Freitag, 30. September 2011

Mal wieder schrauben

29.09.2011


Ich stehe früh auf und baue in der Morgenkälte an der Heizung herum und nach 3 Stunden haben wir wieder warmes Wasser, auch die Heizkörper werden wieder warm. Nur, der Motor heizt nun nicht mehr den Koffer, ich muss dazu die Standheizung laufen lassen. Das Problem werde ich in Whitehorse angehen.
Während ich schraube, hält ein Kanadier an und fragt, ob er helfen kann. Ich bedanke mich und lehne ab. Wir fahren dann weiter nach Whitehorse, wieder durch die riesigen Waldbrandgebiete, eines davon hat mindesten 25 Straßenkilometer. In Whitehorse angekommen, sucht Irmi einen Waschsalon auf und ich lasse das Auto waschen. Für 70$ strahlt ein kleiner Inder (ohne Gummistiefel, ohne Arbeitskleidung) eineinhalb Stunden lang, der eingetrocknete Dreck hängt wie Beton und auf meiner Haut fühlt er sich auch so an, er brennt, als hätte ich mit blanken Händen Beton gemischt. Der Eigentümer der Waschanlage will mich gar nicht mehr gehen lassen, er möchte mit mir über die Rolle der Deutschen in der Währungskrise diskutieren und gemeinsam auf die doofen Amis schimpfen. Aber Irmi wartet und ich muss mich leider losreißen. Irmi beschließt, in Deutschland hat sie bereits Geburtstag und wir gehen zum Essen, hier „Fine Dining“ genannt, d.h. die Mädels im Service sind alle im kleinen Schwarzen oder Ähnlichem, die Gäste meist aber trotzdem in Jeans. Das Essen und der Wein waren gut. Und dann fahren wir um die Ecke und stellen uns zum ersten Male auf den Parkplatz von Wal Mart, wir sind nicht die Einzigen.


30.09.2011

Ich gehe das Heizungsproblem erneut an und habe es um 13:00 gelöst, die Details erspare ich dem geneigten Leser. Aber, alles Kühlwasser samt Frostschutz ist raus aus dem System so kaufe ich bei Canadien Tire, auf dessen Parkplatz wir stehen, 30 ltr. (ja, das sind andere Dimensionen als beim PKW) Frostschutz und fülle ein. Da taucht plötzlich ein Umweltscheriff auf, irgendjemand hat da wohl angerufen und fragt, was ich hier tue. Ich behaupte, ich hätte ein Leck im Kühler gehabt und das Auto wäre nicht mehr fahrbar gewesen. Die Versicherung, wir hätten nur Kühlwasser verloren und sonst nichts, beruhigt ihn ein wenig. Trotzdem nimmt er meine Personalien auf (Spiess, Frieder, Germany) und wird ein Protokoll schreiben, droht er. Von mir aus, ich bin fertig. Wir fahren los in Richtung Alaska. Wir treffen auf Waipitis, einer mit einbem mächtigen Geweih, leider sind sie sofort verschwunden, keine Bilde also. In Haines Junction sehen wir ein Schild „Bäckerei“ und gehen hinein. Es ist aber auch ein Restaurant und es gibt aber auch Bisonbraten, für den wir uns entscheiden. Schmeckte ein wenig nach Sauerbraten. Irmi trinkt dazu ein König Ludwig Weißbier! aus einem Weißbierglas und ich einen sehr guten Rotwein. Bedient werden wir von einem überaus freundlichen Menschen, der aus Barbados stammt, aber regelmäßig in Hannover ist und in Rotenburg a.d. Wümme. Wir parken für die Nacht vor dem Hotel nebenan, der freundliche Mensch aus Barbados organisiert das für uns, dort haben wir Internet. Der Sonnenuntergang über den ersten Gipfeln des Kluane National Parks ist gigantisch. Morgen früh gibt es frische Brötchen aus der Bäckerei, von einem Deutschen gebacken.


