Donnerstag, 29. September 2011

Frust allerorten



28.09.2011

Der Morgen beginnt wie immer, die Standheizung wärmt das Wasser, den Koffer und das Auto. Dann tanken wir 100l Diesel, für sage und schreibe 1,62$ den Liter, aber es muss sein, die geschlossene Grenze nach USA hat meine Tankplanung völlig durcheinander gebracht. Dann Wasser, wofür zwei freundliche, alte Damen eisenhart 2$ verlangen. Wir fahren zu den Claims und sehen drei in Betrieb, mit schwerem Gerät wird Unmengen von Sand und Kies bewegt und mit viel Wasser gewaschen. Es waren und sind schon besondere Typen, die Goldsucher, nicht nur Abenteurer, sondern auch Spieler und wahrscheinlich auch in gewisser Weise süchtig, denn Zeit für ein ordentliches Zuhause hat man nicht und Körperpflege, wozu? Kommt alles, wenn man reich ist.  Man muss aber erst einmal viel Geld hinlegen, bevor man die erste Unze Gold gewaschen hat. Claims gibt es im Übrigen zu kaufen. An dem „öffentlichen“ Claim verfolgt uns ein Vogel auf Schritt und Tritt, er kommt wohl ohne Touris nicht aus. Uns fällt auf, das Auto heizt plötzlich nicht mehr. Ich fühle an den Schläuchen, tatsächlich, hinter einem Thermostat ist es nicht mehr so warm wie davor, das Ding ist defekt. Wir beschließen, das Problem zu ignorieren und holen einen elektrischen Heizlüfter, der immerhin 500W hat (Deine Idee, Michael, danke, super) und ausreichen sollte. Tut er aber auf die Dauer nicht, wie sich später herausstellt, er war ja auch nur als Ergänzung gedacht. Auf nach Inuvik, das Wetter sieht gut aus. Wir fahren den Dempster hoch bei Sonnenschein, welche Aussichten. Hinter unserem ersten Umkehrpunkt wird der Schnee auf der Fahrbahn mehr, teilweise ist die Schneedecke geschlossen. Vor der ersten größeren Abfahrt fahre ich bei einer Einmündung rechts heran, das Auto rutscht sofort wieder in Richtung Straßenmitte, die Fahrbahn hängt hier nach links. Ich steige aus und falle fast auf die berühmte Schnauze, so glatt ist der nasse Neuschnee. Ich will das Auto rückwärts in die Einmündung fahren, es gelingt mir nicht, es ist zu glatt, auch im Neuschnee, es rutscht immer weiter in Richtung Straße. Schießgefühl, wenn 10 Tonnen rutschen! Ich will den Allrad einschalten, der Knebel des Schalters ist weg, einfach weg, ich blicke fassungslos auf die Achse, die ich ohne Knebel nicht drehen kann. Wir suchen das gesamte Führerhaus ab, kein Knebel. Ich drehe dann mit einer Zange den Schalter auf Allrad und kann endlich das Auto kontrolliert bewegen. Die Straße ist unglaublich glatt, wo kein Schnee liegt, beginnt es zu gefrieren. Wir beschließen, Inuvik endgültig zu streichen und kehren zum zweiten Male um. 1400km bei diesen Straßenverhältnissen, das muss nicht sein und es ist weiterer Schneefall angekündigt. Insbesondere die Vorderreifen, die schon auf den nassen Sandstraßen nicht so prickelnd sind, stellen auf Schnee ein unkalkulierbares Risiko dar. Und ich hatte auch nie erwartet, dass Schnee auf einer Sandstraße so glatt werden kann. Dort, wo die Sandstraße glatt gefahren ist, also kein Kies liegt, ist sie schneebedeckt oder gefroren genau wie eine Asphaltstraße, durch das „Wellblech“ sogar noch schlimmer.
An Mile Zero angekommen, einer Tanke zu Beginn des Dempsters ist das Auto zentimeterdick mit Schlamm bedeckt, das Heck ist nur noch grau, auch das Mopedle. Als hätte man das Auto mit Spritzbeton angespritzt. An den Staukästen und an den Tanks hängt der Schlamm faustdick. Für die Reinigung mit einem Wasserstrahlreiniger (keiner, wie wir ihn kennen) knöpft man uns einen Dollar pro 1,5 min ab und dabei ist das Ding noch undicht und spritzt mich klatschnass. Als man dann für die Übernachtung noch zwanzig Dollar haben wollte, kann ich mir das f... y.. kaum verkneifen. Wir fahren bis Steward Crossing, der angekündigte Campground ist aber aufgegeben. Also übernachten wir in der Parkbucht des „Infocenter“, einer verkommenen Bretterbude und finden zu unserem Erstaunen ein ungesichertes Internet, geht aber nur mit meinem Superempfänger. Also lesen wir abwechselnd Zeitung und mailen an meinem PC. Morgen werde ich versuchen, die Heizung zu reparieren. Die Heizung des Koffers und damit auch das Warmwasser ist durch dieses Problem auch blockiert. 


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