel und US-Dollar und gehen bei Pizza-Hut zum Essen, da bleibt leider
eine Fleece-Jacke von Irmi liegen. In Great Falls überqueren wir den Missouri,
um dann auf dem Koa-Campground stehen zu bleiben.
Reiseroute in die Badlands und die USA
Donnerstag, 14. Juni 2012
Calgary und dann zum Rodeo
14.06.2012
Als erstes
geht es zur Dump-Station, um Abwasser abzulassen und den Toilettentank zu
entleeren. Dort warten bereits mehrere vor uns, obwohl es vier parallele Reihen
gibt. In der Hauptreisezeit kommt es sicher hier zu langen Wartezeiten, der Platz
hat fast 400 Stellplätze und die meisten stehen hier nur ein oder zwei Tage,
also viel Abreiseverkehr. Die amerikanischen Reisemobile haben fast alle fest
installierte Toilettentanks, die über einen dicken Schlauch entleert werden. An
der Klappe des vor mir stehenden Mobiles las ich das schöne Wort „body waste“,
das toppt noch die „digestive byproducts“. Man hat im amerikanischen Sprachraum
viele vulgärere und ordinärere Flüche, mehr als im Deutschen. Aber wenn es um
die Beschreibung der natürlichen Vorgänge insbesondere des Körpers geht, da wird
sich so was von geziert.
Es geht
weiter nach Banff, einem wunderschönen Ort ohne sichtbare Stromverkabelung.
Nach der Ortsbesichtigung und McDoof entspannen wir noch eine halbe Stunde in
den heißen Quellen, länger hält man es bei 39 Grad nicht aus im Thermalwasser.
Auf die Fahrt mit der Seilbahn verzichten wir, das Ticket zu $40 pro Person für
die paar Höhenmeter finden wir unverschämt. Verglichen dazu müsste die
Rauschbergbahn € 100 verlangen. Überhaupt kommt mir die Nationalparkverwaltung
vor wie ein Abzocker. Kleines Beispiel, der Eintritt in die Thermalquellen
kostet $7,50, der eine Dollar für den Kleiderschrank ist kein Schlüsselpfand
wie bei uns, nein, er verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Das sagt aber keiner
vorher, man wird lediglich gefragt „do you have your Loonie for the locker?“
Wir
verlassen den Park in Richtung Osten auf dem superbreiten und superguten Highway
1. In dem schönen Ort Canmore (auch ohne sichtbare Verkabelung), außerhalb des
Parks, kaufen wir am Wegesrand ein wenig
ein, ein wirklich schöner Ort. So nach 60km werden dann die Berge im
Rückspiegel immer kleiner und dann taucht Calgary vor uns auf. Was wir erst für
Industrie hielten, waren die olympischen Sprungschanzen. Wir quälen uns auf dem
Highway 1 in Richtung Osten. Obwohl Nr. 1 ist er nicht kreuzungsfrei und grüne
Welle ist eh unbekannt.
Der Tag
endet bei milden Temperaturen am Campfire.
13.06.12
Mich hat in
der Nacht mal wieder das Getute der Eisenbahn zur Weißglut gebracht, Irmi
meint, sie hätte nichts gehört. Manchmal habe ich den Eindruck, die Lokführer
tuten nachts extra lang und oft. Wenn sie schon nicht schlafen können, sollen
es alle anderen auch nicht.
Nach einem
Frühstück im Freien fahren wir in Richtung Calgary, stellen das Auto auf dem
Parkplatz eines Einkaufscenters ab und besteigen die Straßenbahn. Auf
Regenjacken verzichten wir, leider. In der Straßenbahn schaue ich mir einen
Inder der Sikh-Kaste an, mit gezwirbelten Bart und Turban. Fast wie die Bayern,
schießt es mir in den Kopf, komischer Bart und darüber komischer Hut.
Die
Innenstadt unterscheidet sich wenig von z.B. Montreal, mit Ausnahme, dass es
keine Fußgängerwege unter der Erde gibt, sondern elevated boardwalks, d.h. die
Gebäude sind im 2. Stockwerk miteinander verbunden. Dann beginnt es zu regnen.
Vorerst stört uns das nicht, denn wir schauen uns in einem Restaurant das Spiel
Deutschland-Holland an. Wir sind erstaunt, dass viele Kanadier das auch tun. Auch
die Spielkommentierung in der Halbzeit ist auf erstaunlichem Niveau. Leider
regnet und donnert es auch nach dem Spiel noch, sodass wir auf weitere
Besichtigungen verzichten und in Richtung Innisfail starten. Dort beginnt
morgen ein Rodeo und wir wollen wenigstens ein bisschen schnuppern, wie das so
ist. Auf dem Weg dorthin tanke ich für $1,10 den Liter Diesel, absoluter
Niedrigpreis bisher. Alberta ist das Land, in dem die Straßen tunlichst keine
Kurven zu haben haben. Alle gehen nach Norden, Süden, Osten oder Westen, das Land
ist zwischen den Straßen wie ein Schachbrett, auch fast so eben. Also geht die
Fahrt exakt nach Norden.
