Montag, 24. Februar 2014

Bei Regen in Richtung Ecuador



23.02.2014

Wir spazieren erst einmal durch das Dorf, mindestens fünfzig Buenas Dias erwidern wir, sehr freundliche Menschen hier. Das Dorf ist eine Mischung aus Spreewald, Neusiedler See und Bodensee. Die Häuser sind klein, erinnern aber an den alpenländischen Baustil, das Schilf am Ufer erinnert uns an den Neusiedler See und die vielen Kanäle an den Spreewald. Auf jeden Fall war es eine gute Entscheidung, den Abstecher hierher zu machen.

Leichter, aber stärker werdender Nieselregen bringt die Entscheidung, wir fahren. Gestern hatten wir mit dem Gedanken gespielt, den Aerius mal wieder zu Wasser zu lassen und hatten auch schon eine Einsetzstelle gefunden, doch bei dem Wetter macht das keinen Sinn, auch eine Bootsfahrt mit den Fischern nicht. Beim Überqueren des Passes regnet es dann richtig. Viele Amateurradfahrer im Renntempo kommen uns entgegnen, teilweise mit Begleitfahrzeugen, es scheint ein Amateurradrennen zu sein. Arme Kerle, im strömenden Regen bei 14° sich den Berg hochquälen zu müssen. Aber sie tun es freiwillig.

In Pasto soll es eine Werkstatt eines deutschen Mechanikers geben, Karl Koch heißt er. Am Telefon ist er nicht zu erreichen und an der angegebenen Adresse steht ein Hochhaus im Rohbau. Wir beschließen, das Dieselproblem in Ecuador zu lösen und fahren los, nun regnet es in Strömen. Die Straße ist rutschig, der sorglose Umgang mit Öl und Diesel hier fordert seinen Preis in Form von zwei Unfällen. Auf allen Pfützen und Rinnsalen schimmert Diesel bzw. Öl. Auch unser 1017 driftet in einer Linkskurve über die Vorderräder, also weniger Speed, insbesondere, wenn es eben ist, da bleibt die Sauce länger stehen.
Da hat Kolumbien noch ein massives Umweltproblem, aus den Bächen kann man hier nirgends Wasser entnehmen, auch auf dem Zufluss zur Lagune waren deutliche Ölspuren zu sehen.

Bergauf geht Vollgas, d.h. den Tempomaten auf 2500 Umdrehungen einstellen und dann im 2. oder 3. Gang fahren, je nach Steigung, macht einen Schnitt von unter 30km/h.

In Las Lajas nahe dem Grenzort Ipiales besuchen wir die Wallfahrtskirche, einen monumentalen Bau im gotischen Stil. Millionen von Menschen, überwiegend Indios, besuchen den Ort jährlich und viele körperlich Behinderte quälen sich die 150 Höhenmeter hinunter und wieder hinauf in der Hoffnung auf Heilung. Wir kommen uns vor wie in Lourdes oder Altötting, überall Devotionalienhändler, die den Menschen ihren Kitsch andrehen.
Eine Seilbahn ist im Bau, damit es die Alten und Kranken dann leichter haben.

In Ipiales stellen wir das Auto vor dem Zentrum b und gehen zu Fuß auf die Suche nach einem Internetcafé. Uns fallen einige Schnapsleichen auf, die einfach dort liegen, wo sie zusammengebrochen sind und ihren Rausch ausschlafen, niemand stört sich oder kümmert sich. Nach dem „Interneten“ trinken wir einen Kaffee in einer Bäckerei, es ist eine undefinierbare, graue Brühe mit scheußlichem Geschmack, eine Schande für das Kaffeeland Kolumbien.

Unser Tag endet, wie sollte es anders sein, im Regen auf dem Parkplatz eines Hotels 500m vor der Grenze.  Immerhin, es hat Internet.
Unser Standort 0.81656, -77.65846, 2800m hoch, 14°C und das kurz vor dem Äquator

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