Unsere große Reise, beginnend in Halifax und endend in Montevideo, Uruguay
Dienstag, 12. Juni 2012
Weiter Regen und dann endlich Sonne!
10.06.12
Vorab, es regnet den ganzen Tag in zum Teil erheblicher Menge. Wir wandern etwa eine Stunde den Maligne Canyon entlang und staunen, dass trotz des miesen Wetters so viele Touris unterwegs sind, nicht nur Busse voller Japaner oder Deutsche mit Wohnmobil, die alle ein wenig angefressen schauen (die Japaner nicht), sondern auch Kanadier, die einen Ausflug machen. Wir bewundern mal wieder die Bandbreite der Bekleidung, es sind ca. 6 Grad und es regnet mäßig bis stark: Vom perfekt in Outdoor-Kleidung steckenden Deutschen und auch Kanadier (Gore-Hose, Gore-Jacke, Gore-Hut, Gore-Stiefel) bis hin zum offenherzigen T-Shirt mit leichter Strickjacke darüber, dazu Capri-Hosen und Flipflops kanadischer Teenager oder Fat Shoes mit überlangen Hosen japanischer Teenager, alles ist vertreten. Und alle müssen durch den Matsch! Das Schauspiel erheitert uns wenigstens. Der Canyon selber ist beeindruckend, insbesondere bei dem herrschenden Höchstwasserstand. Aber, wer die Partnachklamm in Garmisch kennt, kann den Hipe, den auch deutsche Reiseführer machen, nicht verstehen. Weiter dringen wir nicht ein in das Tal, es macht einfach keinen Sinn, weitere Stunden im Regen bei null Sicht zu wandern. Also ab nach Jasper, bei Lou Lou einen Kaffee trinken und ein wenig surfen. Ein junges Paar sitz uns gegenüber und isst eine dieser unessbaren Kombinationen aus Toast mit irgendetwas darauf, gebratenen Pilzen, Tomaten und natürlich Bratkartoffeln. Darauf haut dann der Kerl Ketchup und vor allem Tabasco in Mengen, die einfach unglaublich sind. Ich bin fest avon überzeugt, enn man ihm gekochte Sägespäne serviert, er merkt es nicht. Die Wetteraussichten ab Montag scheinen besser zu sein und so beschließen wir, die Icefield Road nach Süden und an die Gletscher heran zu fahren. Im Jonas Creek Campground (1570m) machen wir Schluss und hoffen auf besseres Wetter. Am Eingang steht ein handgeschriebenes Schild, ein junger, nicht aggressiver Grizzly sei in den letzten Tagen abends über den Campground spaziert, ohne dass es Zwischenfälle gab.
Noch ein paar Worte zum Thema Nationalpark. Ich finde es ziemlich unverschämt, bereits vor Jasper die Hand auf zu halten und selbst für das Fahren auf dem Highway und dem Aufenthalt in der Stadt $18/Person (Seniorrabatt!) zu verlangen. Und dann auf Campingplätzen, die nichts bieten als ein Trockenklo weitere 15$. Auf dem Rastplatz nebenan, der auch ein Trockenklo hat, darf man parken, kostenfrei, aber nicht übernachten. So summiert sich der Tag im Park auf mindestens $50, was ich als Abzocke empfinde. Das Leihkanu kostet dann noch einmal $30 die Stunde oder $90 am Tag, ebenso das Fahrrad. Der Rundflug ab $100/Person die Stunde, vorausgesetzt, es sind mindesten drei Teilnehmer, sonst wird es entsprechend teurer. Man kann hier viel Geld los werden. Und dann beschweren sich die Kanadier, dass der Tourismus nachlässt.
Unsere Nationalparks sind ähnlich aufwendig und trotzdem kostenfrei. Auch sonst, das bestätigen uns auch andere Reisende und Einheimische, ist Kanada teuer geworden, insbesondere Gemüse und Brot. Für ein Pfund (englisch, also 450g) Brot in für uns akzeptabler Qualität legen wir diese Jahr bis zu $5 hin und das bei einem Dollarkurs, der 15% schlechter ist als letztes Jahr.