14.06.12
Am Morgen
komme ich auf die Idee, die Kardanwelle abzuschmieren, denn das Wetter ist
super und der Boden trocken, auf dem ich unter das Auto kriechen muss. Und sie
hatte es auch nötig. Da ich nun ohnehin den Blaumann anhatte, habe ich auch
noch den Toilettentank kontrolliert und siehe da, die Zuhaltung ist zum Teil
abgebrochen. Kein Wunder, dass es in der letzten Zeit ein wenig roch. Ich
wechsele den Tank aus, Gott sei Dank haben wir letztes Jahr einen kompletten
Reservetank im Flieger mitgeschleppt. Per Mail bestelle ich das Ersatzteil. Nun
bin ich endgültig angefressen über die Qualität von Thetford, was die sicher
nicht stört. Irmi meint, wir sollten mit dem Moped zum Rodeo fahren, also haben
wir auch dieses aktiviert und oh Wunder, es sprang sofort an. Und das nach mehr
als acht Monaten am Heck. Respekt! Ich hatte schon befürchtet, den Vormittag
mit Reanimation verbringen zu müssen. Dann habe ich noch das Dach vom Staub befreit,
die Blütenreste habe ich nicht abbekommen, die kleben „wie Sau“. Da muss ich wohl
mit der Spachtel ran. Zum Duschen bin ich dann in den Waschraum. Der ist, kaum
zu glauben am Boden und zum Teil an den Wänden gefliest und sehr sauber, hat
heißes Wasser und ist kostenfrei. Amüsieren tun mich die Kabinen, die wurden
wohl vom örtlichen Schmied gebaut aus 50mm Vierkantrohr, das hält auch eine Stampede
aus. Nun sitzen wir bei McDoof und surfen und um fünf geht es zum Rodeo, wir
sind gespannt!
Um
22:00 sitzen wir Gott sei Dank wieder im warmen Auto, aber der Reihe nach. Das
offizielle Rodeo begann um 18:00, wir waren mit dem Moped bereits gegen 16:00
dort, ca. 10km vom Campingplatz weg, leichtsinnigerweise in leichter
Bekleidung. Es wurde dunkler am Himmel, wir ergatterten noch zwei Plätze, die
regengeschützt waren. Das Reiten von Jugendlichen um drei Tonnen herum dauerte
bis ca. 17.00 und fand noch ohne Regen statt, der aber bald einsetzte. Neben
uns saß die „Miss Rodeo Canada 2012“ samt Anhang, die kleine Schwester hat das
Rennen gewonnen, entsprechend Stolz waren Vater und Opa. Um 18:00 ging es dann
los mit Formationsritten im strömenden Regen, es wurden die Flaggen der
Sponsoren gezeigt. Dann ritten Kinder von fünf bis acht Jahren auf Schafen, die
meisten fielen schnell in den Matsch, die ganz Kleinen wurden vorher herunter
geholt. Die Schafe wurden von einem Border Collie zusammen gehalten, dessen
intelligente Arbeit zu sehen war eine Freude. Wir froren jämmerlich und als der
Regen ein wenig nach ließ beschloss ich, jetzt wird zum Auto gefahren. Es war
dann nicht ganz so schlimm wie Ottawa, aber kälter. Und dreckiger, denn ein
Großteil des Weges ist Matschstraße, so sahen meine Hose und das Motorrad dann
aus. Ich habe mich dann warm angezogen und bin mit dem Auto zurück zum Rodeo,
Irmi ist im Auto geblieben und hat sich aufgewärmt.
Auf
dem Rodeo wurde abwechselnd gezeigt „Reiten auf dem wilden Mustang, buckle up“
mit und ohne Sattel und „Kälber einfangen mit Lasso“, alleine oder zu zweit.
Beim Kälbereinfangen alleine war imponierend, wie blitzschnell die Jungs aus
dem Sattel waren und das Pferd dann sofort stehen blieb. Keine zehn Sekunden
und das Kalb lag gefesselt an allen vier Beinen im Matsch.
Beim
buckle up muss sich der Reiter acht Sekunden auf dem Rücken des wild
springenden Pferdes halten, wie gut er das tut, wird mit Punkten bewertet,
ebenso, wie gut das Pferd sich wehrt gegen den Reiter. Mir tat schon beim
Zuschauen alles weh, einer der Akteure soll sich auch das Handgelenk gebrochen
haben. Es ist aus meiner Sicht eines der härtesten und gefährlichsten
Sportarten, die ich gesehen habe. Unglaublich, wie manche aus dem Sattel
fliegen und doch sofort wieder aufstehen und, wenn auch humpelnd vom Platz
gehen. Die Reiter im Übrigen bekommen kein Startgeld, nur die jeweils drei
Besten jeden Runs bekommen Preisgelder, ein hartes Brot.
Irmi taucht wieder auf und verkündet, sie hätte zwei Grog
getrunken und das Abendessen gekocht, jetzt sei ihr wieder warm. Nachdem auch
sie noch einige schöne Ritte und auch Abstürze gesehen hat, verschwinden wir
ins warme Auto, fahren zum Platz zurück und machen es uns gemütlich. Ein Grog
für mich ist auch noch da.
Motorrad
und Auto sehen aus „wie Sau“, mal sehen, wie und wann ich die braunrote Pampe
herunter bekomme.
Das
Rodeo dauert im Übrigen bis Sonntag mit immer den gleichen Wettkämpfen, die von
den Einheimischen detailliert verfolgt werden, alles wird in Tabellen notiert
und fachkundig kommentiert. Am Samstag gibt es noch eine Parade durch das
Örtchen und Samstag und Sonntag gibt es noch Shows zwischen den Wettkämpfen.
Ein Tageticket kostet $20, für die gesamte Veranstaltung $80, dann darf man auf
dem Gelände campen. Zur hundertjährigen Stampede in Calgary ist es viel, viel
teurer, aber seit langem ausverkauft. Uns hat der Einblick gereicht.
Unser Trip die letzten Tage
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