Donnerstag, 29. September 2011

Frust allerorten



28.09.2011

Der Morgen beginnt wie immer, die Standheizung wärmt das Wasser, den Koffer und das Auto. Dann tanken wir 100l Diesel, für sage und schreibe 1,62$ den Liter, aber es muss sein, die geschlossene Grenze nach USA hat meine Tankplanung völlig durcheinander gebracht. Dann Wasser, wofür zwei freundliche, alte Damen eisenhart 2$ verlangen. Wir fahren zu den Claims und sehen drei in Betrieb, mit schwerem Gerät wird Unmengen von Sand und Kies bewegt und mit viel Wasser gewaschen. Es waren und sind schon besondere Typen, die Goldsucher, nicht nur Abenteurer, sondern auch Spieler und wahrscheinlich auch in gewisser Weise süchtig, denn Zeit für ein ordentliches Zuhause hat man nicht und Körperpflege, wozu? Kommt alles, wenn man reich ist.  Man muss aber erst einmal viel Geld hinlegen, bevor man die erste Unze Gold gewaschen hat. Claims gibt es im Übrigen zu kaufen. An dem „öffentlichen“ Claim verfolgt uns ein Vogel auf Schritt und Tritt, er kommt wohl ohne Touris nicht aus. Uns fällt auf, das Auto heizt plötzlich nicht mehr. Ich fühle an den Schläuchen, tatsächlich, hinter einem Thermostat ist es nicht mehr so warm wie davor, das Ding ist defekt. Wir beschließen, das Problem zu ignorieren und holen einen elektrischen Heizlüfter, der immerhin 500W hat (Deine Idee, Michael, danke, super) und ausreichen sollte. Tut er aber auf die Dauer nicht, wie sich später herausstellt, er war ja auch nur als Ergänzung gedacht. Auf nach Inuvik, das Wetter sieht gut aus. Wir fahren den Dempster hoch bei Sonnenschein, welche Aussichten. Hinter unserem ersten Umkehrpunkt wird der Schnee auf der Fahrbahn mehr, teilweise ist die Schneedecke geschlossen. Vor der ersten größeren Abfahrt fahre ich bei einer Einmündung rechts heran, das Auto rutscht sofort wieder in Richtung Straßenmitte, die Fahrbahn hängt hier nach links. Ich steige aus und falle fast auf die berühmte Schnauze, so glatt ist der nasse Neuschnee. Ich will das Auto rückwärts in die Einmündung fahren, es gelingt mir nicht, es ist zu glatt, auch im Neuschnee, es rutscht immer weiter in Richtung Straße. Schießgefühl, wenn 10 Tonnen rutschen! Ich will den Allrad einschalten, der Knebel des Schalters ist weg, einfach weg, ich blicke fassungslos auf die Achse, die ich ohne Knebel nicht drehen kann. Wir suchen das gesamte Führerhaus ab, kein Knebel. Ich drehe dann mit einer Zange den Schalter auf Allrad und kann endlich das Auto kontrolliert bewegen. Die Straße ist unglaublich glatt, wo kein Schnee liegt, beginnt es zu gefrieren. Wir beschließen, Inuvik endgültig zu streichen und kehren zum zweiten Male um. 1400km bei diesen Straßenverhältnissen, das muss nicht sein und es ist weiterer Schneefall angekündigt. Insbesondere die Vorderreifen, die schon auf den nassen Sandstraßen nicht so prickelnd sind, stellen auf Schnee ein unkalkulierbares Risiko dar. Und ich hatte auch nie erwartet, dass Schnee auf einer Sandstraße so glatt werden kann. Dort, wo die Sandstraße glatt gefahren ist, also kein Kies liegt, ist sie schneebedeckt oder gefroren genau wie eine Asphaltstraße, durch das „Wellblech“ sogar noch schlimmer.
An Mile Zero angekommen, einer Tanke zu Beginn des Dempsters ist das Auto zentimeterdick mit Schlamm bedeckt, das Heck ist nur noch grau, auch das Mopedle. Als hätte man das Auto mit Spritzbeton angespritzt. An den Staukästen und an den Tanks hängt der Schlamm faustdick. Für die Reinigung mit einem Wasserstrahlreiniger (keiner, wie wir ihn kennen) knöpft man uns einen Dollar pro 1,5 min ab und dabei ist das Ding noch undicht und spritzt mich klatschnass. Als man dann für die Übernachtung noch zwanzig Dollar haben wollte, kann ich mir das f... y.. kaum verkneifen. Wir fahren bis Steward Crossing, der angekündigte Campground ist aber aufgegeben. Also übernachten wir in der Parkbucht des „Infocenter“, einer verkommenen Bretterbude und finden zu unserem Erstaunen ein ungesichertes Internet, geht aber nur mit meinem Superempfänger. Also lesen wir abwechselnd Zeitung und mailen an meinem PC. Morgen werde ich versuchen, die Heizung zu reparieren. Die Heizung des Koffers und damit auch das Warmwasser ist durch dieses Problem auch blockiert. 