11.06.2012
Es scheint tatsächlich die Sonne und der Icefield Parkway zeigt sich in seiner ganzen Pracht. Es ist mal wieder so, dass man alle paar hundert Meter stehen bleiben möchte zum Fotografieren. Die Dreitausender ziehen vorbei, einer schöner als der andere. Dann noch Bergziegen in der Wand direkt an der Straße und ein Bär ebenso direkt an der Straße, was will der Tourist mehr. Am Icefield Center, 2200m hoch, bleiben wir stehen und schauen zu, wie sich die Touristen mit Bussen zum Startplatz der riesigen Icefield-Explorer fahren lassen, die sie dann auf die Gletscherzunge bringen. Dort dürfen sie dann aussteigen und fünf Minuten auf dem Gletschereis spazieren gehen. Dieses zweifelhafte Vergnügen kostet $55. Wir folgen der Empfehlung des Reiseführers und stellen unser Auto 2km hinter dem Center ab und laufen auf dem Wilcox-Trail zu einem Aussichtspunkt ca. 200m über dem Center. Dort hat man einen noch besseren Überblick über die Gletscher und das Tal. Was uns wundert, die wunderbaren, schneebedeckten Hänge weisen nicht eine einzige Ski- oder Snowboardspur auf. Touren gehen mit Ski oder Snowboard scheint hier noch nicht üblich zu sein. Dann geht es hinunter nach Lake Louise (1550m). Bei der Abfahrt kommen uns immer wieder Radfahrer entgegen, die hier die sportliche Herausforderung suchen. Ich lasse das Auto mit etwas weniger als den erlaubten 70km/h ins Tal rollen und werde von einem Truck überholt mit knackiger Geschwindigkeit, der einen defekten Reisebus, einen großen mit drei Achsen, auf seinem Anhänger hat. schwankt zwar auf dem Hänger hin und her, aber das beeindruckt den Fahrer offensichtlich nicht. Der
In Lake Louise belegen wir den Campingplatz und zahlen noch einen Tag Parkgebühr und fahren dann hinauf zum Moraine Lake, einem Gletschersee. Es ist ca. 17:00, trotzdem ist der Parkplatz noch zu 60% belegt, der für Wohnmobile zu 80%. Wie mag es hier in der Saison zugehen? Laut Reiseführer gibt es dann ab spätestens zehn Uhr keine Parkplätze mehr. Wir entfliehen dem Trubel und wandern ans Ende des zum Teil noch gefrorenen Sees, selbst das Eis schimmert smaragdgrün. Es ist verständlich, dass hier jedes Jahr Millionen Menschen diesen Smaragd in den Bergen sehen wollen. Wir fahren hinunter zum eigentlichen Lake Louise. Loipenzeichen an der Straße deuten darauf hin, dass die Straße im Winter als Loipe hergerichtet wird, ein knackiger Aufstieg, dem dann eine noch knackigere Abfahrt folgt. Am Lake Louise haut es uns dann einfach um! Rummel wie am Königssee zur Hauptsaison, zusätzlich aber noch mit vielen Kanus auf dem See. Meist Japaner, die noch nie in einem Kanu saßen und dementsprechend verzweifelt mit dem Gerät kämpfen. Eine teure Lehrstunde, hier kostet das Kanu $40 die Stunde, für die halbe muss $30 hingelegt werden. Das Panorama ist zweifellos nicht mehr zu toppen, wir genießen ein paar Minuten auf einer Bank und flüchten dann in den Ort. Dort suchen wir vergeblich nach einem frei zugänglichen Internet, ein Restaurant wollen wir nicht aufsuchen. Auf dem Campingplatz dann genießen wir noch ein Glas Wein im Freien, auf Campfire haben wir verzichtet. Man muss dafür $8 bezahlen, eigenes Holz darf nicht verwendet werden. Man zieht den Touristen (Gäste ist hier wohl der falsche Ausdruck) das Geld aus den Taschen, wo es nur geht.
Neben uns steht Jim aus Texas, ein sehr sympathischer Herr von 72 Jahren, der sich von unserem Auto gar nicht mehr losreißen kann. Er fährt einen riesigen Truck mit einem noch größeren 5th-Wheeler dahinter. Ein Pärchen aus Schaumburg schaut noch vorbei, dann wird es zu kühl, um sich weiter draußen aufzuhalten. Den Rest der Flasche Wein gibt es dann im Auto.
Und da waren wir die letzten Tage
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