Sonntag, 5. Juni 2011

Wir stehen am St. Lorenzstrom und warten auf die Fähre

03.06.2011

Der Morgen ist kalt als wir in Richtung USA aufbrechen, den gestauten St. John River entlang. Wir fahren an wunderschönen Grundstücken mit Seeblick bzw. eigenem Steg vorbei, teilweise „on sale“. In Nackawic holen wir das erste Mal Bargeld aus dem Automaten, es funktioniert ähnlich wie in D. Vor der Bank stehen zwei Frauen und verkaufen gegrillte Bratwurst, wir gönnen uns je eine, Stückpreis $4. Sie erzählen uns, dass der Stausee im Winter zufriert und ein phantastischer Spielplatz für Iceskating und Skidooing sei. In Woodstock (nein, nicht DAS Woodstock) verlassen wir den Highway in Richtung USA.
An der Grenze brauchen wir 30min bis alles erledigt ist. Der Grenzer war freundlich aber korrekt. Ein über die 90 Tage hinausgehendes Dokument hat er aber nicht ausgestellt. Nun gut, brauchen wir auch nicht. Es wurde das Auto (jedes) automatisch fotografiert, Fingerabdrücke genommen und ein Bild für das Besucheralbum der USA gemacht. Und die üblichen Fragen nach woher, wohin, warum, wie viel Geld hat man dabei, will man in den USA arbeiten, haben Sie Waffen dabei, Gemüse, Fleisch, Obst, Pornos usw. usw. Und dann muss man noch $6 Eintritt pro Person bezahlen. Die Einreise nach Russland war einfacher. Eine Inspektion des Autos wurde angekündigt, aber nicht durchgeführt.
Dann zum Tanken, der Diesel ist hier ca. 15 Cent billiger als in Kanada, er kostet umgerechnet €0,80. Ein reger Tanktourismus ist im Gange, die Preise werden in Gallones und Liter angegeben. Aus welchen Gründen auch immer wird eine Kreditkarte von mir nicht akzeptiert, die andere problemlos.
Wir fahren in Richtung Presque Isle. Was ist anders in USA gegenüber CA? Die Straßen sind besser, die Häuser größer und es steht noch mehr motorisiertes „Gedöns“ vor den Häusern als in CA. Und es ist urbaner.
Ich bin ein wenig enttäuscht von Maine, ich hatte so das Bild im Kopf, es sei die Schweiz der USA, ist es aber nicht. Es gibt eher mehr verkommene oder aufgelassene Häuser als in CA und der White Trash ist auch hier präsent mit seinen vollgemüllten Grundstücken und verkommenen Häusern. Auch hier stehen trotzdem neue Autos vor der Türe.
Presque Isle hat wenig Wintersportfeeling. Wir finden die Biathlonarena, die im Sommer noch trauriger aussieht als im Fernsehen im Winter. Ich entdecke beim Zurückgehen zum Auto, die frisch aufgesteckte Flagge der USA samt Stock ist weg.
Wir beschließen, auf die zweite Biathlonlocation Fort Kent zu verzichten und unverzüglich wieder nach Kanada zu fahren. An der Grenze freundliche Korrektheit und eine sehr oberflächliche, eher neugierige Inspektion des Autos. Wir fahren nach Norden in Richtung Mount Carlton. Es regnet und es ist nur noch 7 Grad. Dabei wäre die Tour den Fluss entlang so schön. In Plaster Rock finden wir auf einem Gemeinde-Freizeitplatz einen geeigneten Stellplatz und machen Schluss für heute. Es gibt gebratenen Schellfisch mit Kartoffeln und ein Bier. Was ein Glück, dass wir nicht auf die örtliche, hamburger- und pizzaorientierte „Gastronomie“ angewiesen sind.
Die Temperatur sinkt weiter, aber uns stört das jetzt nicht. Unser Wohnmobil ist schön warm, es läuft leise 50er Jahre-Rock vom iPod und es gibt ein Glas chilenischen Rotweines.
Die Wetteraussichten für morgen sind besser.