Mittwoch, 28. September 2011

Es ging nicht wie geplant


27.09.2011

Es schneit bei -3 Grad und der Himmel ist tief und die Wetteraussichten schlecht für Inuvik (das –nu- wird lang gesprochen), wir drehen um und wollen dann über den „Top oft the World Highway“ nach Alaska. In Dawson gehen wir in die öffentliche Bibliothek, um Internet zu bekommen und ich erfahre über Google, der Grenzübergang ist schon zu. Die spinnen, die Amis. Was nun? Erst einmal ein Bummel durch Dawson, dann Lunchen in einer typischen Kneipe mit den dazu passenden Typen und dabei Kriegsrat. Wir beschließen, den Highway bis zur geschlossenen Grenze (106 km) zu fahren und dann halt wieder umzukehren.
Erst Einkaufen, der Store ist neben dem ehemaligen Puff, der mit einer Infotafel geehrt wird. „Einmal“ kostete 5$, die ganze Nacht 20$, wobei 5$ der Tageslohn eines Arbeiters für einen harten 12h-Tag war. In Dawson gibt es unter Verwaltung von Park Canada über 30 restaurierte Gebäude, die das Leben während der Goldrauschzeit zeigen. Weitere sind originalgetreu neu gebaut. Auch deshalb sind die Straßen nicht geteert oder gepflastert und die Bürgersteige aus Holzplanken. Auch fehlen die Strom- und Telefonleitungen in den historischen Straßen, wie schön! Die Bewohner sind überwiegend „Typen“, die Männer häufig mit Vollbart. Die Frauen tragen auch bei den herrschenden Temperaturen von 7 Grad noch keine Strümpfe, oft Flipflops, die Kinder samt Lehrerin rennen im T-Shirt ohne Jacke um die Schule.
Der Highway hat sich absolut gelohnt, die Ausblicke waren grandios. Die Straße war „closed“, wir sind trotzdem weitergefahren bis zur amerikanischen Grenzabfertigung. Hier hätten wir ein mit einem Bügelschloss versehenes Gatter auffahren müssen – wir haben es gelassen; wer weiß, welche Strafen Amerika sich für solche Vergehen ausgedacht hat.
Dazu haben wir noch zwei Stinktiere entdeckt, das eine hat die Straße nur unwillig geräumt. Sie sind halt gewohnt, dass alle einen Bogen um sie machen, deswegen kommen so viele unter die Räder. Ich halte, aber ein 60-Tonner bleibt auf dem Gas, was ich verstehe. Wir stellen das Auto mitten in Dawson auf einem Campground in Winterstarre ab. Morgen werden wir die Claims besichtigen (vielleicht liegt ja doch noch irgendwo Gold herum) und dann, wenn das Wetter es zulässt, doch noch nach Inuvik aufbrechen. Vielleicht klappt es ja mit der Geburtstags-Aurora für Irmi.

Dienstag, 27. September 2011

Auf zum Dempster Highway und nach Dawson


26.09.2011


Der Morgen ist sonnig, aber kalt, -3 Grad, es ist Reif auf dem Auto. Trotz der nicht so prickelnden Wetteraussichten fahren wir los auf dem Klondike Highway in Richtung Dempster Highway. Wir fahren durch riesige Gebiet, in denen es gebrannt hat, teilweise sind die Brände vor zwanzig Jahren passiert, aber immer noch deutlich sichtbar. Bis zu Mile Zero des Dempster Highway wird das Wetter immer bewölkter, zum Schluss regnet es und es ist Schnee untergemischt. Auf dem Klondike Highway sehen wir unseren ersten Grizzly, ein mächtiger Kerl, dem man auf offener Wildbahn nicht begegnen möchte. Und eine Elchkuh samt Kalb flüchtet vor uns weg vom Straßenrand. Als wir auf dem Tombstone Campground (Grabstein, hübscher Name für einen Campground) bei Kilometer 72 des DHW ankommen, schneit es leicht. Keiner da, wahrscheinlich auch nicht auf den nächsten paar hundert Kilometer. Bis hierher war der DHW problemlos zu fahren, wenig Schlaglöcher und fester Gravel (Kies, Sand). Der fehlende Wildstreifen und die beginnende Dämmerung bringen mich zu der Einsicht, 70 km/h langen, sonst „gingen“ sicher 80 Sachen. 

