In der Nacht hat es kräftig geregnet, gut für unser verstaubtes
Auto und Moped, aber sauber sind beide nicht geworden. Es ist kalt im Auto, nur
15°C, ich mache die Warmluftheizung an. Aber die bringt kaum warme Luft, ihr
ist wohl auch die Luft zu dünn. Also schalte ich sie wieder aus, damit ich die
nicht auch noch reparieren muss.
Ich tausche die Fäkalientanks, den einen habe ich vor Tagen
mit Reinigungsflüssigkeit gefüllt, durch das Geschauckel ist er sauber in allen
Ecken, hoffe ich. Nun ist der andere dran. In der Zwischenzeit haben sich die
Wolken verzogen und die Sonne brennt vom Himmel. Im Schatten ist es kühl, ca.
15°C, aber sobald man in die Sonne kommt, spürt man die ungeheure Kraft, die
sie in dieser Höhe entfaltet, fast wie Feuer auf der Haut.
Wir wandern den Kalvarienberg hinauf, ca. 200m über der
Stadt. Ganz stolz stellen wir fest, dass wir den steilen Berg schneller
erklimmen als die Einheimischen, nur die Kinder springen an uns vorbei und
rennen dann wieder den Berg hinunter, als sei das alles nichts. Wir jedenfalls
sind so schnell wie in den heimischen Bergen, also passen sowohl Kondition als
auch Höhenanpassung, immerhin ist der Berg 4100m hoch.
An jeder Kreuzwegstation werfen oder legen die Einheimischen
ein Steinchen auf den Sockel und beten. Auf halben Wege und oben warten
Schamane, die noch schnell alte, heidnische Zeremonien zelebrieren, doppelt
genäht hält halt besser. Der Blick von oben auf Stadt, See und Berge ist super
und wir genießen ihn geraume Zeit, die vielen, fremden Dinge, die um uns herum
geschehen, bringen zusätzliche Kurzweil.
So wird eine Marienstatue verehrt, indem man zu ihr hinauf
klettert, sie mit Konfetti bewirft und ihr Luftschlangen umhängt. Darum herum
sind Stände, an denen der übliche Kitsch verkauft wird, aber auch Spielzeugautos
und Spielzeughäuser.
Wir bummeln durch das Dorf, treffen unsere Nachbarn und
trinken gemeinsam Kaffee, wir jeder eine Schokolade. Auf dem Rückweg läuft uns
das Paar über den Weg, das mit dem eigenen Motorrad unterwegs ist, wir haben
uns in La Paz im Oberland beim Essen kennen gelernt.
Zum Essen gehen wir in das Hotel La Cupula, der Eigentümer
ist ein Deutscher, der hier seit zwanzig Jahren lebt. Er hat Kunst studiert und
baut hier sein Lebensgesamtkunstwerk. Jedes Detail ist von ihm entworfen, alles
ist sein Werk. Ein Haus hat die Form einer Schnecke, ein anderes ist eine
Kuppel, daher der Name. Fast alle Plätze sind reserviert, das Restaurant
genießt einen sehr guten Ruf, zu Recht, wie wir dann feststellen. Als wir mit dem Essen fertig sind, ein Rest Wein ist noch in
der Flasche, kommt ein junges Pärchen herein und sucht einen freien Tisch.
Setzt Euch zu uns, wir gehen gleich, sagen wir zu ihnen. Beim Plaudern stellt
sich heraus, die beiden kommen aus Hannover, Stadtteil Linden. Gute Weiterreise,
Euch beiden.
Im Auto trinken wir dann den Verdauungsschnaps und
beobachten das heraufziehende Gewitter.
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