04.06.2011 Ein Tag der Flora und Fauna

Es waren zwar abends noch einmal Neugierige da, aber die Nacht war ruhig. Morgens fragte ein älterer Kanadier, wann denn das Frühstück fertig sei, andere ignorierten uns.
Wir bunkern Wasser und „dumpen“, also entsorgen unseres Abwassers und dann geht es los. Wir bummeln in Richtung Norden, Squirls und ein Waschbär kreuzen unseren Weg, ebenso zwei junge Karibus. Wir entdecken eine Biberburg neben der Straße und dann einen mindestens zwei Metern hohen und mehr als 100mtr. langen Biberdamm.
Wir fahren durch Dörfer und sehen doch kaum ein Haus, nur Hausnummern an Einfahrten und dann die unverzichtbare Kirche irgendeiner uns unbekannten Glaubensrichtung.
Im Mount Carleton Provincial Parc halten wir an und wandern auf diesen Mount, eine Dreistunden-Tour auf 840m Höhe, der höchste Berg von New Brunswick. Der Weg ist steinig, eigentlich gehen wir in einem Bachbett und manchmal auch im Wasser. Es erinnert mich an den Aufstieg zum Lusen im Bayrischen Wald. Auf dem Gipfel steht ein alter Feuerwachturm, die Aussicht ist super.
Unten wieder angekommen scheint endlich die angekündigte Sonne und schon fallen die Mücken über uns her. Kaffee trinken im Freien ist nicht. Ich entdecke, dass der Auspuff schief hängt, eine Halterung ist gebrochen. Nichts tragisches, aber nächste Woche ist Werkstatt angesagt.
Auf dem Rückweg aus dem Park heraus läuft uns noch ein junger Schwarzbär über den Weg, zu schnell für ein Foto. Und dann ist da noch der halbzahme  Fuchs bei den Parkrangern.
In Saint Quentin, hier spricht man französisch und alle Beschriftungen sind so, kaufen wir ein und „fischen“ ein freies Internet für einen kurzen Ausflug in die Welt der Nachrichten.
Kein Campground weit und breit, ich entdecke „Chalet und Bar“ und biege ab. Der Besitzer -er spricht kein Englisch- gestattet uns, vor seinen Chalets an einem Bach zu übernachten. Wir besuchen ihn in seiner Bar und bestellen zwei Pastis.  Das Getränk ist ihm unbekannt, also trinken wir Bier. Die französisch sprechenden Kanadier sind halt doch Kanadier, keine Franzosen. Irmi redet mit ihm über die Saison und Gott und die Welt und stellt hinterher fest: Es ist mir schleierhaft, warum Kanada bei Pisa so gut abschneidet. Der weiß nicht, wo Schweden liegt.
Wir ziehen uns in unser Auto zurück, es gibt Steaks und Rotwein.  Irmi backt noch einen Kuchen, damit wir beim nachmittäglichen Espresso nicht auf die pappig süßen Supermarktcakes angewiesen sind.  Da wir das Backpulver vergessen haben, kommen in Wasser aufgelöste Magnesiumtabletten als Ersatz rein, ich werde berichten, wie das schmeckt. Aufgegangen ist der Kuchen auf jeden Fall.
Vieles ist hier für unseren Geschmack einfach zu süß, auch das Bier. Reisen im eignen Wohnmobil hat einfach etwas, aber eine eigene Brauerei ist leider nicht vorhanden. Sauna auch nicht, leider. Wir sollten Lotto spielen, um das nächste Wohnmobil entsprechend ausstatten zu können.



Mal wieder, was uns an Kanada auffällt:
Warum ist hier Ahornsirup doppelt so teuer wie kanadischer Ahornsirup in Deutschland?
Warum sind hier Papierprodukte  (Küchenpapier, Toilettenpapier) doppelt so teuer wie in Deutschland?
An allen Ecken sind Spender mit Desinfektionsflüssigkeit aufgestellt, super.

05.06.2011


Das Wetter hat sich gebessert, wir frühstücken mal wieder draußen und ärgern uns dann über die Mücken, die beim ersten Sonnenstrahl auftauchen. Unser Gastgeber genießt seine Morgenzigarette auf seiner Terrasse und seine kleine Hündin Daisy, selten hat ein Hundenamen so gut gepasst, macht uns einen Besuch und holt sich ein paar Streicheleinheiten ab. Aber auf die Hinterbeine wie gestern zu Begrüßung stellt sie sich leider nicht. Wir verabschieden uns und bummeln ganz gemütlich erst durch die Ausläufer der Apalachen und durch die Gaspé-Halbinsel den Matapedia-River aufwärts in Richtung Norden, St. Lorenz River, en francais Fleuve Saint-Laurant (hört sich fast an wie ein Weinname).  Die Straße ist zum Teil schnurgeradeaus und dementsprechend hat es steile Abfahrten und dann wieder steile Anstiege. Wenn freie Sicht ist, lasse ich den 1017 laufen, so schnell war der noch nie!
An der Grenze zur Provinz Quebec (nach der Überquerung des Patapedia-River) steht ein Schild mit dem Hinweis, dass LKW nur 110km/h fahren dürfen. Na, da war ich ja nur wenig darüber.
Quebec ist anders als NS oder NB. Ein Teil der Häuser wirkt sehr französisch, es sind oft Gärten angelegt und auch Zäune sind vorhanden. Der Rasen ist nicht so großflächig gemäht wie bisher. Die Friedhöfe sind eher so wie bei uns, Gräber mit Blumenschmuck und nicht wie in Maine, Grabsteine mit der wehenden US-Fahne darauf.
Zusätzlich zu den sonst üblichen fahrbaren Untersätzen stehen hier noch Boote vor der Türe.
Wir erreichen Matane am St. Lorenzstrom und schlagartig sind wir im dichten Nebel, die Temperatur ist von 22 auf 10 Grad gefallen. Wir warten auf die Fähre, die um 17:00 ablegt sie braucht zwei Stunden an das Nordufer. Neben uns steht ein Truck mit laufendem Motor, so richtig sind die Dieselpreise noch nicht angekommen hier. Auf ein Schiff nebenan werden Güterwagons verladen.
Die Überfahrt kostet für unser Auto (8m lang) und uns zwei (Seniordiscount!) $137,80.
Die Überfahrt ist sehr ruppig, Irmi hat trotz Tablette mächtig zu kämpfen, die Arme. Nach zwei Stunden haben wir es überstanden und fahren, da es schon spät ist, unmittelbar einen Campingplatz an.
Beim Rangieren muss ich die Sperre einsetzen und wühle ein bisschen im Sand, was sofort Schaulustige anzieht. Ich komme mir vor wie auf einem Campingplatz in der Nähe des Ruhrgebiets, 80% Dauercamper mit der entsprechenden Mentalität, nur sprechen die hier ein unglaublich hartes Französisch. Wenigstens Internet hat er.





Das sind die Etappen der letzten Tage

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