Sonntag, 25. September 2011

Autowaschtag und dann auf den Spuren der Goldgräber


23.09.2011

Autowaschtag

Es hat geregnet in der Nacht und der Morgen ist trüb und kalt, 5 Grad. Wir fahren nach Watson Lake, dem Ort mit dem Schilderwald. Ein heimwehkranker US-Soldat, der zum Bau des Alaska HW abkommandiert war, hat das erste 1943 aufgestellt, das seines Heimatortes. Viele haben es ihm gleich getan, angeblich sind es jetzt 63000, da muss unseres nicht auch noch hängen. Von den Kanadiern und USlern ausgenommen, überwiegen die deutschen Schilder deutlich, es gibt noch ein paar österreichische und nur einen holländisches entdecken wir, da ist Nachholbedarf, Mijnheer! In einem typischen Highwayrestaurant gehen wir zum Lunch und nehmen das Tagegericht, Fischsuppe mit irgendetwas, was sich dann als Sandwich mit Eisblattsalat und Roastbeef herausstellt. Wir werden nie begreifen, warum man ein süßes Pappbrot mit einem nackten Salatblatt belegt, Roastbeefscheiben dazwischen packt und dann das Ganze isst. Die Suppe mit viel Gemüse war hausgemacht und brauchbar. Wir fahren weiter, das Wetter wird schlechter und am Fahrbahnrand liegt Schnee, manchmal regnet es in Strömen. Die Temperatur sinkt bis auf bis zu 2,5 Grad. Immerhin, das Auto ist sauber, der ganze Dreck der Sandstraßen ist weg. Wir sehen kein einziges Wild, auch die haben wahrscheinlich die Schnauze voll von dem Wetter. Auf 1100m Höhe überqueren wir die Wasserscheide zwischen Nordmeer und Pazifik, kein Schild weist darauf hin, nur eine Lodge ist danach benannt. In Tagish, einem berühmten Ort zum Fischen, machen wir Schluss, Skagway in Alaska ist noch 100km entfernt.


24.09.11

Auf des Spuren des Goldes

Der Morgen ist kalt und auf den Gipfeln liegt Schnee, aber es scheint die Sonne durch die Wolken. Wir fahren durch die grandiose Landschaft. In Carcross, der Name kommt von Caribou Crossing, im September ziehen hier hundertausende von Karibus, wir sehen kein einziges.  Wir staunen über die Reste eines riesigen Raddampfers,  der um 1900 herum hier oben gebaut wurde, um Touristen über Lake Tutshi in Richtung Atlin zu bringen, zur damaligen Zeit eine Art St. Moritz des Nordens. Nach Carcross kamen sie mit der Eisenbahn, die ebenfalls in dieser Zeit bis Whitehorse gebaut wurde. Die Straße, auf der wir fahren, wurde erst 1981 in Betrieb genommen. Die Straße folgt in etwa einem der beiden alten Goldgräbertrails, am Lake Tutshi sind auch noch Reste der Minen zu sehen. Ein spektakuläres Infocenter am Yukon, der aber hier noch nicht so heißt, erzählt über die Goldgräberzeit. Sie sind zwar schon am Zusammenräumen, lassen uns aber trotzdem auf das Gelände und die Hängebrücke (Suspension Bridge) über den reißenden Yukon. Wir verlassen Kanada in Fraser (Bahnstadion) und fahren über den White Pass in die USA. Auf nur wenigen Kilometern geht es von 1000m Passhöhe hinunter nach Skagway auf Höhe Null. Irgendetwas habe ich an meinem Höhenmesser falsch gemacht, er zeigt in Skagway die Höhe -200m!!! an. Über die Einreiseprozedur nach USA verliere ich kein Wort, die spinnen einfach. Aber immerhin, das Auto wurde nicht kontrolliert. Von dem Fjord von Skagway aus sind die Glücksritter des Klondike Goldrausches losgezogen. Skagway ist zu vergleichen mit Geiranger in Norwegen, ein tief im Landesinneren liegender Fjord. Es ist aber auf dem Landwege nur von Kanada aus zu erreichen. Auch hier legen die Kreuzfahrer in Massen an, was man an den Unmengen von Bussen, die überall geparkt sind, sieht und den vielen Geschäften, die alles das Gleiche verkaufen, u.a. „loose Diamants“, also ungefasste Diamanten. Aber alle haben zu, Gott sei Dank. Irmi teilt diese Ansicht nicht! Mit der immer noch in Betrieb befindlichen Eisenbahn werden die Kreuzfahrer auch nach Carcross gebracht, auch der Ort lebt von diesen Touris. Wir bummeln durch Skagway, in einer Bäckerei trinken wir ausgezeichneten Cappuccino bzw. Mocca, leider aus dem Pappbecher. Auch der Kuchen ist super.  Zurück nach Kanada, also die 1000 Höhenmeter wieder hoch. Der Benz schafft das souverän, die Temperaturanzeige macht keinen Muck nach oben. Der kanadische Grenzer macht wenig Aufwand und winkt nach den Standardfragen durch, aber er fragt immerhin, woher wir kommen, bei der Auswahl!
Wir fahren bis Whitehorse, eigentlich müsste man an jeder Kurve stehen bleiben um zu fotografieren, so atemberaubend ist die Landschaft.

Der Norden im Herbst bei diesem Wetter, nicht zu überbieten, das kann der Sommer nicht bieten. Hoffentlich hält es noch eine Weilel.

Auf einem Provinzcampground bleiben wir stehen, es ist Samstag und viele Leute machen Picknick am Lagerfeuer. Auch wir setzen uns an unser Feuer (es hat 5 Grad) und hoffen auf Aurora, aber es kommt nicht.