Sonntag, 17. März 2013

Weiter bis Guerrero Negro am Pazifik



16.03.2013


Der Tag beginnt wieder trüb und kühl, wir fahren ein wenig sauer über das Wetter los. Die Strecke ist langweilig, so versuchen wir, Vokabeln zu lernen. In St. Quintin holt Irmi Geld und probiert die EC-Karte, sie funktioniert. Hinter St. Quintin biegt die MEX1 in Richtung Landesinnere ab, also weg vom Pazifik und schon scheint die Sonne und es wird angenehm warm.

Dann erleben wir die erste Militärkontrolle, natürlich will man in das Auto, das Staunen ist deutlich im Gesicht zu sehen. Da weder nach Pass noch sonstigen Papieren gefragt wurde, vermuten wir, es war reine Neugier. Ansonsten sind die Soldaten sehr freundlich.

Bei einem Fotohalt entdecke ich ein kleines Denkmal für einen hier tödlich verunglückten Fahrer eines Trucks. Nun, auf der ganzen MEX1 stehen gefühlt alle 2km Kreuze am Wegesrand, es wird hier häufig gestorben. Zum einen ist die Straße schmal und weit überhöht, ein Fahrfehler führt unweigerlich zum Überschlag, zum anderen fahren doch viele einen sehr halsbrecherischen Stil, auch die Trucks. Aber der Tod gilt ja in Mexiko als ein Teil des Lebens.




Beim Kaffeestop ist plötzlich ein dumpfes Geräusch im Auto, schwillt an, wird heller, wird weniger, geht weg, kommt wieder. Seltsam. Uns fällt auf, es verändert sich mit dem Wind. Und dann finden wir die Lösung: Die senkrechten Stäbe unserer Dachreeling sind oben offen wie eine Flasche  und der darüber streichende Wind erzeugt das gleiche Geräusch, wie wenn man mittels einer Flasche pfeift, also über die Öffnung bläst.  Das hatten wir noch nie, obwohl wir doch schon sehr lange unterwegs sind und auch schon viel Wind hatten.

Die Fahrt geht durch das Valle de los Cirios (Steinböcke), wo zwischen riesigen Granitbrocken ebenso riesige Kakteen stehen, ein landschaftlich sehr schönes Stück Straße. 



In der Ranchero Ines bleiben wir auf einem Platz stehen, abseits der MEX1 und damit sehr ruhig. Der Verkehr auf der MEX1 läuft angeblich die ganze Nacht, nicht sehr dicht zwar, aber die Trucks verzichten gerne auf jegliche Schalldämpfung, ein startender Airbus ist nichts gegen die. 



Den Gedanken, irgendwo in der Wüste zu übernachten, verwerfen wir, zum einen kostet der Platz mal gerade €5, die Leute hier müssen auch etwas an den Touristen verdienen und zum anderen hat es ein kleines Restaurant, das erspart Irmi das abendliche Kochen. Matilda, so heißt die Wirtin, macht uns Tacos con Carne, reichlich, dazu Bohnen und scharfe Sauce. Und  es gibt mexikanisches Bier, alles zusammen kostet 200 Pesos, also €12. Matilda ist die Mexikanerin wie aus dem Buch, dunkelhäutig, klein, kompakt und die Herzlichkeit in Person. Wir werden bei ihr morgen frühstücken, Eier mexikanisch. Kurz nach sechs sind wir fertig mit dem Essen, es ist kühl geworden, wir ziehen uns ins Auto zurück.




Auf dem riesigen Platz stehen noch einige Amerikaner, einer davon mit einem dreiachsigen, riesigen Bus. Die erste Tätigkeit nach der Ankunft war die Montage der Satellitenschüssel.  Hoffentlich nervt er nicht die ganze Nacht mit einem lauten Generator, der die noch lautere Klimaanlage betreibt.


17.03.2013

Der Amerikaner hat nicht genervt und die Trucks waren kaum zu hören. Zum Frühstücken gehen wir, wie geplant zu Matilda, es ist empfindlich kühl, nur 9°C und die Sonne kämpft mit dem Morgennebel. Irmi nimmt Eier mit Chorizo, einer scharfen Wurst und ich Eier mexikanisch, Rührei mit Zwiebeln, Tomaten und Paprikastreifen. Zu allem gibt es gekochte Bohnen (Frijoles) und natürlich Tortillas. Als Kaffee bekommen wir Neskaffee, seit Jahrzehnten haben wir den nicht mehr getrunken. Das schmeckt alles nicht schlecht, aber als Frühstück für uns eher gewöhnungsbedürftig. Wir beschließen, auf Frühstück mexikanisch in Zukunft zu verzichten, wenn möglich.  





Die Fahrt geht weiter durch die Kakteenfelder, es ist wenig Verkehr. Trotzdem ist es kein entspanntes Fahren, die schmale Straße und der Straßenzustand erfordern höchste Konzentration. Kurz vor Guerrero Negro, unserem Tagesziel gibt es noch einmal eine Militärkontrolle, diesmal wollte keiner ins Auto schauen.

Auf dem Malarrimo RV Park bleiben wir stehen und melden uns für den morgigen Tag zum Whale Watching an. Um diese Jahreszeit sollen hier die Grauwale ihre frisch geborenen Nachwuchs auf die Reise zum Polarmeer vorbereiten. Wir sind gespannt.

RV-Park ist eine hochtrabende Bezeichnung für betonierte Stellplätze im Ort mit Mauer darum herum, aber das Restaurant soll das Beste weit und breit sein und das Whale Watching startet hier. Wir bleiben ja nur kurz. Immerhin, es hat Internet!

Und dann bekommen wir noch Nachbarn aus Hannover. Gut, sie Leben seit über 50 Jahren in Vancouver und verbringen seit der Pensionierung immer den Winter auf der südlichen Baja, zum Surfen. Und so sehen sie aus auch, trotz siebzig! Well shaped, also gertenschlank und braun gebrannt. Der Kontakt ist nur kurz, sie wollen morgen um 6:00 los, um noch in Tecate über die Grenze zu kommen.

 





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